31 Jan
Erfahrungsbericht von Karoline M.

Saint Marys University

Stadt: Halifax
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2011 bis 12/2011

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorbereitungen

Ich habe mich Ende 2010 dazu entschieden, ein Auslandssemester in Kanada zu machen. Ich war im Rahmen meines Bachelors schon einmal im Ausland und wollte diese tolle Erfahrung in meinem Master noch einmal machen. Ich kann jedem nur empfehlen, ein Auslandssemester zu machen (egal wo), da man sich sehr weiter entwickelt, viele tolle Erfahrungen sammelt und interessante Leute aus der ganzen Welt kennen lernt.

Ich habe mich für Kanada entschieden, weil ich in ein englischsprachiges Land wollte, und für Halifax, weil ich dort Masterkurse belegen konnte und man keinen TOEFL braucht. Die Bewerbung für Masterplätze ist ein wenig aufwendiger als für Bachelorprogramme (u.a. müssen die Kurse angegeben werden, die man belegen will), aber der Aufwand hält sich alles in allem in Grenzen. Ihr bekommt eine Auswahl an Kursen zugeschickt, die ihr belegen könnt. Es werden euch nur etwa fünf Kurse zur Auswahl angegeben, ihr könnt aber auch andere Kurse belegen, als die, die euch in der mail mitgeteilt werden. Also hier nicht erschrecken.

Die Kurse, die ihr in der Bewerbung angebt, müsst ihr in Kanada nicht unbedingt tatsächlich belegen. Ihr könnt erstmal einige Kurse angeben bei der Bewerbung und eure Kurse später noch ändern. In den ersten zwei Uniwochen hat man die Möglichkeit Kurse zu wechseln, das ist aber sehr schwierig, da in dem Kurs, in den ihr reinwollt, jemand abspringen muss. Ich würde euch empfehlen, erstmal mehr Kurse zu wählen als ihr machen wollt, und dann in den ersten zwei Wochen die Kurse rausschmeißen, die ihr nicht belegen wollt. Dieser Weg klappt auf jeden Fall sehr gut.

College Contact stellt auf Anfrage Kursbeschreibungen bereit, sodass ihr euch sehr gut schon vorher um die Anrechenbarkeit der Kurse kümmern könnt. Ein Problem bei der Kurswahl war, dass im Kursheft der Saint Mary´s University viele Kurse gelistet sind, die überhaupt nicht mehr/nicht in dem Semester angeboten wurden. Bei mir stellte sich heraus, dass ich zwei der drei Kurse, bei denen ich schon eine Vorabanrechnung bei den Lehrstühlen hatte, von Kanada aus gar nicht belegen konnte/durfte. Dann musste ich mir neue Kurse suchen.

Die Beratung durch College Contact war super und wirklich komplett kostenfrei. College Contact wird durch die Unis bezahlt, an die sie vermitteln und können deshalb den Service kostenlos anbieten. Die Studiengebühren im Ausland muss man selbst zahlen, aber wenn ihr Auslandsbafög bekommt, werden die Studiengebühren vom Auslandsbafögamt übernommen. Passt aber auf, das Bafögamt nimmt einen Wechselkurs von 1,5 $/€ an, den es im ganzen letzten Jahr nicht gab. Ich würde euch da zur Beschwerde raten, sonst müsst ihr nachher doch einiges selber zahlen. College Contact hilft bei der Bewerbung für Auslandsbafög, insbesondere bei dem Formular, das von der kanadischen Uni ausgefüllt werden muss. Das Auslandsbafög enthält auch eine 1000 Euro Flugkostenpauschale, also habt ihr die Flugkosten dann auch raus.

Von Deutschland aus kann man mit DHL Koffer für etwa 30 Euro nach Kanada schicken, aber von Kanada nach Deutschland ist das verschicken sehr teuer (10 kg etwa 70 Euro).

Schon Fernweh bekommen?

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Ich bin schon im August nach Kanada geflogen und bin vier Wochen durch Ostkanada gereist, bevor im September die Uni losging. Meinen Hinflug habe ich über Condor gebucht (330 Euro).
Den Rückflug solltet ihr erst buchen, wenn ihr in Halifax seid, da die Klausurtermine der final exams erst in der Mitte des Semesters rauskommen. Viele hatten Probleme, weil ihr Rückflugtermin fiel zu spät oder zu früh war und die mussten dann teuer umbuchen. Ich bin über New York zurückgeflogen. Der Flug nach New York kostet etwa 200 Dollar, der Rückflug nach Deutschland hat etwa 350 Euro gekostet. Viele haben die Zeit nach den Klausuren zum reisen genutzt und waren in Ostkanada, den USA oder Mexiko. Generell sind Inlandsflüge in Kanada sehr teuer und auch in die USA liegen alle Flüge bei ungefähr 200 Dollar.


