25 Okt
Erfahrungsbericht von N. N.

University of California, Santa Barbara

Stadt: Santa Barbara
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: VWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 03/2013 bis 07/2013

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Einleitung

Wie schon einige HSG’ler vor mir hab auch ich mein Austauschsemester auf Bachelor-Stufe an der University of California Santa Barbara verbracht und hatte eine wunderbare Zeit. Ich werde in diesem Bericht versuchen auch auf Aspekte einzugehen, die in den anderen Berichten noch nicht zur Sprache kamen. Folgende Informationen aber vorweg:

  • Es ist NICHT schwierig in die UCSB reinzukommen und man braucht auch KEINE guten Noten dafür. Früh genug dran sein ist hier das Wichtigste.
  • Es ist auch nicht so teuer wie viele das von einem Freemover-Semester erwarten. 10’000-12'000 Fr. reichen!
  • Wer das College-Life erleben will, wie man es von den Filmen kennt, ist hier genau richtig.

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Beworben hab ich mich mit der Unterstützung von College Contact.com, was sehr empfehlenswert ist. Die Beratung ist kompetent und man bekommt genaue Informationen, welche Dokumente wie ausgefüllt und geschickt werden müssen. Ausserdem ist der Dienst komplett kostenlos. Wichtig bei der Bewerbung zu erwähnen ist, früh genug dran zu sein, am besten schon 10 Monate vorher. So wie ich das mitbekommen habe, funktioniert die Platzvergabe nach „first-come, first-serve“-Prinzip. Beim TOEFL iBT werden übrigens nur 80 Punkte verlangt.
Habt ihr den Platz bekommen, wird euch auch gleich der Bestätigungsbrief mit dem I-20 Formular per Post zugestellt. Dieses benötigt ihr, um das Visum zu beantragen. Was das Visum betrifft, will ich hier nicht auf Details eingehen, denn auf der Website der Botschaft ist alles klar beschrieben. Das ganze läuft auch ganz problemlos ab, man muss halt einfach persönlich vorbeigehen und es ist auch nicht gerade ein günstiger Spass (ich hab insgesamt etwa 400 Fr. für das Visum ausgegeben).
Was die Reise betrifft, so empfehle ich nach Los Angeles (LAX) zu fliegen und von dort aus den Bus nach Santa Barbara zu nehmen. Dies ist sicherlich eine der günstigsten und bequemsten Varianten. Den Bus sollte man aber schon von Zuhause aus reservieren! Ich hatte mich für SBAirbus (ca. $50, Bus hat Wifi!) entschieden.


Wohnen & Leben

Gesamthaft betrachtet empfand ich das ganze Thema Wohnen als eher unbefriedigend. Als Extension-Student auf Bachelor-Stufe kriegt man keinen Zugang zu den Universitätsunterkunften und ist somit auf sich alleine gestellt. Wie viele vor mir empfehle auch ich erst anzureisen und vor Ort nach einem Zimmer zu suchen. Allerdings sollte man sich auf hohe Preise und schlechte Hygiene einstellen. Ich hatte nach etwa 5 Tagen ein Einzelzimmer an der Pasado Road (Block 67) für $850 auf Craigslist gefunden. Es war in einem Haus, das ich mir mit 3 Brasilianern teilte. Das Zimmer war aber klein und das Haus eher in schlechtem Zustand (Fenster/Türen funktionierten nicht richtig, Bad war alt, Wohnung war schmutzig!). Es war für mich aber die beste Option, da ich ein Einzelzimmer und möglist nicht-Deutsch-sprechende Mitbewohner wollte. Wer nicht über Craigslist suchen will, sollte sich mal die San Clemente Villages oder San Ynez Apartments anschauen. Dort wird etwas zivilisierter gewohnt, man ist allerdings auch nicht so nahe am Geschehen. Wer gerne ein Studio ganz für sich alleine will, sollte sich das StudioPlaza anschauen. Dort ist man immer noch in Isla Vista, hat aber auch seine Ruhe. Der Nachteil ist, dass es teuer ist ($900-1100 je nach Variante) und dass man keine Mitbewohner hat.
Trotz der hohen Mieten und der teilweise unbefriedigenden Wohnsituationen würde ich unbedingt empfehlen in Isla Vista zu wohnen. Dort findet das soziale Leben statt (Party etc.) und man ist auch sehr nahe am Campus. Anders als viele andere Unis hat die UCSB einen kompakten Campus, wo alles nah beieinander ist. Ein enormer Vorteil, da deswegen auch auf das Auto verzichtet werden kann. Die Anschaffung eines Fahrrads lohnt sich jedoch (entweder gebraucht über Craigslist oder neu bei Kmart ab ca. $90).


