Riga Stradins University

In Deutschland sind die medizinischen und zahnmedizinischen Studiengänge seit Jahren „überrannt“ und es ist ohne exzellentes Abitur kaum möglich mit dem Studium anzufangen. Ich habe 4 Jahre trotz anständigem Durchschnitt „ZVS / Hochschulstart.de-Wartezeit„ gesammelt und von Losverfahren bis Studienplatzklage Vieles versucht. Angst vor dem finanziellen Mehraufwand und Familie und Freunde hinter sich zu lassen haben ebenfalls dazu beigetragen, das Auslandstudium als Alternative hinauszuzögern. Jetzt habe ich das erste Semester erfolgreich hinter mich gebracht und all der Zweifel und die Sorgen wurden beseitigt. Das Medizinstudium in Riga ist wie in Deutschland sehr lernintensiv und zeitaufwändig und doch ist es genau das was ich gesucht habe. Alleine die internationalen Freundschaften und eine fremde Kultur machen das Leben viel spannender und erlebnisreicher als der bekannte und bewährte Alltag in der Heimat.

Sprache

Das Studium ist in Englisch und die meisten der zukünftigen Kommilitonen sind Deutsche, Schweden, Norweger und Finnen. Die Sorgen der Sprache wegen sind unbegründet und es erwartet auch niemand fehlerfreies Englisch zu sprechen oder zu schreiben. Die Professoren und Dozenten sind nicht alle in der Lage besseres Englisch zu sprechen als die Studenten.

Die Universität veröffentlicht eine Liste der empfohlenen Literatur für den Studienbeginn. Ich kann nur davon abraten alles zu kaufen. Im ersten Semester ist es unumgänglich einen guten Anatomieatlas zu haben. Die anderen Bücher sind wirklich unnötig. Zu Beginn bekommt man auch ein paar Bücher von der Universität, die teilweise sehr gut sind und ausreichen. Das meiste Vorlesungsmaterial wird online zur Verfügung gestellt. Die Schwerpunkte in Anatomie sind der Schädel, das Skelett und die Muskulatur. Der erste Prometheus – Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem – deckt Skelett und Muskulatur für mich ideal ab und für den Schädel ist es empfehlenswert in der Universitätsbibliothek zu stöbern oder alternative Atlanten zu suchen. Hier liegt die große Schwäche vieler deutscher Atlanten. Der Schädel ist im ersten Semester das wohl komplexeste Thema und in vielen Büchern nicht so detailliert dargestellt wie verlangt.

Universität

Äußerlich ist die Universität wahrlich keine Schönheit, aber es sind die inneren Werte die zählen. Der Unterricht findet abgesehen von den Vorlesungen in Kleingruppen von ca. 10 Leuten statt und das Lernsystem ist stark verschult. Es gibt regelmäßige Tests, Colloquien und am Ende des Semesters Examen.
Die Regelmäßigkeit der Abfragen und die Tatsache, dass ein zweimaliges Scheitern im Colloquium das Examen verwehrt sind Motivation für ein kontinuierliches Lernen und ersparen eine stressvolle Zeit kurz vor den Examen.
Unter den Studenten herrscht eine sehr familiäre Stimmung und kein Konkurrenzkampf. Alles wirkt sehr persönlich auch das Feiern kommt nicht zu kurz.

Unterkunft

Ich habe die ersten 3 Monate i, Hotel Riga „Green Apple“ verbracht, bevor ich eine WG gefunden habe. Das „Green Apple“ punktet auf jeden Fall mit einer tollen Lage direkt in der Altstadt. Einkaufsmöglichkeiten gibt es eine Menge und zur Uni dauert es ca. 25 Minuten. Die Zimmer haben eine normale Größe und für Sauberkeit muss jeder selber sorgen. Es steht eine Küche mit Herd, Ofen und Kühlschränken zur Verfügung und man ist mit dem Notwendigsten versorgt. Eine Waschmaschine für das gesamte Green Apple ist knapp bemessen und man muss seine Wäsche im Voraus planen. Alles Weitere kann man der Internetseite entnehmen. Allein der Lage wegen ist das Green Apple eigentlich eine Empfehlung. Preislich ist es nicht günstig, wer jedoch seine zukünftigen Kommilitonen kennenlernen will, einen sehr zentralen Ausgangspunkt sucht und sich selbstständig versorgen kann ist hiermit gut beraten.

