California State University Long Beach
Moin zusammen,
letztes Semester hatte ich die Möglichkeit über CC als Free Mover das Fall Semester an der CSULB zu absolvieren. Derzeit studiere ich Volkswirtschaft im 5. Semester und möchte in diesem Bericht meine dortigen Erfahrungen teilen und euch mental schon einmal auf diese spannende und geile Zeit @theBeach einstellen, insofern ihr euch für die CSULB entscheiden solltet.
Bewerbung und Vorbereitung
Der Bewerbungsprozess wurde mir von College Contact ungemein erleichtert. Die benötigten Unterlagen werden sorgfältig von CC aufgelistet und mehrmals nach den Anforderungen (die nun nicht wirklich hoch sind) geprüft. Meine Bewerbung begann Anfang Februar, also erst ca. 6 Monate vor Beginn des Semesters, was aber trotzdem entspannt ausgereicht hat. Nachdem Visum (was mit der Beantragung schon einige Wochen in Anspruch nehmen kann), Zahlung der Application Fee für die Uni, TOEFL-Test und weiterer Papierkram an die CSULB geschickt worden ist, kam die schriftliche Bestätigung nach ca. 3 Wochen. Alles im Großen und Ganzen echt unkompliziert und bis auf den Aufwand für TOEFL-Test, den ich 2 Monate vor Beginn der Bewerbung gemacht habe, und Visum schnell erledigt.
Ich empfehle, den Flug frühzeitig zu buchen, um gute Preise für Hin-und Rückflug zu erzielen (guter Preis = 700-800 Euro). Darüber hinaus sollte man sich Gedanken über die richtige Kleidung machen. Weniger ist hier manchmal mehr, da Klamotten in den USA generell deutlich günstiger sind, wie man bekanntlich weiß. Die ersten Monate bis Mitte Oktober waren in Long Beach heiß mit Temperaturen mit bis zu 40 Grad, demnach sollte man sich auf Beach-Kleidung einstellen. Ansonsten hilft CC vor Abflug mit einer Checkliste, damit kann man eigentlich nichts falsch machen.
Schon Fernweh bekommen?
Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!
Unterkunft
Chronologisch möchte ich mit der Ankunft knapp 2 Wochen vor Semesterbeginn und der Wohnungssuche in LB fortsetzen. Die erste Woche verbrachte ich im Royal Inn Motel in Long Beach relativ nah am Campus (Unterkunft eher nicht empfehlenswert, wenn auch günstig), um vor Ort nach einer Bleibe für die kommenden knapp 5 Monate zu suchen. Diese erste Woche würde ich als etwas stressiger bezeichnen. Man muss erst einmal ankommen und ist direkt voller Tatendrangm, alles direkt zu erleben, doch muss eben zuerst die Wohnung geregelt werden. Es kann bei jedem unterschiedlich laufen und hängt stark vom eigenen Engagement ab. Die Cali State hilft nur bedingt mit verlinkten Angeboten über ihre Website, jedoch waren die zu dem Zeitpunkt 2 Wochen vor Semesterbeginn schon vergriffen oder kamen nicht in Frage. Am besten telefoniert man sich über die Anzeigen bei Craigslist durch, versucht Besichtigungen auszumachen und wird schließlich auch fündig. Hier ist gewisse Gelassenheit aber auch etwas Durchhaltevermögen gefragt.
Bei den Wohnungen gibt es viele Möglichkeiten zu leben: Viele Internationals sind in Apartment-Komplexe wie Bixby-Hill (direkt am Campus), Beverly Plaza oder Park Avenue Apartments (beide nahe Campus) gezogen. Vorteile hier: Viele Studenten, viel Spaß und top Lage. Nachteile: Hohe Kosten, meist unmöbliert.
Letztendlich habe ich in einem sehr netten Apartment mit einem weiteren deutschen Surfer und einem Mexican-American zusammen gewohnt (ca. 600$ Miete). War zwar auch unmöbliert, aber mit Kreativität und einem gemieteten Truck (U-Haul) kriegt man schon alles recht schnell zusammen. Diese WG würde ich auch als eins meiner Highlights aus der Zeit in LB bezeichnen - die richtigen Leute sind im Endeffekt wichtiger als irgendein toller Komfort in der Bude. Trotzdem sollte man darauf achten, möglichst nah am Campus zu wohnen, um sich lange Wege zu ersparen, die vor allem mit dem Bus zeitaufwendig sein können. Für Surfer bietet sich auch Huntington Beach als etwas teurerer Wohnort an, wenn man ein Auto zur Verfügung hat. Tipp: Versucht (soweit möglich) international zu wohnen. Es gab auch einige deutsche WGs, was sicherlich die gemütlichere Lösung ist, da man sich kennt usw., aber für mich nicht in Frage kam.
