15 Mär
Erfahrungsbericht von n. N.

Saint Marys University

Stadt: Halifax
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: VWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2009 bis 12/2009

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Für all jene, die schon mehr als genug Erfahrungsberichte gelesen haben oder nur nach der ein oder anderen schnellen Antwort suchen, möchte ich erstmal den folgenden Inhalt so kurz wie möglich zusammenfassen.
Ja, es lohnt sich definitiv nach Halifax zu gehen. Nein, es ist nicht kompliziert oder mit versteckten Kosten verbunden.

Für diejenigen die mehr lesen wollen, möchte ich nun gerne einige meiner Erfahrungen berichten. Allerdings spare ich mir den organisatorischen Teil, denn ich denke dazu gibt es mehr als genug Informationen auf der Homepage, sowie in anderen Erfahrungsberichten und wenn man doch mal mehr Hilfe braucht, steht die Telefonhotline mit Rat und Tat zur Seite. Dennoch möchte erstmal die „harten“ Facts erläutern und dann zu meinen persönlichen Erlebnissen kommen.

Ich war von Anfang September bis Ende Dezember in Kanada um dort mein 5. Semester zu verbringen. Ich habe das große Glück gehabt, dass unsere Semesterzeiten in Mannheim genauso liegen wie im angelsächsischen Raum und nachdem auch die Learning Agreements unterschrieben waren, gab es von meiner Heimatuni aus keine weiteren Schwierigkeiten.

Ich habe mir an der SMU zusammen mit einem Kumpel in der Rice Res. einen Raum geteilt und mit noch zwei Kanadiern die Wohnung (die Wohnung bestand aus zwei Zwei-Bett-Zimmern, einem Badezimmer und einer großen Wohnküche). Dabei wurde unser Wunsch berücksichtigt mit zwei Muttersprachlern zusammen zu wohnen, was letztlich nicht allzu viel gebracht hat, da wir eher selten im Apartment waren.

Als VWL’er hatte ich mich für die Kurse „Comparative Econ. Systems“, „Development Econ.“ und „Money and Banking“ entschieden. Alle drei Kurse haben mir wirklich Spaß gemacht, auch wenn Entwicklungsökonomie von Zeit zu Zeit doch recht langweilig wurde. Die Lernbedingungen sind mit sehr kleinen Kursen von ca. 25 Studenten und modernen Räumen sehr angenehm.
Das Lernsystem an sich unterscheidet sich allerdings deutlich von den meisten deutschen Hochschulen. Der Unterricht ist sehr viel verschulter in der Unterrichtsform und der Leistungserbringung. So gibt es zum Teil keine Final Exams oder ein Großteil der Note wurde bereits vorher erreicht. So gehören (zum Teil mehrere) Midterms, Hausaufgaben, Paper, Referate und Onlinediskussionen dazu und erfordern ein stetiges und teilweise zeitaufwendiges Arbeiten über das ganze Semester hinweg. Dafür ist es vergleichsweise leichter gute Noten zu erzielen. Man könnte also sagen, mehr Aufwand, bei weniger Anstrengung.
Die Kurse waren durch die Outlines recht gut beschrieben. M&B hat den Geld-, Banken- und Wertpapiermarkt behandelt und war gerade als VWLer eine recht interessante Zusammenfassung und Erweiterung von dem was ich bisher gelernt hatte. CES verglich, wie der Titel es schon andeutet, verschiedene wirtschaftliche Systeme, Variationen und beleuchtete auch die aktuelle Situation in verschiedenen Nationen. Zu den Themen wurden Onlinediskussionen geführt oder Paper verfasst. Ebenfalls ein sehr interessantes Fach, das in diesem Umfang leider nicht an meiner Heimatuni möglich gewesen wäre. Besonders schade finde ich das, da die Inhalte meines Erachtens zur Allgemeinbildung für WiWis zählen sollte.
Entwicklungsökonomie ist im Vergleich zu den anderen beiden Fächer etwas abgefallen, was aber an der Dozentin Dr. Sharif lag. Leicht jähzornig und mit einer monotonen Art vermittelte sie die verschiedensten Modelle der Entwicklungsökonomie. Fachlich sehr interessant, als Unterricht leider nicht sonderlich spannend.

Das Drumherum an der Uni, hat mir persönlich gut gefallen. Es gibt einen Uni-Shop, in dem man die wichtigsten Lernmaterialien, alle Bücher (auch etwas günstigere Gebrauchte) und die Uni-Kollektion bekommt. In nächster Nähe finden sich einige Supermärkte und auch die Innenstadt ist zu Fuß oder schneller mit dem Bus erreichbar.
Auf dem Uni-Gelände selbst finden sich noch 2 Friseure, außer der Mensa noch ein kleiner Foodcourt, sowie mehrere Cafes und ein „Minisupermarkt“, in dem man z.B. Zahnpasta, Getränke oder auch Kaffee bekommt.
Mitten auf dem Campus gibt es ein Stadium, in dem die Heimspiele der Uni-Teams stattfinden. Besonders die Spiele des Football Teams (recht erfolgreich in Kanada), sollte man sich spätestens zu den Play-Offs ansehen, wenn jeder Platz besetzt und wirklich Stimmung herrscht.
Allgemein hat man viele Möglichkeiten Sport zu treiben. Ein modernes Fitness-Studio ist der Uni angeschlossen und lässt sich nach Anmeldung frei nutzen. Außerdem gab es ein von den Internationalen Studenten (bzw. der Betreuung durch das International Office) organisiertes Fußballturnier, mit wöchentlichen Spielen. Weiterhin hat man aber auch die Möglichkeit teilweise bei den regulären Sportteams mitzuwirken oder einfach in der hübschen Umgebung inkl. Wald Laufen zu gehen.

