26 Mai
Erfahrungsbericht von Martin E.

Hawaii Pacific University

Stadt: Honolulu
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2008 bis 01/2009

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ein Auslandsemester an der Hawai’i Pacific University, Honolulu, Hawai’i, USA

Ganz am Anfang kommt die Planung. Man sollte sich so früh wie möglich entscheiden an welcher Universität man gerne sein Auslandssemester verbringen möchte. Erst dann kann man sich gezielt auf die für diese Universität nötigen Vorbereitungsschritte konzentrieren. Bei mir dauerte das Auswählen nicht allzu lange, denn es standen nur zwei Universitäten zur näheren Auswahl und nur eine lag auf Hawai’i…

Nachdem man die richtige Uni gefunden hat, sollte man sich zügig informieren was im Einzelnen für eine Bewerbung verlangt wird. Dabei war mir College Contact sehr große Hilfe. Im Falle der Hawai’i Pacific University sind dies unter anderem: die allgemeinen Bewerbungsunterlagen inklusive transscript, bestandener TOEFL, Nachweise über eine Auslandskrankenversicherung und evtl. Empfehlungsschreiben der Professoren von der heimischen Uni. Denn möchte man Kurse des Master Programms belegen, muss man zwei davon vorweisen können. Die Kurswahl kann, muss aber nicht bei Bewerbung abgegeben werden. Rechtzeitiges Abklären mit den deutschen Professoren über evtl. anzuerkennende Leistungen im Ausland ist zu empfehlen, um danach dann die Kurse auswählen. Ist man zu langsam, kann es sein, dass die Kurse bereits komplett gefüllt sind. Die Kursgröße beträgt nämlich im Durchschnitt nur etwa 25 Studenten. Sehr wichtig zu wissen ist noch, dass man erst mit erfolgreicher Bewerbung und entsprechenden Bestätigungsschreiben, ein Visum beantragen kann. Seit einiger Zeit muss jeder der ein Visum beantragt persönlich in einer der drei Botschaften erscheinen. Das Gespräch das angeblich darüber entscheidet ob man ein Visum bekommt oder nicht, besteht jedoch nur aus ein paar wenigen Sätzen. Darüber sollte man sich also wirklich keine allzugroßen Sorgen machen. Der Besuch der Botschaft kann allerdings schonmal ein paar Stunden dauern. Erwähnen möchte ich noch kurz, dass es sich auf jeden Fall lohnt Auslands-BAföG zu beantragen, auch wenn man es nicht im Inland bekommt. Die Chancen stehen generell gut und es hilft finanziell enorm. Man erkennt, dass man die Planung rechtzeitig anfangen sollte, da man öfters warten muss bis eine Sache abgeschlossen ist, bevor man eine andere anfangen kann. Daher würde ich empfehlen etwa ein Jahr vor Beginn des Auslandsemesters anzufangen Informationen zu sammeln.

Irgendwann war es dann aber doch mal so weit und es ging endlich los! Nach einem sehr langen Tag und zwei 9 Stunden Flügen kam ich endlich in Honolulu an. Ich hatte mich für insgesamt drei Wochen in ein Hostel eingebucht, um vor dem Massenansturm der anderen Studenten da zu sein, schonmal die Gegend erkunden zu können und mir eine Wohnung zu suchen. Es gibt Leute die es schaffen in zwei Tagen eine Wohnung zu finden. Es gibt auch Leute die es schaffen die komplette Planung in den zwei bis drei Monaten vor Semesterbeginn zu erledigen. Jedoch würde ich von diesen Versuchen dringend abraten.
Die Wohnungssuche war die erste große Belastungsprobe. Die Mietpreise sind unglaublich hoch. Will man in Waikiki bleiben, dort wo sich bis auf die Vorlesungen eigentlich alles abspielt, kann man nochmal mehr rechnen. Nach 14 Tagen und täglich mehrstündigem Suchen, fand ich endlich einen Platz in einer bestehenden WG. Das Zimmer war winzig und wurde noch mit jemand geteilt. Dafür hatte ich die billigste Miete von allen, $500 pro Monat (inklusive aller Nebenkosten). Was für ein Schnäppchen… Viele gaben die Suche frühzeitig auf und nahmen es in Kauf mehr zu bezahlen. Meiner Einschätzung nach liegt der Durchschnittspreis etwa bei $700 pro Monat und man muss sich dann oft trotzdem noch das Zimmer teilen. Auch die Lebensmittelkosten sind enorm hoch. Die USA sind was das angeht sowieso etwas teurer als Deutschland und dann kommt noch die Entfernung zum Festland dazu und in Waikiki nochmal der Touristenaufschlag. So kann es passieren, dass manche Lebensmittel gleich dreimal so teuer sind wie zu Hause.

Zur HPU kann ich wenig Allgemeines schreiben, da es sehr darauf ankommt welches Programm man studiert und welche Kurse man belegt. Die HPU liegt in Downtown Honolulu und hat einen kleinen zusätzlichen Campus auf der anderen Seite der Insel, der mit einem kostenlosen Shuttle zu erreichen ist. Es gibt außerdem noch einen dritten Campus, der allerdings nur den Meeresbiologen dient, so weit ich weiß. Downtown sind die Vorlesungsräume auf viele verschiedene Gebäude verteilt. In den Pausen trifft man sich in der Fussgängerzone zwischen den Gebäuden, in der es viele kleine Geschäfte gibt in denen man etwas essen kann. Es gibt jedoch keinen typischen amerikanischen Campus wie man ihn vielleicht aus Filmen erwarten würde. Auch gibt es keine Mensa in der günstig gegessen werden kann. Die Geschäfte in der Ford Street Mall bieten allerdings auch Vielfalt zu nicht allzu großen Preisen an.