Kurswahl und Kurse
Die Wahl der Kurse erfolgt in Long Beach anders als man es von deutschen Universitäten gewohnt ist. Zwar wird vorher von Seiten der Uni eine Tendenz der gewünschten Kurse eingeräumt, doch hat die im Endeffekt keine wirkliche Aussagekraft und dient mehr der Orientierung der Uni. Entscheidend ist beim Class-Crashing die Unterschrift des Professors zu bekommen. Diese Regelung gilt für alle Study Abroad Students und läuft so ab, dass man sich per Unterschrift für die Kurse einschreiben lässt. Amerikanische Studenten sind dabei außen vor, demnach können einige Kurse schon im Vorhinein voller sein als andere oder sogar gar nicht mehr verfügbar. Zwar habe ich alle Wunsch-Kurse bekommen, wenn auch mit etwas Glück, aber am besten hält man sich noch 1-2 Ersatzkurse parat.
Meine Kurse:
Development Economics ECON366: Sehr interessanter, wenn auch etwas oberflächlicher Kurs über Themenfelder der Entwicklungspolitik, Armut in Afrika, Globalization und das Handelsabkommen NAFTA. Neben 3 Exams ist dieser Kurs aber auch sehr schreibintensiv bei 7 Assignments, einer Präsentation und einem Final Research Paper über 10-15 Seiten zum Ende des Semesters, aber gerade für Politikinteressierte lohnenswert.
Money and Banking ECON320: Als halb Online-Kurs beschränkt sich Money&Banking auf die Einführung in Finance und Makro (v.a. in Bezug auf Devisen), daher sind grobe Grundkenntnisse hier von Vorteil. Mit 2 wöchentlichen Online-Assignments und 3 Exams auch etwas arbeitsaufwendiger, jedoch von der Materie her nicht zu schwer. Gute Professorin Lisa Grobar und anschauliche aktuelle Beispiele, z.B. Fed Policy.
International Economics ECON372: Relativ einfacher Kurs über volkswirtschaftliche Grundlagen im Bezug auf globalen Handel mit 3 Exams, einer Pflichtlektüre und kleineren Tests. Sehr beliebt bei Study Abroad Students, daher war hier die Mehrzahl Internationals.
International Trade ECON470: Anspruchsvoller Kurs bei Professor Jack Hou (schweift gerne mal in die Politik ab, aber absolut kompetent und angesehen) mit wöchentlichen Tests, 3 Exams und einem höheren Grad an Anwesenheitspflicht. In diesem Kurs muss man etwas mehr tun als für die anderen (siehe auch auf 400er Niveau), jedoch hält es sich in Grenzen. Ich würde diesen Kurs auf jeden Fall empfehlen.
Mit der Standard-Kurswahl von 4 Kursen á 3 LP sieht es nun auf den ersten Blick nach viel Aufwand aus, doch ganz ehrlich gesagt ist es im Vergleich zu deutschen Verhältnissen absolut harmlos. Man verbringt ca. 12 Stunden in den Kursen, wobei hier Anwesenheitspflicht vorgeschrieben ist, die in manchen Kursen stärker und in manchen weniger eingehalten wird. Wenn man es hier nicht übertreibt, kann man sich die eine oder andere Stunde auch rausnehmen... Der Arbeitsaufwand insgesamt hält sich deshalb abgesehen von der letzten Final-Woche in Grenzen und die Uni nimmt Rücksicht darauf, dass noch genug Zeit für das eigentliche Leben in Long Beach und California überbleibt.
Uni-Leben
Der Uni-Alltag an der CSULB gleicht schon fast dem Leben in einem kleinen eigenen Ort. Auf dem Campus findet man zunächst alles, was man zum Leben braucht. Ob Friseur, verschiedenste Food Courts, Polizei, Ruheräume, ein überragendes Recreation Center (dazu noch mehr) oder sonstige Veranstaltungen - auf dem Campus kann man sich neben der Uni sehr gut beschäftigen. Pflicht ist, sich ein Basketball Game der CSULB in der Pyramide anzusehen! Überragende Stimmung - LETS GO STATE! Für die erste Zeit auf dem Campus brauchte ich erst einige Zeit eine Karte, um mich zurechtzufinden. Das sagt alles über die Größe des Campus aus.
