California State University Long Beach
Auslandssemester an der California State University, Long Beach
Zusammenfassende Bewertung des Auslandsstudiums
Mein Auslandssemester an der California State University, Long Beach (CSULB) hat mir sehr gefallen. Es war eine tolle Erfahrung und ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit hatte, ein Semester lang eine derart andere Kultur kennenzulernen. Der Papier- und Geldaufwand vor Antritt des Semesters wirkte auf mich zunächst etwas abschreckend, doch hat er sich definitiv gelohnt.
Ich habe nicht nur an der Universität vieles gelernt, sondern auch über mich und die verschiedenen Kulturen einiges herausgefunden. Das Semester in Kalifornien hat mir viele beeindruckende Erkenntnisse gebracht und ich habe viel gesehen. Während des Semesters und auch nach der Vorlesungszeit bin ich viel gereist, habe San Fransisco, Las Vegas, San Diego und den Big Bear Lake besucht. Überdies hinaus habe ich die Nationalparks Grand Canyon, Joshuatree in der Mojave-Wüste, Red Rock Canyon und Death Valley besichtigt und war wirklich sehr beeindruckt. Auch das Getty Museum und das Griffith Observatory waren eine Reise wert. Diese Möglichkeit zu haben, in Los Angeles zu wohnen, es als eine Selbstverständlichkeit anzusehen nach dem Feiern über den Walk of Fame zu gehen und an allen Stränden der Westküste, von Laguna Beach bis Malibu Beach, zu surfen war wirklich ein ganz neues Lebensgefühl.
Auch das Studium in den USA ist mit dem in Deutschland nicht vergleichbar. Die Klassengröße liegt bei rund 20 Studenten, was einem eher eine schulische Atmosphäre bietet als eine universitäre. Die Endnoten setzen sich, nicht wie hier in der Bundesrepublik, aus einer einzigen Klausur, sondern aus vielen einzelnen Noten zusammen. Hausaufgaben, Tests, bis zu vier Klausuren pro Semester, Aufsätze, spontane Aufgaben während der Vorlesung, Mitarbeit, Anwesenheit und Gruppenpräsentationen bestimmen die Endnote. Das Semester war unglaublich schnell vorbei; ich hatte doch gerade erst begonnen und plötzlich standen bereits die „Finals“ an. Das Semester über habe ich in fast jedem Kurs eine oder zwei Pflichtlektüren lesen müssen. Hieran sieht man schon, dass das Studium wesentlich geregelter ist, als in Deutschland, wo es an einem selber liegt, was man liest, bearbeitet und lernt. Zudem herrscht Anwesenheitspflicht und der Verstoß dagegen wird mit einer schlechteren Endnote bestraft. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass der Anspruch nicht so hoch ist wie in Deutschland. Ob das daran liegt, dass die Amerikaner schon im jungen Alter von 17 oder 18 ihr Studium beginnen, oder grundsätzlich am Bildungssystem kann ich nicht beurteilen. Das was an Anspruch fehlt, ist an Druck zu viel. In Gesprächen mit vielen Amerikanerinnen und Amerikanern hatte ich das Gefühl, dass sie eigentlich keine Zeit hätten mal ein Jahr lang auszusetzen, um die Welt zu bereisen. Viele meiner Gesprächspartner haben außerhalb von Amerika noch kein Land bereist, würden das aber gerne tun. Doch oft war ihre Ausrede, dass sie schon so alt seien, und eigentlich sofort in die Arbeitswelt einsteigen müssten. Das war sehr interessant zu hören von Freunden, die gut zwei-drei Jahre jünger waren als ich.
Auch das Land war sehr beeindruckend. In Kalifornien mangelt es einem auf die Natur bezogen an nichts. Man kann morgens im Pazifik mit den Delfinen surfen und nachmittags noch im nächsten Berg snowboarden wenn man möchte. Die Natur ist derart vielfältig, dass man gar nicht alles zu sehen schafft, was man sich vornimmt. Man kann schnorcheln, wandern, Rad fahren, klettern, surfen, Jet-Ski fahren, segeln, snowboarden, Ski fahren und so vieles mehr unternehmen. Innerhalb von zwei Stunden hat man nach Wüste und Palmen auf einmal Tannenwälder erreicht. Ich denke, dass diese Vielfalt mich am meisten beeindruckt hat. Jeden Tag geht man Kompromisse ein wenn man etwas unternehme möchte, weil man einfach nicht alles mitnehmen kann. Es gibt täglich so viele Städte, Strände, Touren, Partys und Shows, dass man sich nie langweilt. Einige der Amerikaner wissen gar nicht zu schätzen, welch Reichtum sie von ihrer Haustür haben. Auch das Wetter war natürlich für mich als Norddeutsche ein ganz besonderes Highlight. Als ich am 04.01.2012 zurückflog, verließ ich das Land bei angenehmen 27°C. An Weihnachten konnte man mit einem T-Shirt bekleidet am Strand sitzen und auch der Herbst war sehr angenehm. Durch die Nähe zum Pazifischen Ozean waren auch die Temperaturen im Sommer nicht zu heiß. Jedoch muss ich Albert Hammons widersprechen, der behauptete „it never rains in Southern California“ . In Summe hatten wir bestimmt eine Woche lang Regen während des Aufenthaltes von circa fünf Monaten. Ich würde aber trotz dieser Aussagen empfehlen, eine Winterjacke mit im Gepäck zu haben, denn in San Fransisco oder am Grand Canyon war es teilweise sehr kalt und ich, die ich mit zu optimistischem Gepäck angereist war, musste mir noch Handschuhe und Stiefel zulegen.
Long Beach zählt zum Großraum Los Angeles und ist direkt an der Pazifischen Küste gelegen. In der zweitgrößten Stadt Los Angeles‘ leben ungefähr eine halbe Million Einwohner aus aller Welt. Besonders wichtig für die Stadt ist der Hafen „Port of Long Beach“, der nach dem „Port of Los Angeles“ den zweitwichtigsten der gesamten USA bildet. Besonders zu erwähnen ist das öffentliche Verkehrssystem, auf das nicht immer Verlass ist. Die Metro ist noch sehr zuverlässig und pünktlich während die Busse der Long Beach Transit nicht immer diesen Ansprüchen gerecht werden und besonders nachts nicht mehr fahren. Jedoch kann der Bus dank der Studenten ID gratis genutzt werden und letztendlich bin ich noch an jedem Ziel angekommen.
