5 Mai
Erfahrungsbericht von N. N.

San Diego State University

Stadt: San Diego
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Politikwissenschaft, Statistik, VWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2013 bis 01/2014

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich habe das Wintersemester 2013 an der SDSU in San Diego verbracht (General Courses) und habe dort Fächer studiert, die ich mir in Deutschland für mein BWL-Studium anrechnen lassen kann (VWL, Politik, Statistik und Spanisch). (Der folgende Bericht orientiert sich an dem Leitfaden für den Erfahrungsbericht des PROMOS-Stipendiums)

Die SDSU ist eine sehr schöne, große Uni. Sie verfügt über einen sehr großen Campus, der einem alles bietet, was man als Student braucht. Essenstechnisch gibt es neben einem Supermarkt, einem großen Food Court mit einer großen Auswahl an Restaurants auch zahlreiche Kaffeestände auf dem ganzen Campus verteilt. Es gibt einen Bookstore, der einen mit Büchern und Lernmaterial, sowie SDSU-Gear versorgt, eine große und moderne Bibliothek, die Love Library, in der man in einer angenehmen Atmosphäre Hausaufgaben erledigen kann oder Gruppenarbeiten anfertigen kann. Darüber hinaus verfügt die SDSU über zahlreiche Sportplätze und eine Sporthalle, die auch immer wieder der Veranstaltungsort für größere Konzerte ist. Die Unterrichtsräume sind modern und auf unterschiedliche Klassengrößen ausgerichtet. Die SDSU hat des Weiteren ein eigenes Fitnesscenter (Aztec Recreation Center, ARC), ein eigenes Schwimmbad (Aquaplex) und eine Kooperation mit dem Wassersport Center Mission Beach Aquatic Center (MBAC) in Mission Beach.

San Diego ist die zweitgrößte Stadt im Bundesstaat Kalifornien und die siebtgrößte in den USA. Und die amerikanischen Dimensionen bekommt man in San Diego als Europäer sehr schnell zu spüren. In dieser Großstadt ist man meiner Meinung nach ohne ein Auto mehr oder weniger aufgeschmissen. Das Trolley-Netz verfügt über ca. 3 Linien und die einzelnen Stadtteile sind über Freeways miteinander verbunden. Man kann zwar ohne ein eigenes Auto überleben, für die kurze Zeit von 6 Monaten lohnt es sich jedoch mobil zu sein, um möglichst viel von der Umgebung zu sehen.

Da die durchschnittliche Jahrestemperatur bei 21° Celsius liegt und es nur selten regnet, wird San Diego auch als „America´s finest city“ bezeichnet. Während meines gesamten Aufenthaltes hat es lediglich 3 Regentage gegeben. San Diego liegt direkt an der Pazifikküste und verfügt über zahlreiche Strände. Dadurch ist eine Surfer- und Beachkultur entstanden, die man vor allem in den Stadtteilen Mission Beach, Ocean Beach, Pacific Beach und La Jolla spüren kann. Durch die direkte Nähe der mexikanischen Grenze (halbe Stunde Autofahrt nach Tijuana) ist San Diego relativ stark hispanoamerikanisch geprägt. Man findet so zum Beispiel zahlreiche mexikanische Restaurants in San Diego und hört auch häufig Gespräche auf Spanisch im Alltag. Auch die Metropole Los Angeles liegt lediglich zweieinhalb Stunden entfernt und lädt zu zahlreichen Besuchen ein. Während im Westen die Pazifikküste zum Surfen einlädt, kann man im Osten innerhalb von wenigen Stunden schneebedeckte Berge oder Wüstenregionen erreichen. San Diego und seine Umgebung bietet eine landschaftliche Vielfalt über relativ geringe Distanzen.

