21 Feb
Erfahrungsbericht von Linda S.

Riga Stradins University

Stadt: Riga
Land: Lettland
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Humanmedizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 09/2011 bis 08/2017

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Lettland ist ein Land das viele Menschen übersehen. „Was, du gehst jetzt nach Lappland?!“ oder „Riga – wo ist das nochmal?“ waren die häufigsten Sätze die ich gehört habe, bevor ich genau dort hingezogen bin. Auch ich habe mich nicht groß informiert vor der Bewerbung oder auch nach dem Erhalt meiner Zusage. Ich habe Riga quasi auf mich zukommen lassen und möchte euch jetzt, falls ihr selbiges nicht tun wollt, ein wenig darüber informieren.

Erst einmal ein paar generelle Informationen: Als Hauptstadt Lettlands befindet sich Riga an der baltischen Küste im Norden Europas, beherbergt 660.000 Einwohner und rühmt sich einer wunderschönen Altstadt.

Die erste Assoziation („es ist immer kalt in Riga“) hat sich, als ich im August 2011 hergekommen bin, nicht bestätigt. Riga ist eine Sommerstadt, mit etlichen niedlichen Cafés, gepflegten Parks und dem Meer in unmittelbarer Nähe.

Ich bin, wie die meisten meiner Mitstudenten, vorerst in ein Zimmer im Studentenhotel (Hotel NB) gezogen. Das NB hat sich als sehr praktisch erwiesen – 5 Minuten Fußweg zur Uni, gute Bahnanbindungen in die Stadt und das Zimmer wird jeden Tag gesäubert. Für längerfristig eignet es sich eher nicht, da keine wirkliche Küche vorhanden ist. Nach einem Monat im NB bin ich dann mit zwei deutschen Mädchen aus meinem Semester zusammengezogen. Die Wohnungssuche hat zwar Zeit und einige erfolglose Wohnungsbesichtigungen in Anspruch genommen, aber es hat sich gelohnt. Es gibt viele Angebote im Internet und auch von der Uni – am besten kontaktiert man jedoch einen oder mehrere Makler und lässt sich Angebote unterbreiten. Dort sollte man darauf achten, Preise zu vergleichen und nach anfallenden Heizkosten zu fragen – denn die können im Winter sehr in die Höhe steigen. Ich würde empfehlen sich mit der Wohnungssuche Zeit zu lassen und nicht in den ersten Wochen bereits panisch nach Mitbewohnern oder Wohnungen schauen – gerade wenn man länger wartet sinken die Mietpreise angesichts geringerer Nachfrage.

Die Uni beginnt mit einer Einführungswoche, die den Studenten Zeit gibt sich ein wenig einzugewöhnen (und das Partyleben Rigas zu entdecken). Während der ersten Woche empfiehlt es sich, Organisatorisches zu erledigen – zum Beispiel ein lettisches Konto zu eröffnen und sich eine Handykarte zu kaufen. Ansonsten sollte man sich die Zeit nehmen, die Stadt zu erkunden. Dies wird unterstützt von den „Buddies“, die man von der Uni zugeteilt bekommt. Die meisten der Buddies sind Letten und viele von ihnen sind wirklich sehr nett und hilfsbereit. Ich hatte leider Pech – mein Buddy hat sich nie bei mir gemeldet. Es war aber trotzdem kein Problem, sich in der Stadt zu orientieren oder anderweitig Hilfe zu erlangen.

Bereits in der Einführungswoche bekommt man den Stundenplan für das kommende Semester mitgeteilt.
Dieser beinhaltet folgende Fächer:

  • Medical Chemistry
  • Human Anatomy
  • Molecular Biology
  • Cell Biology
  • Physics
  • Mathematics and Statistics (aka. Physics)
  • Medical Ethics / Law
  • Intercultural Relations
  • Latin
  • Latvian
  • First Aid

An den Vorlesungen nimmt das Semester gemeinsam teil, während die praktischen „Classes“ in der Kleingruppe (8-11 Personen) unterrichtet werden. Mit der eigenen Kleingruppe verbringt man die meiste Zeit, weshalb es sich empfiehlt Verbündete oder Lernpartner in dieser zu suchen. Apropos Lernen: auch das bleibt leider nicht aus und sollte idealerweise konsequent durchgeführt werden, denn das Wissen wird während des Semesters durch Colloquien und Tests abgefragt. Kann man bei den Colloquien zwei Mal nicht glänzen, so muss man das Fach im unteren Semester wiederholen. Aber keine Angst – das passiert nicht so schnell und dem kann durch fleißiges Lernen vorgebeugt werden.

Zeit für Hobbies und soziale Kontakte bleibt immer und auch dort bietet Riga so einiges: die verschiedensten Restaurants für jeden Geschmack, Einkaufsmöglichkeiten in großen Zentren, Fitnessstudios und Unisport, sowie zahlreiche Bars und Clubs für die Abendbeschäftigung.
Vor der Sprachbarriere mit dem lettischen Volk sollte man sich keine großen Gedanken machen - die Letten bringen viel Verständnis auf. Da auch 20 Jahre nach der Unabhängigkeit immer noch ein knappes Drittel der Bevölkerung russischsprachig ist, beherrschen viele Menschen im Land beides, Russisch und Lettisch. Außerdem kann man sich auf Englisch und manchmal sogar Deutsch verständigen. Trotzdem empfiehlt es sich natürlich, die lettische Sprache zu beherrschen, welches durch Unterrichtsstunden an der Uni erleichtert wird.

Ich für meinen Teil bin froh den Schritt gewagt zu haben, nach Riga zu gehen. Ich konnte mir so meinen Wunsch, Medizin zu studieren, erfüllen, ohne dafür jahrelang zu warten. Ich habe wunderbare Menschen kennengelernt, die mir das Leben 1500 km von zuhause richtig schön machen und ich lebe in einer aufregenden, internationalen Stadt.