Die beste Möglichkeit, Anschluss und Kontakte im amerikanischen College-Leben zu finden ist aus meiner Sicht, einem der Uni-eigenen Clubs beizutreten. Bei der großen Auswahl an Sport-Clubs hab ich mich direkt für das Wakeboard&Waterski Team entschieden. Mit einer Gebühr von ca. 250 Dollar (mit Eintrittszahlungen muss man bei den meisten Clubs rechnen) gab es regelmäßige Trainings im Hafen von Long Beach und mehrere Contests in ganz California mit Teams der ganzen West Coast. Hier sind Anfänger wie Fortgeschrittene gleich willkommen! Sehr geiles Team, wenn auch die Organisation manchmal etwas chaotisch war. Die Contests, wo kein Auge trocken blieb, und das Wakeboarden mit dem Team waren für mich das Highlight meiner Zeit an der Uni! Deshalb schaut euch um, seid offen für neue Dinge, denn es gibt Gruppen/Clubs für wirklich alles, was man sich vorstellen kann.
Im Rahmen der Uni gibt es dazu zahlreiche Fraternities, die sich Anfang des Semesters vorstellen. Hat man Freunde oder Bekannte in einer Frat, kommt man leicht auf die Partys (gerade zu Anfang des Semesters), ansonsten könnte es nach einiger Zeit schwieriger werden. Eine Frat verspricht viele neue Freunde und jede Menge Spaß und Erfahrungen, jedoch ist damit auch Geld (Beitrittsgebühr von ca. 500 $) und viel Zeit für die Social Events notwendig. Hat sicher Vor- und Nachteile, bin am Ende jedoch keiner beigetreten.
Das Feiern kommt in Long Beach mit den richtigen Leuten sicher auch nicht zu kurz, wie bereits kurz erwähnt. Da aber viele Studenten der CSULB aber Commuter (Pendler) sind und noch Zuhause wohnen, gibt es nicht direkt am und um den Campus Partys, sondern spielt sich das meiste entweder in einer Frat, auf Housepartys in den Apartmentkomplexen, 2nd Street oder in Clubs in Downtown Long Beach ab. Darüber hinaus gibt es mindestens einmal monatlich einen Party-Bus, der Clubs in Hollywood ansteuert. Auf jeden Fall empfehlenswert, auch wenn man spätestens beim zweiten Mal alle kennt.
Freizeit - Reisen
Freizeit würde ich in California fast mit Reisen gleichsetzen: Es gibt so viel zu sehen in der kurzen Zeit, die man an der Cali State ist und man sollte vor allem die freien Tage nutzen, um sich verschiedene Städte, Strände, National Parks usw. anzuschauen, denn es lohnt sich!
Zunächst fange ich an mit Long Beach an sich. Die Stadt Long Beach als Teil vom Großraum LA hat einen spannenden Industriehafen (der größte der ganzen USA), ein nettes Downtown mit vereinzelten Clubs und Bars (The Pike), schöne Wohngegenden in Belmont Shore und Bars in der 2nd Street. Im Vergleich zum großen und aufregenden LA und anderen Städten der Größe von LB, hat Long Beach eher weniger zu bieten und kann mitunter in Richtung Downtown auch rauer aussehen, daher dort nicht wundern.
Da die City of Angels quasi direkt vor der Haustür liegt, wartet nicht zu lange, um den weltberühmten Venice Beach, Hollywood Hills, Santa Monica oder das spannende Downtown LA kennenzulernen. Mein Tipp für die beste Aussicht über das schier endlose LA sind Griffith Observatory oder der Hike zum Hollywood Sign. Die ganze Atmosphäre und das, was diese Stadt ausmacht, lernt man am besten kennen, indem man sich komplett auf die Gegenden einlässt und versucht, einfach alles aufzunehmen. Beispielsweise habe ich spannende Freunde an der USC in Downtown LA über die komischsten Zufälle gefunden, dort Fratpartys miterlebt (ja es ist wirklich wie im Film!) und auch noch ein anderes Uni-Leben kennengelernt.
Highlights außerhalb von LA (zu keiner Verwunderung) sind Städte wie San Diego (Americas Finest City), San Francisco, Santa Barbara (inklusive Isla Vista, nicht umsonst gehören College-Partys an der UCSB dort zu den besten in den Staaten), aber auch kleinere Orte wie Santa Cruz, Pismo Beach, Newport Beach (OC California) und Huntington Beach.
Ansonsten sollte man unbedingt im Yosemite National Park für ein Wochenende gecampt haben und gewandert sein (absolute Wahnsinns-Natur), die Autostunden dorthin sind es immer wert. Wir sind dort Ende Oktober hingefahren und sind bei nächtlichen knapp 4 Grad und mehr oder weniger ausschließlich Sommerkleidung an unsere Grenzen gekommen ;). Auch der Grand Canyon, ca. 3 Autostunden westlich von Las Vegas, gehörte zu den Zielen (sicher kein Geheimtipp). Apropos Las Vegas, wenn du nicht dort warst, verpasst du einiges! Genug dazu.
