1 Sep
Erfahrungsbericht von N. N.

California State University San Marcos

Stadt: San Marcos (CA)
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 01/2011 bis 05/2011

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich habe mein Auslandssemester an der California State University San Marcos im US-Bundesstaat Kalifornien verbracht. Semesterstart war im Januar. Für ausländische Studenten begann alles mit einer Orientierungswoche, in welcher uns sowohl die Universität als auch bei einem kleinen Ausflug nach Oceanside nach Vollendung der ersten Hälfte der Orientierungswoche, die Umgebung ein wenig näher gebracht wurde. In der Orientierungswoche hatte man die Möglichkeit, Kontakte zu anderen internationalen Studenten zu knüpfen. In dem Semester in welchem ich mein Auslandssemester an der California State University absolviert habe, war ich die einzige Deutsche, die die normalen Kurse mit den amerikanischen Studenten besucht hat. Die Mehrzahl der internationalen Studenten kam aus den asiatischen Ländern, insbesondere China und Korea. Bei der Wahl meiner Universität habe ich besonders darauf geachtet, eine solche Universität zu wählen, an der die Wahrscheinlichkeit, auf andere deutsche Studierende zu treffen, nicht so hoch ist, zumal Hauptziel meines Auslandssemesters die Verbesserung meiner Englischkenntnisse sein sollte. Nach ca. 2 Wochen meines Aufenthaltes war ich dann zugegebener Weise ein wenig „schockiert“ als ich zufällig auf eine ca. 30-köpfige Gruppe deutscher Studierender traf. Einerseits war es natürlich schön, nach 2 Wochen ausschließlichen Gebrauchs englischer Sprache, endlich mal wieder ein paar Worte in der Muttersprache wechseln zu können, andererseits stieg auch gleich die Sorge, in Zukunft nur noch deutsch zu sprechen. Zum Glück (bezogen auf meinen Gebrauch der deutschen Sprache) stellte sich diese Gruppe als eine ausschließlich aus Wirtschaftsinformatikern bestehende Gruppe dar, welche nicht an einem klassischen Semester Abroad Programm teilnahm, sondern durch ein gesondertes Programm gekommen war, in welchem Vorlesungen ausschließlich für die deutsche Gruppe gehalten wurden und keine amerikanischen Studenten teilgenommen haben. An dieser Stelle kann ich nur sagen, dass ich SEHR froh war, mit amerikanischen Studenten in einer Gruppe gewesen zu sein, sodass ich a) nicht verleitet wurde, deutsch zu sprechen und b) amerikanische Freunde gewinnen konnte.

Bzgl. anfänglicher Bedenken, dass man mit der Sprache nicht klarkommen könnte, kann ich nur Entwarnung geben! Ich hatte dieselbe Sorge. Man kommt aber echt schnell rein! Die ersten paar Tage empfand ich zugegebener Weise als etwas anstrengend, zumal auf einmal nur noch englische Vorlesungen und halt nur noch englische Sprache auf mich einprasselte und man sich am Anfang teilweise schon noch ein wenig konzentrieren muss, wenn man „alles“ verstehen möchte. Dass man irgendwann jedes Wort versteht, ist denke ich ein wenig utopisch (innerhalb eines Semesters), ich kann aber schon sagen, dass ich am Ende vom Sinn her so ziemlich alles verstanden habe, was die ersten Tage ehrlich gesagt noch nicht der Fall war. Aber das ist denke ich ganz normal und da sollte man auch keine Panik aufkommen lassen! In den Vorlesungen habe ich zu meiner eigenen Verwunderung von der allerersten Veranstaltung an fast alles verstanden, was die Professoren gesagt haben. Abgesehen von einem Professor, der manchmal dazu neigte, etwas leiser und v.a. etwas nuschelig zu sprechen, haben alle sehr klar und deutlich gesprochen, sodass es zwar anfangs ein wenig Konzentration erforderte, alles zu verstehen, aber es war nicht so schwer, wie ich erwartet hatte! Was ich ein wenig „schockierend“ für mich persönlich fand, war die Tatsache, dass es mir selbst nach 5 Monaten USA teilweise immer noch passiert ist, dass ich einige Amerikaner, die nicht direkt mit mir, sondern untereinander gesprochen habe, tatsächlich nicht verstanden habe. Aber ich denke, da hatte ich durchaus mal wieder zu hohe Ansprüche an mich selbst. Hier in Deutschland gibt es schließlich auch so was wie beispielsweise Plattdeutsch, was ja auch nicht unbedingt jeder (nicht einmal jeder Deutsche) immer zu hundert Prozent versteht und auch die Amerikaner haben halt teilweise vielleicht auch einfach nur ein paar umgangssprachliche Redewendungen, die man dann nicht unbedingt versteht. Aber wie gesagt, dieses Erlebnis hatte ich in erster Linie, wenn die Leute nicht direkt mit mir kommuniziert haben! Mir gegenüber haben ALLE (auch Leute, die ich überhaupt nicht kannte) sehr klar und deutlich gesprochen, sodass es in der Regel keine Probleme gab. Und im Notfall kostet es ja auch nichts, noch einmal nachzufragen, wenn man etwas nicht verstanden hat. Und ich sage euch: Amerikaner (zumindest in Kalifornien) sind EXTREMST freundlich und hilfsbereit! Ich habe noch nie so offene und hilfsbereite Menschen getroffen wie in Kalifornien. Bevor ich in die USA gegangen bin, habe ich von Dingen wie „Kulturschock“, den man mir prophezeit hatte und auch der trügerischen Oberflächlichkeit der Amerikaner gehört. Angeblich sollten Amerikaner sehr oberflächlich sein und überhaupt nicht so freundlich, wie man anfangs denkt. Das kann ich nicht voll und ganz unterschreiben! Sicherlich gibt es Leute, die eventuell in dieses Klischee hineinfallen, aber von den Leuten, denen ich begegnet bin, ist das eine sehr kleine Minderheit! Sobald ein Amerikaner merkt, dass jemand Hilfe braucht, versucht er zu helfen – wildfremden Menschen! Selbst dann, wenn man ihn gar nicht direkt um Hilfe gebeten hat. Beispielsweise in der Bahn, wenn man seinen Sitznachbarn nach dem Weg oder wonach auch immer fragt, der einem aber leider nicht helfen kann und jemand anders, der 5 Reihen weiter vorne sitzt, bekommt das mit, habe ich es tatsächlich erlebt, dass diese Person aufgestanden ist und sofort helfen wollte! Einmal hat mich sogar ein Amerikaner bis zu Walmart begleitet, als ich von der Straßenbahnstation aus den Weg suchte.