Wir hatten einen der Meal-Plans erworben (was übrigens bei uns auch ohne Probleme nachträglich vor Ort ging), so dass wir 10 Mal die Woche in der All-you-can-eat Mensa Zutritt hatten. Hier gibt es verschiedene Stände, an denen man sich Essen holen kann. Dabei reicht das mehr oder weniger täglich wechselnde Menü von Pizza, Hot-Dogs, Sandwichs, asiatische Gerichte, einer Salatbar bis hin zu „normalen Essen“ mit bspw. Kartoffeln, Gemüse und Hähnchen. Jedoch sollte man klar sagen, dass das Essen zwar zumeist schmeckt, aber eher Richtung Fast-Food geht. Frühstück ist ebenfalls recht reichhaltig, mit Omletts, Muffins, Bagels und Co.
Ob man durch die Meal-Plans wirklich Geld spart muss jeder für sich beantworten, je nachdem wie viel man isst und wie wichtig einem jeden Tag ein warmes (abwechslungsreiches) Essen ist. Jedoch würde ich klar sagen, dass mehr als 10 Mal die Woche Mensa nerven dürfte.
Denn natürlich gibt es noch viele andere Möglichkeiten, gerade Abends, auswärts zu essen. Damit komme ich auch zu dem eigentlichen Teil. Die Menschen. Das Erleben. Das Reisen.
Ich habe durchweg positive Erfahrungen mit den Menschen erlebt, neue Freunde gewonnen und eine Menge gesehen. Beinahe jeden Tag gibt es die Möglichkeit etwas zu unternehmen und wann immer man dazu Lust hat, findet sich auch jemand der dabei ist. Das fängt bei den zahlreichen Cafes auf dem Campus und der Innenstadt an, es gibt viele Möglichkeiten was essen zu gehen (Stichwort „Wings“) und zum Feiern sollte man auch einige Zeit einplanen. Hier bieten sich unzählige Möglichkeiten: die Uni eigene Kneipe, die gar nicht schlecht ist, eine Vielzahl von Pubs, Bars und Discos in der Innenstadt. Außerdem kommen noch Wohnheim- und Hauspartys dazu.
Aber auch Ausflüge werden von dem Internationalen-Büro organisiert und natürlich hat man immer mal wieder frei um selbst zu erkunden und zu reisen. Wir sind z.B. recht günstig mit einem Mietwagen nach Montreal gefahren und nach New York geflogen, aber natürlich kann man auch in die Natur entfliehen oder was auch immer. Auch ohne die, direkt in der Nachbarschaft liegenden, USA kann man gar nicht genug Geld und Zeit haben um Kanada zu erforschen.
Es sollte noch angemerkt werden, dass sehr viele Deutsche an der Uni sind, so dass man zwar automatisch schnell Anschluss findet (was bei den aufgeschlossenen anderen Studenten aber sowieso kein Problem ist), aber auch aufpassen sollte, nicht nur Deutsch zu reden und zu vergessen, dass man in Kanada ist.
Auch ist es ein reines Glücksspiel, mit wem man im Wohnheim zusammen wohnt. Der eine kanadische Mitbewohner war fast nie da und der andere war eher unsympathisch und (freundlich umschrieben) nicht gerade ordnungsliebend... Off-Campus zu wohnen ist also durchaus eine interessante Alternative (tendenziell hatte ich den Eindruck, dass diese Kommilitonen günstiger wohnten).
Ein anderes kleines Ärgernis war, dass die Final Exam Termine erst im Laufe des Semesters festgelegt werden und vorher nur eine Zeitspanne angegeben wird. Das Problem ist, dass man eigentlich innerhalb von 24 Stunden nach der letzten Klausur aus dem Wohnheim raus muss. Jedoch gibt es die Möglichkeit um eine Verlängerung zu bitten und wenn man seine Situation als Ausländer deutlich macht, weil der Rückflug z.B. erst 2 Wochen später geht, dann kann man diese Verlängerung auch kostenlos bekommen.

Nichtsdestotrotz war es eine großartige Erfahrung, die mir fachlich und menschlich was gebracht hat und vor allem eine tolle Zeit bescherte. Wenn ihr euch für Halifax entscheidet, lasst euch drauf ein, nehmt so viele Erlebnisse mit wie es geht und genießt die Zeit!