Es ist schwierig alles zu sehen und es geht nach einiger Zeit sicher auch ins Geld, deshalb sollte man sich am besten entweder für einige Ziele entscheiden oder man nimmt sich nach Ende des Semesters noch 2 Wochen Zeit, um etwas zu reisen. Vor Semesterbeginn hatte ich dafür nicht allzu viel Zeit, deshalb habe ich viele Ziele nach den letzten Klausuren nachgeholt. Andernfalls hat man gerade über Thanksgiving über eine Woche frei und kann Trips planen. Zu der Zeit war ich mit meinem Roommate und 4 Brasilianern zwischen San Diego und Huntington surfen und campen für mehrere Tage. Überragend!
Mein gerade angesprochener Roommate, den ich dort in Long Beach getroffen habe, und ich haben uns in der ganzen Zeit sowieso mehr aufs Surfen als auf alles andere konzentriert. Zwar haben wir es schon vorher gelernt, aber findet man in California und vor allem in Surf City Huntington Beach klasse Bedingungen, um dem fast täglich stundenlang nachzugehen. Da die Uni meist erst um 11 Uhr beginnt, sind wir früh morgens in Huntington Beach gesurft und dann quasi direkt in die Vorlesungen gegangen. Kann man einen Tag besser starten als mit einem geilen Surf?! Voraussetzung ist aber, um eigenständig zu surfen und nach den besten Wellen Ausschau zu halten, sich ein Auto zuzulegen. Der Autokauf ist an und für sich nochmal eine eigene Angelegenheit, doch findet man in Long Beach ein günstiges und (halbwegs) robustes Auto für einen Preis um die 2000 $. Unser Toyota Camry für 1900$ hat bis auf einige, nicht dramatische Beschwerden durchgehalten und wir konnten es am Ende für kleinen Verlust wieder verkaufen. Aus meiner Sicht ist ein Leben in Long Beach und LA ohne Auto fast nicht vorstellbar. Die Spontanität, Ausflüge zu machen, surfen zu gehen oder Freunde in LA zu besuchen, ist schlichtweg nur mit einem Auto möglich. Daher möchte ich einen frühzeitigen und gewissenhaften Autokauf in jedem Fall
empfehlen!
Kritik
Neben all den Vorteilen und tollen Erfahrungen, die ich an der CSULB machen konnte, gibt es aber natürlich auch Kritik. Verbindungen zu amerikanischen Studenten und anderen Internationals müssen sehr eigenständig hergestellt werden, da es nicht viele über das Study Abroad Office organisierte Events oder Partys gibt. Das führte dazu, dass ich viele Freunde erst gegen Ende des Semesters kennengelernt habe, obwohl sie die ganze Zeit auch an der CSULB waren.
Auch bei der Wohnungssuche ist zwar das Office sehr hilfsbereit mit einigen Tipps, doch kann man bei der Suche nicht wirklich viel handfeste Unterstützung erwarten. Bis auf das On-Campus Housing gibt es für Internationals keine Möglichkeiten, sich stressfrei und direkt eine Wohnung zu sichern. Hier besteht Verbesserungspotenzial.
Ein für mich weiterer, wenn auch kleiner, negativer Aspekt war, dass viele Studenten sehr verteilt gewohnt und etwas für sich gelebt haben. Nur in den Apartmentkomplexen kam es daher zu einer wirklich studentischen Gegend in meinen Augen.
Ansonsten gehört Long Beach mit der Semestergebühr zwar nicht zu den wirklich teuren Universitäten in California, aber es warten an vielen Stellen noch weitere Kosten für Mitgliedschaften wie Recreation Center oder bei Clubs. Darauf sollte man sich dabei einstellen.
Wenn es um Partys ging, wurde man in Long Beach anfangs nicht enttäuscht, doch kann man es bspw. nicht mit Santa Barbara oder USC vergleichen, was sicher der Pendler-Mentalität geschuldet sein könnte. Deshalb habe ich mich viele Wochenenden auswärts orientiert, da die 2nd Street und auch The Pike an wirklichem Reiz verloren haben und auch nicht mehr wirklich busy waren. Die Stadt Long Beach bietet was Feiern angeht im Verhältnis zu ihren 500.000 Einwohnern relativ wenig. Eigeninitiative ist hier dann mehr gefragt oder man weicht nach Hollywood, Downtown LA oder in Richtung Newport Beach aus.
Fazit
Was mich in und aus dieser Zeit geprägt hat, war nicht zwingend die Universität oder Long Beach als Ort, sondern das gesamte Leben in California, der Life-Style, die Lockerheit und die Menschen dort. Darauf kommt es am Ende an. Die CSULB hat einen wichtigen Beitrag geleistet und am Ende gehalten, was sie am Anfang versprach: A good time. Einem ist vieles selbst überlassen und es bleibt immer die Frage, was man selbst aus den gegebenen Möglichkeiten macht. Ich würde mich deshalb wieder für Long Beach entscheiden!