Nach zwei Monaten habe ich mir jedoch zusammen mit drei deutschen Freundinnen der Hochschule Bremerhaven einen Mietwagen zugelegt. Um unabhängig zu sein und das Land zu erkunden, benötigten wir ein Auto. Bei supercheapcar hatten wir Glück, der so ungefähr der einzige Anbieter war, der keine horrende Minderjährigen-Gebühr von allen unter-25-Jährigen verlangte. Für insgesamt $950 mieteten wir für vier Wochen einen Toyota Corolla und verlängerten die Miete noch zweimal, um durchgehend ein Auto zu besitzen. Die sechsspurigen Autobahnen haben etwas andere Regeln als man es als verwöhnte Deutsche gewohnt ist. Es ist fast immer Stau, weshalb die sogenannten „Carpoollane“ für uns immer eine hilfreiche Ausweich-Möglichkeit war. Dennoch ist der Weg dahin nicht immer leicht, da das Rechtsfahrgebot ignoriert wird und man sich nicht darauf verlassen kann beim Spurenwechsel als einzige auf jene gewünschte Spur zu fahren. Trotzdem waren wir dank des Autos in der Lage, ständig Ausflüge zu unternehmen, das Land zu bereisen und kennenzulernen und auch abends etwas zu unternehmen. Denn bereits bei der Ankunft wurde mir von fast jedem geraten, nachts nicht alleine auf die Straße zu gehen, da meine blonden Haare mich zu einem beliebten, weil seltenen, Ziel machten. Daher legte ich mir zunächst einmal Pfefferspray zu, von dem ich jedoch glücklicherweise keinen Gebrauch machen musste.
Hier zeigt sich bereits das nicht zu vernachlässigende Thema der Gewalt in Long Beach. Wie fast jede Stadt in den Vereinigten Staaten von Amerika ist auch Long Beach ein Tegel mit vielen Nationalitäten. Besonders Afroamerikaner, Asiaten und Lateinamerikaner prägen das Bild der Stadt. Laut USA Today gilt die Stadt als diejenige mit der größten ethnischen Mannigfaltigkeit in den gesamten Vereinigten Staaten . Darauf ist die Stadt an sich sehr stolz, doch ist dies auch Grund einer sehr großen Schere zwischen Arm und Reich, wobei ein riesiger Anteil der Population in Long Beach der ersten Einteilung angehört. Im Laufe der Jahre entwickelten sich hier viele ethnische Gangs, unter anderem die Mexican Mafia, die in Long Beach für Spannungen und Gewalt sorgen. Hält man sich aber an die Regeln, nachts nicht alleine in der Innenstadt herumzulaufen, bekommt man hiervon nichts mit. Ich jedenfalls habe keine Schießerei auch nur gehört, geschweige denn irgendeine andere Art von Kriminalität miterlebt oder beobachtet.
Sehenswürdigkeiten gibt es in Kalifornien und den USA viele, doch auch Long Beach selbst hat diesbezüglich viel zu bieten. Was ich persönlich am meisten empfehle, ist die Whale Watching Tour, die das Aquarium of Long Beach anbietet. (In der Stadtbroschüre sind Coupons, die zwei Karten zum Preis von einer anbieten, was ein wirklich gutes Angebot ist). Wir haben auf der beeindruckenden Fahrt Grauwale, Buckelwale, Finnwale und Minkwale gesehen. Die Mitarbeiter des Aquariums haben einem zusätzliche Informationen gegeben, was den Ausflug noch interessanter gemacht hat. Zum Abschluss sind noch Delfine mit dem Schiff um die Wette geschwommen und gesprungen.
Das Aquarium of Long Beach ist mit seinen 12.500 Tieren selbst auch einen Besuch wert.
Ebenfalls ist die RMS Queen Mary besonders für unseren Studiengang International Cruise Industry Management von Bedeutung. Seit 1967 liegt das berühmte Schiff im Hafen von Long Beach und kann für Hotelübernachtungen, Geistertouren, Hochzeiten, Bälle, Restaurantbesuche und vieles weiteres genutzt werden. Außerdem werden hier noch Themenabende veranstaltet, wie den „Dark Harbour“ zu Halloween, die sehr lohnenswert sind.
Auch dem Museum of Latin American Art kann man gerne einen Besuch abstatten und die exklusive Ausstellung bewundern.
Weiterhin sind von Long Beach aus Catalina Island, Disneyland, Universal Studios und Six Flags in kürzester Zeit zu erreichen. Die Student Union der CSULB bietet für die Freizeitparks und das Aquarium außerdem Vergünstigungen an.
Schon Fernweh bekommen?
Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!
Durch die Nähe zum Pazifik (circa 5 km Entfernung) hat die CSULB im Süden LAs definitiv einen großen Standortvorteil gegenüber anderen California State Universities. Vom obersten Stockwerk der Bibliothek kann man während des Lernens auf den Pazifik sehen oder sich an den Berge und Palmen satt sehen. Die Bibliothek hat alle sieben Tage der Woche geöffnet. Unter der Woche sind die Öffnungszeiten von 07:45 bis 23:00 Uhr und im Zeitraum der Endprüfungen sind die Räume sogar 24/7 zugänglich. Es gibt einen eigenen Starbucks in der Bibliothek, viele Computer, Drucker und Kopierer. Auch eine eigene Präsentationsecke ist vorhanden.
Ein wichtiger Bestandteil des Campus‘ ist überdies der Bookstore. Hier bekommt man alles was das Studentenherz begehrt. Man kann die nötigen Bücher kaufen oder leihen, Ordner, Stifte, Kalender, Universitätskleidung und –Fanartikel, Souvenirs, technische Geräte und Prüfungsbögen erwerben.
Mit seiner 1,3 km² großen Fläche ist der grüne Campus mit Park-Charakter der Cal State, Long Beach außerdem auch der zweitgrößte des gesamten CSU Systemes. Damit ist der Campus so groß, dass er innerhalb Long Beachs seine eigene Postleitzahl besitzt. So wundert es wohl auch keinen, dass es ein Shuttle-Angebot gibt, das die, als eher lauffaul bekannten, Amerikaner und die vielen internationalen Studenten nutzen können, um zu einem der vielen Parkplätze oder dem anderen Ende des Campus‘ zu gelangen. Sehr ausgeprägt ist hier außerdem die Skateboard-Szene, weshalb es auf dem Campus neben den vielen Fahrradständern auch Skateboardständer gibt. Außerdem ist die campuseigene Tageszeitung Daily 49er gratis erhältlich und der campuseigene Radiosender auf 88,1 FM zu empfangen.
