2 Sep
Erfahrungsbericht von Sebastian S.

University of California, Santa Barbara

Stadt: Santa Barbara
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Physik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2012 bis 06/2013

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

1. Einleitung

Nach Abschluss meines dreijährigen Bachelorstudiums der Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München im August 2012 wollte ich mein Physikstudium unbedingt innerhalb eines Masterstudiengangs fortsetzen, am besten im Ausland. Der zweijährige Master in Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München ist unterteilt in zwei Semester Vorlesungen und zwei Semester Masterarbeit, wobei die Themen der Vorlesungen zum größten Teil individuell zusammengestellt werden können. Das nahm ich zum Anlass, das erste Jahr meines Masterstudiums von September 2012 bis Juni 2013 in den USA an der University of California, Santa Barbara (UCSB) zu absolvieren, mir die Vorlesungen von dort in München anerkennen zu lassen und anschließend meinen Master in München mit der Masterarbeit abzuschließen. Ende November 2011 erhielt ich vom DAAD die Zusage für ein Jahresstipendium, so dass mir dann noch neun Monate verblieben, um mich auf das Auslandsjahr vorzubereiten.

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2.1 Gepäckversand

Ich habe im Voraus kein Gepäck verschickt, sondern bin mit einem Koffer und einem Handgepäckstück angereist. Diese waren im Preis meines Lufthansafluges mit inbegriffen.

2.2 Geldtransfer

Bevor ich aus Deutschland abgereist bin, habe ich bei der DKB ein kostenloses Girokonto mit Kreditkarte eröffnet (http://www.dkb.de/privatkunden/dkb_cash/). Zusätzlich habe ich in den USA ein kostenloses Girokonto bei der Bank of America eröffnet. Mit der Kreditkarte habe ich dann monatlich für 2$ Gebühr am Geldautomaten Geld von meinem deutschen Konto abgehoben und in mein amerikanisches Konto eingezahlt. Dieser Weg scheint umständlich, ist allerdings um einiges schneller und billiger, als das Geld direkt vom Konto in Deutschland auf das Konto in den USA zu überweisen!

2.3 Visum

Die Beantragung des Visums kostet ca. 300€ und benötigt einige Zeit. Am besten informiert man sich auf der Internetseite der amerikanischen Botschaft, was für Formulare auszufüllen sind. Ich habe das F-1 Visum für Studenten erhalten. Dieses Visum lässt sich erst beantragen, nachdem man die Zusage für einen Studienplatz von der Universität in den USA bekommen hat, da man erst dann das Dokument „I-20“ erhält. Das „I-20“ spielt nicht nur bei der Visumbeantragung eine entscheidende Rolle, sondern sollte auch immer bei einer Einreise in die USA oder einer Ausreise aus den USA genauso griffbereit sein wie Reisepass mit Visum. Nach dem Ausfüllen aller Formulare und dem Erhalt der Belege für die Bezahlung der Gebühren muss ein Interviewtermin an einer der US Botschaften in Frankfurt, Berlin oder München je nach Wohnort vereinbart werden. Der persönliche Vorstellungstermin an der Botschaft dauert dann in der Regel ca. zwei Stunden inklusive aller Wartezeiten. Das eigentliche Visum wird dann per Post innerhalb von ca. 3 Tagen zugeschickt.


3. Verlauf des Studiums

3.1 Immatrikulation

An der UCSB, einer der Partneruniversitäten von College Contact, gibt es die Möglichkeit im Rahmen des „Open University Program“, welches von der UCSB Extension (2160 Kerr Hall, Santa Barbara, CA 93106-1110) verwaltet wird, als „visiting student“ für maximal ein Jahr Vorlesungen zu belegen. Sobald die Plätze an der UCSB für einen Studienbeginn im Herbst 2012 freigegeben waren, habe ich meine Bewerbung dafür Mitte Januar an College Contact geschickt, welche die Unterlagen noch einmal auf Vollständigkeit überprüften und dann weiter an die UCSB sendeten. Für die Bewerbung wurde ein TOEFL-Ergebnis von mindestens 80 von 120 Punkten benötigt, sowie eine Notenübersicht in Englisch aus dem bisherigen Studium und ein ausgefülltes Anmeldeformular, zugänglich auf der Website von College Contact. Zwei Wochen später habe ich die Zusage von der UCSB erhalten.