Vorbereitungen:

So ein Auslandsaufenthalt benötigt viele Vorbereitungen im Vorfeld. Da es bei mir eine relativ spontane Entscheidung war, hatte ich zirka 6 Monate um alle Vorbereitungen zu treffen. Normalerweise werden anderthalb Jahre Vorlaufzeit empfohlen. Aus diesem Grund entschied ich mich für die Vermittlungsorganisation College Contact (CC), die kostenlos einen Kontakt zwischen dem Austauschstudenten und der Wunschuniversität herstellt und bei Fragen zu Formalitäten, Kurswahl, Visum, Wohnungssuche, etc. zur Verfügung steht. Aufgrund der kurzfristigen Entscheidung stellte sich dies als sehr hilfreich heraus.

Meinen Entschluss an die San Diego State University zu gehen, fasste ich im Februar und setzte mich zu diesem Zeitpunkt mit CC in Kontakt. Leider hatte ich knapp die Anmeldefrist für das Business-Programm verpasst, jedoch habe ich nach kurzer Absprache mit meiner Heimatuni mich für das General Courses Programm entschieden, da ich mir in diesem Fall auch genügend Fächer anrechnen lassen konnte. Allein für die Anmeldung für das Semester-Abroad-Programm der SDSU benötigte ich einige Unterlagen, wie unter anderem einen Finanznachweis meiner Bank. Dies kann ein paar Wochen in Anspruch nehmen. Nachdem ich die Unterlagen jedoch zusammen hatte und mich beworben hatte, musste ich ca. 3 Wochen auf eine Antwort der SDSU warten. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit bei einer amerikanischen Universität als „zahlender Austauschstudent“ nicht genommen zu werden relativ gering. Somit hatte ich im März meine Zusage.

In den folgenden Monaten kümmerte ich mich nun um das F1-Student-Visum, wofür man zum amerikanischen Konsulat nach Frankfurt oder Berlin fahren muss, um die Anrechenbarkeit meiner Kurse in Amerika, um die Buchung eines Hinfluges, um die Wohnungssuche, die sich in San Diego als nicht besonders leicht herausstellte, um meine Bewerbung um mein Promos-Stipendium, und und und, während ich mein 4. Semester an meiner Heimatuniversität abschloss.

Auch in dieser Zeit, sowie während des Semesters konnte ich mich bei eventuellen Fragen immer an meine Ansprechpartnerin bei CC wenden. Durch eine Facebook-Gruppe für alle CC-Austauschstudenten an der SDSU hatte man zusätzlich die Möglichkeit zukünftige Mitstudenten zu finden, schon einmal erste Kontakte zu knüpfen und sich gegenseitig Auszutauschen. Hierdurch haben sich im Vorfeld bereits WGs gegründet oder man informierte sich über günstige Angebote (z.B. Auslandskrankenversicherungen oder Mietwagen)

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Für die ersten Wochen der Wohnungssuche habe ich bei einer amerikanischen Freundin in der Nähe der Universität gewohnt. Sie selber studiert an der SDSU und konnte mir somit bei einigen Fragen und Organisatorischem behilflich sein. Nach zahlreichen Wohnungsbesichtigungen in den ersten Wochen habe ich dann eine WG mit anderen Austauschstudenten gegründet. Wir wohnten zu acht in einem Haus in Mission Beach, nicht mal eine Minute vom Strand entfernt. Bei der WG-Gründung haben wir darauf geachtet, dass verschiedene Nationen, bzw. verschiedene Muttersprachen zusammen wohnen (Deutschland, Dänemark, Frankreich, Chile). Dies war uns wichtig, da somit gewährleistet war, dass wir uns untereinander auf Englisch unterhalten.
Die ständige Diskussion, ob man nun am Strand (PB oder Mission Beach) oder in der College Area wohnen sollte, muss jeder für sich selbst entscheiden. Es hat beides seine Vor- und Nachteile und man hat sicherlich an beiden Orten die Möglichkeit eine super Zeit zu erleben.