Auf dem riesigen Campus befinden sich 84 Gebäude, in denen unterrichtet wird oder Ruhezonen und Freizeitmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden. So gibt es zum Beispiel in der Student Union einige Billard- und Tischtennistische, eine Bowlingbahn, einen Frisör, eine Art kleines Kino, viele Essensmöglichkeiten (Von Starbucks zu Panda Express ist alles vertreten, denn so etwas wie eine Mensa gibt es hier nicht.) sowie einen Computerspiel-Bereich. Außerdem gibt es noch zwei Pools auf dem Campus, die jeder frei nutzen darf. Überall auf diesen 1,3 km² Universitätsgelände wird WLAN-Zugang für die Studenten angeboten. Weiterhin ist gegen eine Eintrittsgebühr der campuseigene Japanische Garten als Hort der Ruhe zu besuchen. Mit etwas Glück darf man hier sogar die Koifische füttern. Wem das Angebot nicht reicht, oder wer gerne noch etwas Sport betreiben möchte, kann sich im Recreation-Center der Universität anmelden. Leider ist für uns internationalen Studenten der Beitrag noch nicht in den hohen Studiengebühren enthalten, wie bei den amerikanischen Kommilitonen und Kommilitoninnen, und man muss extra zahlen. Wer dies tut, kann jedoch das riesige Angebot nutzen, und nach einem der etlichen Kurse oder eigens organisierten Spielen noch im Whirlpool entspannen. Weiterhin gibt es an der CSULB auch noch zahlreiche Clubs und Schwestern- und Brüderschaften, denen man beitreten kann. Ich habe ein Semester lang dem Surf-Club angehört. In den Pausen gibt es zusätzlich noch live-Auftritte von Bands auf dem Campus und auch abends wird einem viel geboten: Tanz, Musik, Theater, Sportwettkämpfe… die Liste von studentischen Events ist reich und man kann hier viel erleben.
An der 1949 gegründeten Cal State, Long Beach studieren rund 35.000 Studenten wodurch der große Campus immer belebt ist. Grund für diese hohe Zahl mag der Ruf der Universität sein. Dank der jährlichen Princeton Review, die jedes Jahr „America’s Best Value College“ bewertet und stetig die CSULB in ihrer Übersicht aufführt ist die Bewerber-Nachfrage hoch. In den Jahren ihrer Auflistung war die CSULB die einzige vertretene Universität aller California State Universities.
Die bereits genannten, hohen ethnischen Unterschiede in Long Beach sind auch an der Universität erkenntlich. Nicht nur die vielen internationalen Studenten, wie wir, sondern auch viele der festen Studenten dort vertreten eine große Varietät an kulturellen Herkünften. Besonders stark vertreten sind die Lateinamerikaner und die Asiaten.
Was man sich als Student an der CSULB definitiv nicht entgehen lassen darf, sind die Spiele der „49ers“. So nennen sich alle Studenten an der Hochschule und besonders die vielen Sportmannschaften werden mit diesem Namen angefeuert. In der markanten Walter Pyramid finden alle Spiele der weiblichen und männlichen Volleyball- und Basketball-Teams statt. Für Studenten ist der Eintritt umsonst, und dieses Spektakel empfehle ich unbedingt sich einmal anzusehen und mitzuerleben.
Die Universität bietet acht verschiedenen Akademien, die jeweils eigene Departments haben, die da wären:
- College of Arts:
Art
Dance
Design
Film
Music
Theatre - College of Business Administration:
Marketing
Accountancy
Finance
Honors Program
Information Systems
International Business
Legal Studies in Business
Management and HRM
Master of Business Administration - College of Education.
Advanced Studies in Education and Counseling
Liberal Studies
Single Subject Credential Program
Teacher Education - College of Engineering:
Chemical Engineering
Civil Engineering & Construction Engineering Management
Computer Engineering & Computer Science
Electrical Engineering
Mechanical & Aerospace Engineering
College of Health & Human Services
Communicative Disorders
Criminal Justice
Family and Consumer Sciences
Health Care Administration
Health Science
Kinesiology
School of Nursing
Physical Therapy
Graduate Center for Public Policy & Administration
Recreation and Leisure Studies
School of Social Work - College of Liberal Arts:
Africana Studies
Anthropology
Asian and Asian American Studies
Chicano and Latino Studies
Communication Studies
Comparative Literature and Classics
Economics
English
Geography
History
Human Development
Journalism
Learning Alliance
Linguistics
Philosophy
Political Science
Psychology
Religious Studies
Romance, German and Russian Languages and Literatures
Sociology
Tech Services
Women's, Gender & Sexuality Studies - College of Natural Science and Mathematics:
Biological Sciences
Chemistry & Biochemistry
Geological Sciences
Mathematics & Statistics
Physics & Astronomy
Science Education
Environmental Science & Policy - College of Continuing and Professional Education
Innerhalb der Departments gibt es wiederum zahlreiche Kurse. In diesen ist man angemeldet und kann dann über das Intranet Beachboard immer die neusten Informationen einholen. Hier wird man über seine Noten informiert, bekommt zusätzliche Unterlagen und wird über Neuigkeiten auf dem Laufenden gehalten.
Wie erlangte die bzw. der Studierende den Studienplatz? (Bewerbungsverfahren, Auswahl, Vorlaufzeit, ggf. Probleme)
Im Rahmen meiner Recherche zu Ende des dritten Semesters, wurde ich mit Hilfe der Internetseite von College Contact (CC) auf die Universität an der Küste Kaliforniens aufmerksam und holte mir dort einige Informationen ein. Da ich gerne mein Englisch aufbessern wollte, sollte es für meinen Auslandsaufenthalt in die Vereinigten Staaten gehen, und die CSULB war eine der günstigeren Hochschulen. So erfuhr ich von meiner Ansprechpartnerin von College Contact, Aline Meyer, was für meine Bewerbung notwendig war:
- Ich beantragte meinen Reisepass und erstellte eine Kopie,
- füllte die „Application Form“ der gewünschten Auslandsuniversität aus,
- ließ mir von der Bank bestätigen, dass ich genug Geld für ein Semester dort besaß,
- kopierte mein bestandenes TOEFL-Sprachzertifikat,
- Ließ mir ein offizielles Transkript meiner bisherigen Noten und Credits erstellen,
- erstellte ein „Learning Agreement“ mit einer Liste von Wunschkursen, die ich mir von meinen hiesigen Professoren bereits hatte absegnen lassen und
- unterschrieb das Kontaktformular der Organisation CC.