3.2 Studienbeschreibung

Das Studium an der UCSB unterscheidet sich deutlich von dem System, das mir aus München bekannt ist. Wie anfangs erwähnt, war ich über die UCSB Extension im Open University Program angemeldet. Um mich in die Vorlesungen einzuschreiben musste ich meine Kurse „crashen“: Während den ersten drei Wochen eines Quarters kann man beliebig viele Vorlesungen besuchen, sich ein Bild machen, ob einem die jeweilige Vorlesung gefällt und mit den Professoren abklären, ob man die jeweilige Vorlesung belegen kann. Nach drei Wochen muss man sich dann endgültig anmelden und für den Kurs die Gebühren zahlen. Dieses Verfahren mag sich kompliziert anhören, doch ich hatte nie ein Problem damit, meine PhD-Kurse zu bekommen. Die Kurse waren mit zehn bis zwanzig eingeschriebenen Studenten äußert klein, woraus ein hervorragender Kontakt zum Professor resultierte. Bei Fragen zur Vorlesung konnte man immer im Büro des Professors vorbeischauen und damit rechnen, dass sich der Professor viel Zeit für die Beantwortung der Fragestellung nimmt. Für die Vorlesungen mussten wöchentlich Hausaufgaben abgegeben werden, die benotet wurden und deren Durchschnittsnote mit 50% bis 100% in die Endnote des Faches einging. Dies führte dazu, dass man im Quarter viel Zeit mit Hausaufgaben verbrachte, um bei den Vorlesungen auf durchweg hohem Niveau nicht den Anschluss zu verlieren. Allerdings musste dafür am Ende des Quarters nicht mehr viel Zeit zur Vorbereitung auf die Prüfungen aufgebracht werden. Insgesamt habe ich an der UCSB exzellente Lehrbedingungen vorgefunden und aus den Vorlesungen sehr viel mitgenommen. Die Lehre scheint hier für die Professoren einen weit größeren Stellenwert zu haben, als dies in Deutschland der Fall ist. Zusätzlich sind die amerikanischen Physikstudenten um mich herum ohne Ausnahme sehr motiviert und leistungsbereit gewesen. Als nachteilig hat sich für mein Studium mein Status als „visiting student“ erwiesen, denn ich hatte nicht die Privilegien der amerikanischen PhD-Physikstudenten. Diese teilen sich in einem Gebäudekomplex ihre Büros, nehmen zusammen an Veranstaltungen teil und kennen sich dadurch alle sehr gut. Das hat dazu geführt, dass ich am Anfang des Studiums Probleme damit hatte, Lerngruppen mit amerikanischen Studenten zum Lösen der Übungsblätter zu organisieren und dass es recht lange gedauert hat, bis ich einige PhD-Physikstudenten besser kennen lernen konnte.

3.3 Fachspezifisches

Die nachfolgende Liste enthält eine Auswahl an Kursen, die ich an der UCSB belegt habe und an andere Studenten weiterempfehlen kann.
General Relativity: Dieses Fach habe ich zwei Quarter (Fall, Winter) bei Prof. Berenstein und anschließend bei Prof. Horowitz belegt. Es gibt einen umfangreichen Überblick zur Physik der Allgemeinen Relativitätstheorie und gehört zu den Spezialitäten der UCSB. Gerade Prof. Horowitz hat sehr gute, anschauliche Vorlesungen gehalten, war immer für Fragen ansprechbar und konnte in seinen Antworten sehr gut erklären. Die Note setzte sich in beiden Quartern zu 50% aus wöchentlichen Übungsblättern und zu 50% aus einer mittelschweren Abschlussklausur zusammen.

