7 Jul
Erfahrungsbericht von Matthias W.

Riga Stradins University

Stadt: Riga
Land: Lettland
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Medizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 09/2010 bis 12/2016

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Hallo,

ich bin 22 Jahre alt und studiere nun seit zwei Semestern Medizin an der Riga Stradins University. Ich werde mit meinem Erfahrungsbericht einfach von Anfang an beginnen.
Ich habe mich im Sommer 2010 über Collage Contact an der besagten Universität beworben und auch schon eine Woche später eine Zusage bekommen. Das Collage Contact Team hat mir beim Zusammenstellen der Bewerbungsunterlagen sehr geholfen und war telefonisch immer erreichbar, wenn ich mal wieder eine meiner vielen Fragen loswerden wollte.
Ich bin dann am 22.08.2010 nach Riga geflogen, um an der Einführungswoche teilzunehmen. Diese Woche hat sich für mich als recht nützlich erwiesen, da ich Kontakt zu anderen Neuankömmlingen knüpfen konnte, ich habe die Stadt und die Universität kennen gelernt und war auf einigen Treffen, die von der Universität für Erstsemestler organisiert wurden.
Ich habe mir ein Zimmer im „Green Apple“ genommen, ein Hotel in der Riga Altstadt. In diesem Hotel leben besonders zu Beginn eines neuen Semesters viele Studenten. Mir wurde für die Einführungswoche ein Buddy zugeteilt, eine lettische Studentin, die mir die Stadt, Universität, Bus und Straßenbahnverbindungen gezeigt hat und mich auf Ausflüge begleitete. Ich bin im nach hinein sehr dankbar dafür, da ich mir zu Beginn doch ein bisschen verloren vorkam.
Zum Thema Unterkunft möchte ich euch dringend von dem Studentenhostel abraten. Die Zustände dort sind furchtbar und man bekommt ein falsches Bild davon, wie man die nächsten Jahre in Riga zubringen wird. Ich persönlich bin sehr schnell in eine Wohngemeinschaft gezogen und sehr zufrieden damit. Es ist nicht schwer Wohnungen zu finden, denn sie sind reichlich vorhanden und recht preisgünstig. An dieser Stelle rate ich euch früh nach Wohnungen Ausschau zu halten, man sagt ja nicht umsonst wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Zum Studium an sich: Der Unterricht findet, wie ihr ja wisst, auf Englisch statt. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Tatsache so manch einen beunruhigt, doch hier kann ich euch beruhigen. Die Professoren und Lehrer sprechen selbst ein eher mittelmäßiges Englisch und von euch wird auch kein besseres erwartet. Ihr solltet sicher in der Lage sein, englisch zu sprechen und zu schreiben, müsst aber kein Ass in diesem Fach sein. Eure Sprachfähigkeit wird sich sowieso in kurzer Zeit sehr verbessern, allein schon durch die Bekanntschaft mit internationalen Mitkommilitonen.

Das Studium ist sehr Zeitaufwendig, ihr werdet von Anfang an viel lernen müssen. In Fächern wie z.B. Anatomie geht es gleich richtig los, wobei zu Beginn eines Semesters nicht gleich alle Fächer starten, man bekommt nach und nach mehrere dazu, und so stapelt sich auch der Lernstoff. Inhaltlich sind die meisten Fächer leicht, die Hürden, die zu nehmen sind, bestehen eher in der Auswendiglernerei als im Verständnis. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sich die eigene Aufnahmefähigkeit ständig verbessert und ich kann heute viel schneller und effektiver lernen, als noch vor einem Jahr. Macht euch nicht zu große Sorgen wegen des Pensums, wer arbeitet kommt durch, wer faul ist, nicht. Die ersten zwei Jahre sind rein theoretisch, was danach kommt weiß ich bis jetzt selbst noch nicht so richtig. Meine obige „Fun“ Bewertung von 2,0 setzt sich auf das Studium bezogen, eher aus dem Interessantheitsfaktor des jeweiligen Fachs zusammen, weniger aus dem tatsächlichen Fun, denn mal ehrlich, wie viel Spaß kann lernen schon machen? Auf jeden Fall nicht 2,0.

Die meisten Professoren sind kompetent, nett und hilfsbereit, aber auch hier wie überall gibt es solche und solche. Für Beschwerden und Fragen steht euch ein sehr hilfsbereites und freundliches Team zur Seite. Maris Ginters und Simona Gurbo sind die Anlaufstelle für internationale Studenten. Beide werdet ihr in der Einführungswoche kennen lernen.
Tipp: Kauft euch nicht gleich alle Bücher der Bücherliste, die ihr erhalten werdet. Ihr braucht zu Beginn eigentlich nur ein Anatomieatlas. Achtet beim Kauf eines solchen bloß darauf, dass die Beschriftung auf Latein ist und nicht auf Englisch. Ihr werdet die Begriffe auf Latein lernen.

Zur Stadt und Freizeit. Riga ist sehr schön. Mehr im Sommer als im Winter, trotzdem schön. Ich durfte zuerst den Winter kennenlernen und es war kalt und dunkel. Im Januar hatten wir bis -29 °C, hört sich schlimm an, ist es aber nicht. Wenn man eine Anständige Jacke hat und vor allem warme Schuhe, ist der tägliche Weg zur Uni schaffbar.
Im Sommer ist Riga ein Traum. Ich empfehle euch, besucht den Strand! Es geht nichts über ein erfrischendes Bad im Meer bei +30 °C im Schatten.

Die Stadt selber bietet unzählige Möglichkeiten. Man hat eine große Auswahl an Restaurants, ich glaube es gibt drei Kinos, die im Vergleich zu Deutschland ausgesprochen billig sind. Alle Filme sind auf Englisch mit lettischem Untertitel.
Wer gerne abends weggeht, hat ebenfalls eine breite Auswahl an Bars und Clubs, die mehr als weniger studentenfreundlich sind. Dabei bestimmte Hobbys auszuüben, wie z.B. Sport, wird es euch nicht an Möglichkeiten fehlen, eher an Zeit. Dieses und viele Weiteres , lassen mich den „Fun“ Faktor mit insgesamt 2,0 bewerten und ich kann abschließend sagen, dass mir das Leben und Studium hier in Riga sehr viel Spaß macht.