9 Jun
Erfahrungsbericht von Julian K.

San Diego State University

Stadt: San Diego
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 01/2011 bis 05/2011

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Also eins vorweg…Geht an die SDSU! Ich studiere an der EUFH und da ist 1 Auslandssemester Pflicht. Um mein Englisch aufzubessern kam für mich nur ein englischsprachiges Land in Frage.

Der Haken: England, Irland und die für mich denkbaren Alternativen USA, Kanada und Australien sind alle super teuer…

Wenn ihr wie ich Auslandsbafög bekommt, wird aber vieles vorher undenkbare möglich. Sehr viel Papierkram, aber es lohnt sich! Ich habe 1000 EUR Reisekostenpauschale erhalten (bei Flügen mit British Airways aber nur 640 gezahlt) und bis zu 4.600 EUR Studiengebühren werden einem geschenkt. Die SDSU kam zum damaligen Wechselkurs trotz $6.000 Studiengebühren plötzlich in die nähere Auswahl. Ein paar Erfahrungsberichte, youtube Videos, Fotos u ein Spaziergang mit Google Streetview später war ich vollkommen überzeugt.

Die Bewerbung bei der Uni war dann sehr komfortabel. College Contact vermittelt alles und man kann eigentlich gar nichts mehr falsch machen, vielen Dank nochmal! Fangt am besten ein ¾ bis halbes Jahr vorher an, ihr braucht eure SDSU Zusage für Bafög, das Visum etc.

Hier merkt ihr zum ersten Mal, wie teuer das alles wird… Application Fee der Uni war $175 und Visum so ca. 250 Euro.

Das Visum müsst ihr an einer US Botschaft abholen. Ich musste hierfür fast einen ganzen Tag opfern, da von Köln aus die nächste Botschaft in Frankfurt liegt. Der Termin dort war easy: „What do you wanna do in America?“, „Nice, San Diego! How do you finance it? Do you have health insurance? Did you ever have problems with the police? No? Good answer, have fun Buddy!“ So liefs bei mir ab, andere hatten aber teils echte Wachhunde, muss man Glück haben. Bringt auf jeden Fall Zeit mit, ihr wartet stundenlang.

Zur KV kann ich die vom ADAC empfehlen. Ich war zwar nicht einmal krank bzw. beim Arzt, aber es war schön billig (ca. 120 für 5 Monate) und andere fanden das Paket in Ordnung. Ein Bankkonto bei der Deutschen Bank ist auch ratsam, da könnt ihr bei der Bank of America kostenfrei Geld abheben.

Flüge buchen, Tasche packen und los!

Alle sagen einem, man solle vorher ins Hotel und vor Ort Wohnungen suchen. Manche hatten echt Glück, andere nicht. Für diese Taktik solltet ihr aber mindestens 2, eher 3 Wochen vorher in San Diego sein. Ich hatte mir vorher über craigslist ein Zimmer in einem Privathaus neben der Uni gesucht. Die Location war 5083 Debby Drive, also 5 Min Fußweg von der Uni – genial! Viele raten euch, ihr müsst nach PB (Pacific Beach). Anfangs habe ichs bereut, im Nachhinein aber nicht. Klar, ein Strandleben ist traumhaft und so werdet ihr auf jeden Fall brauner und geht mehr surfen. Andererseits braucht ihr dann zwangsläufig ein Auto und die Verlockung, die Uni zu schwänzen wächst noch mehr. Die Leute in PB wurden auch bei der Tsunamiwarnung evakuiert, aber das wird wohl längerfristig nicht mehr passieren.

Bei mir sind die Noten 1 zu 1 in meine deutsche Bachelornote eingegangen, weswegen ich die für mich bessere Entscheidung getroffen habe. Wer nur bestehen muss, surfen und 5 Tage die Woche feiern will sollte es in PB versuchen. Aber auch in der College Area gehen Partys, aber leider nicht mehr so viele wie früher. Die Polizei ist sehr streng geworden, deshalb. Andererseits sind die ganzen Fraternity und Sorority Partys dort. Wenn ihr ein Mitglied kennt oder kennenlernt…das sind die geilsten Partys, wie in College Filmen ;)
Ansonsten findet sich immer ein Depp der fährt, oder nehmt den Shuttle/Partybus oder zu mehreren ein Taxi! Nicht den Trolley…der braucht Stunden und nur die Unterschicht benutzt ihn. Mir haben 1-3 Partys die Woche gereicht. Die Partys sind gut, aber um halb 2 ist immer Ende! Eine totale Umstellung, aber man gewöhnt sich dran. In PB und Mission Beach sind immer so Bar/Clubs/Beachclubs und das Publikum ist locker drauf, genau wie der Style. Downtown SD ist schicker und teurer (ca. $20 Eintritt). In PB zahlt ihr deutlich weniger. Der Eintritt ist frei oder so $5, auch Alkohol ist bezahlbar. Mein Lieblingstag war immer „Thirsty Thursday“ – keine Uni am Freitag und sehr billige Partys wo trotzdem viel abgeht. Meist war ich mit Amis im Moondoggies (PB) oder mit der deutschen Meute ab und zu in Mission Beach erst im Beachcomber pünktlich zur Happy Hour um 9 und danach in der Sandbar feiern, direkt am Strand.
Am Wochenende sind die Partys etwas teurer, aber trotzdem gut. Clubs wechseln ja immer und die Präferenz der Leute ebenso. Mir haben in PB/Mission Beach am besten Moondoggies, Sandbar, BarWest und ShoreClub gefallen. Sehr empfehlenswert ist wohl Taco Tuesday im Typhoon (PB), aber ich hatte immer bis spät abends Uni. In Downtown: Fluxx.

