Universitat Autònoma de Barcelona
Da ich an der Uni Köln keinen ERASMUS-Platz für Madrid oder andere spanische Städte bekommen habe, gaben Freunde mir den Tipp über College-Contact als „Free-Mover“ an eine ausländische Uni zu gehen. Nach einem kurzen Telefonat mit College-Contact konnte ich auf der Homepage alles finden, um mich zu informieren und eine passende Uni für mich auszuwählen. Ich entschied mich für die Universitat Autònoma de Barcelona in der Hoffnung mein Spanisch wie auch mein Englisch zu verbessern. Nachdem ich versuchte mich auf der Homepage der UAB zurecht zu finden um passende Kurse zu wählen, zog ich dass „Pre-established Program“ vor. Unter der Prämisse im Studium Fortschritte zu machen und die Kurse an meiner Universität angerechnet zu bekommen suchte ich hier die richtigen Kurse. Es gibt eine kleine Auswahl an BWL Kursen und einen VWL Kurs im engeren Sinne. Der Rest ist eher für Politik Studenten, freie Profilgruppen oder Studium Integrale Kurse sinnvoll. Ich möchte schon an dieser Stelle betonen, dass die Kurse auf US Amerikaner zugeschnitten sind.
Nach wenigen bürokratischen Hürden war die Anmeldung bereits innerhalb von wenigen Wochen geschehen. Wichtig ist nur, das Geld frühzeitig zu überweisen.
Über Freundes-Freunde konnte ich zum Glück schon von Deutschland aus ein WG-Zimmer anmieten. Allerdings offenbarte sich mir während meines Aufenthaltes, dass jede Abstellkammer ohne Fenster vermietet wird – und das zu hohen Preisen. Meine spanische Mitbewohnerin, die Hauptmieterin war, ließ sich von mir und meinem anderen Mitbewohner die gesamte Miete bezahlen. Viele amerikanische Studenten wohnten aber auch in riesigen Apartments mit mehreren Kommilitonen, welche ihr Study-Abroad-Program für sie angemietet hatte. Die Suche vor Ort kann ich lange hinziehen und hält viele Enttäuschungen bereit. Ich möchte aber empfehlen zentral in der Stadt, (Eixample, Gracia) zu wohnen, da sich hier der Lebensmittelpunkt (Uni, Party, Kommilitonen) der Studenten befunden hat.
Mein größtes Problem war das Essen. Da ich gewohnt bin regelmäßig in die Mensa zu gehen und viele Studentenangebote in der Stadt habe, war ich vom hohen Preis-Niveau überrascht. Der Campus der Abroad-Studenten befindet sich mitten in der Stadt und deshalb weit entfernt vom Hauptcampus, an dem sich auch die Mensa befindet. Im Umkreis dieses Campus befinden sich nur kleine Restaurants, in denen man das Menu del Dia für ~10€ essen kann, oder bekannte Fast-Food-Ketten.
Da der Unterricht nur von Montags bis Donnerstags ist, begann das Wochenende immer früh. Ein normaler Wochentag endetet aber meistens auch in einer Bar oder einem Club. Keine „Vorlesung“ fängt vor neun Uhr an. Die Anwesenheit und das Engagement im Unterricht wird aber von jedem Professor unterschiedlich wertgeschätzt. Insgesamt war ich mit der Wahl meiner Kurse und den Inhalten dieser zufrieden. Einige Punkte möchte ich aber erwähnen, da sie mir neu und manchmal auch unverständlich waren: Die meisten „Professoren“ sind keine Professoren, wie wir sie aus Deutschland kennen. Manche arbeiten nebenbei noch an ihrem Ph.D, andere arbeiten an Instituten in der Stadt und lehren im Study-Abroad-Program nebenbei. Einen „richtigen“ Professor der UAB habe ich nicht kennengelernt. Das Niveau der Kurse war nur angesichts der Tatsache, dass es sich um ein Auslandssemester handelte akzeptabel, ansonsten aber sehr niedrig. Einige Kurse waren allerdings mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden (~20 Seiten Essay + Klausur). Alle Kurse waren auf Studenten von amerikanischen Hochschulen zugeschnitten. Das heißt, dass Europa in Einführungsveranstaltungen zuerst in einzelne Länder unterteilt wurde und in den Spanischen Kursen über Ost-Küsten Football-Teams diskutiert wurde. Ein großer Kritik Punkt meinerseits ist das Gebäude des Eixample-Campus, das meiner Meinung nach vollkommen unterdimensioniert ist. Es gibt jeweils zwei Toiletten für Männer und Frauen, die in den Pausen ca. 150 Studenten benutzen wollen.
Das Leben in Barcelona hat seinen ganz eigenen Charme – besser kann ich es nicht ausdrücken. Es ist wild und chaotisch auf den Straßen, rote Ampeln werden nicht beachtet. Die Öffnungszeiten von Geschäften und Supermärkten sind mehr nach Lust und Laune als an Aushänge gebunden. Da ich vorher das Gerede über die südländische Mentalität für übertrieben gehalten habe, wurde ich doch etwas überrascht. Das Nachtleben fängt um 21 Uhr im Restaurant an, danach wird in einer Bar bis ca. 2 Uhr getrunken um dann von 3-7 Uhr in einem Club zu feiern. Alles in allem hatte ich eine gute Zeit dort und habe viele wertvolle Erfahrungen gemacht. Das Study-Abroad Program ist aber ein rein auf internationale Stundenten ausgelegtes Programm und somit keine Verbindung zu der regulären Universität. Damit besteht kaum die Möglichkeit mit spanischen oder katalanischen Studenten über die Uni in Kontakt zu kommen. Ist man sich dessen bewusst, kann man aber eine tolle Zeit dort haben.