7 Feb
Erfahrungsbericht von Katharina M.

Riga Stradins University

Stadt: Riga
Land: Lettland
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Humanmedizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 08/2011 bis 08/2017

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Seit dem Wintersemester 2011/12 studiere ich an der Rigas Stradina Universitate in Riga/Lettland Humanmedizin.
Am 29. August 2011 bin ich mit AirBaltic am Lidosta Riga angekommen. Ich wurde mit traumhaftem Wetter begruesst und von den Mitarbeiter der Universitaet direkt am Flughafen empfangen und mit einem Taxi zu meinem Hotel gebracht. Auf meinem Weg zum Hotel sind mir zu aller erst dir modernen
Trollibusse aufgefallen, welche elektrisch fahren und gemeinsam mit den etwas altmodischen Strassenbahnen und normalen Bussen das Stadtbild mitpraegen.

Der schweigsame Taxifahrer (sein Englisch war wohl genau so schlecht wie mein Lettisch :) ) laesst mich vor einem prunkvollen Hotel raus und ich traue meinen Augen nicht. Das soll das Green Apple sein ?! Wow, denk ich da nur, das faengt ja gut an. Mit Freitreppe und reichlich Gold. Aber an der Rezeption kommt die ernuechterung. Das Green Apple, werde ich Stirnrunzelnd gefragt, das hat den Eingang um die Ecke. Also schleife ich pfeifend meinen 30kg schweren Koffer um die Ecke und in das kleine, etwas enge Treppenhaus des Green Apple. Ok, Rezeption im dritten Stock, 30kg schwerer Koffer, kein Aufzug?! Prima! Aber so schnell verzweifelt ja keiner. Also schleppe ich meinen Koffer bis in den 2. Stock, laufe dann befreit den Rest nur mit Tasche, in der Hoffnung mein Zimmer koennte ja im 2. Stock sein :)

An der Rezeption, bezahle ich erstmal meine Monatsmiete von 195€, bekomme dann meinen Zimmerschluessel, und natuerlich der Jackpot: 4.Stock! Aber das waere doch gelacht, mir begegnet ein freundlicher Herr und er traegt mir doch tatsaechlich den Koffer bis vor meine Tuer. Herrlich, dieses Studium beginnt ja klasse! So zum Green Apple. Die Zimmer sind in Ordnung, etwas sporadisch und ich wuerde hier nciht laenger als notwendig wohnen wollen. Putzen muss man selber und Klopapier mussten wir am Ende unseres Aufenthalt immer von den Putzwaegen klauen, weil die Rezeption vermeintlich angeordnet hatte uns fuer jede Rolle geld abzuknoepfen, das haben meine Mitbewohnerin und ich nicht eingesehen!

Nun aber zum spannenderen Teil. Die Universitaet! In der sogenannten Orientation Week wurden wir mit vielen lustigen Spielen als Ice-breaker aus der Reserver gelockt, haben unsere Buddies kennen gelernt und so schoene Dinge wie unsere lebenswichtige E-Talon Karten bekommen. Dann die erste Uniwoche. Lettisch, Anatomie, Chemie und vieles mehr. Wir sind in kleine Gruppen eingeteilt und ziehen in meinem Fall zu Neunt durch die Unigebaeude, verzweifelt auf der Suche nach den richtigen Raeumen. Aber die Lehrer sind sehr geduldig und nachsichtig mit Zuspaetkommern. Nach den ersten tagen kommt aber auch schnell Routine in den Uniablauf und die Raeume finden sich schneller. Eines darf man an der RSU auf jeden Fall nicht verpassen und das ist eine Fahrt mit dem klassischen Aufzug. Nur wenn man schnell klaustrophobisch wird sollte man es vielleicht nicht probieren.

Nachdem dann also alle den richtige Raum gefunden haben beginnt der Unterricht. Bitte erwartet hier kein British English! Das Englisch ist um es gelinde auszudruecken etwas duerftig ... Also schaltet euer Grammatikverstaendnis mal lieber aus, weil "he do not ..." und Co kommen hier so oft vor wie weisse Kittel. In den meisten Faechern ist das aber nicht so wichtig, man begreift schon was der Lehrer einem sagen will :)