Wohnen

Es gibt drei Alternativen zum Wohnen in Halifax: auf dem Campus im Wohnheim, im YMCA oder in einem selbstgesuchten Zimmer.


Wohnheim

Die Wohnheimszimmer sind sehr teuer und man muss die komplette Miete am Anfang des Semesters zahlen. In manchen Zimmern muss man sich das Zimmer mit einer anderen Person teilen und eine Küche gibt es nur in bestimmten Wohnheimen. Die Aussicht aus den oberen Stockwerken soll sehr toll sein (Sonnenuntergang über Halifax, live zugucken bei Footballspielen). Man muss im Wohnheim einen mealplan der Unimensa mitkaufen, wobei es verschiedene Staffelungen gibt, wie viele Mahlzeiten dort eingenommen werden. Der mealplan für ein Semester kostet über 1000 Dollar und muss auch am Anfang des Semesters im Ganzen bezahlt werden. Der Vorteil am Wohnheim ist ganz klar, dass man direkt auf dem Campus wohnt und da die Unigebäude unterirdisch alle miteinander verbunden sind, muss man im Winter keinen Fuß vor die Tür setzen, um in die Vorlesungsräume zu kommen. Für die Bewerbung bei den verschiedenen Wohnheimen muss man eine Gebühr bezahlen, die man auch nicht wieder bekommt, wenn man das Zimmer nicht annimmt. Außer den vielen Deutschen Austauschstudenten wohnen im Wohnheim hauptsächlich 18-jährige Kanadier, die alle gerade anfangen zu studieren.


YMCA

Ich habe mich für das YMCA entschieden und würde es immer wieder tun. Es ist die günstigste Möglichkeit, sich von Deutschland aus ein möbliertes Zimmer zu suchen. Die Monatsmiete beträgt 500 Dollar (je nach Wechselkurs um die 360 Euro), was ich schon sehr teuer finde für zehn Quadratmeter. Die Zimmer im Wohnheim sind nicht wesentlich größer, der höhere Preis im Wohnheim entspricht also nicht wesentlich mehr Platz im Zimmer. Im YMCA gibt es eine Küche, was mir sehr wichtig war, die im Laufe der Zeit aber leider immer dreckiger wurde. Es gibt pro Etage ein Gemeinschaftsbad, was zweimal täglich geputzt wird. Toll am YMCA ist, dass es direkt im Stadtzentrum liegt (nach der Party ist man sehr schnell zu Hause), man mit Sicherheit sein Zimmer hat (nicht teilen muss) und es ein hauseigenes Fitnessstudio mit Geräten, Sauna und Schwimmbad gibt. Mit der Miete ist man Mitglied und kann alles kostenlos nutzen. Bis zur Uni sind es etwa 15 min zu Fuß und es fahren viele Busse. Es gibt einen Gemeinschaftsraum, in dem immer viel los war und man beim essen nie alleine war. Im YMCA wohnten nicht nur Studenten der Saint Mary´s University (kurz SMU), sondern auch der Dalhousie University, sodass wir sehr viele Skandinavier bei uns hatten und die Atmosphäre internationaler war. Die Gemeinschaft im YMCA war super. Wir haben sehr viele Wochenendtrips zusammen gemacht und auch sonst viel gemeinsam unternommen.


Off-Campus

Ich kenne nur wenige, die außerhalb der Uni oder des YMCAs gewohnt haben. Sucht man sich selber eine Unterkunft, kann man auf jeden Fall günstiger wohnen, man kann aber auch sehr Pech haben mit der Wohnung oder den Mitbewohnern. Vorteil ist, dass es günstiger ist und man im Idealfall mehr Englisch spricht, andererseits ist man nicht in einer Gemeinschaft mit anderen Studenten wie im YMCA oder in den Wohnheimen. Wenn ihr Off-Campus wohnen wollt, solltet ihr auf jeden Fall Mitte August anreisen, um euch in Ruhe was zu suchen.


Uni

Ich habe drei Kurse im MBA Programm belegt und war damit gut ausgelastet. In Kanada muss man im laufenden Semester sehr viel arbeiten, dafür hat man am Ende des Semesters weniger Stress auf einmal. Es gibt midterms, final exams, Präsentationen, Gruppenarbeiten und viele Abgaben. Die Note setzt sich aus den ganzen Teilleistungen zusammen, sodass man leichter eine gute Note kriegen kann, wenn man regelmäßig gut mitarbeitet.

