Brock University

"Um sein eigenes Land besser kennenzulernen, muss man andere Länder und Kulturen erlebt haben."

Das waren die Worte des Direktors der Brock University bei seiner Begrüßungsrede für alle internationalen Studenten. Ich kann ihm nach meinem 5-monatigen Auslandssemester in St. Catharines nur zustimmen.

Nachdem ich im August 2012 angekommen war und mich etwas blauäugig auf das Kanada, wie man es aus zahllosen TV Beiträgen kennt, mit viel zu warmen Klamotten eingestellt hatte, war ich doch sehr überrascht, als ich am riesigen Lake Ontario in Badehose am Strand lag. Kanada hat mehr zu bieten, als ich anfangs dachte. St. Catharines ist nicht gerade die schönste Stadt Kanadas, doch bereue ich keinesfalls dort gelebt zu haben. Für mich als Auslandsstudent war es am wichtigsten, so viel von Land und Leuten zu sehen wie möglich, daher war St. Catharines perfekt für mein Vorhaben, da seine zentrale Lage wie geschaffen für Wochenend-Trips war.
Die für mich beste Entscheidung war, von Anfang an etwas Abstand von den anderen vielen deutschen Auslandsstudenten zu nehmen und meinen Freundeskreis etwas internationaler zu gestalten, da ich meine Englisch-Skills von Anfang an verbessern wollte. Ich wurde von meinen kanadischen Mitbewohnern und auch von zahlreichen internationalen Studenten wie z.B aus Saudi-Arabien, Indien oder Russland mit offenen Armen empfangen und habe eine Gastfreundschaft erfahren, die ich aus Deutschland vorher nicht kannte. Das ist mir und all denen mit denen ich über dieses Thema gesprochen hatte sehr häufig aufgefallen. Die Leute waren stets offen und immer hilfsbereit. Eine wichtige Erfahrung, die ich unbedingt mit nach Deutschland bringen wollte.

Dank der zentralen Lage St. Catharines´ haben wir oft Road-Trips organisiert und sind, nachdem wir vergleichsweise kostengünstig Autos gemietet haben, in den benachbarten Algonquinpark (ein wunderschöner Nationalpark im Herzen Ontarios) zum Campen gefahren (TIP: Ende September, Indian Summer Zeit) oder nach Montréal sowie Quebec-City. Diese beiden im französischen Teil Kanadas gelegenen Städte sind von ihrer Bauweise sehr europäisch geprägt und haben eine wunderschöne Altstadt. Ein Ausflug ging nachtürlich auch nach New York City, da es für nordamerikanische Verhältnisse nur wenige Autostunden entfernt ist. Wenn man schon mal in dieser Gegend ist (St. Catharines schließt an den Bundesstaat New York an) sollte man sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen. Anbieter wie ISX bieten kostengünstige und sehr spannende Touren in den "Big Apple" an.

Abgesehen von den vielen spannenden Reisen, die man von St. Catharines aus machen kann, hat natürlich auch das Studieren an der Brock University etwas für sich. Die moderne Universität bietet einen riesigen Campus mit sämtlichen Sport- und Freizeitangeboten, die man sich vorstellen kann. Auch die Kurse, die ich belegte (Finance, Economics, Management), waren von sehr guten Dozenten gestaltet, die das Material sehr verständlich und spannend vermittelt haben. Anders als an meiner deutschen Universität ist das Prüfungssystem. Im Gegensatz zu der 100% gewichteten Abschlussprüfung in Deutschland gibt es an der Brock University mehrmals pro Kurs 10-20 % zur Abschlussnote zählende Quize sowie Assignments und Mid-Term Tests, die ebenfalls entsprechend zur Gesamtnote zählen. Das hat aber keinen negativen Einfluss auf die Freizeit gehabt, im Gegenteil: Man hatte vor allem gegen Ende des Semesters viel mehr Zeit, da man sich über das Jahr hinweg gut vorbereitet hatte.

Nahe an St. Catharines ist Kanadas größte Stadt, Toronto. Dorthin gehen mehrmals pro Tag Busse, für etwa $27 hin und zurück. Man ist etwa eine Stunde und 20 Minuten unterwegs und steigt direkt im Zentrum Torontos beim CN-Tower (zweit größter Turm der Welt) aus. Es ist eine sehr lebendige Stadt und immer wieder einen Ausflug wert. Auch von der Universität aus gab es einen kostengünstigen Ausflug in die Metropole, selbstverständlich mit Stadtführung. Auch die von der Brock University nahe gelegenen Niagara Fälle sind ein Muss. Hier kann man im Sommer mit den „Maid oft he Mist“-Booten sehr nahe zu den Fällen fahren. Man wird dementsprechend nass.

Der Direktor schloss seine Willkommensrede mit folgenden Worten ab: "Durch einen
Auslandsaufenthalt lernt man viel mehr Dinge an seiner eigenen Heimat zu schätzen und gibt sich gleichzeitig die Möglichkeit seine eigene Kultur durch neue Erfahrungen zu bereichern und am Leben zu halten."

Dieser Satz sollte sich definitiv bewahrheiten. Ich kann ihm im Nachhinein nur zustimmen, wenn ich sage, dass ich nur positives aus meinem Auslandssemester mit nach Deutschland bringen kann. Ich würde es immer weiterempfehlen.