Um nun einmal auf die Uni zu sprechen zu kommen, was euch sicherlich mit am meisten interessieren dürfte, wenn ihr über die Auswahl einer geeigneten Universität nachdenkt, möchte ich einmal mit der Größe der Universität beginnen. Die Kurse, die ich belegt habe, wurden in kleinen Klassen unterrichtet, in denen nie mehr als 30 Leute waren. Ich hatte sogar einen Kurs, in dem wir vielleicht 12 Leute waren. Dadurch ist gegeben, dass auch das Stellen von Fragen jeder Zeit möglich ist und die Professoren stehen auch über E-Mail jeder Zeit zur Verfügung. Auch sie sind sehr hilfsbereit! Was ich am amerikanischen System in Universitäten als SEHR positiv empfand, ist die Tatsache, dass man das ganze Semester über dazu angehalten ist, kontinuierlich zu arbeiten! Ich weiß ja nicht, wie dies an eurer Heimatuni in Deutschland ist. Ich mache ein duales Studium, habe dementsprechend nur 1,5 Jahre Zeit, um meinen Bachelorstoff durchzubekommen und das ist teilweise leider Gottes ganz schönes Bulimielernen. Ich weiß nicht, inwiefern dies an „normalen“ staatlichen Universitäten anders ist, aber ich denke, in Deutschland ist es durchaus üblich, dass man am Ende eine Klausur schreibt, welche dann die Note darstellt. Dies ist in Amerika nicht möglich. Man ist angehalten, das ganze Semester über kontinuierlich was zu tun. Es gibt Kurse, in denen beispielsweise 4 Exams geschrieben werden, die über das Semester verteilt liegen und letztlich die Endnote ergeben. Oftmals werden diese Exams aber durch eine ganze Reihe von einzureichenden Assignments, Labs oder auch von zu haltenden Präsentationen ergänzt. Der Schwierigkeitsgrad ist denke ich nicht allzu hoch, dennoch ist Einsatz gefordert, denn wer nichts tut, schlechte Teilnoten bekommt, kann keine gute Endnote erzielen. Macht man jedoch seine Hausaufgaben, wird man dafür auch belohnt! Mir persönlich hat dies SEHR gut gefallen! Ich habe wirklich viel für die Uni getan in Amerika, aber war trotzdem nicht so genervt von allem, wie ich es hier in Deutschland immer bin,… ich habe richtig gerne studiert da und fand es auch gar nicht so schlimm viele Hausaufgaben machen zu müssen, zumal dieser Belohnungseffekt sehr stark gegeben war, was ich hier in Deutschland nicht unbedingt verspüre. In 2 Kursen war ich letztlich sogar Kursbeste und das obwohl ich ausschließlich mit amerikanischen Studenten im Kurs war. Hier in Deutschland bin ich eher der Typ von Student, der die letzten paar Nächte vor den Klausuren mal anfängt, das Chaos in den Blöcken zu sortieren, abzuheften und sich mal Gedanken darüber zu machen, was man denn wohl während des Semesters an Stoff behandelt hat. Im Endeffekt hat es bisher immer noch zu recht guten Klausurergebnissen geführt, aber langfristig ist nichts hängen geblieben,… so traurig dies ist. In den USA scheint mir fast alles hängen geblieben zu sein! Man muss sich halt immer und immer wieder mit der Materie auseinandersetzen. Für mich ein sehr entgegenkommendes System! Dieses MÜSSEN,…