Kulturaustausch:

Meiner Meinung nach ist der Kulturaustausch in San Diego sehr interessant. Da die SDSU sehr stark von deutschen Austauschstudenten besucht wird, läuft man als Deutscher sehr schnell Gefahr ausschließlich mit Deutschen in Kontakt zu kommen, wodurch der Kulturaustausch und die Förderung der Englischkenntnisse natürlich sehr stark leiden können. Die große Anzahl an deutschen Austauschstudenten bedeutet jedoch nicht, dass man nicht mit anderen Kulturen in Kontakt kommen kann. Ich habe während meines Aufenthalts genauso viele deutsche Austauschstudenten kennengelernt, die ausschließlich mit ihren deutschen Freunden zutun hatten, wie auch deutsche Austauschstudenten, die sich sehr stark in einem amerikanischen Freundeskreis integriert haben. Das hängt alles von seinen eigenen Präferenzen und Integrationsfähigkeiten ab. Es hängt davon ab, was man daraus macht und wie gut man über seinen eigenen Schatten springen kann und aktiv auf andere Menschen und andere Kulturen zugehen kann. Es geht einem zwar manchmal schon auf die Nerven, wieviel Deutsch man in dieser amerikanischen Großstadt man zum Teil hört, jedoch muss man sich davon nicht abschrecken lassen. Ich selber hatte einen stark gemischten Freundeskreis. Neben deutschen Austauschstudenten, zählten einige Internationals (Dänemark, Frankreich, Schweden, Norwegen, Argentinien, Chile, Brasilien) und Amerikaner dazu, zu denen ich auch heute noch Kontakt habe.

Welche kulturellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede:
Lebensweise in Kalifornien ist doch schon recht anders verglichen zu der in Deutschland, was für mich stark mit dem guten Wetter zusammenhängt. Während man sich in Deutschland generell mehr auf Arbeit und Effizienz konzentriert, wird in Kalifornien mehr wert auf ein angenehmes, erfülltes Leben gelegt (laid back). Kalifornier sind zudem sehr aktiv und sportlich. Man geht gerne vor der Arbeit eine Runde Surfen oder am Wochenende im nächstgelegenen Nationalpark campen und wandern. Sport und ein „gesunder“ Lifestyle wird hier im Gegensatz zu manch anderen Bundesstaaten groß geschrieben.

Ein großer Unterschied zwischen Deutschen und Amerikanern, der mir persönlich aufgefallen ist, ist die Umgangsweise untereinander. Generell kann man sagen, dass Amerikaner offener mit neuen Leuten umgehen. Was von Deutschen häufig als Oberflächlichkeit abgetan wird, hab ich in Amerika als Höflichkeit und Freundlichkeit kennengelernt. Amerikaner sind die Meister des Small Talks und so kommt man sehr leicht mit ihnen ins Gespräch, in fast jeder Situation, während man sich in Deutschland eher aus dem Weg gehen würde. Da redet man mit der Supermarktkassiererin über Geschehnisse der letzten Wochen und es beschwert sich keiner in der Schlange hinter einem, sondern wird eher zum nächsten Barbecue eingeladen. Es gilt der allgemeine Konsens des Socializings und Networkings. Dies kam uns Austauschstudenten natürlich auch zugute, da wir so leichter Kontakte knüpfen konnten.


Class-Crashing und Lehrsystem

Das Class-Crashing verläuft so, dass im Vorfeld viel zu viel Theater darum gemacht wird. Es gibt Kurse, die bekommt man sehr leicht und andere, da werden grundsätzlich keine Austauschstudenten genommen. Darauf sollte man sich im Vorfeld zwar schon mal gefasst machen und genügend Alternativen parat haben, allerdings wurde dann nach einer anfänglichen Panik schon für jeden Austauschstudenten eine akzeptable Lösung gefunden.

