13 Jul
Erfahrungsbericht von Kristina U.

Riga Stradins University

Stadt: Riga
Land: Lettland
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Humanmedizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 02/2009 bis 01/2015

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Sveiki! (Hallo auf lettisch ;) )

All die ganzen Erfahrungen würde ich gern mit euch teilen, die ich in Riga, an der Riga Stradins Universität und über die Menschen dort sammeln konnte. Zuerst einmal zum Vorstellen, ich heiße Kristina Ulbach und studiere Medizin seit Januar 2009 an der RSU (also hab 3 aufregende Semester gemeistert).

Warum habe ich an der RSU angefangen?

Wie es wahrscheinlich den meisten von euch geht, war mein Abidruchschnitt „Schuld“ dass ich in Riga gelandet bin aber vielleicht war es auch Schicksal ;) jedenfalls informierte ich mich im Internet, stoß letztendlich auf College.com und ließ mir Unterlagen zukommen und reiste auch nach Lettland um mir die Uni anzuschauen. Der Grund für meine Reise war auch um aufkommende Zweifel zu beseitigen und natürlcih auch die Angst zu nehmen. Diese vergaß ich allerdings als ich zum vorher vereinbarten Treffen mit dem Dekanin, Prof. Zermanos, kam. Sie nahm sich Zeit für mich um meine Fragen aus dem Weg zuräumen und mir mehr über das Uni-Leben in Riga Auskunft gab. Und da wusste ich, ich werde es versuchen!

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Nach dem Gespräch mit der Dekanin, führte mich die Sekretärin durch die Universität. Manche sagen von außen sieht die Uni sieht von außen wie ein russischer Altbau aus, aber ich find sie hat was schönes (besonders im Winter wenn das Gebäude beleuchtet ist)Wir gingen durch die Eingangshalle, vorbei an der Gaderrobe (in Lettland ist es üblich seine Wintermäntel und Sommerjacken abzugeben ohne das man nen Euro zahlt). Angefangen haben wir mit der recht kleinen Bücherei, aber in der man Bücher in englischer Sprache, Computer mit Internetzugang und Drucker findet.
Dann ging es weiter zu der Kantine, insgesamt gibt es drei: Die erste ist eher ein kleines Kaffee. Die zweite ist größer und man kann warmes, recht preiswertes aber leckeres Essen wie Kartoffelbrei, Fleisch und Soßen bekommen. Die dritte ist etwas teurer aber gemütlicher, es gibt Salat, Obst, Schokolade... Danach gingen wir zu den einzelnen Fachbereichen, die sich auf den jeweiligen Etagen befinden. Zum Beispiel Biologie-, Mikrobiologie- und Parasitologie-Räume sind in der ersten Etage. Insgesamt gibt es sechs Etagen, im ersten Anblick erscheint die Universität, an der nicht nur Medizin gelehrt wird, riesig, jedoch nach einigen Wochen der Anfangszeit ist das Universitätsgelände überschaubar.
Die Universität befindet sich außerhalb der Altstadt, auf der anderen Seite der Daugava, der Fluß der druch Riga geht und dann in die Ostsee mündet (apropos Ostsee, das Meer ist mit dem Zug oder Bus nicht einmal 30min. entfernt mit einem herrlichen Sandstrand). Jedenfalls ist die Universität einfach mit Bus oder Straßenbahn zu erreichen. Jedoch müssen die Studenten die Fahrkarten für die öffentlichen Verkehrsmittel selber bezahlen, doch es gibt einen Studentenrabatt und die Karten sind in der Uni erhältlich.
Außerdem, gibt es noch das Anatomikum welches sich ungefähr 20min. Mit der Straßenbahn von der Uni befindet und direkt im Herzen von Riga, nicht weit weg von der Altstadt steht. Dort haben wir Anatomie, Histologie und Embryologie.


Die Orientierungswoche...