So, genug mit Partys. Die Wohnung war verdreckt, weil von meinen 4 Roommates ein Mädchen ziemlich ekelhaft und messy war. Der Rest war aber echt cool drauf, alles Amis und Studenten. Auf diese Art spricht man fleißig Englisch, sonst trifft man eh genug gleichgesinnte Deutsche… Nach 2 Nächten im Hostel habe ich mein Zimmer grundlegend mit Ikeamöbeln eingerichtet und dann erstmal in Ruhe die Stadt erkundet.

Die Stadt gilt als sehr schön für amerikanische Verhältnisse. Ich finde San Diego in Ordnung aber etwas langweilig. Die Innenstadt beschränkt sich auf Little Italy, eine ca. 1 Kilometer lange Aneinanderreihung von Pizzerien und Eisdielen, ein ziemlich menschenleeres Bankenviertel voller Wolkenkratzer und das „historische“ Gaslamp Quarter. Letzteres wurde als Ursprung der Stadt in den 90ern etwas auf alt umgestaltet und sieht ein bisschen aus wie Disneyland. Es gefällt mir aber trotzdem gut, da dort so etwas wie Stadtleben herrscht und auch noch nach Sonnenuntergang Menschen in Restaurants und Bars draußen sind. Der einzige Kulturschock war die unglaubliche Anzahl Obdachloser hier auf den Straßen. Überall gibt es deutlich mehr als bei uns in Deutschland, aber in Downtown sind die Heilsarmeen und daher ist ca. jeder 7.-8. Mensch den man auf der Straße sieht obdachlos.

Der fehlende Reiz der Innenstadt wird durch die Umgebung mehr als kompensiert. Der Hafen und auch die Strände sind wunderschön. Vor dem Hafenbecken liegt die Coronado Halbinsel mit Imperial Beach, einem der schönsten Strände die ich bislang gesehen habe. Auf Coronado wohnen viele ältere und reichere Menschen und auch der Film Manche mögens heiß mit Marilyn Monroe spielt hier. Die Küstengegend von La Jolla im Norden ist sehr, sehr schön und stark besiedelt von Seelöwen und Robben.

Studenten sind eher in Pacific oder Mission Beach. Beides der gleiche Strand, aber andere Abschnitte davon. Hier sind, wie gesagt, die ganzen Beachclubs und Bars. Auch surfen ist hier relativ preiswert möglich.

Zur Uni:

Etwas weiter im Land gelegen, ca. 20 min mit dem Auto zum Strand oder nach Downtown. Die College Area ist ziemlich schön und auch der Campus ist wie ein schöner Stadtpark mit eigenem Japanischen Garten, vielen grünen Wiesen, Beeten und Bäumen. In das riesige Fitnessstudio der Uni haben alle internationalen Studenten umsonst Zutritt, weswegen ich so viel Sport wie lange nicht mehr gemacht habe. Auch das eigene Freibad mit Whirlpool ist kostenfrei. Zudem könnt ihr mit Equipment umsonst Tennis spielen und im Gym, wenn mal was frei ist, auch Indoor Soccer, Volleyball und Basketball.

Die Kurswahl war bei uns relativ unproblematisch. Ja, man muss crashen und ja, die Amis haben Vorrang. Man kann dann die Woche vor Vorlesungsbeginn im Internet die offenen Plätze sehen. Erfahrungsgemäß springen auch bei vollen Kursen noch welche ab, also dranbleiben! Die populärsten Kurse werden noch als Special Section angeboten, dh. ihr habt dann einen Kurs mit mehr oder weniger englischsprachigem Dozent, ¾ Deutschen und sonst Studenten aus Schweden, Dänemark, Italien oder Frankreich. Ich hatte kein Problem bei den „richtigen“ Kursen. Ich wollte VWL CPs, um somit die Chancen auf einen Masterplatz zu erhöhen. Nach einer Woche hatte ich all meine Kurse, ich brauchte 4. Wer mehr braucht muss draufzahlen. Letztendlich hatte ich Labor Economics bei Prof. Amuedo-Dorantes, International Economic Problems bei Prof. Gerber und Managerial Economics bei Januji Juneja. Vor allem die ersten beiden waren recht interessant, aber auch etwas lernintensiver (was in SD aber auch machbar ist). Als Special Section habe ich dann noch HR Management bei „Dr. Z“ gewählt. Der Typ galt als locker, aber nachdem er die Anwesenheitspflicht aufgehoben hatte und keiner mehr gekommen war, hat er pauschal 15% bei der Note abgezogen. Für mich leicht inkompetent und seine Sprachkenntnisse waren schlechter als die von 80% der Kursteilnehmer. Versucht ihn zu meiden oder vielleicht habt ihr wieder Glück. Das war dann im Nachhinein mein einziges „B“, die 3 anderen waren „A“s. Ich habe weil ich die Noten brauchte schon etwas gelernt und nicht 24-7 gefeiert, aber als Deutscher Student im 2. Oder 3. Jahr ist man garantiert nicht überfordert und hat immer ein Leben neben der Uni.

