20 Mär
Erfahrungsbericht von Moritz F.

Universitat Autònoma de Barcelona

Stadt: Barcelona
Land: Spanien
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Wirtschaft
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2012 bis 12/2012

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

1. Gründe für Barcelona und die UAB

Barcelona ist eine weltoffene, touristisch geprägte aber doch sehr intime Stadt. Die vielen Einwohner werden nur von den Heerscharen an Touristen übertroffen. Hier treffen verschiedenste Kulturen aufeinander. Besonders wohnen hier viele Immigranten aus Südamerika. Für Backpacker aus der gesamten Welt ist dies ein Hotspot. Barcelona bzw. ganz Katalonien ist die zweitstärkste Wirtschaftsregion Spaniens und somit noch zu großen Teilen von Armut und Arbeitslosigkeit verschont. Die Universidad Autónoma de Barcelona (UAB) gehört mit seinen 43.000 Studenten zu den führenden Universitäten in Spanien und bietet seinen Studenten ein großes Angebot an Sport, Kultur und Freizeitgestaltung. Wer allerdings das „Pre-Established“-Programm wählt, wird nur mit Austauschstudenten in Kontakt kommen, da es für sie eigene Lehrgebäude gibt. Die Professoren gehen stark auf einen persönlich ein, da die Kursgröße 30 Teilnehmer nicht überschreitet. So ist man keine Nummer, sondern baut ein gutes Verhältnis zum Dozenten auf. Der Unterricht findet (sofern so gewählt) auf Englisch statt. Jedoch sind auch einige Vorlesungen auf Spanisch möglich.

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Die Bewerbung verläuft völlig unkompliziert. Bereits im Januar sollte man die geforderten Unterlagen von Collage Contact ausfüllen und an die Collage Contact Zentrale in Münster schicken, da das Auslandssemester in Barcelona heiß begehrt ist. Collage Contact betreut weltweit Universitäten und hilft den Studenten kostenfrei bei der Einschreibung. So kommen gegebenenfalls entstehende Sprachhindernisse garnicht erst auf, da es keinen direkten Kontakt zur UAB gibt. Im April/Mai kommt schließlich die Zusage und dann muss nurnoch das Learning Agreement unterschrieben werden. Nach erfolgreicher Einschreibung muss eine erste Anzahlung von 500 Euro geleistet werden. Diese werden später mit den anfallenden Studiengebühren verrechnet. Der Preis für das Auslandssemester hängt von der Anzahl der geleisteten Credits ab. Grundsätzlich geben Kurse hier 6 ECTS, bis auf den Spanischintensivkurs. Dieser umfasst 12 ECTS und beinhaltet die doppelte Stundenanzahl an Unterricht. Für den Spanischsprachkurs muss ein Online-Test durchgeführt an Hand dessen man in die verschiedenen Sprachniveaus eingeteilt wird.


3. Universität und Kurswahl

Im „Pre-Established“-Programm liegt der Hauptcampus nur 200m von der großen Shoppingstraße „Passeig de Gracia“, mitten im Zentrum Barcelonas entfernt. Hier finden in einem kleinen Gebäude mit 9 Unterrichtsräumen die Vorlesungen statt. Auf Grund der Gruppengröße kommt man sich jedoch eher vor wie in der Oberstufe. Einige Studenten mussten an den „Sant Pau“ Campus für ihre Vorlesungen. Dieser ist mit der Metro knappe 10 Minuten entfernt. Der Wechsel von Campus zu Campus ist jedoch, wenn überhaupt, nur in der Mittagspause, so dass man ausreichend Zeit hat. Die Vorlesungen beginnen frühestens um 9.00 Uhr morgens und enden spätestens um 19.30 Uhr.
Eine Unterrichtseinheit dauert 100 Minuten, also 10 Minuten länger als bei uns, und dies merkt man auch. Besonders im Falle eines Doppelblocks im selben Fach. Die Ausstattung ist sachlich, schlicht und modern. Jedoch versagen technische Geräte wie Beamer, Computer und Klimaanlage regelmäßig den Dienst. Gut ist auch im Sommer einen Schal oder etwas langärmliges zum Anziehen dabei zu haben, da die Klimaanlage meist auf 18°C eingestellt ist und man sich wirklich sehr schnell und oft erkältet. Kostenfreies Drucken ist möglich. Jedoch steht nur 1 Drucker für ~150 Studenten zur Verfügung was regelmäßig zu Wartezeiten führt. Der Lernaufwand der Kurse variiert sehr stark von Fach zu Fach. So gibt es Fächer mit 30-seitigen Papern, die einzureichen sind und zusätzlich Präsentationen und 2 Examen. Andererseits gibt es Fächer mit nur 2 Multiplechoice Examen.
Meine gewählten Kurse waren:

International Economics

Die Dozentin Paola spricht ein sehr holpriges Englisch ist jedoch sehr bemüht und bereitet einen sehr gut auf die Prüfung vor. Jedoch kommt es auf Grund der unterschiedlichen Wissensstände und Auffassungsgeschwindigkeiten der Teilnehmer oft zu Unterbrechungen und nochmaligem Erklären. Inhaltlich wird besonders darauf eingegangen warum Staaten miteinander handeln und wie Vorteile auf beiden Seiten gezogen werden. Beispielsweise das Heckscher/Ohlin Modell. In jeder Unterrichtseinheit kommt auch die Anwendung nicht zu kurz. Mindestens 30 Minuten werden Beispielsaufgaben gerechnet. Die Note setzt sich zusammen aus einem Midtermexamen, einer kurzen Gruppenpräsentation, einem 2-seitigen Paper und dem Finalexamen.

Politics, War and Economics in the Age of Globalization

Hier wird ein grober Überblick über die wichtigsten Entwicklungen und Geschehnisse ab 1492 bis heute geleistet. Der Schwerpunkt liegt jedoch in den Geschehnissen von 1993 bis zum heutigen Tage und wird stets interessant unterrichtet. Jedoch ist es Frontalunterricht und zur Mitarbeit wird nicht besonders animiert. Trotzdem war es das interessanteste Fach und ich habe viel daraus gelernt und wichtige weltwirtschaftliche Zusammenhänge verstanden. Die Note setzt sich aus 2 Multiplechoice Examen mit jeweils 30 Fragen, einer kurzen Präsentation und einem Finalexamen, in dem man ein Paper zu gegebenen Stichpunkten im Unterricht schreibt, zusammen. Im Finalexamen enthalten ist auch die Reflektierung eines im Unterricht gesehen Films oder einer Dokumentation. Dieser Kurs findet am Sant Pau Campus statt. Der Dozent gibt ein 100-seitiges Skript mit allen klausurrelevanten Daten heraus

Managerial Skills

Inhaltlich wurden verschiedene Führungsstile und Motivationstheorien vermittelt und oft mit Hilfe von Filmen oder Gruppenaktivitäten (meist im Freien) unterstützt. Die Teambuildingmaßnahmen im Freien wurden sehr gut angenommen und einige Aktivitäten wurden auch von Studierenden selbst eingebracht. Die Note setzt sich zur Hälfte aus Anwesenheit (Unterschriftenliste) und Mitarbeit, zur anderen aus 2 Multiplechoice Examen zusammen. Die Powerpointdateien werden zu Verfügung gestellt, jedoch sind die Fragen nur über Anwesenheit und Allgemeinwissen zu beantworten.

Spanisch Intensivprachkurs Level A2

Die Einteilung findet über den Onlinetest, der im Vorhinein gemacht werden muss, statt. Die ersten beiden Wochen wechseln Studenten noch fröhlich die Sprachniveaus. Der Kurs fand stets als Doppelblock statt. Der erste Block ist der forderndere. Hier wird besonders viel Grammatik gelehrt und gegen Ende zieht das Tempo recht deutlich an. Roberto im zweiten Block geht mehr auf persönliche Fragen und Probleme des Alltags ein. Hier wird viel diskutiert und mehr Wert auf Ausdrucksweise gelegt als bei Antonia im ersten Block.
Die Kursgröße beträgt ~12 Teilnehmer. Allerdings gerät der Unterricht oft ins Stocken auf Grund der stark differenzierten Vorkenntnisse der Teilnehmer. Es gibt Hausaufgaben und für das Abschlussexamen muss ein Buch gelesen werden. Die Notengebung setzt sich aus 2 schriftlichen Prüfungen, einer mündlichen Prüfung sowie der Anwesenheit und Mitarbeit zusammen.