Um den Studenten das eingewöhnen zu erleichtern, gibt es die O-woche. Ich muss sagen, einer der schönsten Wochen die mich seid Studienbeginn erwartet hatten. Vom Flughafen wurde jeder angehende Student abgeholt und zum Hotel gefahren. Das „Riga Hotel“, meine Unterkunft was später fast wie mein Zuhause wurde, aber zur Unterkunft später mehr.
Mit einer „Schnitzeljagd“ durch die Altstadt wurde die Woche begonnen und der Gewinner (leider ich nicht :P) bekam das sogenannte „Rīgas Melnais Balzams“, welches ein traditioneller lettischer Likör ist. Aber ich muss Sie warnen, der absolut nicht schmeckt! Also keine Betrübnis die Schnitzeljagd doch nicht gewonnen zuhaben ;) aber jede Menge Spaß zu haben die Altstadt und besonders die anderen Neulinge kennenzulernen. Später gab es ein Büfett mit Leckereien zur Stärkung und einen Vortrag vom Dekan der mit diesem Satz anfing „Liebe Studentin und Studentinnen, genieß die Zeit der Orientierungswoche, denn danach gibt es keine Ferien und keine Freizeit mehr, vielleicht zwei Tage zu Ostern...“ Lassen Sie sich nicht einschüchtern von dem Satz, dennoch muss ich sagen ist die Anfangszeit ist kein Zuckerschlecken.

Die wöchentlichen Teste, Colloquien und Examen sind nervenaufreibend und der Lernberg scheint unüberwindbar, aber es ist machbar! Und das Gefühl zu den Test, für den man soviel gelernt hat zu bestehen, ist herrlich!
In den nächsten Tagen der Orientierungswoche, gingen wir bowlen, im Ligo essen (eine Mühle welche umgebaut wurde zu einem traditionellen lettischen Restaurant) und Cocktails in der Skylinebar trinken ( die bar ist im 26. Stockwerk, von der man gemütlich mit einem Drink über ganz Riga schauen kann, wunderschön!). Außerdem ist das Riga Nachtleben auch ein Erlebnis wert mit den ganzen Bars in der Altstadt und einigen Clubs.


Alltag an RSU...

Somit nahm dann die O-Woche auch ihr Ende, und das Studium konnte beginnen. Die erste Stunde begann mit Chemie und Prof. Koksis, uralter aber herzlicher Mann. Da wir in sehr kleinen Gruppen (10-12 Studenten) arbeiten, hat man einen engeren Kontakt zu dem Professor, kann also Fragen stellen, jedoch fällt es direkt auf wenn man nicht zur Vorlesung erscheint! Und zwar haben wir zum einen Vorlesungen, in der der Professor Vorträge hält und das Studienmaterial, was man weites gehend für die Teste benötigt, vermittelt. Die Vorlesungen sind keine Pflicht, aber es schadet nicht einen guten Eindruck beim Prof zu hinterlassen wenn man regelmäßig hingeht und Interesse zeigt. Zum anderen gibt es die „practical classes“, in denen werden die Überprüfungen durch genommen und die Studenten arbeiten aktiv an dem Thema.
Zum Beispiel ein ganz normale praktische Stunde in Anatomie im ersten Semester sieht so aus: Zuerst wird ein Test, meist ein Bildertest, über den Stoff der vorherigen Woche geschrieben. Dann werden Knochen aus dem Laboratorium geholt und die lateinischen Begriffe (e.g. caput costae – Kopf der Rippe) werden in Kleingruppen durchgearbeitet. Falls Fragen aufkommen, kann man den Professor fragen. Zum Ende der Stunde trägt jede Gruppe einen Teil vor, wo man die Struktur am Knochen findet.
Jedenfalls wird besonders an der RSU im ersten Semester auf Anatomie und Biologie Wert gelegt und für diese Fächer mussten wir am meisten pauken.
Ansonsten, sind die Vorlesungen und praktischen Stunden meistens am Vormittag, kommt jedoch auf den Stundenplan drauf an. An manchen Tagen hatte ich bis 18.oo Uhr Uni. Aber normalerweise, fängt es um 8.oo oder 9.oo Uhr an und geht bis 15.oo – 16.oo Uhr.
Im ersten Semester belegt man folgende Kurse: Biologie, Anatomie, Chemie, medizinische History, erste Hilfe, Philosophie, Latein und Lettisch. Alle Kurse sind auf Englisch, wobei Anatomie auf Latein – Englisch ist.


Die Unterkunft...