Das NB ist weniger zentral gelegen, liegt jedoch nur einen 5 minütigen Fußweg von der Uni entfernt. Ich habe dort nicht gewohnt, aber das Personal, die Zimmer und die Sauberkeit scheinen mir dort besser gewesen zu sein als im Green Apple. Es ist sehr viel kleiner und familiärer und ebenfalls ein guter Anfang.

Die Meisten werden sich nach den ersten Monaten nach einer eigenen Wohnung oder WG umschauen und man sollte sich dabei auch Zeit nehmen. Der Wohnungsmarkt in Riga ist groß und zu Beginn verwirrend. Preislich finden sich unterschiedliche Angebote und es findet sich für jeden Geldbeutel eine passende Wohnung. Ich kann euch nur raten die ganze Angelegenheit nicht zu überstürzen. Schaut euch die Wohnungen zuerst an. Es gibt englische Internetseiten, die Wohnungen anbieten und die Makler sprechen in der Regel gutes Englisch. Ein großer Kostenfaktor sind die steigenden Heizkosten. Die Miete wird nur selten als Pauschalpreis über das gesamte Jahr gezahlt. Heute hatten wir -30° C und da laufen die Heizungen auch den ganzen Tag. Die Universität ist auch hierbei gerne behilflich und steht im Notfall helfend zu Seite.

Geld

Das Studium ist Gebührenpflichtig und je mehr Studenten sich für ein solches Studium bewerben, desto höher wird der finanzielle Aufwand eine so große Anzahl an Studenten zu unterrichten. Steigende Studiengebühren sind die Folge und man muss sich im Klaren sein einen finanziellen Mehraufwand in Kauf zu nehmen.
In Riga gibt es mehrere große Banken. Die Swedbank ist ein schwedisches Kreditinstitut, in Riga vielfach vertreten und deckt das Benötigte ab. Eine Bankkarte zu beantragen und Online Banking ist auf Englisch möglich und Geldautomaten gibt es von Swedbank ebenfalls eine Menge.
Die Preise in Riga variieren sehr stark. Will man günstig einkaufen ist der große Markt dafür am Besten geeignet. Dort findet man alles wenn man nur bereit ist danach zu suchen. Kaufhäuser gibt es mehr als genug und die Preise sind ähnlich zu den deutschen. Es gibt dazu ebenfalls viel Information im Studienführer und man findet hier wirklich alles. Internet und Handyanbieter sind ebenfalls vielfach vertreten und wesentlich günstiger als in Deutschland.

Fazit

Riga ist wirklich eine wunderschöne Stadt und es ist ein spannendes Erlebnis im Ausland zu studieren. Ich kann es nur weiterempfehlen diesen Schritt zu wagen und mit dem Studium zu beginnen. College Contact war immer offen für meine Fragen und ich habe mich immer sehr gut im Bewerbungsverfahren beraten gefühlt. Das Internationale Büro der Riga Stradins Universität ist ebenfalls eine gute Ansprechadresse und sie kümmern sich auch wirklich um die Angelegenheiten der Studenten. So wie es mir geraten wurde, kann ich es nur weitergeben und empfehlen das Internet als Kommunikationsplattform zu nutzen und z.B. Facebook als Start der Gruppenkommunikation zu verwenden.
Lasst euch von euren Sorgen nicht zu sehr einschüchtern und versucht es. Es lohnt sich wirklich und die höheren Semster stehen einem auch helfend zu Seite.

Grüße und hoffentlich bis bald in Riga

Konstantin M.