4. Unterkunft

Es ist möglich seine Unterkunft von Deutschland aus zu buchen. Allerdings besteht so keine Möglichkeit sich wirklich ein Bild von dem Zimmer/ der Wohnung/ den Mitbewohnern zu machen. Es ist deutlich besser sich in ein Hostel einzumieten und dann einige Wohnungen anzuschauen. Die Spanier und Katalonier sind recht spontan und stellen meist das Zimmer erst ins Internet wenn es auch wirklich frei ist. Zu empfehlen sind Internetseiten wie www.loquo.es, www.easypiso.com, www.enalquiler.com. Allerdings gibt es auch viele Lockangebote und Betrügereien auf diesen Seiten. Oft werden Vorhänge in einem Zimmer montiert, um den Eindruck eines Fensters zu erwecken, das aber garnicht exisitiert. Für ein Zimmer muss man zwischen 300 und 400 Euro einplanen. Jedoch entsprechen die meisten Wohngelegenheiten nicht dem deutschen Standard. Durch Busse und Bahnen besonders gut erschlossen sind die die Viertel „Eixample“ (Eixample Derecha bei der Sagrada Famila und Eixample Izquierda als Homosexuellenviertel). Das schönste Viertel zum Leben ist allerdings Gracia mit seinen vielen Studenten und Intellektuellen. Vorteil: Nur wenige Touristen und wunderschöne Gassen und Plätze mit tollen Bars. Nicht zu empfehlen sind das Raval und Poblenou wegen Kriminalität.
Zu empfehlen ist das Zusammenleben mit Einheimischen, um auch die nicht so bekannten Plätze und Gegenden kennenzulernen. Hierdurch kommt man auch in Kontakt mit einheimischen Bräuchen, Festen und Gepflogenheiten.


5. Lebenshaltungskosten

Unterkünfte in Barcelona sind recht teuer. Für ein Zimmer mit 12 m² sollte man mit 300 bis 400 Euro rechnen. Monatstickets kosten ca. 50 Euro. Zu empfehlen ist das „Carnet Joven“ für Personen unter 25 Jahren für 3 Monate. Kostenpunkt 110 Euro. Lebensmittelpreise sind mit Deutschland vergleichbar wobei es deutliche Unterschiede von Supermarkt zu Supermarkt gibt. Als besonders günstig haben sich Carrefour und Lidl erwiesen. Im Lidl gibt es den Vorteil, dass es sehr viele deutsche Produkte zu erstehen gibt. Ferner gibt es sehr viele kleine Supermärkte, die nur ein begrenztes Angebot haben, jedoch rund um die Uhr geöffnet sind.


6. Infrastruktur und Sicherheit

Mit dem Flugzeug ist Barcelona aus ganz Deutschland von vielen Flughäfen in weniger als 2 Stunden zu erreichen. Neu hinzugekommen ist die spanische Airline Vueling, die im Niederpreissegment angesiedelt ist. Barcelona hat mehrere Flughäfen. Der Hauptflughafen „El Prat“ wird von allen Fluggesellschaften bedient und liegt ca. 45min mit dem Bus vom Zentrum entfernt. Der Flughafen „Girona“ liegt ca. 70 Minuten vom Zentrum entfernt ist jedoch oft günstiger anzufliegen, da hier vor allem Ryanair fliegt. Von diesen beiden Flughäfen sind Reisen durch Europa möglich. In Spanien herrscht ebenso ein dichtes Netz von Fernreisebussen, die fast stündlich alle Hauptstrecken zu günstigen Preisen bedienen. 2 Wochen im Voraus buchen spart einem mindestens 50% des Fahrpreises.

Barcelona ist hervorragend durch die Metro erschlossen. Dies ist auch die meist schnellste Möglichkeit, um sich fort zu bewegen. Abgesehen von den Stoßzeiten ist immer ausreichend Platz. Selbst wenn mal eine Bahn „verpasst“ wird, ist dies nicht schlimm, da spätestens 7 Minuten später und zu Stoßzeiten alle 2 Minuten eine Metro kommt. Die Metro erschließt alle wichtigen Orte und Sehenswürdigkeiten. Unter der Woche fährt sie jedoch nur bis 0 Uhr. An Wochenenden und vor Feiertagen jedoch bis 2 Uhr oder teils sogar die gesamte Nacht. Falls einmal keine Bahn mehr fährt fahren ab 23 Uhr Nachtbusse, welche selbst die Randbezirke im 20-minuten Takt bedienen. Der zentrale Abfahrtsort für alle Nachtbusse ist der Plaza Catalunya. Nachtbusse und Metro sind im Monatsticket enthalten. Es lohnt sich aber auch tagsüber die Busse zu nutzen, um den Flair der Stadt zu genießen.
Taxi fahren ist generell etwas günstiger als in Deutschland. Allerdings sollte man einen groben Überblick haben wie man an sein Ziel gelangt, da der Taxifahrer Touristen mal gerne im Kreis fährt. Ebenso beliebt ist die Abzocke in Großraumtaxen. Hier lieber vorher Fahrpreis erfragen.
In fast ganz Barcelona gibt es „Bicing“. Dies ist die Möglichkeit sich ein Fahrrad zu leihen für 40 Euro pro Jahr. Jedoch ist der Aufwand eine Bicingkarte zu bekommen recht aufwendig. Lieber mal für einen Tag ein Fahrrad in einem der unzähligen Fahrradverleihe mieten und die Stadt erkunden.