Da ich in Deutschland im Master bin, habe ich Masterkurse belegt, es ist aber mitunter auch möglich, Kurse aus dem vierten Jahr des Bachelors in Kanada zu belegen und sich diese in Deutschland als Masterkurse anrechnen zu lassen. Das solltet ihr vorher mit den entsprechenden Lehrstühlen klären.

Der MBA ist ja in Nordamerika sehr begehrt und dieses Gefühl wurde uns auch vermittelt. In der ersten Woche wurde uns mitgeteilt, dass wir schick angezogen in die Vorlesungen kommen sollen, woraufhin alle Austauschstudenten erschrocken festgestellt haben, dass sie nichts schickes eingepackt haben. Es kam letztendlich auf die Kurse an, ob es wirklich verlangt war, schick zu kommen. Von den Kanadiern sind fast alle im Anzug in die Uni gekommen (gerade in den Erstjahreskursen). Ich würde euch empfehlen eine Garnitur schicke Sachen mitzunehmen, gerade wenn ihr Kurse belegt, in denen ihr Präsentationen halten müsst. Ich habe gehört, dass es in einem Kurs bei einer Präsentation Punktabzüge gab, weil der vortragende Student keine Krawatte getragen hat.

Die Lehrbücher an der Uni sind extrem teuer, Preise um die 100 – 200 Dollar waren keine Seltenheit. Ihr solltet euch frühzeitig um die Lehrbücher kümmern, man kann auch einige Bücher gebraucht kaufen. Ich habe ein Buch bei Amazon sehr günstig bestellt, musste mir aber auch ein Buch neu kaufen. Am Ende des Semester hat man die Möglichkeit Bücher zurück zu verkaufen an den Buchladen der Uni (zum halben Preis), aber bestimmte Bücher werden nur jedes zweites Semester zurück genommen oder es wird sehr wenig Geld geboten.

Ein Tip für euch: zahlt die Studiengebühren bar, damit spart ihr die Kreditkartengebühren, die bei mehr als 3000 Dollar doch erheblich sind. Empfehlen kann ich ein Konto bei der DKB oder Comdirect, da man bei denen mit der VISA Karte im Ausland kostenlos Geld abheben kann. Ihr solltet auch unbedingt einen englischen Nachweis über eure Krankenversicherung mitbringen, dann müsst ihr euch nicht über die Uni versichern und müsst weniger Gebühren zahlen (die sonst automatisch berechnet werden).

Im MBA habe ich folgende Kurse belegt:

  • Financial Accounting (ACCT 5540), Dr. Jeffrey Power:
    Dies ist ein Einstiegskurs, den ich persönlich sehr interessant fand. Es fängt mit Buchungssätzen an, was eine Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung ist, Cash Flow Berechnung und Ratioanalyse. Im Laufe des Semesters gab es ein midterm (1,5h), ein final exam (3h) und drei Assignments, die wir ausarbeiten und abgeben mussten. Hat man sich Mühe gegeben, war ein A sehr gut zu erreichen.
  • Financial Management (FINA 6663.1), Dr. Mahmoud Mohamed:
    Dieser Kurs ist sehr anspruchsvoll. Der Professor gestaltet den Kurs sehr praxisorientiert, was sehr interessant ist. Ohne Finance-Vorwissen ist es sehr schwer, eine gute Note zu kriegen. Im Midterm sind die Hälfte der Leute durch gefallen. Die deutschen Austauschstudenten mit Finance Schwerpunkt hatten weniger Probleme. Eine gute Note ist ohne Vorwissen schwer zu erreichen, aber auch mit Vorwissen ist ein A schwierig. Wenn die Note für euch nicht so wichtig ist, dann kann ich den Kurs empfehlen, da er wirklich sehr interessant ist und man viel lernt. Der Professor ist sehr entgegenkommend. In den Klausuren hatten wir eine halbe bis eine Stunde mehr Zeit als eigentlich angesetzt (wir sollten ohne Druck alles aufschreiben können, was wir wissen) und am Ende konnten wir unsere persönliche Gewichtung der Einzelleistungen selbst bestimmen. Die Bewertung ist aber echt knallhart. Es gab ein midterm (2h), ein Final exam (3h) und zwei Quizzes.
  • Financial Institutions (FINA 6671), Dr. Jie Dai:
    Diesen Kurs fand ich nicht sehr interessant, man kann aber sehr leicht ein A erreichen, wenn man alles lernt. Toll an dem Kurs ist, dass es kein Lehrbuch gibt, sodass man hier nicht viel Geld ausgeben muss. Es gab ein midterm und ein Final exam und hat man alles gelernt, konnte man in der Klausur alles lösen, da die Klausur sehr eng an die besprochenen Übungen anlehnt.