Nachdem es bei mir sehr viele Probleme bei der Kurswahl gab, hatte ich mich entschieden zwei studienrelevante und zwei nicht relevante Kurse zu belegen. Durch die kleinen Klassen und (je nach Professor) Anwesenheitspflicht, kommt man sich vor wie zurück auf die Schulbank versetzt. Bei mir war es so, dass eine Menge Mitarbeit während des Semesters verlangt wurde. So sollte man für jeden Kurs jede Woche in den begleitenden Büchern lesen und hatte oft kleiner Quizzes und mindestens einen Vortrag plus Aufsatz pro Kurs. Dafür haben die Abschlussprüfungen (finals) eine geringere Gewichtung als hier und zusätzlich gibt es noch die midterms in der Mitte des Semester, die etwa die gleiche Gewichtung haben. Hier kommt es natürlich wieder darauf an wie es die einzelnen Professoren handhaben, generell lässt sich jedoch feststellen, dass sich das Amerikanische System stark vom Deutschen unterscheidet. Es ist auf jedenfall deutlich mehr Mitarbeit gefordert als in Deutschland. Dadurch belegt man im Durchschnitt auch nur vier bis fünf Kurse im Undergraduate (Bachelor) und drei bis vier Kurse im Graduate Level (Master). Einen weiter nicht unbedeutenden Kostenpunkt der gern vergessen wird sind die Kursbücher. Diese Kosten je nach Kurs bis über $150 und können nur manchmal günstiger gefunden werden. Man bekommt am Ende des Semester auch leider nur einen Teil zurück wenn man die Bücher wieder zurück verkauft.

Die Freizeit sollte aber trotz des arbeitsintensiven Unterrichts nicht zu kurz kommen. Wie erwartet bietet Hawai’i dabei für jeden etwas. Besonders Sportler werden voll auf Ihre Kosten kommen. Mir hat das Surfen und das Wandern in den Bergen am meisten Spass gemacht. Die Wellen sind im Sommer im Süden und im Winter im Norden besser. Wer Spass daran hat, kann sich ein gebrauchtes Surfboard kaufen (ca. $300) und versuchen es am Ende wieder zu verkaufen. Das Meer und die Berge sind egal von wo in der Stadt innerhalb weniger Minuten erreichbar. Die Busverbindungen sind gut und günstig ($2 jede Fahrt, egal welche Entfernung, auf der ganzen Insel), allerdings kann man sich auf die Zeiten der Fahrpläne nicht verlassen. Manche Leute kaufen sich ein Fahrrad, ein Roller oder sogar ein Auto. Wohnt man in Waikiki würde ich von einem Auto abraten, denn das Meer ist nur 2 Minuten entfernt und Busse Downtown fahren alle paar Minuten. Diese Strecke ist zwar eigentlich nicht so weit, aber dank Verkehr und einer Haltestelle an jedem Block braucht der Bus eine gute halbe Stunde. Der letzte Bus fährt ca. um 1 Uhr nachts, die meisten Clubs liegen aber sowieso in Waikiki.

Abschließend möchte ich versuchen die Hawai’i Pacific University mit der University of Hawai’i (kurz UH) zu vergleichen. Dies kann ich natürlich nur begrenzt und nur anhand von dem was ich mitbekommen, bzw. von Freunden die dort waren gehört habe. Die HPU zählt ganz klar zu den günstigeren Universitäten in den USA (Studiengebühren liegen bei rund $7000 pro Semester) und da sie eine Privat-Universität ist, macht sie keine Unterscheidung woher die Studenten kommen, jeder bezahlt das Gleiche. Das ist bei der UH anders, denn sie ist eine staatliche Uni. Locals, sprich Hawaiianer bezahlen am wenigsten (ca. $2000), amerikanische Staatsbürger anderer Staaten etwas mehr und internationale Studenten ca. 9000 Dollar. Daher ziehen viele Hawaiianer die UH und die meisten Internationale die HPU vor. Von den etwa 11.000 Studenten kommen mehrere Tausend aus dem Ausland was für eine sehr angenehme internationale Atmosphäre führt. Locals wird man allerdings nur eher schwer kennenlernen, sondern man trifft auf Deutsche an jeder Ecke. Das mag man sehen wie man will… Neben den Deutschen gibt es noch sehr viele Sudenten aus Schweden und Norwegen. Das Studienangebot ist bei der UH deutlich größer (so bietet sie z.B. auch Maschienebau an), allerdings sind es auch die Klassen. Vorlesungen werden teilweise ebenfalls von weit über 100 Studenten besucht. Die UH ist die größere Uni und hat ihren Hauptcampus in Manoa, einem Stadtteil von Honolulu, der ein paar Minuten ins Innere entfernt von Waikiki liegt. Dieser macht zumindest von außen den Eindruck den man von den typischen Klischee College Filmen kennt. (Anmerkung von College-Contact.com: Da die UH kein Study Abroad Programm hat, können wir an diese Uni keine Auslandssemester vermitteln.)

Jedoch sollte man nicht mit einem Klischeedenken nach Hawai’i fliegen, sonst könnte man schnell enttäuscht werden. Ich sage nur: In Deutschland läuft auch nicht jeder in einer Lederhose rum und jodelt den ganzen Tag…

Ich hoffe dieser kurze Bericht hilft dir ein wenig zu entscheiden ob du (d)ein Semester an der HPU verbringen willst.