Bereits nach zwei Wochen bekam ich die Zusage der CSULB, Anfang Januar 2011, zugeschickt. Mein fünftes Semester sollte also in Kalifornien stattfinden. Zusammen mit der Zulassung, bekam ich von der Universität zusätzliche Informationen über den Campus, Wohnmöglichkeiten, Krankenversicherungen und das I-20 Formular, was ich benötigte, um mein Visum zu beantragen.
Wie bereitete sich die bzw. der Studierende auf das Auslandsstudium vor? (Fremdsprache, Informationssammlung, Finanzierung, Unterkunft, Visa, ggf. Kontakte)
Nun hieß es, den Rest der Organisation zu erledigen. Ich buchte meinen Flug (824,71€ bei Virgin Atlantic) und holte mir alle restlichen, noch notwendigen Impfungen.
Zudem machte ich einen Termin bei der Amerikanischen Botschaft in Berlin, um mein Studentenvisum zu bekommen. Dies verlief online und komplizierterweise über drei verschiedene Internetseiten. Es mussten Antragsgebühren und SEVIS-Gebühren gezahlt werden (245,75€) und eine Reise nach Berlin zur Botschaft stand an. Da ich gerne vorbereitet bin, erstellte ich mir zuvor einen Ordner mit allen Dokumenten, die die Botschaft offiziell braucht. Dieser Ordner enthielt
mein TOEFL-Zertifikat,
- die Bankbestätigung,
- das Transkript meiner bisherigen Noten plus aller bisheriger und aktueller Immatrikulationsbescheinigungen,
- das I-20 Formblatt, welches ich von der CSULB zusammen mit meiner Aufnahmebestätigung zugeschickt bekommen hatte,
- den Zahlungsbeleg der SEVIS- und der Roskos & Meier-Gebühren,
- meinen Reisepass,
- ein Foto, welches den Visum- Maßen entsprach,
- das Antragsformular DS-160,
- einen frankierten DIN-A5 Umschlag mit meiner Adresse, den die Botschaft benötigt, um mir meinen Reisepass zurückzuschicken,
- und, als Beweis dafür, dass ich wieder zurück nach Deutschland kehren würde, mein Flugticket. Jedoch wurde hier vorher mehr Stress gemacht, als nötig war. Von mir wollte die zuständige Angestellte nur das Foto, den Umschlag und meinen Pass sehen, stellte mir eine Frage („Warum wollen Sie in die USA?“) und innerhalb von zehn Minuten war ich fertig. Vorbereitungszeit, Anfahrtszeit und Wartezeit waren mit dem nicht aufzurechnen.
Weiterhin mussten alle möglichen Verträge, die ich hier noch abgeschlossen hatte, wie Internet, Wohnung und Sportverein rechtzeitig gekündigt werden.
Außerdem stellte ich einen Antrag auf Auslandsbafög, was ich jedem empfehle. Trotz der Tatsache, dass ich im Inland kein Bafög beziehe, habe ich auf Grund der immensen Studiengebühren Auslandsbafög erhalten. Auch einen Stipendiums-Antrag beim DAAD habe ich eingereicht und erfreulicherweise bekam ich auch hier einen kleinen Zuschuss. Da der DAAD jedoch mittlerweile jeder Hochschule einen festen Betrag zuspricht, welchen die Fakultät unter all den Bewerbern aufteilt, war die einmalige Stütze nicht sehr hilfreich. Daher empfehle ich, sich bei einer anderen Organisation um ein Stipendium zu bemühen.
Des Weiteren schloss ich vor Antritt meiner Amerika-Fahrt eine Reise-Krankenversicherung ab. Da die CSULB sehr viele Ansprüche stellt, entschied ich mich für die HanseMerkur , die allen Ansprüchen gerecht wird. Gebraucht habe ich sie glücklicherweise nicht, und kann daher keinerlei Informationen über den Service der Firma geben.
Da ich bis vor Antritt meines Auslandsstudiums ein Konto bei der Sparkasse hatte, welche Gebühren für Auslandseinsatz erhebt, eröffnete ich außerdem noch ein Konto. Ich entschied mich für die DKB, welche mir mit jegliche Gebühren, die ich beim Abheben an Automaten in den USA zahlen musste, auf Anfrage sofort zurückerstattete.
Weiterhin kaufte ich mir noch ein Quadband-Handy, welches sowohl in Deutschland als auch in den USA Empfang hat. Eine SIM-Karte (T-Mobile) holte ich mir vor Ort.
Einer der aufwändigsten Schritte war das Suchen und Beschaffen eines Zimmers von Deutschland aus. Ich meldete mich auf verschiedenen Internetseiten an, stellte Gesuche in verschiedene facebook-Gruppen der CSULB und forschte viel online auf Seiten wie craigslist.com. Für mich war es wichtig, weniger als 700$ monatlich für die Miete zu zahlen und mit Amerikanern zusammen zu wohnen, um tatsächlich meine sprachlichen Fähigkeiten zu perfektionieren und Kontakte zu knüpfen. Außerdem war mir klar, dass ich mir kein Zimmer teilen würde, was viele Studenten in Long Beach machen. Ein weiteres Kriterium für mich war die Nähe zur Hochschule. Maximal 5 Meilen wollte ich von der Universität entfernt sein. Zwei Wochen vor Abflug hatte ich tatsächlich Glück, und bekam für 655$ (die angegebenen Preise beinhalten hier, wie in den meisten Fällen, bereits Strom- und Wasserkosten) ein Zimmer in einem Haus zusammen mit vier amerikanischen Studentinnen. Das Zusammenwohnen war dreckig und laut, ich hatte kaum etwas mit meinen Mitbewohnerinnen zu tun, aber ich hatte immerhin nur einen Fahrradweg von zehn Minuten zur Universität. Nachdem ich mein Zimmer hatte, habe ich mich von Deutschland aus bereits nach einer Matratze und einem Fahrrad umgesehen. Ikea, craigslist.com und Walmart sind hier ganz hilfreich, doch letztendlich besorgte ich mir beides erst, als ich tatsächlich vor Ort war. Die Mitbewohnerin meine Freundin hat mich zu Ikea gefahren und Walmart war mit dem Bus gut zu erreichen (Auch wenn die Busse in Long Beach nicht immer ganz pünktlich sind, kann man die öffentlichen Verkehrsmittel wie Bus und Metro gut und günstig nutzen. Hier jedoch noch der Tipp von mir, immer passendes Geld bereit zu halten, da selten Wechselgeld gegeben wird.)