Universität & Akademisches

Die UCSB ist eine öffentliche Universität mit etwa 22'000 Studierenden. Sie ist in den Rankings gut platziert (US News ca. Platz 40), allerdings ist sie keine Elite-Uni. Auch kann das akademische Niveau (zumindest auf Bachelor-Stufe) nicht mit dem der HSG mithalten. Der Aufwand kann jedoch je nach Kurs und Dozent stark variieren. Es loht sich auf jeden Fall einen Blick auf „ratemyprofessors.com“ zu werfen um zu schauen, wie die präferierten Kurse und Dozenten bewertet wurden.
Einschreiben kann man sich in die akademischen Kurse nicht, man muss sie in den ersten zwei Wochen „crashen“. Da sitzt man einfach in die erste Vorlesung rein und bittet den Professor höflich um einen Platz im Kurs, was er (und teilweise zusätzlich auch der Übungsleiter/Assistent) mit seiner Unterschrift auf einem Formular bestätigen muss. Ich hatte schon viel Negatives über das Crashing gehört und auch am Orientation-Day betonten sie immer wieder wie schwierig es sei, in gewisse Kurse reinzukommen. Ich hatte allerdings gar keine Probleme die Unterschriften zu bekommen und hatte diese schon alle nach der ersten Stunde. Wichtig in diesem Zusammenhang zu erwähnen ist, dass ich keine Kurse aus dem ECON-Department belegt habe. Bei denen braucht man erstens zusätzlich zur Unterschrift des Professors auch die Unterschrift der Department-Leitung und zweitens wollen die meisten Austauschstudenten ECON-Kurse crashen. Allerdings wird schon geschaut, dass die meisten Leute einen Platz bekommen. Auch sollte man es auf jeden Fall versuchen, wenn die Leute vom Office das Gefühl haben, man habe keine Chance reinzukommen. Theoretisch haben die Einheimischen zwar Vorrang, das kann aber ja nach Professor in der Praxis auch ganz anders aussehen. Ich würde empfehlen etwa 15 Minuten vor Kursbeginn dort zu sein und den Professor gleich anzusprechen.
Der ganze Uni-Alltag läuft auch etwas anders ab als bei uns. Zwar haben auch hier die meisten Kurse eine Vorlesung im Auditorium und zusätzlich Übungsstunden in kleineren Gruppen, allerdings sind die Prüfungsleistungen über das Semester verteilt in Form von Midterms, Assignments und teilweise aktiver Teilnahme. Auch wenn das System etwas verschulter sein mag, gefällt es mir besser als das unsere, da man den ganzen Stress nicht am Schluss und durchaus Anreize hat, während dem Semester aktiver mitzuarbeiten. Ist aber Geschmacksache.

Zu meinen Kursen:
GLOBL 2 – Global Socioeconomic and Political Processes (6 ECTS, KUKO/HAKO, A+): In diesem Kurs ging es um verschiedene Aspekte der Globalisierung, wobei zuerst auf die Geschichte eingegangen wurde. Anschliessend wurden verschiedenen Regionen der Welt genauer analysiert und aktuelle globale Probleme besprochen. Der Kurs war sehr interessant und lehrreich. Vor allem wurden auch viele Dinge, die wir in der Mittelschule in Geschichte schon hatten nochmals aufgegriffen und in einem globalen Kontext betrachtet. Der Aufwand ist nicht zu unterschätzen. Es gibt etwa 50 Seiten pro Woche zu lesen, die aus wissenschaftlichen Papers zu den verschiedenen Themen bestehen. Die Note setzt sich aus zwei MC-Midterms (je 30%), wöchentlichen Zusammenfassungen und Diskussionen zu den Readings (30%) und aktiver Teilnahme in den Discussion-Sections (10%) zusammen. Wenn man aber etwas Zeit investiert ist es absolut top machbar. Wirklich empfehlenswerter Kurs!

