10 Sep
Erfahrungsbericht von Marc H.

University of California, Berkeley

Stadt: Berkeley
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL, VWL
Studientyp: Summer Sessions
Zeitraum: 06/2008 bis 08/2008

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Im Vorfeld des Aufenthaltes hatte unsere Gruppe von Studenten, die 2 Monate an der UC Berkeley verbringen wollten, angenehm wenig mit den Formalien zu tun. Die Fragen was, wann und wie ausgefüllt und eingereicht werden musste, hatte College-Contact im Vorfeld geklärt, so dass wir nur noch die einzelnen Formulare und Termine nacheinander abarbeiten mussten. Überhaupt hatte ich von Beginn an das Gefühl, dass eine sehr gute und reibungslose Organisation im Hintergrund mitläuft. Nach der Ankunft in Berkeley fand ein „Check-In“-Meeting statt, auf dem die letzten Formalitäten der Einreise erledigt wurden – und das war es dann auch schon. Die Organisation der Summer Session seitens der UC Berkeley hat auf jeden Fall einen sehr guten Eindruck hinterlassen: Sie war zur Stelle wenn Fragen auftraten, hat aber nie durch umständliche Abläufe o.ä. gestört.

Die Unterbringung in den Residence Halls ist in Ordnung. Die Zimmer sind – verglichen mit denen im International House – relativ groß, es sind Waschräume vorhanden und ein schneller Internetzugang. Die Organisation der Residence Hall stellt studentische Mitarbeiter, die das Computer-Center betreiben und bei Computer-Problemen helfen, Security-Monitors, die ab 17:00 Uhr kontrollieren, wer die Gebäude betritt und Resident Assistants (Studenten höherer Semester, die jeweils für 2 Flure als Ansprechpartner zur Verfügung stehen). Zudem werden auf freiwilliger Basis Veranstaltungen angeboten, von Ausflügen über Tanzkurse bis hin zu Partys.

Der große Campus bietet viel (ich hatte nach 4 Wochen immer noch nicht alles gesehen); neben imposanten Gebäuden insbesondere auch ein gutes Sportangebot (für nur $10 über die kompletten 8 Wochen), das Cardio-Geräte, Krafträume, Sporthallen und Schwimmbäder umfasst. Neben den Mahlzeiten im „Crossroads“ haben auch im Sommer einige Restaurants auf dem Campus geöffnet, für die die Meal-Points ebenfalls gültig sind. Es lohnt sich, auch dort zu essen um mit regulären Berkeley-Studenten in Kontakt zu kommen.

Grundsätzlich muss man zu den Kursen sagen, dass sie keineswegs einfacher wären, weil es „nur“ die Summer Session ist. Im Gegenteil: Einige der Kurse sind reguläre Semester-Kurse, die statt in 15 jetzt in 6 Wochen ablaufen. Ein Dozent hat es auf den Punkt gebracht: „You may have heard of those ’easy American universities’ – Berkeley isn’t one of them.“ Rein quantitativ reichen 2 Kurse in 8 Wochen voll und ganz aus. Ich habe Studenten kennengelernt, die sogar 3 Kurse belegt hatten, was aber kaum zu schaffen war. Auch zwei Kurse, die in der Regel von Montags bis Donnerstags laufen, füllen die Woche (und wenn es auf die exams zugeht, auch die Wochenenden) gut aus, Langeweile kam nicht auf. Konkret hatte ich „UGBA 133 - Investments“ und „Econ 161 – Economics of Transition“ belegt, in beiden Kursen gab es ein midterm- und ein final-exam, wöchentliche Hausaufgaben und unangekündigte quizzes.

Der Investments-Kurs hat durch einen sehr guten, sehr erfahrenen Dozenten, ein exzellentes textbook (Kostenpunkt $200) und ein sehr gutes Tutorium bestochen. Hier wurden solide Grundlagen für persönliche wie auch professionelle Investment-Entscheidungen gelegt und in Teilen bekam man einen Vorgeschmack auf das Berufsexamen „CFA“ (Chartered Financial Analyst). Vorausgesetzt wurden Grundlagen u.a. aus den Bereichen Corporate Finance und Statistik – jedoch waren der Dozent ebenso wie der Doktorand (der das Tutorium gehalten hat) jederzeit bereit auch unter 4 Augen evtl. vorhandene Lücken zu füllen. Im Syllabus ist die Rede von einem „challenging but rewarding“ Kurs – das trifft es voll und ganz. Wenn man Interesse an Themen wie „Portfolio-Management“, „Finanzanalyse“ oder grundlegend an Anleihen, Aktien und Derivaten hat, ist dieser Kurs wirklich lohnenswert und sehr zu empfehlen.

Der Kurs „Economics of Transition“ befasst sich mit der Transformation vom Kommunismus zum Kapitalismus in Osteuropa. Eine der führenden Autoritäten auf diesem Gebiet, Prof. Gérard Roland, lehrt selber in Berkeley, entsprechend wird sein Buch in diesem Kurs behandelt. Das zweite behandelte Buch stammt vom ungarischen Ökonom János Kornai und ist ebenfalls ein Klassiker auf seinem Gebiet. Dieser Kurs ist hochinteressant, da er strukturiert und tiefgehend die ökonomischen aber auch die politischen Facetten des Sozialismus behandelt, ebenso wie die Kräfte, die bei Reformen (im Allgemeinen und im Übergang von Sozialismus zum Kapitalismus im Speziellen) am Werk sind. Jedoch sollte man eine Affinität zu mathematischen Anwendungen im Bereich der VWL haben, insbesondere das Buch von Prof. Roland besteht fast ausschließlich aus mathematischen Modellen.

Trotz des hohen Aufwands, der für die Kurse zu betreiben ist, gab es ausreichend Zeit, Berkeley und San Francisco zu erkunden. Die Bay Area bietet mehr als genug Möglichkeiten den Sommer auf alle möglichen Arten zu verbringen. Berkeley selber ist eine Mischung aus Studentenstadt und US-Vorort. Politisch deutlich links-orientiert läuft man Alt-Hippies über den Weg, obdachlosen Veteranen (in der Mehrzahl harmlos) und natürlich Massen von Studenten aus vielen Ländern der Erde (auch wenn eine leichte Überzahl bei Koreanern und Chinesen vorzuliegen schien). Die Atmosphäre ist sehr entspannt und viele Cafés, Buchläden, Restaurants etc. laden zum Verweilen ein. Zudem ist man (mit dem Bus und einem Studentenausweis sogar kostenlos) binnen 40 Minuten in San Francisco mit vielen Sehenswürdigkeiten, Museen, Geschäften und einer – wiederum entspannten – Großstadtatmosphäre. In der Umgebung lohnen sich Touren mit dem Mietwagen bspw. ins Napa-Valley (wobei Führungen auf den Weingütern in der Regel mindestens eine Woche im Voraus gebucht werden sollten).

Abschließend kann ich nur sagen, dass der Aufenthalt in Berkeley sich sehr gelohnt hat und ich aus den Kursen fachliche viel mitnehmen konnte aber darüber hinaus auch tolle Erfahrungen an einer der besten Unis der USA gesammelt habe.