Vor meinen Abflug beobachtete ich außerdem regelmäßig den Euro-Dollar-Kurs, um zu einem relativ günstigen Stand meine Studiengebühren von 4700$ zu zahlen und bereits etwas Geld zu wechseln. Diese Geduld empfehle ich sehr, da der Kurswechsel tatsächlich große Unterschiede ausmachen kann.
Welche Lehrveranstaltungen hat die bzw. der Studierende besucht? Wie wurden diese (didaktisch, zeitlich, räumlich etc.) durchgeführt und geprüft? Wie war ihre Qualität?
An der California State University, Long Beach habe ich die folgenden vier Kurse besucht:
- „Critical Thinking“ (PSY 130)
- “Hotel and Lodging Management” (HFHM 372)
- “Introduction to Leisure Services” (REC 141)
- „Sociology of Women“ (WGSS 325)
Da die Hochschule Bremerhaven keine Partneruniversität der CSULB ist, hatte ich die großen Nachteile, dass ich zum einen die gesamten Studiengebühren über $4700 zahlen musste und zum anderen keine Kurse im Voraus wählen und belegen konnte. Daher musste ich in der ersten Vorlesungswoche viele Klassen besuchen und Unterschriften sammeln, bevor ich meinen endgültigen Stundenplan entwerfen konnte. Ich musste online in der Übersicht nach so genannten „open seats“ Ausschau halten, um zu wissen, welche Kurse noch Studenten aufnahmen. Dann musste ich überprüfen, ob für den Kurs gewisse „prerequisites“ benötigt sind. Dies bedeutet, dass der zuständige Professor nur Leute in seinem Kurs erlaubt, die bisher schon gewisse andere Vorlesungen besucht haben. Um sicher zu gehen, dass ich den Anforderungen meiner Wunschkurse entspreche, habe ich bereits einen Tag vor Vorlesungsbeginn den jeweiligen Professoren mein bisheriges Transkript geschickt. So konnten sie bereits vorher überprüfen, ob ich den Anforderungen gerecht wurde und ich hatte mehr Zeit, nur die Kurse zu besuchen, die ich auch tatsächlich belegen durfte und hatte letztendlich mehr Unterschriften und daher mehr Auswahlmöglichkeiten. Ein weiterer Nachteil dieses Prozesses der Kursbelegung ist, dass Plätze in den sogenannten „impacted majors“ zum größten Teil nicht mehr zu bekommen sind. Zu meinem Leid gehörte auch der gesamte Management-Bereich zu diesen sehr schwer zu bekommenden Kursen, und auch ich hatte keine Möglichkeiten, einen dieser Kurse zu belegen. Weiterhin ist negativ, dass man quasi eine Woche hinterher ist. Viele Mitstudenten haben bereits von Anfang an ihre Bücher und den Lehrplan. Dieser Vorsprung hat sich langfristig jedoch nicht bestätigt und war schnell wieder einzuholen.
Nachdem ich nun nach einer Woche Unsicherheit und Bitten vier Unterschriften von angemessenen Kursen zusammen hatte, musste ich diese noch von den jeweiligen Abteilungen und meinem dortigen Ansprechpartner dem American Language Institute (ALI) absegnen lassen, bevor ich mich zu guter Letzt offiziell für diese Kurse anmelden konnte.
In der zweiten Woche ging es dann also erst richtig für mich los. Die Bücher waren günstig bei Amazon bestellt. Ich habe mir drei Bücher außerdem noch mit anderen geteilt, und so nochmals Geld gespart. Meine Vorlesungen waren nun montags und mittwochs von 08:00 - 16:45 Uhr. Jede Vorlesung dauerte eine Stunde und 15 Minuten. Die Klassengröße lag jeweils bei circa 20 Studenten, was eine gute Lernatmosphäre bot. An der CSULB hat jede Abteilung ein eigenes Gebäude, wodurch ich mich teilweise in meinen 15minütigen Pausen schon etwas beeilen musste, um rechtzeitig bei dem nächsten Kurs zu sein. Schafft man es allerdings, nur Fächer aus einer Abteilung zu belegen, so hat man vorausichtlich alle Vorlesungen in einem Gebäude.
Dadurch, dass ich vier verschiedene Professoren hatte und vier sehr unterschiedliche Kurse belegt hatte, war auch die Qualität eines jeden Kurses individuell. Besonders gefallen haben mir die Kurse „Critical Thinking“ und „Sociology of Women“
- Critical Thinking:
Professorin: Kymberlie Schellin
Dieser Kurs hatte den höchsten Anspruch und hat mir daher viel gebracht. Für diesen Kurs habe ich definitiv am meisten Zeit aufgewendet, aber es hat viel Spaß gemacht und sich gelohnt. Wir haben hier Gegebenheiten und Aussagen hinterfragt, gelernt, kritisch zu denken, welche Fehler man beim Argumentieren machen kann, welche Techniken man sich beim Argumentieren und Überzeugen zu Nutze machen kann und wie man beeinflusst (wird). Der Kurs beinhaltete einen Einzelaufsatz und ein Teamprojekt inklusive Aufsatz und Präsentation. Weiterhin wurden vier Klausuren und ein Test geschrieben. Die Professoren Kymberlie Schellin war hart aber fair und hat mich sehr zu dem Thema motiviert. - Sociology of Women:
Professorin: Lizzie Vierra
Auch der „Sociology of Women“ Kurs hat mich nach den jeweiligen Vorlesungen nicht losgelassen. Die Professorin Lizzie Vienna war sehr passioniert und enthusiastisch bezüglich des behandelten Themas und hat mich definitiv mitgerissen. Sie hat uns mit Hilfe von Filmen aufgezeigt, wie es um die Stellung der amerikanischen Frau in der Religion, den Medien, der Berufswelt, dem Rechtssystem und der Politik bestellt ist. Auch andere Gruppen wie Transsexuelle und Homosexuelle wurden behandelt. Fairerweise wurde auch gezeigt, wann und wo Männer Nachteile haben. Meine Sichtweise hat sich durch den Kurs definitiv geändert. Unsere Prüfungsleistung bestand aus sechs Aufsätzen. - Hotel and Lodging Management:
Professor: Ronnie Yeh
