28 Mär
Erfahrungsbericht von Marie H.

Saint Marys University

Stadt: Halifax
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Psychologie
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2013 bis 12/2013

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorbereitungen

Dass ich unbedingt ein Auslandssemester machen wollte, war mir schon zu Beginn des Studiums klar. Als sich dann das dritte Semester dem Ende (Dezember in etwa) neigte, habe ich angefangen, mir Gedanken zu machen, wo es hingehen sollte. Relativ schnell war mir klar, dass ich als Psychologiestudentin gerne ins englischsprachige Ausland gehen wollte, da Englisch im Studium v.a. durch Fachliteratur und wissenschaftliche Artikel immer präsent ist und es da nicht schaden kann, die Schulkenntnisse ein wenig zu erweitern.
Da es nun aber leider keine englischsprachigen Erasmus-Austausch-Unis im Angebot meiner Fakultät gab, habe ich im Internet nach anderen Möglichkeiten gesucht und bin dabei schnell auf die college-contact Seite gestoßen. Dabei hatte ich Kanada als Zielland schon im Hinterkopf und nachdem ich auch relativ schnell von der Seriosität der Organisation überzeugt war, hab ich dann die Erfahrungsberichte – genau wie ihr es wahrscheinlich gerade tut - durchstöbert. Meine erste Wahl war dann die Uni in Nanaimo auf Vancouver Island. Leider habe ich erst 2 Monate, nachdem ich dort auch bereits angenommen war, herausgefunden, dass es an dieser Uni schwierig sein wird, überhaupt Psychologiekurse zu belegen. Nach sehr freundlicher Beratung von Katharina (College Contact lag die Information zu den nicht belegbaren Psychologiekursen auch nicht vor), habe ich mich dann für die Saint Marys University in Halifax umentschieden. Meine Bewerbung ging demnach auch erst Mitte März raus – und zwar problemlos und extrem unkompliziert. Kein Problem also, wenn ihr eher spät dran seid!
Obwohl Halifax also eigentlich meine zweite Wahl war, war ich dann vor Ort sehr glücklich über meine Entscheidung und kann Uni und Ort, wie ihr gleich noch lesen werdet, vollkommen empfehlen.

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Ich habe mich nach kurzem Abwägen dazu entschieden, mich nicht für die Residences auf dem Campus zu bewerben. Zunächst erschien es mir reizvoll, einmal das Campusleben kennenzulernen, allerdings klang aus den Erfahrungsberichten meiner Vorgänger ziemlich deutlich heraus, dass in den Zimmer auf dem Campus wirklich sehr viele frisch von zuhause ausgezogene 17-18jährige Kanadier wohnen würden. So war es dann auch wirklich und ich hätte nicht mit den auf den Campus wohnenden Austauschstudenten tauschen wollen…Abgesehen davon ist das Wohnen auf dem Campus unglaublich teuer, dafür dass man dann nur ein ziemlich kleines Zimmerchen hat.
Stattdessen habe ich mich dann entschieden, 10 Tage vor Beginn der O-Woche anzureisen, um mir dann vor Ort ein WG-Zimmer zu suchen. Auf diese Weise konnte ich auch Halifax noch in schönstem Sommerwetter kennenlernen und hatte echt tolle erste Tage mit Ausflügen zum Beispiel zu schönen Seen in der Region. Gewohnt habe ich im HI-Hostel und war mehr als zufrieden damit. Das Hostel wird von sehr sympathischen Leuten geleitet, es gibt eine schöne große Gemeinschaftsküche und auch sauberkeitstechnisch ist es ein gutes Hostel. Und es liegt zentral :) Außerdem habe ich dort direkt andere Reisende und Studenten kennengelernt.
Von dort aus habe ich dann verschiedene WG-Seiten (v.a.kijiji.ca) durchsucht und mir einige (auch sehr unschöne) WGs angeschaut und hab nach vielen mehr oder weniger enttäuschenden Besichtigungen schließlich ein Dachzimmerchen in einem schönen 8er-WG-Haus direkt gegenüber der SMU gefunden. Der Preis war zwar eigentlich über meinem Budget, aber die Lage unschlagbar und die Alternativen definitiv nicht glorreich.
Mein Fazit zur Wohnungssuche vor Ort: Stellt euch auf viel zu hohe Preise (zumindest im Süden der Stadt um die Unis herum) und einen eher niedrigen Sauberkeitsstandard ein. Außerdem habt ihr sicherlich schon gelesen, dass es die Vermieter sind, die die Mieter aussuchen, nicht die WG-Mitglieder. Nichtsdestotrotz könnt ihr eigentlich sicher sein, dass ihr etwas finden werdet (und ihr müsst dafür auch nicht ganze 10 Tage vorher anreisen ;) ) und im Zweifelsfall zieht ihr nochmal um. Nicht zuletzt sollte natürlich auch gesagt sein, dass eine große WG eine super Möglichkeit ist, andere kanadische Studenten kennenzulernen.
Ich hatte letztendlich jedenfalls das Glück in einem absolut bunt gemischten, trubeligen schönen großen WG-Haus mit 7 anderen Studenten aus allen Ecken der Welt zusammenzuwohnen: 3 Kanadiern, einer aus Bangladesh, eine aus Indien, einer aus Somalia und einer aus der Dominikanischen Republik. Das wär echt cool, in der Küche hat man immer irgendjemanden getroffen, wir haben eine international dinner-Reihe veranstaltet, in der fast jeder mal was aus seinem Land gekocht hat und mit einigen Mitbewohnern haben wir zusammen Film- oder Serienabende gemacht.
Abraten möchte ich euch nur davon, einen Vertrag mit Anne Thompson oder Britta Young einzugehen, die beiden habe ich als keine fairen Vermieter erlebt!