Das Arbeiten in den kleinen Gruppen ist sehr angenehm, da man eine konzentrierte Lernatmosphaere herstellen kann. Wenn man nicht gerade um 17Uhr Lettisch hat und schon seit morgens um 8Uhr in der Uni ist ;) Anatomie wear zu Beginn sehr gut, leider hat der Unterricht etwas an Spannung verloren, nachdem wir zu den Muskeln, Sehnen und Baendern kamen und unsere noch sehr junge Lehrerin keine Moeglichkeit mehr hatte uns die benannten Koerperbestandteile zu seigen. Sie hat es dann einfach dabei belassen die lateinischen Woerter in Hoechstgeschwindigkeit runterzuleiern und uns zu Gruppenarbeit verdonnert. das ist nicht sonderlich lehrreich ... Auch die Dissection war wort woertlich etwas trocken. Unsere Leiche lag wohl etwas zu lang in Chlorophyl. Sie war nicht nur schon ziemlich alt was die Jahre angeht, sondern auch schon ziemlich lange in "Gebrauch". Wir haben demnach leider nicht viel Neues gesehen, da schaue ich mir lieber den Atlas an, wo alles naturgetreu aussieht. Es war trotzdem aufregend mal den ersten Menschen "unterm Messer" zu haben.

Neben der Uni stehen natuerlich auch noch viele andere spannende Dinge auf der Tagesskale. Wohnuung suchen, Land erkunden, Party machen. Fangen wir mit der Wohnungssuche an. Es gibt sehr viele super schoene Wohnungen. Wenn man Geduld hat geht man erst nach 1-2 Monaten auf die Suche, weil dann ist der erste Ansturm vorbei und man kann in aller Ruhe nach ner tollen Wohnung suchen.

Ich war nicht so geduldig, weil ich wie gesagt nicht laenger als noetig im Green Apple bleiben wollte. Schliesslich habe ich mit einem Komilitonen, dessen Bruder und der "alten" Mitbewohnerin eine schicke Dachwohnung gefunden. So im Stil einer Disignerwohnung, also in Deutschland unbezahlbar! Im Oktober sind wir dann auch allesamt eingezogen in die schlappen 180km2. Nur eins haben wir leider nicht bedacht, es bleibt in Lettland nicht immer Sommer ... Im November haben wir dann schnell festgestellt, dass unser Dach leider nicht so gut isoliert ist wie unser Vermieter uns klar machen wollte. Also merkt euch eins: gute Isolierung! Wir haben dann November, Dezember, Januar und mal sehen wie lange noch mit ca 8 Gerad in der Wohnung gelebt. Aber was nicht toetet haertet ab und krank ist bissher keiner geworden. Ansonsten ist die Wohnung super schoen und, mittlerweile hat unser Vermieter uns auch die Heizkosten komplett erlassen, was fuer den Geld-beutel sehr angenehm ist, nur die Wohnung bleibt eben dennoch kalt.

Das Land habe ich gerade in den ersten Wochen viel erkundet, da es noch schoen warm war und da die Nationalparks einen sehr begeistern. Ich finde Lettland ein wunderschoenes Land. Es hat eine rauhe, wilde Natur mit wenig Menschen und regt zu langen einsamen Spaziergaengen und Streifzuegen an. Fuer mcih ist die Landschaft noch mit das schoenste an dem ganzen Land. Neben meinen Erkundungstouren habe ich mit dem Kite-Surfen begonnen. Ueber meinen Buddy habe ich einen sehr guten Kite-Surf Lehrer gefunden und bin ganz tapfer in die kalten Fluten der Ostsee gestiegen. Das letzte Mal bin ich Ende Oktober kiten gewesen und es war ein toller Anbschluss sich in der Daemmerung unter aufsteigendem Mond vom Kite durch die Wellen ziehen zu lassen. Ich freue mich schon sehr auf den Sommer, wenn es weitert geht!

Vom Party machen habt ihr sicher schon gehoert. Riga wird ja doch gerade fuer so grosse Events wie Sylvester allmaehlich bekannt. Meiner Meinung nach kann man mit guten Freunden ueberall richtig gut Party machen, Riga hat nur die Besonderheit, dass man umringt ist von halbnackten Hintern, Ruecken und langen duennen Beinen. Der Alkohl ist teilweise guenstiger als in Deutschland aber pauschal kann man das auch nicht behaupten. In manchen Clubs werden gefuehlt 25 Lieder auf Schleife gesetzt und man hoert dann alle halbe Stunde das gleiche Lied. Das ist, wenn es sich um gute Lieder handelt, am Anfang noch ganz lustig, aber nach ner Zeit wird es etwas laecherlich. Aber ansonsten wien gegsagt, mit den richtigen Leuten geht ueberall Party.

Mittlerweile habe ich mein erstes Semester gut bestanden, alle aufregenden Pruefungen wie Anatomie
bestanden und bin nun in den Semesterferien. Ich kann zusammenfassend sagen, dass das Land Lettland definitiv wunderschoene Seiten hat. Was die Uni angeht gibt es einige gewoehnungbeduerftige Seiten aber es macht auch Spass sich auf die Abenteuer eines Auslandsstudiums einzulassen. Das Studium ist in jedem Fall eine Herausforderung die man annehmen sollte!