Leben in Halifax

In der ersten Uniwoche hat das International Center eine Orientierungswoche angeboten, in der es viele Veranstaltungen gab, eine Party auf einem Schiff und ein Trip zu Peggy´s Cove, einem der meistfotografierten Leuchttürme Kanadas. In dieser Woche wurde viel gefeiert, man hat alle Leute kennen gelernt und schnell festgestellt, dass es hauptsächlich deutsche Austauschstudenten gibt. Ihr werdet in Halifax sehr viel Deutsch sprechen, da es hier einfach fast nur Deutsche gibt und wenige andere Nationalitäten.

Halifax ist eine sehr kleine Stadt, die von Studenten lebt und eine der höchsten Pub-Dichten der Welt hat. Man kann, wenn man will, jeden Abend irgendwo hin gehen und feiern oder was trinken. Es gibt sehr viele Bars, in denen Live-Musik gespielt wird. Man braucht in fast allen Kneipen und zum feiern gehen eine Nova Scotia ID oder man muss alternativ drei IDs dabei haben (Reisepass, Führerschein, Perso), um reingelassen zu werden und/oder um Alkohol zu bestellen. Je nachdem wie viel ihr feiern gehen wollt, kann es sich lohnen die 15 Dollar für die Nova Scotia ID auszugeben, um nicht immer den Pass mitzunehmen.

In Kanada ist es so, dass die MwSt nicht mit in den Preisen enthalten ist und immer erst an der Kasse drauf geschlagen wird, weshalb man sich öfters mal wundert, warum man auf einmal doch so viel zahlen muss. Außerdem werden immer 15% Trinkgeld erwartet. Gibt man kein Trinkgeld, dann muss der Kellner diese 15% selber zahlen, da es feste Abgaben sind, die weiter gereicht werden.

Die Lebenshaltungskosten sind sehr hoch in Kanada. Nicht nur die Miete ist sehr hoch, auch die Lebensmittel sind teuer und ganz besonders Alkohol (Wein kostet ab 17$ aufwärts, hochprozentiges ab 30$ und mehr).

Halifax als Stadt hat mir nicht sonderlich gefallen, aber es lässt sich als Student gut leben und man kann abends viel machen. Außer Pubs gibt es nicht sehr viel, was man sich angucken kann (wenig Museen oder sonstige Attraktionen). Schön ist, dass Halifax direkt am Meer liegt und man immer zum Wasser gehen kann, wenn man will. Im Sommer gab es im Point Pleasant Park ein Freilichttheater, was echt toll war.

Ich bin sehr viel gereist, vor allem zu den ganzen Nationalparks. Besonders gefallen hat mir Cape Breton. Dort gibt es den Cabot Trail, eine der schönsten Panoramastraßen Kanadas. Sehr sehenswert sind auch die Hopewell Rocks in New Brunswick mit dem höchsten Tidenhub der Welt, Prince Edward Island (eine Provinz nördlich von Nova Scotia), der Kejimkujik Nationalpark, Lunenburg (ein kleiner Fischerort) und der Fundy Nationalpark. Städte gibt es in der näheren Umgebung keine, die nächste große Stadt ist etwas 600 km entfernt. Wenn ihr also auf Stadtleben aus seid, seid ihr hier falsch, Kanada lebt von der Natur und davon gibt es genug. Viele sind auch, bevor sie nach Halifax gekommen sind, im August durch Westkanada gereist, was landschaftlich auch extrem reizvoll ist. Ich habe noch einen Zehntagestrip nach Québec, Montréal, Ottawa und Toronto gemacht. Zehn Tage waren dafür sehr kurz, wenn ihr könnt, plant dafür mehr ein. Québec und Montréal haben mir besonders gefallen.

Ich kann euch nur raten, so viel wie möglich zu reisen. Besonders, da am Freitag generell keine Uni ist, kann man übers Wochenende super wegfahren.

Besondere Services der Uni sind die Husky Patrol (kostenloser Taxi Service der Uni) und das Writing Centre (guckt sich kostenlos eure essays und assignments an und gibt Tipps, was man besser machen kann).

Ich kann euch nur raten auf jeden Fall ein Auslandssemester zu machen. Die Organisation durch College Contact ist super und ihr werdet viele wunderbare Erfahrungen sammeln und Erinnerungen behalten. Kanada ist ein unglaublich tolles Land und die Menschen sind total freundlich. Ich bin hier nicht zum ersten und bestimmt auch nicht zum letzten Mal gewesen.