Barcelona ist eine Hochburg der Diebe und Betrüger. Dunkle Gassen sind im Stadtzentrum zu meiden. Bei touristischen Attraktionen ist besondere Vorsicht geboten. Die Diebe gehen teils gewieft, teils einfach nur unheimlich brutal vor. Im Falle eines Diebstahls sollten die Mülleimer der näheren Umgebung abgesucht werden, da dort oft der Rucksack oder der Geldbeutel nach dem Diebstahl entsorgt wird. Die Polizei ist keine große Hilfe, da einem Diebstahl erst ab einem Wert von 400 Euro nachgegangen wird. Tragt am besten keine Originaldokumente bei euch. Ebenso empfehle ich Smartphones und Geldbeutel sicher zu verstauen oder ganz zu Hause zu lassen. Selbst kleinste Beträge können mit Kreditkarte bezahlt werden.


7. Sehenswürdigkeiten und Freizeit

Barcelona bietet unzählige Möglichkeiten sich kulturell zu bereichern. Fast alle Sehenswürdigkeiten haben einen Tag im Monat in dem man kostenlos eintreten kann. Dies lohnt sich da die Sehenswürdigkeiten fast alle Eintritt kosten und das nicht zu knapp. Von den Klassikern der Sagrada Familia, des Parc Güell und dem Barrio Gothico bis hin zu den Kathedralen gibt es viele kleine nicht so touristische Sehenswürdigkeiten. Besonders sehenswert sind Parc de la Ciutadella, das Bornviertel und Gracia. Hier lässt sich dem Alltagstrouble gut aus dem Weg gehen. Erwähnenswert sind die unzähligen Museen, besonders jedoch das Picassomuseum und das Macba. Im Winter kann man in den nahe gelegenen Pyrenäen Ski fahren. Nach Sitges lohnt es sich besonders zum Fasching. Der eine Stunde entfernte Freizeitpark „Port Aventura“ bietet Europas höchste Achterbahn.


8. Ausgehen

Ausgehen in Barcelona ist ein Erlebnis. Die Restaurants öffnen nicht vor 20 Uhr, jedoch sollte man sich vor 21 Uhr nicht in ein Restaurant begeben. Gespeist werden kann meist bis 2 Uhr nachts. Gegen 0 Uhr begibt man sich in eine Bar und genießt teure Drinks. Es braucht einige Zeit, um gute und preisgünstige Bars ausfindig zu machen. Gegen 2 Uhr begibt man sich in die Diskothek und feiert bis zum Morgengrauen. Da Getränke in den Diskotheken sehr sehr teuer sind, stehen vor den Diskotheken Getränkeverkäufer und bieten gut gekühlte Getränke zu günstigen Preisen.
Die Diskotheken am Strand sind einen Besuch wert, jedoch teurer als die meisten anderen und stark von Touristen überlaufen. Der Eintritt beläuft sich zwischen 10 und 15 Euro mit einem Getränk. Gefeiert werden kann grundsätzlich an jedem Tag der Woche. Zu empfehlen ist der NastyMonday im Apollo und mittwochs das Razzmatazz mit seiner Studentenparty. Für jeden Musikgeschmack ist etwas dabei. Das Jamboree für HipHop, das Moog für Techno und für Rock das Apollo. Sehr lohnenswert sind Gästelistenplätze im Internet. So kommt man oft über eine kurze Facebooknachricht kostenlos in fast alle Clubs.


9. Zusammenfassung

Die Bewerbung läuft absolut reibungslos und ist sehr einfach. Vor Ort wird einem alles genau erklärt und bei offenen Fragen kann man sich direkt an die Dozenten wenden. Gibt es größere Probleme so steht einem die Verwaltung zur Seite. Diese hilft auch bei der Unterkunftssuche. Die Vorlesung ist nicht mit deutschen Hochschulen vergleichbar. Die Gruppen sind kleiner und man fühlt sich wie in der Schule. Auch inhaltlich ist es deutlich nicht so anspruchsvoll wie in Deutschland. Kontakt zu Einheimischen aufzubauen ist relativ schwierig und man bleibt doch meist unter Austauschstudenten. Da die Amtssprache Katalan ist, ist Barcelona nicht der ideale Ort, um seine Spanischkenntnisse zu verbessern. Englisch sprechen nicht viele und darum sollte man mindestens ein paar Brocken Spanisch oder Katalan beherrschen.