Der Kurs „Hotel and Lodging Management“ hingegen hat mir nicht viel Neues aufgezeigt. Viele mir bereits bekannte Themen wie Yield Management, Marketing und Travel and Tourism wurden grob behandelt. Es wurden hierzu zwei reine multiple choice-Klausuren geschrieben. Außerdem gab es vier spontane, „in class assignments“, in denen jeweils eine Frage zu der zuvor behandelten Vorlesung gestellt wurde. Weiterhin gab es noch ein Gruppenprojekt, über Probleme eines Hotels, für die man Verbesserungsvorschläge geben sollte. Dies verlief in einer Präsentation und einem Aufsatz. Zudem organisierte unser Professor einen Ausflug mit Führung in dem Hyatt Hotel von Long Beach. Die Qualität und der Anspruch dieses Kurses, im Vergleich mit den anderen drei, waren in meinen Augen am geringsten. - Introduction to Leisure Services:
Professorin: Joanie Conley
Der Kurs „Introduction to Leisure Services” bestand aus zwei Klausuren, zwei Aufsätzen und einer Präsentation. Zwischendurch mussten auch einige Hausaufgaben eingereicht werden. Auch eine Exkursion zum campuseigenen japanischen Garten war inkludiert. Die Qualität dieses Kurses war in Ordnung. Ich habe einiges gelernt über die Unterschiede und Wichtigkeit von „Recreation, Leisure and Play“. Auch die verschiedenen Möglichkeiten die es hier gibt wurden mir erst durch den Kurs wirklich bewusst. Wir hatten Besuch von vielen Gastsprechern aus unterschiedlichen Bereichen, die uns ganz genau erzählten, wie sie zu ihrem Beruf gekommen sind und was die Arbeit in der jeweiligen Sparte beinhaltete. Auch kurze Filmbeiträge machte sich die Professorin zu Nutze, um uns zu verdeutlichen, wie wichtig der Bereich der Freizeit ist. Wir haben zudem viel über die Nationalparks Amerikas und die Unterschiede von „Public, Private“ und „National Recreation Services“ gelernt.
Insgesamt kann gesagt werden, dass das Studium an der CSULB mehr zeitlichen Arbeitsaufwand benötigt als das an der Hochschule Bremerhaven. Es gibt jedes Mal Hausaufgaben, man schreibt mehrere kleine Aufsätze und die Organisation von Gruppentreffen mit den Amerikanern aus meinen Teams war teilweise doch sehr chaotisch und unzuverlässig. Weiterhin gibt es in jedem Fach mindestens ein zu behandelndes Buch. Die Klausuren hingegen sind meistens multiple choice-, und nicht wie hier essay-Klausuren.
Wie verlief das Auslandsstudium organisatorisch (Informationsfluss, Erwartungen und Planung vs. Realität, Betreuung vor Ort, Probleme)?
Die Betreuung vor Ort war sehr gut. Das Büro des American Language Institutes (ALI) hat mir bereits bei der Zusage viele hilfreiche Unterlagen zugeschickt. Über Ansprüche an die Auslandskrankenversicherung, nötige Impfungen, Wohnmöglichkeiten, Flughafentransport et cetera wurde ich schriftlich informiert. Einen Monat vor Ankunft, kam vom ALI nochmals eine Email mit einer pdf-Datei, die über den Registrierungsprozess für die Kurse, die Einführungswoche, das Visum, die Zahlung der Semestergebühr, das Aktivieren des online Accountes und der eigenen Studenten ID und vieles mehr informierte.
Eine Woche vor Studienbeginn veranstaltete das ALI zudem eine Einführungswoche mit vielen Angeboten für uns internationale Studenten. Wir wurden über den Campus geführt, haben Fragen stellen können, eine Informationsmappe und viele gute Ratschläge mit auf den Weg bekommen. Außerdem wurden Touren durch das Stadtzentrum von Long Beach und vieles mehr angeboten. Weiterhin bekamen wir unsere Studenten ID und haben unsere Impfausweise bestätigen lassen. Auch im Laufe des Semesters konnte man mit seinen Fragen immer zum ALI Büro und auch mit dem BaföG-Antrag wurde mir hier routiniert und schnell geholfen. Während des Semesters war ich immer sehr zufrieden mit der Hilfe des ALI. Überdies hat das Institut auch immer mal wieder Veranstaltungen für uns internationalen Studenten organisiert. Anfangs wurde ein Lagerfeuer am Strand von Bolsa Chica organisiert, und zu Weihnachten gab es einen reich gedeckten Tisch mit vielen amerikanischen Spezialitäten, und mit Musik, des in einem der beiden internationalen Häusern gratis stattfand.
Auch College Contact hat mir mit vielen, bestimmt auch sehr doofen Fragen im Vorfeld geduldig geholfen und immer schnell geantwortet. Außerdem ist die eigene Website sehr informativ und bietet viele Broschüren über die CSULB an.
Das International Office an der Hochschule Bremerhaven hingegen war teilweise doch etwas überfordert. Ich hatte Glück, dass ich nur bezüglich meiner Notenübersicht und dem Stipendium dort hin musste. Doch bereits bei diesen Terminen musste ich lange vor verschlossener Tür warten, obwohl Sprechzeiten gesetzt waren.
Zu Beginn des Studiums war doch alles noch etwas unsicher. Ich hatte mir am Tag vorher einen Stundenplan zusammengestellt mit möglichen Kursen, in die ich versuchen wollte hereinzukommen. Mit Hilfe des Campusplanes wusste ich auch, wo sich die einzelnen Kurse befanden und konnte jeden pünktlich erreichen. Vier von sechs besuchten Kursen konnte ich bereits am ersten Tag bekommen. Der Dienstag verlief nicht so erfolgreich und nur ein Professor ließ mich in seinen Kurs. Da dieser Kurs für mich, auf Grund des stark chinesischen Akzentes der Professorin, sehr schwer verständlich war, entschied ich mich für die vier Kurse vom Montag, die zudem noch mittwochs stattfanden. Ich holte mir also die Stempel der einzelnen Departments und des ALI Büros und reichte anschließend den fertigen Bogen ein. Bereits am nächsten Tag, konnte ich online im Beachboard auf meine Kurse und die Dokumente zugreifen.