Uni

Besonders hervorheben möchte ich bei der Saint Mary’s University, wie perfekt ausgearbeitet das Programm ist, das sie internationalen Studenten bieten. Von der O-Woche, über das International Office, das kostenlose Writing Center, dem Abholprogramm vom Flughafen und viel mehr… Ich habe mich jedenfalls in der ebenfalls sehr bunt international gemischten Uni sehr wohl gefühlt. Fast alle Mitarbeiter sind – nach kanadischer Manier ;) – immer sehr freundlich und hilfsbereit.
Zu Niveau und Arbeitsaufwand kann ich auch nur wiederholen, was hier glaube ich jeder schreibt: Insgesamt sind die Prüfungen einfacher und der Anspruch geringer, nichts destotrotz muss man sich während des Semesters aufgrund von Seminararbeiten, Hausaufgaben, Leseaufgaben, Projekten und Midterms oft mehr reinhängen, als man es von zuhause gewohnt ist. Wählt wenn möglich nicht mehr als 3 Kurse.
Wie groß der Aufwand ist, hängt aber auch sicherlich noch einmal von den jeweiligen Professoren und der eigenen Persönlichkeit ab. Aber keine Angst, es bleibt auch immer noch genug Zeit für Parties, Wochenendtrips und sonstige Späße…:


Studentenleben/Freizeit & Alltag in Halifax

Denn mein Tipp ist auf jeden Fall: Nehmt die Uni nicht zuuu ernst, Auslandsemester macht man meist nur einmal im Leben und sollte es auf jeden Fall so gut wie möglich von vorne bis hinten genießen und nutzen, um Land, Leute und Kultur kennenzulernen und Spaß zu haben.
Halifax ist zum Weggehen zum Beispiel ganz groß in Pubs mit Livemusik, in denen man sowohl den irischen Einfluss, als auch den der Nähe zum Hafen und Meer spürt. Dort isst man erst Wings und trinkt einen Pitcher Bier (bzw. teilt sich einen ;) ) und dann fängt die Liveband an zu spielen, die Stimmung steigt und spätestens bei „A broken man on a Halifax Pier“ ist der ganze Pub auf den Holzdielen der Tanzfläche unterwegs…
Natürlich gibt es auch Clubs in Halifax, in denen man Spaß haben kann und die man auch unbedingt ausprobieren sollte, die Pubs (z.B. Alehouse oder Economy Shoe Shop und Lower Deck) haben aber definitiv mehr kanadischen Flair und sind echt was besonderes, besonders wenn man Live-Musik mag.

Sehr schön bummeln oder Eisessen und entspannen lässt es sich an der Hafenpromenade („Waterfront“). Samstags empfehle ich wärmstens den Farmers Market (ebenfalls am Hafen), auf dem man – ebenfalls mit Gitarrenmusik oder irischem Gefiddel im Hintergrund – regionales Obst und Gemüse, internationale Snacks, deutsches Brot und hübsches Kunsthandwerk kaufen kann.
Wär gerne Laufen geht in seiner Freizeit, ist hier sowohl mit viel Gleichgesinnten (die Kanadier laufen alle wie die verrückten, hatte ich das Gefühl), als auch mit schönen Strecken bedient. Sowohl die Waterfront, eine Tour über den town hill mit der Citadell, als auch vor allem der Point Pleasant Park eignen sich dafür wunderbar. Vor allem letzterer hatte es mir angetan, weil man hier beim Laufen immer ziemlich schnell am Meer ankommt und Kanada-feeling pur spüren kann ;)
Außerdem sehr toll in Halifax sind die verschiedenen Festivals, die die Stadt bietet. Ich konnte so zum Beispiel im Sommer noch eine tolle Open-Air Theateraufführung im Park mitnehmen („shakespeare by the sea“), hab das „Nocturne – Art by Night“ (Lichtinstallationen, Konzerte, Ausstellungen in ganz Halifax verteilt und umsonst !) Anfang Oktober erlebt, die Parade of Lights (großer weihnachtlicher Umzug Ende November) bestaunt und auch in meinem Semester lag das jährliche „Pop Explosion“ mit ganze vielen Konzerten ebenfalls über die ganze Stadt verteilt Mitte/Ende Oktober. Kulturell und vor allem für Musikfreunde bietet Halifax also auch einiges.