Quantum Mechanics: Dieses Fach habe ich zwei Quarter (Winter, Spring) bei Prof. Fisher belegt. Wer im Bachelor schon Quantenmechanik gehört hat, kann das Fallquarter auslassen, da es nochmal bei den Basics beginnt. Die folgenden beiden Quarter entsprechen einer fortgeschrittenen Quantenmechanik Vorlesung auf Masterniveau. Prof. Fisher ist ein leidenschaftlicher Physiker, der sehr gut Begeisterung an seinem Fach vermitteln kann, allerdings auch in den Vorlesungen manchmal vom Thema abdriftet. Zumindest unterhaltsam war trotzdem jede Vorlesung. Die Übungsblätter waren sehr gut gestellt mit vielen lehrreichen Aufgaben und teilweise sehr schwer. Die Note setzte sich in beiden Quartern zu 100% aus Übungsblättern zusammen.

Elementary Particle Physics: Dieses Fach habe ich im Fallquarter bei Prof. Richman belegt. Er hat sehr gute Vorlesungen gegeben und war immer für Fragen ansprechbar. Außerdem sehr darum bemüht, dass seine Studenten möglichst viel aus der Vorlesung mitnehmen. Die Note setzte sich aus 10% Mitarbeit, 40% Hausaufgaben und zu 50% aus einer Abschlussklausur zusammen.

Advanced Topics in Statistical Mechanics: Diese Vorlesung habe ich bei Prof. Ludwig während des Springquarters belegt. Er zeichnete sich dadurch aus, dass er den Stoff sehr detailliert und verständlich in der Vorlesung erklären konnte und passend zu den Themen aus der Vorlesung entworfene Übungsblätter ausgab. Die Note setzte sich zu 100% aus den Übungsblättern zusammen.


