6 Feb
Erfahrungsbericht von Julia S.

Saint Marys University

Stadt: Halifax
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Kulturwissenschaft
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2012 bis 12/2011

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Planung

Da in meinem Studiengang (International Cultural and Business Studies) ein Auslandssemester vorgesehen ist, war mir von Beginn an klar, dass ich mein fünftes Semester im Ausland verbringen werde. Trotz einer großen Zahl an Partneruniversitäten der Uni Passau, wollte ich mir meine Uni auf Zeit jedoch nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen aussuchen. Ein Auslandstutor für Nordamerika hat mich bei einem Gespräch auf College Contact aufmerksam gemacht und so habe ich die Recherche dort begonnen. Nachdem ich viele Programme, Universitäten und Erfahrungsberichte gelesen hatte, fiel meine Wahl auf die Saint Mary’s University in Halifax, Kanada. Zum Einen benötigte man keinen TOEFL, zum Anderen folgte ich dem guten Ruf der Sobey School of Business, da ich zwei Business-Kurse belegen wollte.
Ich trat per Mail mit CC in Kontakt, lud die Bewerbungsunterlagen herunter und schon war der erste Schritt getan. Die Antworten auf meine Fragen kamen immer innerhalb eines Tages und zu 90% konnte mir die entscheidende Information gegeben werden.
Nach meiner Bewerbung Anfang 2012, lag bereits Ende Januar eine Zusage aus Halifax im Briefkasten zusammen mit einer „To-Do-Liste“ von CC, welcher man Monat für Monat folgen konnte. So galt es z.B. zunächst Flüge zu buchen. Ich wartete damit jedoch bis Mai/Juni, da ich auf Rückmeldung auf meine Bewerbung für die senior suites warten wollte. Als jedoch klar war, dass Bewerbungen auf diese Zimmer (im Gegensatz zu jenen in den residences) meistens erfolglos bleiben und ich keinerlei Benachrichtigung erhielt, fragte ich bei einer Mitarbeiterin von CC, welche zu den internationalen Tagen an der Uni in Passau war, persönlich nach. Sie riet mir eine Woche vor Beginn der orientation week anzureisen, um ein Zimmer zu suchen. Also buchte ich meine Flug für den 23.8.12. Die Flüge buchte ich einzeln und so konnte ich einen Direktflug von Frankfurt nach Halifax buchen. Dadurch musste ich keine Anstrengungen unternehmen, um ein amerikanisches Visum zu bekommen. (Dies ist laut jeder Information die ich vorher hatte nötig, wenn beide Flüge über die USA mehr als drei Monate auseinander liegen. Wie jedoch andere deutsche Austauschstudenten erzählten, meinten die Officer am Flughafen, dass ein Visum nicht nötig gewesen wäre. Ob man das Risiko allerdings eingehen will, ist die Frage.)
Ich schaute mich schon einmal im Internet nach Zimmern um (kijiji und auch die Seite der Uni), fand dort aber nur Einjahres-sublets oder unmöblierte Zimmer (die außerdem recht teuer waren). Deshalb bewarb ich mich-etwas verspätet- beim Wohnheim der Atlantic School of Theology (AST) und dem International House des YMCA. Obwohl bei beiden die offizielle Frist schon abgelaufen war, waren jeweils noch Zimmer frei. Mit $525 CAD pro Monat entschied ich mich mit dem YMCA für die teurere Variante. Ich wohnte somit aber downtown und konnte das Fitnessstudio, Sauna und Pool, welche mit im Haus sind, benutzen. Das AST kostet $400 CAD im Monat und liegt näher am Meer und der Uni.
Für die Kurse an der SMU musste man das Vorlesungsverzeichnis online (im self-service banner-die Zugangsdaten kommen mit der Zusage) aussuchen und sich dann von einem Mitarbeiter der Uni für diese freischalten lassen. Dies sollte man zeitig vor dem 1.5. machen, da zu diesem Zeitpunkt die Kurse freigeschaltet werden und man sich selbst eintragen muss. Natürlich ist das auch später noch möglich, aber die beliebtesten Uhrzeiten sind dann womöglich schon vergeben. Man lässt in der Regel bis zu zehn Kurse freischalten, um Ausweichmöglichkeiten zu haben, falls ein Kurs schon komplett voll ist, oder wie in meinem Fall gecancelt wird. Man kann aber durchaus den Dozenten und Professoren oder dem Mitarbeiter schreiben, welcher für die Freischaltung verantwortlich ist. Meistens lässt sich wohl noch um einen Platz im Kurs mehr diskutieren.
Anstatt der (teuren) Krankenversicherung der Uni besorgte ich mir eine ADAC-Auslandskrankenversicherung Langzeit (150€ für sechs Monate). Meine Kreditkarte holte ich mir von der DKB, bei der Bargeldabhebungen weltweit umsonst sind.
Bevor es losging, buchte ich noch den pick-up service und meldete mich für die orientation week des International Centres der Uni an.
Die anfallenden Studiengebühren konnten bis kurz nach Beginn des Semesters bezahlt werden, wobei ich mich entschied dies schon von zu Hause aus über Travelex zu tun. Dies funktionierte problemlos.