Von der Uni werden Wohnungen im Studentenwohnheim angeboten, von denen ich aber nur abraten kann. Jedoch kann ich nur aus zweiter Hand berichten, da ich dort nicht gewohnt hab: Die Zimmer sind relativ klein, es gibt Gruppenbadzimmer und -duschen und keine Küche. Hinzukommt, dass der Preis für die Verhältnisse hoch ist (damals waren es 180 lats. ~ 260 €) und die Sauberkeit ist auch nicht gerade erste Priorität!
Eine andere Möglichkeit, auch von der Uni angeboten, ist das „Riga Hotel“, in dem ich mein erstes Semester verbracht habe. Ebenfalls liegt der Preis bei 180lats, einem Zimmer mit Bett, Schreibtisch, Kleiderschrank und eigenem WC und Dusche. Das Hotel hat eine eigene Ebene für die Studenten eingerichtet mit einer großen Gemeinschaftsküche mit Geschirr, Wasserkochern und Kühlschränken. Wer jedoch gerne kocht und auf Sauberkeit großen Wert legt, wird eine eigene Küche vermissen! Ich jedenfalls fande für die Anfangszeit das Hotel am besten, da es sich direkt in der Altstadt am Park und der Nationaloper (Tickets sind fangen schon ab nur 10lats ~15€, auch wenn Sie sich nicht für Opern und Balett begeistern, ein Besuch lohnt sich). Außerdem, lernt man im Hotel sehr schnell andere Studenten, auch aus älteren Semestern die immer noch dort wohnen, kennen. Außerdem wird ein Frühstücksbüfett für 2 lats angeboten, sehr lecker!
Ich, allerdings, bin nach einem Semester mit einem Freund, der Zahnmedizin an der RSU studiert, in eine eigene Wohnung gezogen. Zusammen zahlen wir 360 € kalt und haben 102 m², die Nebenkosten (Internet, Wasser etc.) liegen im Monat ungefähr bei 160€ zusammen, sodass wir einzeln ebenfalls wie im Hotel etwa auf 260€ kommen. Jedoch variieren die Preise der Wohnungen je nach Lage. Wir wohnen recht zentral in der Nähe vom Anatomikum. Die Miete in Riga ist auch niedriger geworden wegen der Wirtschaftskrise, also eine eigene Wohnung lohnt sich. Und mit der Zeit lernt man sich kennen, sodass eine WG auch in Frage kommt.


Das Essen...

In Lettland, ist das Brot und die Teilchen sehr preiswert und lecker. Aber aufpassen: Kümmel ist so gut wie immer im Schwarzbrot!
Wer gerne auf Märkten frisches Obst, Gemüse und alles was das Herz begehrt, dann ist in Riga genau richtig. Es gibt drei große Markthallen, eine für Fisch und Fleisch, die andere für Gemüse und Obst, die letzte für Käse und Quark. Dennoch sind die Preise fast gleich wie in den Supermärkten.


Das Wetter...

Falls Sie im Winter kommen, packen Sie ihre Schneeboots ein. Es kann kalt werden! Im Winter wird es bis zu -25 C mit viel Schnee und Eiskälte. Die Tage sind kurz, es wird erst gegen 9.oo Uhr hell und schon um 16.oo ist es stock duster. Dafür ist der Sommer umso heller und wärmer. Es wird bis zu +29 C und die Sonne sieht man schon um 4 Uhr aufgehen. Der Park wird mit Blumen bepflanzt und die Wasserbrunnen sind angeschaltet, ideal zum draußen lernen ;)


Sport...

Die Uni hat ein Fussballteam aufgestellt, scheint den Jungens Spass zumachen. Für Mädels jedoch wird nichts großartiges angeboten. Es gibt genügen Fitnessstudios und auch Tennisplätze. Wär gerne joggen geht, es gibt den Park und für größere Runden kann man über den Fluß und zurück. Dieses Jahr bin ich den Halbmarathon in Riga mitgelaufen, ein super Event und für jeden Sportbegeisterten zu empfehlen!

Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick in das Leben eines Studenten in Riga geben. Natürlich verbringen wir einen Großteil der Zeit mit Lernen aber wer sich für die Medizin entscheidet, wird mit Interesse an die Sache ran gehen... dennoch bleibt immer ein wenig Zeit die Stadt und die anderen Studenten, die aus verschiedenen Ländern wie Schweden, Norwegen und England kommen, kennen zu lernen und Freundschaften zuschließen. Dadurch wird das Studium umso schöner, besonders im Ausland. Falls Sie auch keine Englischkenntnisse haben außer denen aus der Schule, mit der Sprache kommt man schnell rein! Und wenns mal Probleme gibt, sind genügend Studenten mit der Muttersprache da die zu Hilfe kommen könnten. Insgesamt ist das Verhältnis mit den anderen Studenten sehr eng, weil die Gruppen so klein sind und die älteren Semester auch gerne helfen.

Also viel Erfolg euch mit der Studienplatzwahl :)