29 Jun
Erfahrungsbericht von Paulina M.

Riga Stradins University

Stadt: Riga
Land: Lettland
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Humanmedizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 01/2011 bis 12/2016

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich habe vor drei Wochen das erste Semester Medizin an der RSU in Riga beendet. Was ich insgesamt als sehr positiv empfunden habe, war die Tatsache, dass ich endlich anfangen konnte Medizin zu studieren. Nach einem Jahr Warterei und Hoffen&Bangen war es toll loszustudieren.
Außerdem empfinde ich es als wirklich spannend in einem anderen Land mit einer anderen Sprache zu leben. Seit meiner Bewerbung habe ich so viel über das Baltikum und die Geschichte des Baltikums gelernt. Und es ist toll, dass man nicht nur Medizin studiert sondern gleichzeitig auch sein Allgemeinwissen fördern kann (wenn man das denn möchte).

Riga ist eine interessante Stadt mit sehr verschiedenen Gesichtern. Als ich Mitte Januar diesen Jahres dort ankam, waren die Temperaturen so um den Nullpunkt rum, es nieselte und es lag überall Schnee. Und zu dem Schnee sollte auch noch einiges dazu kommen. Im Februar hatten wir ein paar Wochen am Stück -20 Grad und das ist echt verdammt kalt. Es ist so kalt, dass einem die Zähne beim Atmen weh tun. Und auch nach dem kurzen Besuch zuhause über Ostern lagen an der Uni noch Schneeberge rum. Aber wenn man die Klamotten vernünftig übereinander stapelt, kann man damit ganz gut leben. Und sobald der Sommer da war, war Riga einfach nur noch wunderschön. Das Thermometer sprang auf +30 Grad und die Stadt ist wirklich aufgeblüht. Sodass es fast schon schade war, dass ich meinen Flug recht bald nach dem letzten Examen gebucht hatte.

Das Studium gefällt mir insgesamt gut. Im ersten Semester wird viel Wert auf Anatomie und Molecular Biology gelegt und auch wenn das Lernpensum am Ende des Semesters recht hoch war, konnte man sich am Anfang durchaus noch ein bisschen zurücklehnen und einleben. Allerdings scheint es so, dass das Pensum bis zum 4. Semester kontinuierlich steigt.
Wir hatten insgesamt 10 Fächer: Anatomy, Cell Biology, Molecular Biology, Latvian, Latin, Chemistry, Physics, Intercultural Relations, Ethics& Deontology und First Aid.
Manche Fächer sind aufgeteilt in Vorlesung und Lab Class, aber man hat nie alle Fächer parallel. Manche hakt man direkt am Anfang ab und manche setzen erste später ein. Am lernintensivsten war wohl Anatomy. Und dort ist es wirklich ratsam kontinuierlich zu lernen, da es wöchentliche Tests gibt.
Man braucht insgesamt ein bisschen Zeit, um sich in das System einzufühlen und insgesamt ist es leichter, wenn man nicht alles hinterfragt, sondern manche Sachen einfach akzeptiert. Ansonsten ist es ratsam, wenn man sich zwischendurch an höhere Semester wendet, die das alles schon mal gemacht haben.

An der Uni selbst wird zur Zeit viel umgebaut und ich bin schon gespannt, wie es aussieht, wenn ich im September weiter studiere. Außerdem entsteht ein neues Gebäude ausschließlich für den Bereich Humanmedizin, dass ich leider noch nicht gesehen habe. Laut Planung soll es 2012 fertig werden, was für Leute, die jetzt neu anfangen durchaus interessant sein könnte.

Die allermeisten Leute haben am Anfang im Green Apple gewohnt und das bietet sich auch an. Dadurch lernt man direkt viele Leute aus dem Semester kennen und hat Anschluss, bevor die Uni losgeht. Im Laufe des Semesters bilden sich dann WG´s. Außerdem ist das Green Apple sehr zentral in der Altstadt gelegen, man kommt also gut und schnell überall hin.

Ich würde davon abraten, dass man sich direkt alle Bücher der Bücherliste anschafft, die angegeben werden. Das einzige, was man wirklich braucht am Anfang ist ein vernünftiger Anatomieatlas und da sollte man vorher mal durchblättern, die die so aufgebaut sind und womit man am Besten lernen kann. Achtet aber vorallem dadrauf, dass der Atlas die lateinischen Begriffe enthält. Alles andere ist sinnlos. Solange alles auf Latein angegeben ist, kann man auch mit einem deutschen Atlas lernen.

Kleidungstechnisch ist auf jeden Fall ein guter Wintermantel zu empfehlen und wasserfeste Schuhe. Sobald es in Riga regnet oder abtaut ist das Abflusssystem der Stadt nämlich überfordert.

Insgesamt sind die Mietpreise in der Stadt auf niedrigerem Niveau als in Deutschland, allerdings kosten Lebensmittel nicht wesentlich weniger und alles, was in Richtung „Luxus“ geht, ist meistens etwas teurer (elektronische Geräte, Make-up, Shampoos etc). Insgesamt ist die Schere zwischen arm und reich relativ groß und im allgemeinen Stadtbild und vorallem in den öffentlichen Verkehrsmitteln sieht man sehr viele arme Menschen. Auch etwas, an das man sich erstmal gewöhnen muss.

Insgesamt macht das Studium auf jeden Fall viel Spaß, die Stadt ist sehr spannend und auch erste Grundlagen im Lettischen kann man sich mit etwas Interesse im ersten Semester gut aneignen. Sehr zu empfehlen ist ein Ausflug nach Jurmala ans Meer. Man fährt nur etwa eine halbe Stunde mit dem Zug und es ist wirklich schön dort.