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Bereits am ersten Tag nach meiner Ankunft machte ich mich auf zur Uni und dem International Centre und wurde dort herzlich willkommen geheißen. Nicholas Reyes und Shanshan Luo begrüßten mich und meine Begleitung Carsten (er hatte nach der Versand der E-Mail-Adressen-Liste durch CC eine facebook Gruppe aufgemacht, wodurch wir uns verabreden konnten) mit Namen und gaben uns erste Informationen über die Stadt und wie wir schon vor der Orientierungswoche einige organisatorische Dinge erledigen konnten. So erklärten sie uns den Weg zum Nova Scotia access, wo man eine kanadische Provinz-ID (gegen Bezahlung von rund $15 CAD) bekommt. Außerdem wurde uns erklärt, wie wir Student-ID, Krankenkassenbefreiung und U-Pass (öffentliche Verkehrsmittel) bekommen. Einige wurden in der O-Woche verteilt, einiges konnten wir schon vor Programmbeginn erledigen. Außerdem lud uns Nich zu einem Treffen mit ihm und Freunden ein, was den Start erheblich erleichterte. Der Empfang von Seiten der Uni war somit informationsreich und freundschaftlich. Die O-Woche startete dann am 1. September und es war Einiges geboten. Neben eine Begrüßungsveranstaltung mit Capoeira- und Powerpointpräsentation gab es weitere Veranstaltungen zur Information über die rechtliche Lage in Kanada, Kulturschock, Uni-Programme, Societies und eine „Infotasche“ mit wertvollen Broschüren und Notizbüchlein. Da diese Orientierungswoche auf internationale Studierende ausgelegt war, welche teilweise auch ihr gesamtes Studium hier verbringen, wurden auch Informationen über Banken, Visa etc. gegeben. Weil die O-Woche auch dazu dienen sollte, andere Studenten kennen zu lernen, wurden Ausflüge, Kennenlernspiele und Parties organisiert. So machten wir einen Trip zu Peggy’s Cove, eine Tall Ship Silva Tour um die Halbinsel von Halifax und konnten auch am Turf Burns der Erstsemester der Uni teilnehmen. Während der O-Woche stellte sich heraus, dass die Uni zwar durchaus international Anklang bei Studierenden findet (v.a. in China und Saudi Arabien), bei den Austauschstudenten für ein Semester war jedoch eine Überzahl an deutschen Studenten anzutreffen (die meisten waren mit Hilfe von CC gekommen). In der ersten Septemberwoche startete dann auch schon der Lehrbetrieb und die Hoffnung, kanadische Kommilitonen kennen zu lernen, wurde etwas enttäuscht. Vor Stundenbeginn suchte sich jeder einen Platz und es wurde recht wenig untereinander geredet. Dennoch waren meine Mitstudenten überaus nett, wenn ich sie ansprach. Die Dozenten gaben von Anfang an klare Vorgaben und einen ausgearbeiteten Ablaufplan bekannt, sodass man wusste, wann Assignments, Presentations oder Tests anstanden.
Margaret McKee, welche Ethical Responsibilites of Organizations gab, vertraute in der Gestaltung ihres Unterrichts auf Assignments in Form von Case Studies, Ethical Field Trips, Midterm und Final Exam und dabei auf die regelmäßige Lektüre des Lehrbuches. Während der Stunde (zwei mal wöchentlich) fasste sie die aufgegebenen Seiten noch einmal zusammen und lies uns Gruppen-Case studies lösen. Bei diesen war es nun einfacher Kontakt zu den kanadischen Mitstudierenden zu knüpfen. Allgemein wurde in diesem Kurs sehr viel Wert auf die praktische Anwendung des Gelernten gelegt und immer ein Feedback zu den Case-Studies gegeben. Außerdem wurde die Mitarbeit jedes Studenten einzeln bewertet.
In International Marketing gelangte Dr. Miguel Morales durch drei Tests, zwei Gruppen-Case Studies und ein Final Research Project (Gruppe) mit Präsentation zu seinen Noten. Im Unterricht nutzte der Dozent oft anschauliche Beispiele, deckte mit seinen Präsentationen jedoch nicht komplett die aufgegebenen Kapitel im Buch ab. Somit musste man sich den Stoff für die Tests vor allem durch Selbststudium mit Hilfe des Buches beibringen. Die Case Studies mussten online erworben werden und wären meiner Meinung nach eher für Internationales Management geeignet gewesen. Das Final Project war jedoch vollkommen im Sinne des Kurses. Auf Mitarbeit im Unterricht wurde hier nur begrenzt Wert gelegt.
Im dritten Kurs, Tourist Geographies, gehalten von Dr. Jason Grek-Martin, profitierte ich von der kleinen Größe des Kurses. Mit elf Studenten war dieser erheblich kleiner als die anderen beiden Kurse. Dadurch wurde eine sehr persönliche Atmosphäre möglich. Jede Woche mussten zwei wissenschaftliche Artikel studiert werden, der Dozent hielt eine Präsentationsstunde um in das Thema einzuführen und während der zweiten Stunde wurde über die Artikel diskutiert. Dabei kam durch die kleine Gruppe jeder zum Zug. Insgesamt basierte der Kurs folglich sehr auf der Mitarbeit der Studenten (auch notentechnisch). Außerdem waren pro Person fünf Position Paper, ein kurzes Referat und ein Final Research Paper zum Thema „ethical tourism“ fällig. Der Dozent war überaus engagiert und hilfsbereit, korrigierte Paper schnell und gab gutes Feedback, um eine Verbesserung zu ermöglichen.
Für meine Kurse musste ich zwei Bücher kaufen, was mich im Bookstore der Uni ca. $220 CAD kostete. Davon konnte ich beim Rückkauf am Ende des Semesters $125 CAD wieder bekommen. Druckkosten an der Uni belaufen sich auf acht Cent pro doppelseitigem Druck, wobei einem zu Anfang des Semesters $5 CAD zur Verfügung stehen.


