4 Jul
Erfahrungsbericht von Maria-Isabell Z.

Saint Marys University

Stadt: Halifax
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2012 bis 04/2013

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Nachdem es sehr schwierig sein kann über seine Heimatuniversität einen Platz im Ausland zu bekommen, habe ich mich, nach reichlicher Internetrecherche, dazu entschieden mich über College- Contact an der Saint Mary’s University in Halifax, Kanada, zu bewerben. Dabei habe Ich mich, wie Ihr, da Ihr diese Zeilen lest, von der großen Anzahl an Erfahrungsberichten für die SMU (kurz für Saint Mary’s University – ganz nett auf den Uni Sweatshirts) leiten lassen, die ja alle einen durchwegs positiven Eindruck über ihre Erfahrungen in Kanada vermitteln. Dabei aber drei Dinge vorne weg:

1. Die positive Bewertung in den Erfahrungsberichten stimmt.
2. Ja, es stimmt auch, dass Kanada für uns Deutsche sehr teuer ist, besonders dann wenn der Wechselkurs des Euro ungünstig steht.
3. Wenn Ihr aber eine große Uni in einer Millionenmetropole erwartet, dann seid ihr in Halifax falsch. Wenn ihr aber eine mittelgroße Stadt mit viel Natur bevorzugt, in der man sich gut zurecht findet, aber dennoch am Anfang schon mal auch verlaufen kann, dann ist Halifax definitiv eine Option für Euch.

Zu 1.

Nach gut acht Monaten in Kanada kann ich getrost sagen, dass ich eine sehr schöne und tolle Zeit in Halifax erleben durfte, und ich meine Entscheidung für diese Uni, die Stadt und das Land auf keinen Fall bereue – im Gegenteil, ich würde jederzeit wieder nach Kanada gehen.
Dazu hat auch der tolle Service von College-Contact beigetragen, die bei der Bewerbung sehr hilfreich waren und auch bei Fragen jederzeit erreichbar waren. Sich im Ausland irgendwo bewerben zu müssen kann abschreckend wirken, aber über College-Contact ist das alles wirklich sehr einfach und unkompliziert. Das Team von College- Contact gibt Hinweise zu allem, was erledigt werden muss, und gibt auch viele Informationen darüber, wie es vor Ort abläuft oder auch wie die Kurswahl (noch von Zuhause aus) funktioniert. Ich würde auch davon abraten sich alleine auf eigene Faust einfach bei der Uni zu bewerben, weil dann für einen persönlich einfach viele Informationen fehlen, und man sich auch alleine um alles kümmern muss.
Die SMU ist eine relativ kleine Uni mit etwa 8000 Studenten. Halifax selbst – oder die Halifax Regional Municipality – also das ganze Stadtgebiet- fasst zw. 300000 – 400000 Einwohner, was bereits ein Drittel von ganz Nova Scotia ausmacht. Ja, es gibt auch ein paar Hochhäuser im Stadtkern in Richtung Waterfront, aber die SMU selbst liegt davon etwa 15 Gehminuten entfernt in einem Stadtteil, dass mit seinen Einfamilienhäusern und Vorgärten eher an einen Vorort erinnert. Es ist also keine Gegend in der man Nachts Angst haben müsste vor die Tür zu gehen.

Akademisches Jahr

Im Gegensatz zu vielen anderen der Deutschen Studenten war ich nicht nur ein Auslandssemester, sondern ein ganzes akademisches Jahr, also zwei Semester, in Kanada. Dabei hatte ich den großen Vorteil, dass dieses Jahr von September bis Ende April 2013 lief und ich somit – wenn auch mit zwei Wochen Verspätung – noch Problemlos an meiner Heimatuni ins Sommersemester einsteigen konnte. Ich war also nur ein Semester aus Deutschland weg, dafür aber zwei im Ausland, wobei ich jedoch meine ganzen Semesterferien opfern müsste. Ich würde auch jedem – wenn es finanziell machbar ist – empfehlen zwei Semester vor Ort zu bleiben. Auch wenn es sich lange anhört: erst einmal vor Ort läuft Euch die Zeit nur so davon. Als der Auslandsaufenthalt im Dezember für viele schon wieder vorbei war, war ich sehr froh noch mehr Zeit zu haben. Meineserachtens sind vier Monate bei weitem zu kurz um ein Land kennen zu lernen und um richtig in die Sprache reinzukommen. Auch wenn wir Deutsche mit dem Englisch vor Ort nicht wirklich ein Problem haben, hatte ich das Gefühl dass ich erst nach gut sechs Monaten auch angefangen habe auf Englisch zu denken und so… Auch 8 Monate können zu kurz sein, aber nach dieser Zeit kann man wenigstens sagen: Ich habe in Kanada gelebt. Wohingegen sich vier eher anfühlen wie: Ich war zu Besuch.