An der Uni kann man außerdem umsonst die große Gym (einziger Nachteil: kein Schwimmbad) nutzen und sich dort bei verschiedenen Kursen anmelden oder in den Intramurals für Fuß- oder Volleyball anmelden. Desweiteren gibt’s ziemlich viele Vereine/Initiativen an der Uni, und Fachschaften in die man eintreten kann. Ich hab allerding die Erfahrung gemacht, dass es sich zumindest für nur 4 Monate, also wenn man nur ein Semester bleibt, nicht wirklich lohnt und man sich nur begrenzt einbringen kann.

Was man allerdings unbedingt machen sollte: Wochenendtrips solange das Wetter noch schön ist, und so die umlegende Gegend ein bisschen erkunden!! Die kanadische Landschaft in Nova Scotia ist vor allem an den Küstenstreifen traumhaft schön und erinnert ein bisschen an Skandinavien. Meine drei Favorites und Empfehlungen:

  1. möglichst noch Ende August/Anfang September eine Kanu-/Zelt-Tour im von großen Seenflächen geprägten Nationalpark Kejimikujik. Traumhaft schön und richtig kanadisch war es dort, wir konnten noch schwimmen gehen und mussten nachts im Wald unseren Proviant in die Bäume hochziehen, damit keine Bären angelockt wurden…
  2. Tour nach Cape Breton, ebenfalls ein Nationalpark aber von ganz anderer Art, mit felsigen Steilküsten und sehr hügelig/bergig. Dort haben wir Ende September dann nicht mehr gezeltet, sondern zu acht ein kleines Cottage gemietet und von dort aus zum Beispiel eine überragende Whale Watching Tour (mit einem nicht mehr ganz nüchternen Captain…) gemacht.
  3. Unbedingt auch mal während des Indian Summers ein Auto mieten und in der Sonne die Küste entlang gen Süden fahren. Es bieten sich traumhafte bunte Blätterlandschaften und es lohnen sich Abstecher nach Peggy‘s Cove, Mahone Bay und ein vielleicht auch Luneburg.

Fazit also: Halifax und Nova Scotia haben mehr als Küsten- und Kleinstadtflair zu bieten, man muss sich nur umschauen, offen sein und jede Gelegenheit beim Schopf packen ;)

Achja auch ein Muss: Open Mic- Nights im Campus Pub Gorsebrook (jeden Mittwoch), mind. ein Footballspiel der SMU Huskies - auch wenns sich mal zieht, die eigene Uni-Mannschaft anzufeuern gehört eben einfach auch dazu ;) ) und die super spannenden EishockeySpiele der Halifax Mooseheads!! :)


Kanada allgemein

Insgesamt hat mir mein Auslandssemester unglaublich gut gefallen, ich hab zwar sehr viel für die Uni tun müssen, war aber trotzdem so viel wie noch nie in meinem Leben feiern und hab die gesamte Zeit sehr genossen und sehr viel erlebt. Außerdem konnte ich auch sehr viele nette Leute kennenlernen, aus vielen verschiedenen Ecken der Erde. Ich muss zwar sagen, dass darunter weniger Kanadier waren, als ich es mir vielleicht anfangs erhofft hätte, allerdings haben die Austauschstudenten, die Internationals, nun einfach die gleichen Interessen (viele Wochenendtrips, viel unternehmen, feiern gehen und so weiter..). Nichtsdestotrotz habe ich die Kanadier als äußerst freundliche Menschen erlebt und Halifax Bewohner ebenfalls als sehr hilfsbereit.
Früher oder später wird jeder Austauschstudent sich wohl in das Land verknallen und froh sein, sein Auslandssemester in diesem tollen Land zu verbringen!
Wie ihr nun vielleicht schon herausgehört habt, kann ich Kanada, Halifax, Nova Scotia und die Saint Mary‘s University also in jedem Fall für ein Auslandssemester empfehlen!
Die einzigen beiden kleinen Schwachpunkte, auf die ihr euch einstellen solltet, sind eben viele Deutsche und hohe Lebenshaltungskosten. Davon solltet ihr euch aber nicht abhalten lassen: mit ersterem kann man sich arrangieren und sich freuen, dass man seine neue Freunde nach dem Auslandssemester auch schneller wiedersehen kann oder den anderen Deutschen aus dem Weg gehen und auch für letzteres gibt es verschiedene Lösungen: Beantragt Auslandsbafög, jobbt und spart vorher oder bewerbt euch um ein Auslandsstipendium!
Das ist es wert, damit ihr nach einem unvergesslichen Semester sagen könnt: oooh Canaaadaaaaa….

P.S.: Bei weiteren Reisen durch Kanada vor oder nach eurem Semester empfehle ich besonders Montréal und Québec – aber am besten nicht erst im tiefsten kanadischen Winter :)