Halifax

Bevor ich meine Recherche startete, kannte ich Halifax nicht. Ich stellte mir jedoch das Leben am Atlantik vielversprechend vor und das nicht zuletzt wegen des milderen maritimen Winters. Mit seinen fast 400000 Einwohnern ist Halifax größer als Passau und ich assoziierte daher ein lebendiges Stadtleben. Nicht zuletzt die vier Universitäten in näherer Umgebung sollte ein reges Treiben versprechen. Da ich downtown wohnte und nur 15 Minuten zur Uni laufen musste, habe ich von der restlichen Stadt recht wenig gesehen und so blieb der Eindruck zurück, dass es sich um ein ebenso beschauliches Städtchen wie Passau handelt. Natürlich nordamerikanisch, aber auch schottisch-irisch geprägt. Auf der Spring-Garden Road befinden sich viele Läden, Restaurants und die Park Lane Mall. Auch Bars sind dort zu finden, wobei diese eher, ebenso wie Clubs, in der Gegend um Argyle- und Barrington Street zu finden waren. In den meisten Bars, aber auch Clubs wurde fast jeden Abend Livemusik gespielt. Eine einzigartige Mischung aus lokalen Songs (irisch, Country, etc.) und DJs in den Pausen prägten so viele Abende im Nachtleben Halifax‘. Für Neulinge ist die Livemusik im Club ungewohnt und es dauert einige Zeit, um sich hineinzufinden. Einkaufen konnte man im Atlantic Superstore oder Sobey‘s, welche teilweise mit dem Bus zu erreichen waren. Wenn man kein Auto besitzt, können einem die Wege schwer bepackt durchaus lange vorkommen. Dies geschah meistens dienstags, weil man dann 10% Studentenrabatt bekommt. Größere Shopping Malls wie das Halifax Shopping Centre und die Mic Mac Mall liegen außerhalb und sind mit dem Bus in einer knappen Stunde zu erreichen. Allgemein ist zum Einkaufen und Fortgehen in Nova Scotia zu beachten, dass alle Preise ohne Steuer ausgezeichnet werden (diese beträgt 15% ). In Bars gibt es außerdem einen besonderen Service: Wenn man sich einen Pitcher Bier teilt, wird gerecht unter den Beteiligten aufgeteilt und für jeden eine eigene Rechnung mit beispielweise dem Viertel des Betrages ausgestellt. Sehr zuvorkommend. So sind Kanadier, die Nova Scotians im Besonderen, aber immer. Einem wird immer und überall gerne weiter geholfen und für Fußgänger wird bereitwillig angehalten, auch wenn dafür eine Vollbremsung nötig ist.
Etwas eingewöhnungsbedürftig ist jedoch das Busfahren. Da an den Haltestellen keine Fahrpläne hängen, muss man bei Metro Transit anrufen, um die Abfahrtszeit des nächsten Buses in Erfahrung zu bringen. Außerdem sollte man wissen, welche Nummer man nehmen muss um an ein bestimmtes Ziel zu kommen. Denn auch Routen werden nicht ausgehängt. Haltestellen haben keinen Namen und so muss man sich auf die Hilfsbereitschaft der Kanadier verlassen: Sowohl Busfahrer als auch Mitfahrende helfen immer gerne dabei, die richtige Haltestelle nicht zu verpassen.
Ansonsten fallen einem in der Stadt die große Zahl an Joggern, Kreuzfahrttouristen in den Sommermonaten und die Citadel inmitten der Stadt auf. Dies ist ein Fort, welches zur Verteidigung des strategisch wichtigen Hafens dienen sollte (dieser friert im Winter nie zu).