Die SMU

Ich persönlich habe mich an der SMU sehr wohl gefühlt und auch die Größe der Uni als sehr angenehm empfunden. Dadurch, dass die SMU eher einer Schule als einer Deutschen Uni ähnelt, hat man den Vorteil, dass man immer weiß an wen man sich mit einem Problem wenden kann und man immer auch schnell weitergeholfen wird. Da es – zumindest in meinem Studiengang – keine Vorlesungen mit mehreren Hundert Studenten gab, hatte man auch mehr Bezug zu dem jeweiligen Dozenten/ Professoren, was hilfreich sein kann, wenn man beispielsweise seinen Aufsatz oder eine Prüfung wieder benötigt um sie an seiner Heimatuni einzureichen.

Die Kurse

Nicht nur die Größe der Uni, auch der akademische Aufbau erinnert eher an eine Schule als an eine Deutsche Uni. Das Studiensystem ist eher verschult. D.h. zum einen, dass der Workload während des Semesters wesentlich höher ist als in Deutschland. Man muss beispielweise schon mal 100 Seiten in einem Kurs pro Woche lesen, Aufsätze schreiben, und man hat auch Midterm Exams. Aber das System bedeutet auch, dass das akademische Niveau eher niedriger ist als bei uns, was es für uns als Studenten vor Ort auch leichter macht. Lernt was ihr lernen müsst, dann bekommt ihr auch sehr gute Noten.
Darüber hinaus hat man in Kanada auch weniger Kurse als in Deutschland – etwa 3 / 4 pro Semester.
Ich hatte die Kurse: History of the United States: 1865 – present, Cultural Studies, History of Children’s Literature und die zwei ganz Jahreskurse National Socialism, Europe and the Holocaust und History of Atlantic Canada. Egal was Ihr studiert es ist immer ratsam die Kurswahl, die ja schon ab Mai noch von Deutschland aus erfolgt, mit den zuständigen Professoren seiner Heimatuni abzusprechen.

Besonders wenn Ihr Euren Professoren dann – nach Eurem Auslandsaufenthalt – zeigen könnt, was Ihr alles gemacht habt, sind die Chancen – oder so war es zumindest bei mir – höher, dass Ihr für Eure Kurse die Gleichwertigen Punkte anerkannt bekommt.

Das Wohnheim

Ich habe mich entschieden mich für das Wohnheim zu bewerben, da ich bei der Ankunft schon sicher wissen wollte, wo ich wohnen werde. Auch dafür habe ich mich über College-Contact beworben, und das schon etwa ein Jahr bevor mein Auslandsaufenthalt stattfand. Je früher Ihr Euch bewerbt, desto größer sind nicht nur die Chancen ins Wohnheim zu kommen, sondern auch ein gutes Zimmer zu bekommen.
Da ich mich also früh beworben habe und für zwei Semester geblieben bin habe ich einen Platz in einer Senior Suite bekommen, was echt Luxus war. Ich hatte mein eigenes Zimmer und auch sogar mein eigenes (!) Bad, das ich mit niemandem teilen musste. Die Suite insgesamt – mit kleiner (winziger) Küchennische haben wir zu zweit bewohnt. Dadurch war man nicht allein, hatte aber trotzdem noch viel Privatsphäre um sich beispielsweise im Bad Zeit zu lassen.
Zudem war unser Zimmer im dritten Stock, sodass ich zu meinen Kursen eigentlich nur eine Treppe nach unten musste. Besonders angenehm war das, wenn wieder einmal Feueralarm war (während meiner ganzen Zeit vor Ort etwa 4 – 5 Mal), da dann die Aufzüge nicht funktionieren und auch die Leute, die im 20. Stock wohnen aus ihren Zimmern rausmüssen (und danach mehr oder minder wieder rauf, weil Aufzug Ansturm). Ich habs auch als angenehm empfunden, Morgens nicht in die Kälte raus zu müssen. Da die insgesamt drei Wohnheim und alle Gebäude der Uni alle miteinander verbunden sind, braucht man also auch im Winter keine Jacke anziehen, wenn man zu seinen Kurs Räumen geht. Was viele aus den Wohnheimen auch im Winter in Flipflops machen.
Im Übrigen sind die Küchenzeilen, falls vorhanden, nicht mit Töpfen, Pfannen usw. ausgestattet, man muss also alles was man braucht erst einkaufen.