4. Allgemeine Situation am Studienort

4.1 Erste Schritte und Wohnungssuche

Für die Wohnungssuche bin ich zwei Wochen vor Studienbeginn in Santa Barbara angereist und habe mir für eine Woche im AAE Santa Barbara Hostel ein Bett gebucht. Am einfachsten findet man freie Wohnungen über www.craigslist.com oder in Studentenforen. Ich empfehle grundsätzlich nicht in Santa Barbara zu wohnen, da die UCSB von Santa Barbara ungefähr 20km entfernt ist und man damit auf mittelmäßige Busverbindungen angewiesen ist. Entweder zieht man nach Isla Vista, einer Studentenstadt direkt an der UCSB oder nach Goleta, einem Vorort von Santa Barbara, der ebenfalls an die UCSB angrenzt. Sowohl von Isla Vista, als auch von Goleta kann man die UCSB mit dem Fahrrad erreichen. Für Europäer ziemlich ungewohnt ist der Fakt, dass sich die meisten Studenten in Isla Vista in ihren Wohnungen ihre Schlafzimmer mit anderen Studenten teilen und trotzdem pro Monat 500$-700$ Miete zahlen. Vor allem in Goleta gibt es auch Einzelzimmer, die dann aber 800$ bis 1100$ kosten. An der UCSB zu wohnen ist folglich sehr teuer. Ich bin für das erste Quarter nach Goleta gezogen und habe bei einer älteren Dame, deren Tochter gerade ausgezogen war, mein eigenes Zimmer und Bad bekommen. Für den Anfang war das wunderbar, weil ich sehr viel über die amerikanische Kultur erfahren habe und in der sehr hilfsbereiten Frau einen idealen Ansprechpartner für Fragen und Tipps hatte. Letztendlich spielt sich das Studentenleben allerdings nicht in Goleta ab, sondern in Isla Vista, so dass ich mich auf Dauer etwas ausgegrenzt fühlte. Aus diesem Grund bin ich für das Winter und Spring Quarter in ein Apartment mit zwei Schlafzimmern nach Isla Vista gezogen. Mein Schlafzimmer teilte ich mir mit einem anderen Deutschen, den ich im schon Fall Quarter gut kennenlernen konnte und in dem anderen Schlafzimmer leben zwei Studentinnen aus Norwegen. Das Klima in der WG ist gut und im Nachhinein betrachtet war der Umzug nach Isla Vista definitiv die richtige Entscheidung.
Neben der Wohnung sollte man sich möglichst bald um ein Fahrrad kümmern, denn die UCSB besitzt ein exzellentes, viel genutztes Netz aus Fahrradwegen und alle wichtigen Orte liegen eng genug beisammen, um sie bequem mit dem Fahrrad zu erreichen. Sollte man doch einmal ein Auto brauchen, beispielsweise zum Einkaufen, so habe ich immer Studenten gefunden, die mich in ihrem Auto mitgenommen haben. Neben dem Fahrrad können alle UCSB Studenten auch kostenlos das lokale Bussystem benutzen. Die Fahrzeiten sind allerdings selbst für kurze Entfernungen beträchtlich, weil die Busse sehr oft anhalten und das System nicht so gut ausgebaut ist wie die aus Deutschland bekannten Nahverkehrssysteme. Ich habe deshalb fast immer das Fahrrad benutzt.
Zum Telefonieren habe ich mir hier einen sogenannten Plan gekauft. Dabei kann ich für 30$ im Monat insgesamt 1500 SMS schreiben und Minuten telefonieren. Verträge eigenen sich hier nicht, da man nur eine Laufzeit von mindestens zwei Jahren bekommt. Beim Telefonieren in den USA ist zu beachten, dass man sowohl zahlt, wenn man jemanden anruft, als auch wenn man angerufen wird. Für die Kommunikation nach Deutschland habe ich entweder Skype benutzt oder E-Mails geschrieben.

4.2 Freizeitgestaltung

Neben dem Studium hat man an der UCSB viele Möglichkeiten, seine Freizeit zu verbringen. Für das Recreation Center zahlt man im Quarter 60$ und bekommt dafür zwei sehr gut ausgestattete Fitnessstudios mit Freibad, Kletterhalle und Turnhalle. Neben dem Recreationcenter gibt es auch den von Studenten geführten Excursionclub. Für 60$ im Jahr kann man sich hier zum Beispiel Neoprenanzüge und Surfbretter, Kajaks, Stand Up Paddle Boards, usw. ausleihen, sowie zahlreiche von anderen Studenten geführte Kurse besuchen. Diese Gelegenheit habe ich genutzt um surfen und Kajak fahren auszuprobieren und andere Studenten kennenzulernen. Zusätzlich gibt es an der UCSB zahlreiche Sportclubs die an Wettkämpfen mit anderen Universitäten in Kalifornien teilnehmen. Ich bin dem UCSB Alpine Race Team beigetreten, welches im Winterquarter an fünf Wochenenden an Skirennen in Mammoth Mountain teilgenommen hat. Für jede Platzierung im Rennen gibt es eine bestimmte Punktzahl und am Ende wird dann ermittelt, welches Team der Gesamtsieger ist. Für mich war das eine sehr gute Gelegenheit, mit meiner langjährigen Erfahrung im Skifahren meinen Beitrag zum sehr erfolgreichen Abschneiden des UCSB Alpine Race Teams zu leisten.


5. Zusammenfassung

Ich kann ein Studium in den USA auf jeden Fall weiterempfehlen. Ich konnte an vielen sehr lehrreichen Vorlesungen teilnehmen und mir alle Leistungen in München anerkennen lassen. Trotzdem hatte ich noch Zeit dafür viele Amerikaner und ihre Kultur sowie Studenten aus der ganzen Welt kennen zu lernen.