Das klingt jetzt vielleicht sehr ermutigend, aber ich war auch im Spring Semester da. Laut Prof. Amuedo-Dorantes sind im Fall Semester viel mehr Deutsche da und kämpfen um die offenen Plätze. Apropos Deutsche, auch so waren mehr als genug da. Ich habe zwar echt coole Deutsche kennengelernt, aber man muss sich schon ein wenig bemühen um andere Freunde zu haben. Die Verlockung ist sonst groß und man spricht gar kein Englisch. Die Amis sind übrigens pauschal nicht dumm oder oberflächlich, ihr müsst nur etwas Glück haben und coole Leute kennenlernen, aber davon gibt es genug in San Diego. Mein Tipp: fangt mit einer amerikanischen WG an und belegt möglichst viele „Open University“ classes.

Was sonst noch super war, wir hatten eine Woche Spring Break. Statt Cancun und Frauen aufreißen war ich mit meiner Freundin auf einem Roadtrip durch California. Wir haben uns eine Karre gemietet, waren in Los Angeles (hässlich, aber ein paar Mal Hollywood, Beverly Hills und Venice Beach muss man machen), Disneyland, Whale Watching in Orange County etc. Wir sind von LA nach San Francisco die Küste entlang auf dem Highway 1 gecruist, es ist unfassbar schön. Ihr fahrt durch Malibu, Santa Barbara und die landschaftlich ebenso eindrucksvolle Central Coast. Das angeblich beste Stück bei Big Sur war leider gesperrt, aber ok. Nach einer Übernachtung im echt empfehlenswerten Monterey sind wir nach SF. San Francisco ist sehr reizvoll und wir hatten ungewöhnlich gutes Wetter. 28 Grad im März gab es laut Wetterbericht noch nie zuvor in San Francisco. Die Innenstadt ist im Gegensatz zu LA und San Diego echt geil, aber auch die Vorstadt Sausalito, die Golden Gate Bridge und die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz haben mich tief beeindruckt. Plant mind. 3 Tage ein!

Ansonsten sehr nice waren Vegas (!!!), da wäre ich gerne öfter gewesen, Mather Point am Grand Canyon und Tijuana. Letzteres ist etwas gefährlich im Moment, aber längere Partys als in SD und man muss es mal gesehen haben. Geht mit Mexikanern die sich auskennen, haben wir auch so gemacht.

Was ich leider nicht geschafft habe: Yosemite und Redwood Nationalpark.

Schon Fernweh bekommen?

Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!

Weitere Erfahrungsberichte Kostenlose Beratung


Lebenshaltung so 900-1000 Euro/Monat
+ Partyleben
Für Reisen würde ich nochmal 1.500-2.000 einplanen, es lohnt sich einfach.
Kleidung ist viel billiger als zu Hause.


Negativ:

Es ist echt teuer. Ein Zimmer in Uninähe mit geteiltem Bad kostet umgerechnet 550 Euro. Die Lebenshaltungskosten in SD sind nochmal 40% über dem amerikanischen Schnitt.
Auf allen Sachen, also auch Lebensmittel oder im Fastfood Laden sind knapp 10% Steuern…steht aber nirgendwo, im Kopf müsst ihr das immer hinzufügen.
Wenn ihr denkt, es ist immer warm und sonnig – vergesst es. Das Wetter ist toll. Im Januar war es oft mittags 20 Grad warm, abends aber recht kalt. Es ist meist warm, so 20-30, aber immer angenehm. Regentage hatten wir zwar überproportional für SD, aber die angeblichen 10 Regentage pro Jahr hatten wir schon Ende Februar geknackt und Regen ganz normal ab und zu.


Fazit:

So, mehr kann ich echt nicht schreiben. Ich war 5 Monate da und es war die geilste Zeit meines Lebens! Ich habe so viel gesehen und erlebt, es ist super dort. Es gibt negative Aspekte, aber die positiven Aspekte überwiegen ganz klar! Heimweh hatte ich nicht 1 Sekunde, ok an Karneval schon ;) Auch wenn ihr danach vielleicht nicht mehr zurück wollt, geht nach San Diego! It’s gonna be legendary.