Das Lehrsystem an der SDSU ist, wie an so ziemlich allen amerikanischen Universitäten, stark verschult. Es gibt Unterrichtsklassen, regelmäßige Hausaufgaben mit Abgabedatum, Gruppenarbeiten und die Noten setzen sich aus Teilnoten zusammen. Das führt dazu, dass kontinuierlich gelernt werden „musste“, um eine gute Leistung zu bringen, was gerne mit den Reiseplänen und sonstigen Freizeitaktivitäten kollidiert. Dabei standen einem die Professoren, sowie die Assistenzprofessoren jedoch immer zur Seite (ob per E-Mail, Telefonat oder Sprechstunde). Es wird oftmals gesagt, dass das amerikanische Lernniveau deutlich unter dem Lernniveau deutscher Unis liegt, was mir bei meiner Fächerwahl (Politik, VWL, Statistik und Spanisch) jedoch nicht aufgefallen ist. An sich war der Lerninhalt mit dem deutschen Niveau gleichzusetzen, vielleicht ein wenig leichter, jedoch mit einem höheren kontinuierlichen Lernaufwand verbunden. Allerdings denke ich, dass dies stark – wie auch in Deutschland – von der Fächer- und der Professorenwahl abhängt. Daher lohnt es sich vor der Fächerwahl mal auf der Seite ratemyprofessor.com vorbeizuschauen ;)


Anrechnung:

Die Anrechnung der Kurse verlief problemlos. In meinem Fall konnte ich mir sogar ein Politikfach ans VWL Fach an meiner Universität anrechnen lassen. Jedoch sollte man sich schon vorher um Bescheinigungen der Heimatuniversität kümmern.


Was hättest du vor deinem Auslandsaufenthalt gerne gewusst und was würdest du heute anders machen?

Ich bin eigentlich rundum zufrieden mit meinem Auslandsaufenthalt. Ich fühlte mich gut vorbereitet und informiert, auch dank College Contact. Das einzige, das relativ kompliziert war, war die Wohnungssuche. Zwar wird empfohlen vor Ort zu suchen, jedoch ist der Ansturm zu Beginn des Semesters so groß, dass regelrechte Panik unter den Studenten ausbricht. Diesen Stress kann man sich durch vorherige Planung eventuell ersparen.

Was auch noch wichtig ist, ist, dass ein Auslandssemester in Kalifornien nicht gerade günstig ist, und man während des Semesters nur eingeschränkt arbeiten darf. Dies sollte man zuvor einplanen, damit man sich nicht die ganze Zeit wegen des finanziellen Drucks stresst und jeden Cent dreimal umdrehen muss.


Haben sich deine Erwartungen an den Studienaufenthalt erfüllt?

Da ich mit der recht offenen Einstellung nach San Diego gegangen bin, dass ich eine „neue/fremde Kultur“ erleben möchte und davon so viel wie möglich profitieren wollte, wurde ich auch in keinster Weise enttäuscht. Auch auf akademischer Ebene hat sich die SDSU als sehr gute Wahl für mich herausgestellt, da ich meine Wunschfächer belegen konnte, diese auch anrechnen lassen kann, mit Amerikanern zusammen studierte und neben der Uni auch in der American Marketing Association der SDSU tätig sein konnte. Ich kann einen Auslandaufenthalt an der SDSU nur wärmstens empfehlen und kenne niemanden der mit dieser Wahl unzufrieden war. Vor allem bietet sich die SDSU an, um ein gewöhnliches, traditionelles amerikanisches Universitätsleben und School-Spirit kennenzulernen, was an anderen Universitäten in Kalifornien zum Teil nicht vorhanden ist (Pendleruniversitäten).


Welche Empfehlungen hast du für zukünftige Studierende an „deiner“ Gastuniversität?

Wie bereits erwähnt, ist die SDSU stark von deutschen Austauschstudenten besucht. Meine Empfehlung ist es, von Anfang an darauf zu achten, nicht nur deutsche Kontakte zu knüpfen, sondern so viel wie möglich mit Amerikanern (mit deutschen Mitstudenten kommt man fast von alleine in Kontakt). Es ist schließlich auch der Grund, warum man nach Amerika gegangen ist. Sonst kann ich noch empfehlen, sich im Vorfeld um eine Wohnung/ein Zimmer zu kümmern, da die Wohnungssuche in den ersten Wochen sehr kräftezehrend und teuer werden kann.