Ich möchte hier nochmal sagen, dass sich zukünftige Austauschstudenten hier nicht verrückt machen lassen sollen. Das ALI ist wirklich sehr hilfsbereit und letztendlich bekommt man vier Kurse zusammen, die einem auch zusagen. Die Mitarbeiter des ALI sind sehr organisiert und kümmern sich um eure Sorgen und Probleme, so gut sie können. Ich habe mich nie alleine gelassen gefühlt und fand die Betreuung sehr gut. Meine sorgenvollen Befürchtungen, dass der Prozess des Kurse-„crashen“ sehr stressig sein wird, haben sich in der Realität nicht bestätigt. Dadurch, dass ich mir vorher einen strukturierten Plan zu Recht gelegt hatte, verlief alles reibungslos.
Welche fachlichen, kulturellen und sozialen Lernerfolge, Erkenntnisse und ggf. unerwarteten Einsichten konnten durch dieses Auslandsstudium erlangt werden?
Mein Auslandssemester war in jeder Hinsicht ein bereicherndes Abenteuer. Ich habe viel gelernt, über andere Kulturen und auch über mich selbst. Jeder Auslandsaufenthalt ist in sich besonders, und in einem fremden Land zu studieren ist doch noch einmal etwas ganz anderes als alles was ich bisher erlebt habe.
Das Studium in Kalifornien ist im Vergleich zu dem in Deutschland sehr verschieden. Das System ist noch wesentlich vergleichbarer mit unserem hiesigen Schulsystem als mit dem Universitätssystem, was noch durch die Tatsache unterstützt wird, dass die dortigen Studenten noch sehr jung sind. An Stelle von Deutschland, wo der Student selber zusehen muss, wie und ob er sein Studium abschließt, wird hier sehr viel von den Professoren betreut, es gibt Anwesenheitspflicht, Hausaufgaben und Mitarbeitsnoten, und zudem werden zwischendurch noch Tests geschrieben. Überdies sind die Kursgrößen in den meisten Kursen sehr gering, und man lernt zusammen mit nur circa 20 anderen Studenten. Ähnlich wie in Deutschland sind die Vorlesungen viel durch Power Point Präsentationen unterstützt und die Studenten hören dem Professor zu und beteiligen sich am Unterricht. Durch die vielen Pflichtlektüren, Klausuren, Aufsätze und Hausaufgaben war das Studium das gesamte Semester über doch sehr zeitaufwändig. Die Betreuung der Professorinnen und Professoren war hingegen sehr gut, und alle waren hochmotiviert und wollten den Studenten helfen so gut sie konnten.
Was mir weiterhin noch auffiel im Zusammenhang mit dem Studium in Amerika war das relativ geringe geistige Niveau. Viele Aussagen und Fragen meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen konnte ich nur mit Kopfschütteln kommentieren, war ich doch fassungslos, über das mangelnde Wissen über die Geschehnisse in der Welt. Natürlich gibt es auch in Deutschland viele junge Menschen, denen es an Erfahrung und vermitteltem Wissen mangelt, doch die treffe ich dort eher weniger an einer Universität oder Hochschule an. Auf Grund dieser Tatsache war auch der Anspruch innerhalb meiner Vorlesungen geringer als in Deutschland. Vieles wurde so lange erklärt, bis jeder es verstanden hatte und auch einfache Argumentationen konnten nicht ohne vorherige, stundenlange Einführungen geschrieben werden.
Tatsächlich bestätigten sich während meines Aufenthaltes auch viele vorher bestehenden Klischees über das Leben in Amerika. Besonders das Essen besteht oft und gerne aus dem Hauptbestandteil Fett. An jeder Ecke gibt es Burger, Pizza, Michshakes, Starbucks oder Tacos. Leider ist diese Ernährung auch oft die günstigste Variante. Einkaufen, besonders Fleisch und Fisch ist sehr teuer, Alkohol hingegen kann preiswert erworben werden. Und dies wird trotz der vorhandenen 21-Jahre-Grenze für den Alkoholkonsum von vielen Studenten verzehrt. Partys variieren hier außerdem sehr. Da gibt es zum einen die eher ruhigen „kickbacks“ die in einem Haus der Studenten stattfinden. Beerpong gehört hier schon fast verpflichtend dazu und darf auf keiner Party fehlen. Zum anderen gibt es die Clubs und Kneipen in denen doch sehr freizügig getanzt wird; von wegen prüdes Amerika. Doch mit den Bruder- und Schwesternschafts-Partys kann keine der anderen Festlichkeiten mithalten. Mit 22 ist man dort alt und wer nicht sowieso 2/3 seiner nackten Haut zeigt, ist eh langweilig. Das Partyleben in Amerika ist doch sehr anders als das der Deutschen.
Auf der anderen Seite hat hier die Kirche doch noch recht viel Macht über die Menschen. Wesentlich stärker als in Deutschland wird hier Einfluss auf das Leben der Gemeinde genommen. Erstaunlich viele junge Menschen heiraten früh, um keinen Sex vor der Ehe zu haben. Auch meine vier Mitbewohnerinnen waren diesbezüglich eher traditionell eingestellt und die Älteste wird dieses Jahr mit 24 Jahren den Bund der Ehe schließen. Diese kirchlich-fromme Einstellung hatten auch meine Vermieter und ich hatte große Probleme, den Besuch meines Freundes genehmigt zu bekommen. Da auch die Tochter der Vermieter, die mit im Haus wohnte, geheimer Weise ihren Freund bei sich übernachten lässt, und da meine Mitbewohnerinnen einverstanden waren, halfen alle mit, meinen Freund zu verheimlichen.
Dennoch sind nicht alle Amerikaner mit denen ich zu tun hatte sehr zuverlässig. Werden gemeinsame Pläne geschmiedet, so kann man sich nicht darauf verlassen, dass diese auch tatsächlich in die Tat umgesetzt werden. Mit einiger Menschenkenntnis weiß man jedoch, auf wen man sich verlassen kann und wie ernst man einige Aussagen nehmen darf und letztendlich kann man auch Freundschaften mit Amerikanern schließen, die überhaupt nicht oberflächlich sind. Besonders durch die Teilnahme am Surf-Club war dies wesentlich einfacher. Durch viele gemeinsame Surf-Ausflüge, dem Wochenendtrip nach San Diego, Lagerfeuer mit Marshmallows am Huntington Beach, Kneipenabende und Hauspartys habe ich viele Kontakte zu den amerikanischen und internationalen Mitgliedern bekommen. Besonders viel zu tun hatte ich mit den anderen internationalen Studenten, die immer viel organisiert haben und offen waren, neue Leute kennenzulernen.