Und obwohl ich dort wirklich VIEL mehr zuhause an Hausaufgaben etc. gemacht habe, als ich es hier in meinem ganzen Studium je getan habe, hatte ich unter dem Strich trotzdem noch bedeutend mehr Freizeit als ich es hier in Deutschland habe. Das lag wohl daran, dass ich lediglich 4 verschiedene Vorlesungsreihen besuchen musste und so auch zwischenzeitlich des Öfteren mal eine Pause hatte, welche ich bereits für Hausaufgaben etc. nutzen konnte und nicht erst abends gegen 22h damit anfangen musste, so wie es hier in Deutschland bei meinem dualen Studium üblich ist. Als sehr vorteilhaft empfand ich auch die Tatsache, dass ich direkt auf dem Campus gewohnt habe, zumal ich (je nachdem, in welchem Raum meine Vorlesung stattgefunden hat) einen Fußweg von 5 bis 15 Minuten zurückzulegen hatte bis ich wieder zuhause war. Folglich bin ich in längeren Pausen immer nach Hause gegangen und konnte die Zeit sinnvoll nutzen, sodass ich wie gesagt nicht nachts meine Hausaufgaben machen musste. Auf dem Campus befindet sich jedoch auch eine Bibliothek, in der man auch seine Ruhe haben kann, wobei in „Stoßzeiten“ die Plätze auch relativ stark belegt sein können.

Ansonsten kann ich es auch nur empfehlen, auf dem Campus zu wohnen. Man lernt Amerikaner und deren Werte und Normvorstellungen viel besser kennen, wenn man mit ihnen unmittelbar zusammen lebt. Anfangs habe ich mich in meinem Apartment sehr wohl gefühlt, bis eines Tages meine Roommates einen äußerst lächerlichen Streit begonnen haben, mit dem ich ursprünglich überhaupt rein gar nichts zu tun hatte. Leider endete alles jedoch so wie in einem schrägen amerikanischen Film, sodass ich zugeben muss, dass ich mich zeitweise durchaus unwohl gefühlt habe (eine Zeit lang haben sich alle gegenseitig ignoriert und keiner konnte mehr mit dem anderen sprechen, dann wurde irgendwann „hinter dem Rücken“ gelästert, bzw. eigentlich war es nicht hinter dem Rücken, sondern extra so, dass man noch mitbekommen hat, was sie gesagt haben,..). Naja, diese Bemerkung führt jetzt aber hoffentlich nicht dazu, dass ihr euch gegen ein Wohnen auf dem Campus entscheidet! Ich hatte halt ein wenig Pech mit meinen Roommates! Das heißt ja noch lange nicht, dass alle so sind! Ich habe auch mit Mädels zusammengewohnt, die gerade ganz frisch von der Highschool kamen. Irgendwie halt ein wenig Zickenkrieg,.. an für sich, kann ich das Leben auf dem Campus nur empfehlen. Was ich auch immer sehr toll fand, war das „Monday Night Dinner“. Jeden Montagabend hat der Besitzer des University Village für alle, die wollten, gekocht. Man saß dann zum Essen (was umsonst war!) zusammen und konnte wiederum viele nette Gespräche führen.

Auch von der Uni aus organisierte Aktivitäten fand ich eine sehr tolle Sache. Beispielsweise gab es einmal die Möglichkeit zu einem Skitrip mitzufahren. Der Preis dafür war echt geschenkt und ich wollte wirklich unbedingt mit. Leider habe ich keinen Platz mehr bekommen. Als Tipp: wenn Dinge vom Campus Recreation Center aus organisiert werden, die euch interessieren, versucht unmittelbar zu Anmeldungsstart da zu sein, damit euch diese großartigen Aktionen nicht entgehen! In der Regel stehen auch überall auf dem Campus Plakate herum, die euch darauf hinweisen! Ihr müsst halt nur rechtzeitig Handeln ;-)

Auch zu Kalifornien im Allgemeinen kann ich wirklich nur sagen, dass es ein SEHR spannendes „Land“ (bei seiner Größe könnte man es ja fast so nennen) ist, das extrem viel zu bieten hat. Insbesondere auch bezogen auf die Natur! Meine Empfindung war zumindest, dass man dort wirklich unglaublich schöne Landschaften antreffen kann! Und in einem halben Jahr ist es komplett unmöglich das alles zu erkunden! Vor allem, wenn man ja eigentlich auch zum Studieren da ist! ;-) Als Tipp noch: ich habe mir gleich an meinem zweiten Tag ein Fahrrad bei Walmart für $99 gekauft und es hinterher auch für $60 wieder verkauft. Das war echt so ziemlich meine beste Investition dort! :-) Ich würde es immer wieder so machen!

Was würde ich dafür geben, noch einmal zurück nach Kalifornien gehen zu können,…

Ach ja, von San Marcos bis zum Strand sind es nicht einmal 20 Kilometer. Also auch dafür ist ein Fahrrad mehr als genial :-)

Ich wünsche euch ein unvergessliches Auslandssemester an der Cal State San Marcos!!!! Glaubt mir, ihr werdet es haben! :-) Jealous! Ich will auch noch einmal,…