Essen

Auch aus diesem Grund habe ich mich für einen Mealplan in der Dockside Hall entschieden. Da ich in einem Zimmer für die älteren Studenten untergebracht war, musste ich ursprünglich keinen Mealplan dazu buchen. Ich habe mich dann doch dazu entschieden. Allerdings würde ich vom Freedom Plan abraten, da drei oder mehr Mal pro Tag in der dortigen Mensa zu essen sonst zu eintönig wird. Ich hatte den 10 Meal Plan, durfte also 10 Mal in der Woche (Samstag bis Freitag) die Mensa betreten. Bei der Dockside Hall bezahlt man immer am Eingang. Einmal in der Mensa darf man dann so viel Essen und Trinken wie man möchte. Es gibt ein gutes Salatbuffet mit frischem Gemüse, Nachspeisen, Eis, Pizzen, Burger, und auch täglich Mittags und Abends wechselnde (im drei Wochentakt) warme Gerichte, die vom Küchenpersonal ausgegeben werden. Zum Frühstück gibt es zumeist Pancakes, Rühreier usw. Hört sich Fast Food mäßig an? Ist es auch. Aber man sollte auch nicht vergessen, dass es sich eben um eine Mensa und nicht um ein Restaurant handelt. Und natürlich schmeckt einem nicht immer alles. Aber dadurch, dass man essen darf wie viel man will, findet sich schon immer etwas um den Hunger zu stillen. Und das Essen ist auch immer frisch, was man besonders an Salat und Gemüse merkt.
Ich weiß, dass viele das Essen in der Mensa nicht gut finden, Ich würde es aber auf alle Fälle empfehlen. Bei 10 Mahlzeiten in der Woche kommt nicht so viel Monotonie im Speiseplan auf, und man hat immer noch genügend Gelegenheit zu kochen, Snacks zu kaufen, Essen zu gehen oder auch einfach mal keinen Hunger zu haben.
Besonders gut an der Mensa fand ich auch, dass sie mehr oder minder den ganzen Tag geöffnet hat, und man auch wenn man über Mittag einen Kurs hat, noch ein warmes Essen bekommt. Die Mensa hat genauso auch am Wochenende und an Feiertagen geöffnet.

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Auch am Sonntag haben die Supermärkte und die Einkaufszentren in der Stadt geöffnet. Allerdings werdet ihr schnell beim Einkaufen – egal ob Lebensmittel oder Kleidung – feststellen, dass die Preise wesentlich höher sind als in Deutschland. Zwar ist der Euro mehr wert als der Kanadische Dollar, aber dennoch sind die täglichen Lebenserhaltungskosten höher als bei uns, wie ja auch in fast jedem anderen Land. Dafür also lieber mehr als weniger Geld für den Auslandsaufenthalt einplanen. Auch das Wohnheim ist nicht wirklich billig, allerdings hat man einfach mehr Sicherheit und braucht sich um nichts kümmern.
Eine Sache an die ich mich nie gewöhnen konnte war die Mehrwertsteuer. In den Preisen, die auf den Schildern angezeigt werden, sind nie die Steuern mit eingerechnet, sondern kommen erst in Form von 15 % an der Kasse nochmal oben drauf.


Zu 3. Halifax

Mir hat Halifax als Stadt sehr gut gefallen. Wie schon angedeutet ist es keine Großstadt, aber dadurch, dass es der zweitgrößte Naturhafen der Welt ist, der das ganze Jahr über Eisfrei ist, laufen in den Sommermonaten viele Kreuzfahrtschiffe die Stadt an, und es gibt auch Touristenattraktionen. Die Schiffe liegen dann im Hafen praktisch direkt hinter den Gebäuden, was ein netter Anblick ist, wenn man von der Uni Richtung Atlantic Superstore läuft. Halifax bietet auch eine Waterfront wo sich auch viele Touristenrestaurants finden, in denen man the taste of Nova Scotia probieren kann, wie z.B. frischen Hummer.
Halifax ist vom Meer umgeben, und einen besonders schönen Blick hat man vom Point Pleasant Park aus. Durch das Meer kann es auch sehr windig werden, und auch Regen oder Stürme sind schon mal keine Seltenheit. Allerdings kann das Wetter auch echt gut sein, und in meiner Zeit vor Ort kam der Winter auch erst Ende Dezember in Halifax an. Im Winter hat man dann so Temperaturen um die -15 Grad (durch den Wind oft noch weniger), was aber für Kanadische Verhältnisse eher zu den wärmeren Landesteilen zählt. Also davon nicht abschrecken lassen!
In Halifax gibt es insgesamt sehr viele internationale Studenten, sodass man viele Leute aus vielen verschiedenen Ländern trifft. Dennoch ist aber Halifax nicht so groß, dass man sich verlieren kann, aber doch groß genug, dass man viel erleben kann.