GLOBL 157 – Global Media (6 ECTS, unabhängiger Wahlbereich, A): In diesem Kurs ging es um die historische Entwicklung der Medien (von der Presse bis Social Media) und den damit verbundenen Implikationen für die Öffentlichkeit. Der Kurs war eher langweilig und wenig lehrreich. Der Professor war aber sehr sympathisch und der Aufwand sehr gering. Wer relativ einfach ein A bekommen will, ist hier gut bedient, wer aber etwas lernen will eher nicht. Die Prüfung besteht aus wöchentlichen Online-Quizzes (50%) und zwei 4-seitige Papers (je 25%). Wirklich einfach machbar, wenn man die Bücher etwas durchliesst und in die Vorlesung geht. Als etwas unnötig empfand ich, dass der Professor drei Filme während der Vorlesung gezeigt hatte. Dieser Kurs ist also nur begrenzt empfehlenswert.

GEOG 5 – People, Place, Environment (6 ECTS, unabhängiger Wahlbereich, A): Dieser Kurs aus dem Geografie-Departement schaut die sozialwissenschaftlichen Gebiete der Disziplin an. Themen umfassen u.a. Standortfaktoren, Bevölkerungsentwicklung, Migration, Geopolitik, Transport/Supply Chain Management, Kulturelle Geografie etc. Ein sehr breit ausgerichteter Kurs aber wirklich interessant gemacht. Es gab auch eine gute Mischung aus qualitativen und quantitativen Modellen. Der Aufwand war nicht enorm, aber man musste schon schauen, dass man die Modelle wirklich verstanden hat. Die Prüfungsleistung setzte sich aus vier Assignments (insgesamt 25%), sowie zwei MC-Midterms und einem MC-Final (je 25%) zusammen.

Insgesamt hab ich meine Kurse sehr genossen, da mich die Themen grösstenteils interessierten und alle Professoren wirklich gut waren. Auch fand ich es gut mal etwas anderes als BWL zu studieren, denn eine Business School gibt’s an der UCSB nicht (es gibt aber am ECON- und ENGR-Department jeweils einzelne BWL-Kurse. Ausserdem gibt es ein Technology-Management-Programm das von verschiedenen Departementen getragen wird.). Der Workload mit drei Kursen war wirklich in Ordnung, auch wenn ich jede Woche ein paar Stunden in Selbststudium investierte. Wenn man das Studium etwas ernst nimmt, wird man mit extrem guten Noten belohnt und man hat wirklich noch genug Freizeit. Wer akademisch allerdings eine grosse Herausforderung sucht oder seinen CV enorm aufwerten möchte, sollte vielleicht eher nach Berkeley oder an eine Ivy League Universität gehen.


Finanzielles

Wie bereits schon erwähnt muss man kein Millionär sein, um als Freemover einen Austausch machen zu können. Allerdings sind die Kosten durchaus nennenswert. Die UCSB verlangt ca. $2000 fürs Programm und weitere $1000 für jeden Kurs den man belegt (insgesamt also $5000 für die Uni in meinem Fall). Fürs Wohnen muss man sicher $600-1000 im Monat rechnen, je nach Ansprüche natürlich. Das Essen ist allerdings etwas günstiger als in der Schweiz. Wenn man etwas sparsam lebt, kann man mit 10’000-12'000 Fr. aber durchaus ein Quarter auskommen.


