14 Feb
Erfahrungsbericht von Leoni v.

Riga Stradins University

Stadt: Riga
Land: Lettland
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Humanmedizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 09/2013 bis 11/2019

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Mein Entschluss zum Auslandsstudium Medizin in Riga fiel mehr oder weniger spontan. Im Gegensatz zu vielen anderen war die Aussicht auf ein Studium im Ausland überhaupt nicht abschreckend, die Geldfrage ausgenommen sogar einem Studium in Deutschland vorzuziehen. Ich habe vor Studienantritt in Riga bereits ein Jahr lang "Liberal Arts and Sciences" in Freiburg studiert, kenne also das deutsche Studentenleben auch sehr gut. Ich fand großen Gefallen am Leben in Freiburg, außer dass ich an der Wahl meines Studiengangs zweifelte. So entschied ich mich schließlich zum Medizinstudium. Da ich nicht auf Anhieb in Deutschland zugelassen wurde, fing ich an nach Alternativen zu suchen, welche mich keine weitere „vergeudete“ Zeit kosten würden. Ein Auslandsstudium schien ein guter Weg, meinen Wunschstudiengang ohne Verzögerung zu verfolgen. Zudem war es eine Chance sich selbst in einer neuen Umgebung kennenzulernen und an neuen Lebensumständen zu wachsen.

Ich suchte nach Alternativen im Ausland, was durch College Contact erleichtert wurde. Hier fand ich nun also die Riga Stradins Universität. Der Bewerbungsprozess war etwas kompliziert, mit vorhandener Anleitung aber gut machbar. Ich würde die Bewerbung auf jeden Fall noch einmal von College Contact gegenlesen lassen, Flüchtigkeitsfehler passieren immer und es war wichtig, seine Bewerbung möglichst früh einzureichen, da dies die Chance der Annahme erhöhte.

Nach einer Woche Wohnungssuche, welche mich in eine WG mit Mädchen aus höheren Semester führte, ging es los. Die meisten anderen im Semester suchten sich allerdings WGs zusammen mit Kommilitonen durch Wohnungsneugründungen.
Meine wichtigsten Kurse im ersten Semester waren unter anderem Anatomie, Molekularbiologie, Chemie, Physik, Lettisch, Latein, Erste Hilfe, History of Medicine und Bioethics, zusätzlich ein Wahlkurs. Besonders auf Anatomie und Molekularbiologie wurde besondere Konzentration gelegt.

Die Betreuung von der Universität im Umgang mit Formalien vor Ort war sehr gut, alles wurde genau erklärt. Die Vorlesungen in den einzelnen Fächern sind weniger gut, die Professoren sprechen unterschiedlich gut englisch und häufig benutze ich die Vorlesungen hauptsächlich dafür, um zu gucken welche Themen ich in welchem Ausmaß mit welchen Schwerpunkten lernen muss, um sie mir den Stoff anschließend eigenständig zu erarbeiten. Die Seminare der einzelnen Fächern sind hilfreicher. Man ist etwas weniger flexibel als in Deutschland, da man recht selten Ferien und viel anwesenheitspflichtigen Unterricht hat.

Generell lässt das erste Semester noch genug Zeit für Unternehmungen, wie zum Beispiel der Ausflug nach Jurmala zum Meer (im Sommer warm genug um zu schwimmen, im Winter kalt, doch bei Minusgraden gefriert es in Wellenform und ist in jedem Fall einen Besuch wert!), Paintball, Lasertack & Bowling auf der universitären Seite der Daugava, Schloss Rundale (1h Bus). Außerdem kann man an einem Wochenende einen Abstecher nach Talin oder Stockholm machen, wenn man den Willen und die Mittel hat. ;) Zudem gilt es natürlich die Altstadt zu erkunden, welche wirklich wunderschön ist und die meisten von uns positiv überraschte. Im Winter ist es dafür definitiv zu kalt um sie ausgiebig zu genießen, wir kommen leicht in die -10, -15 Grad. Ab -5 fühlt es sich aber alles ungefähr gleich kalt an: saukalt! Im Winter ist es wohl generell etwas dunkler als in Deutschland.

Das gesellschaftliche Leben unter den Studenten war bis jetzt sehr gut, alle sind in derselben Lage und man lernt sich gut kennen. Ein bisschen enttäuschend finde ich, dass es schwer ist mit den Letten in wirklich Kontakt zu treten und die Sprache zu lernen. Ich habe durch die Uni einen lettischen "Buddy" organisiert gekriegt, mit der ich immer noch gut befreundet bin und so ein wenig die lettische Kultur kennenlerne. Es wird einem aber nicht leicht gemacht, sich vollkommen in das lettische Leben zu integrieren, ich arbeite noch daran. Tendenziell sind die Letten nicht besonders forsch beim Kennenlernen, hat man einmal ihre Zuneigung gewonnen ist es aber nicht schwer, gut miteinander auszukommen. Als Nation könnte man die Letten als tendenziell zurückhaltend, ruhig und bodenständig beschreiben. Generelle Faustregeln um nicht negativ aufzufallen: Nicht lauthals reden im Bus, das Geld beim Einkauf auf den Tresen legen statt es der Verkäuferin in die Hand zu drücken und generell bodenständig nett statt oberflächlich überfreundlich sein.

Zusammenfassend kann ich jedem zuraten herzukommen, der ein bisschen Selbstständigkeit sucht und neue Erfahrungen mit weniger bekannten Kulturen machen möchte. Man braucht manchmal ein dickes Fell bei anfänglicher Einsamkeit und Entfernung von bekanntem Umfeld. Ein offenes Auge für die Welt und neue Menschen ist sowohl gute Voraussetzung, als auch Resultat eines Auslandsstudiums und ich bin sehr froh in Riga zu studieren.