Neben seiner bedeutenden Rolle in den Weltkriegen, ist das ansässige Militär und die Hafenstadt und auch bei der Bergung der Titanic beteiligt gewesen.
Wenn man im Wintersemester (fall-term) in Halifax studiert, empfehle ich einen Ausflug nach Cape Breton. Dort sieht man den Indian Summer wie an keinem anderen Ort. Auch ein Ausflug nach Digby zum Whale-watching und dem Balancing Rock auf Long Island ist einen Wochenendausflug wert.
Generell war ich sehr zufrieden mit der Wahl des Studienortes, denn wie auch in Passau kann man in der überschaubaren Uni als auch der Stadt immer wieder auf bekannte Gesichter stoßen, was in einer neuen Umgebung immer schön ist. Ein etwas größeres kulturelles Angebot wäre freilich schön gewesen. Die Haligonians sind aber besonders für ihre Freundlichkeit bekannt und dem kann ich nur beipflichten.
Nicht ganz meiner Erwartung entsprach, dass ich letztendlich doch mehr Kontakt zu Deutschen hatte. Die Internationalität der SMU ist gerade im Wintersemester sehr „deutschlastig“ und auch die International Orientation Week fördert den „Zusammenhalt“ der Deutschen eher. Dies ist jedoch dann wieder von Vorteil, wenn man als „Tourist“ am Wochenende die Provinz erkunden möchte, da die anderen internationalen und deutschen Studieren dies ebenso tun möchten.
Meine Empfehlung für andere Studenten, die sich für Kanada oder auch Halifax entscheiden, ist auf jeden Fall, den Kontakt zu Kanadiern zu suchen. Denn obwohl man nach vier Monaten im Normalfall wieder von der Bildfläche verschwindet, nehmen sie jeden immer sehr herzlich auf. Man muss eben einfach Interesse zeigen.
Ansonsten kann ich das YMCA International House, in dem ich wohnte, mit Einschränkungen empfehlen: Der Mietpreis ist in Ordnung, da man Downtown wohnt und das Fitnessstudio mitbenutzen kann. Die Zimmer sind teilweise jedoch sehr klein, das Internet funktionierte nicht immer und die Heizung konnte erst nach ein paar Wochen Kälte zum Laufen gebracht werden. Außerdem ist die Einrichtung recht alt und in der Küche kann es zuweilen dreckig, stickig und voll Leuten sein. Dies macht einen aber nur toleranter und die internationalen Mitbewohner aus wirklich allen Ecken der Welt machen es zu einem spannenden, lehrreichen und schönen Erlebnis. Eine Alternative (wenn man wie ich nicht den mealplan der residences bezahlen möchte) ist das Wohnheim der AST. Dieses ist etwas billiger und hat größere Räume und Küchen. Es liegt aber auch weiter vom Zentrum entfernt, befindet dabei aber näher an der Uni.
Wenn man eine kanadische Prepaidkarte fürs Handy möchte, ist dies in Nova Scotia meiner Erfahrung nach nur bei dem Provider Rogers möglich. Zu beachten ist bei den Handykosten, dass man sowohl für ausgehende, als auch ankommende SMS und Anrufe zahlen muss.
Außerdem empfehle ich allen rechtzeitig mit dem Sparen anzufangen, da generell alles in Kanada teuer oder teurer ist.
Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen, denn das ist es alles Wert.
Das Auslandssemester war definitiv eine Lifetime-Experience, welche ich im Masterstudium unbedingt wiederholen möchte und dafür gerne wieder auf die Unterstützung von CC vertraue.