Freizeit

Die Freizeitaktivitäten sind sehr zahlreich und es gibt immer etwas zu machen. Da das Quarter sehr kurz ist, sollte man sich nicht zu viel Arbeit aufhalsen. Wie oben schon erwähnt, hatte ich mit meinen 3 Kursen noch mehr als genug Freizeit. Folgende Aktivitäten kann ich empfehlen:
Sport: Das Sportangebot an der UCSB ist sehr breit und bietet für jeden etwas. Es reicht von Fussball über Tennis bis zum Segeln und Surfen. Empfehlenswert ist auch die Mitgliedschaft im Recreation Center (Fitness, Pool etc.) für $60 pro Quarter.
Excursion Club: Der Excursion Club ist eine geniale Sache um an verschiedenen Outdoor-Aktivitäten teilzunehmen und v.a. auch einheimische Leute kennenzulernen. Man bezahlt $30 pro Quarter für die Mitgliedschaft, kann dann aber an allen Events mitmachen (Surfen, Wandern, Camping...) und v.a. Equipment (Surfbrett etc.) kostenlos ausleihen. Auch organisiert der Verein jedes Quarter eine Party, die jeweils legendär ist. Ausserdem kann ich die Aktivität „Buildering“ sehr empfehlen.
Volunteering: Eine weitere 1A-Gelegenheit um Amerikaner(innen) kennenzulernen, ist bei irgendwelchen Events an und um die Uni als Volunteer mitzuarbeiten. Der Vorteil daran ist, dass man da ziemlich sicher nicht noch 1000 andere Austauschstundenten dabei hat und wirklich wertvolle Erfahrungen gemacht werden können. Es gibt sehr viele Gelegenheiten für Volunteering. Einfach etwas googeln oder mal beim Extension-Office fragen.
Party: Natürlich kommt gerade an der UCSB und in Isla Vista das Feiern nicht zu kurz. In Isla Vista (v.a. auf „Del Playa“, der Strasse direkt am Meer) geht am Freitag und Samstag Abend jeweils die Post ab. Wichtig hierbei zu erwähnen ist allerdings, dass die halbprivaten und privaten Partys (also die, wo nicht jeder einfach rein kommt) die besten sind. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass man die entsprechenden Leute kennen muss, um da eingeladen zu werden (v.a. bei den legendären Frat-Parties). Deswegen: schaut dass ihr euch möglichst schnell mit Leuten, die auf Del Playa wohnen und/oder viele Leute kennen anfreundet. Aber auch mal ein Abend „Party-Crashing“ kann durchaus lustig sein. Einfach dran denken: immer „safe“ bleiben und sich nicht mit der Polizei anlegen (v.a. nicht auf der Strasse trinken!!).
Wer auch mal gerne etwas Clubs besuchen will, geht am Donnerstagabend mit Bills Party Bus Downtown ins „Tonic“, „EOS“ oder „Wild Cat“.


Gesamteindrücke

In diesem Abschnitt fasse ich die obigen Aspekte nochmals zusammen und beschreibe meine Gesamteindrücke.

Die elf Wochen, in denen der Unterricht stattfinden sind jeweils sehr schnell vorbei. Das kann natürlich je nach Präferenz ein Vor- oder Nachteil sein. Demzufolge ist es empfehlenswert, Dinge, die man machen will, sofort zu machen, da man sonst am Ende wirklich keine Zeit mehr hat. Auch ist es meiner Meinung nach eine etwas kurze Zeit, um wirklich etwas tiefere Bekanntschaften mit Einheimischen zu schließen. Als ich mir endlich mehr oder weniger einen „Freundeskreis“ aufgebaut hatte, war das Quarter schon um.
Mit Midterms, Assignments und Anwesenheitspflichten kann das Semester dann durchaus etwas intensiver werden: Kann man lieben oder hassen, ich finde das US-System besser als das europäische, da die Arbeit verteilter ist und man mehr Anreize hat, sich wirklich mit dem Stoff auseinanderzusetzen und nicht nur blauäugig auswendig zu lernen. Die Uni hat sicherlich an ordentliches Niveau, das man nicht unterschätzen sollte, aber wenn man sich nicht absichtlich die schwierigsten Kurse auswählt, ist es für uns sicher keine große Herausforderung.
Der wunderschöne Campus, die kompakte Studentenstadt „Isla Vista“ und die phänomenale Party-Szene, wo es zu und her geht wie in bekannten College-Filmen von Hollywood, machen das Austauschsemester zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Als Nachteil sehe ich im gleichen Zug das Wohnen, dessen Preis-Leistungs-Verhältnis unbefriedigend ist. Vor allem finde ich schlecht, dass man bei der Wohnungssuche von der Uni praktisch keine Unterstützung bekommt.
Ein letzter Minuspunkt hab ich die Diversität unter den Austauschstudenten anzumerken. Der deutsche Sprachraum ist einfach überproportional vertreten und viele Leute sprechen die ganze Zeit deutsch. Das schadet der internationalen Erfahrung. Wer gar nicht mit dem leben kann, sollte sich eine andere Uni aussuchen.


Fazit

Ich bereue es keine Sekunde mein Auslandsemester an der UCSB verbracht zu haben. Für mich was es sicherlich die perfekte Wahl. Als grosser Kalifornien-Fan hatte ich nochmals die Chance ein paar Monate auf diesem schönen Fleckchen Erde zu verbringen. Ausserdem hatte ich das lockere Studentenleben, das ich mir immer erträumt hatte und man an der HSG in dieser Form sicher nicht erlebt. Für Leute mit gleichen Präferenzen wie ich: go for it!

Falls ihr noch Fragen habt oder ein bisschen über Austauschsemester in Kalifornien plaudern wollt, könnt ihr mir gerne eine E-Mail schicken.