Was mir persönlich sehr gefiel war die Lebenseinstellung in Kalifornien. Aus dem eher pessimistischen Deutschland zu kommen und dann hier eine so zufriedene Lebenshaltung kennenzulernen war sehr positiv. Die meisten Amerikaner mit denen ich geredet habe, hatten eine optimistischere Grundeinstellung als viele Deutsche und genießen ihr Leben. Beim surfen unterhielt ich mich einmal mit einer älteren Dame, die auch mit ihrem Board auf dem Pazifik auf die perfekte Welle wartete. Sie erzählte mir, dass sie sieben Mal um die Welt gereist sei und begründet sagen könne, dass die in Kalifornien am besten Ort der Welt wohne, wo sie morgens surfen gehen kann, die Sonne täglich lacht und abends die Delfine im glitzernden Pazifik dem Sonnenuntergang entgegen schwimmen. Da konnte man schon ins Schwärmen kommen und überlegen, dort hin zu ziehen. Die Menschen in Kalifornien waren sehr offen, und haben uns ohne Befangen spontan angeredet, besonders wenn sie gehört haben, dass wir Deutsch sprechen. Deutsche sind unglaublich beliebt in Amerika, was ich vorher nicht wusste. Die Amerikaner halten sehr viel von den Deutschen, die Europas stärkste Wirtschaftsmacht, freundlich, zuverlässig und höflich sind. „Was sollte ich denn gegen Deutsche haben?!“, wurde ich gefragt, als ich wissen wollte, woher diese positive Haltung gegenüber uns Deutschen rühre. Eine gute Antwort hatte ich dann auch nicht parat.
Ein anderer Unterschied, der mir bewusst wurde, waren die großen Entfernungen innerhalb Amerikas, die mühelos genommen werden. Fast jeder Student hat ein eigenes Auto, was hier auch tatsächlich notwendig ist. In der Anfangszeit, in der ich meine Einkäufe noch mit dem Fahrrad erledigen musste, habe ich alleine für die Hin- und Rückfahrt insgesamt eine Stunde benötigt. Das in ein Auto investierte Geld ist hier also für die Studenten gut angelegt, besonders, wenn man berücksichtigt, dass die öffentlichen Verkehrsmittel eher selten zufriedenstellend sind.
Darüber hinaus sind auch die sozialen Unterschiede in Los Angeles wesentlich ausgeprägter als hier in Deutschland. Zum einen lief ich über einen luxuriösen Campus, der mir alles bot, was das Studentenherz begehrt und auf der anderen Seite gab es überall Obdachlose. Besonders das sogenannte „Tent City“ innerhalb von Los Angeles war sehr erschreckend. Hier gibt es eine Straße, die voller gespendeter Zelte steht, in denen Obdachlose hausen. Und eine Straße weiter beginnt Beverly Hills, wo die wohlhabende Gesellschaft Las wohnt.
Welche Empfehlungen kann die bzw. der Studierende künftigen Interessenten für diese Hochschule geben?
Wer innerhalb Long Beachs etwas unabhängiger von den nicht immer zuverlässigen Bussen werden möchte, dem empfehle ich die Anschaffung eines Fahrrads. Über craigslist.com oder Walmart kann relativ günstig eines erworben werden. Da Long Beach, im Gegensatz zu den meisten anderen amerikanischen Städten, sehr fahrradfreundlich ist, gibt es auf fast allen Straßen eine „Bike Lane“, die das Erreichen der Ziele mit dem Fahrrad ermöglicht. Für weitere Entfernungen ist definitiv ein Auto von Nöten. Ich empfehle künftigen Studenten, sich zusammenzutun, um so die Miet- oder Anschaffungskosten zu splitten, wodurch ein Auto auch realisier bar ist. Besonders wer über 25 Jahre alt ist, hat den Vorteil, sich die Minderjährigen-Gebühr zu ersparen, wodurch noch mal ein großer Anteil eingespart werden kann. Wer sich ein Auto mietet, hat das Glück, dass der deutsche Führerschein ausreicht, um fahren zu dürfen. Man gewöhnt sich auch relativ schnell an die dortigen Regeln und die sechsspurigen Autobahnen. Dennoch empfehle ich, sich vorher einmal die grundlegenden Bestimmungen im Straßenverkehr erklären zu lassen.
Bezüglich der Unterbringung würde ich zukünftigen CSULB-Studenten empfehlen, mit anderen Internationalen zusammenzuziehen, da die offener sind und man wesentlich mehr zusammen unternimmt. Auch für die Anschaffung eines Autos kann dies hilfreich sein. Versucht jedoch, mit Leuten aus anderen Ländern als Deutschland zusammenzuziehen, um die englische Sprache zu trainieren. Dies wird nicht immer ganz einfach sein, da die am meisten vertretene Nation unter den internationalen Studenten Deutsch ist. Die bei den ausgeschriebenen Wohnungen genannten Preise beinhalten übrigens meistens bereits Strom- und Wasserkosten und entsprechen der Warmmiete.
Zudem gebe auch ich den Rat, sich nachts nicht alleine in der Stadtmitte Long Beachs aufzuhalten. Schießereien sollen hier realistisch sein, vor allem, da jeder eine Waffe mit sich führen darf.
Wer in Long Beach auch feiern oder in Kneipen gehen möchte, sollte definitiv mehrere Ausweise mit sich führen. Hier reicht glücklicherweise das Ausweisen mit Führerschein, Kreditkarte oder Personalausweis. In Hollywood oder San Diego jedoch, wurden wir ohne Reisepass nicht in die jeweiligen Clubs gelassen. Dies ist etwas nervig und auch gefährlich, denn der Verlust des Reisepasses innerhalb der USA kann teuer und aufwändig werden.
Meine vielleicht wichtigste Empfehlung ist, dass ihr viel rumreist und viel vom Land seht. Nutzt diese Chance, die ihr während dieses Semesters habt. Die vielen Küstenbereiche, Städte und Nationalparks sind wirklich beeindruckend und lohnenswert. Übernachtungen in Hostels sind auch günstig und völlig passabel. Meistens gibt es Pfannkuchen zum Frühstück und Handtücher und Bettwäsche inklusive.
Kalifornien ist definitiv eine Reise wert und man sollte offen sein für die dortige Atmosphäre und sich von der positiven Lebenseinstellung einnehmen lassen. Das Auslandssemester war ein einmaliges Abenteuer, was ich froh bin, erlebt zu haben. Wer sich in Kalifornien langweilt, der ist selber schuld.