27 Jul
Erfahrungsbericht von Johanna R.

Riga Stradins University

Stadt: Riga
Land: Lettland
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Medizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 01/2011 bis 12/2016

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Studieren in Riga?
Wo liegt das überhaupt und welche Sprache spricht man da? Wie sind die Menschen und was haben sie für eine Mentalität? Ist die Stadt sicher?
All diese Fragen stellte ich mir vor knapp einem Jahr, als ich herausfand, dass man auch in der Hauptstadt Lettlands, in Riga, Medizin studieren kann.
Ohne große Alternativen und ohne jegliche Erfahrung bzw. Vorkenntnisse stürzte ich mich in das Abenteuer und fand sehr schnell die Antworten auf meine Fragen.
Mitte Januar 2011 brachte mich der Flieger ins unbekannte Riga. Alles war weiß, bedeckt von einer meterhohen Schneedecke. Und eiskalt. Es ist wohl nicht übertrieben, wenn Leute behaupten, es würde dort bis -30°C im Winter. Und der Winter ist lang… (Nach einiger Zeit gewöhnt man sich allerdings an Kälte, Glätte und eisige Winde. –Mütze, Schal, Handschuhe etc. sind halt ein Muss!)
Für den Anfang wohnte ich im Green Apple. Eine Art Hostel im Hotel – direkt in Old Town. Weil dort die meisten Studenten für die ersten Wochen einquartiert sind, kann man schnell, beim gemeinsamen Wohnen, Kochen, Feiern und Lernen, Kontakte knüpfen und seine Kommilitonen kennenlernen. Es entstand schnell ein Gemeinschaftsgefühl und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Auf jeden Fall zu empfehlen.
Nach ein paar Wochen der Eingewöhnungszeit finden sich schnell kleinere Grüppchen und bilden eine WG, d.h. ziehen um in ihre eigenen vier Wände. Die Wohnungssuche gestaltet sich in Riga nicht besonders schwierig, da das Angebot sehr groß ist und die Preise im Vergleich zu Studentenstädten in Deutschland angemessen sind.
Nun zur Uni. Für die Medizinstudenten gibt es zwei wesentliche Gebäude. Zum einen die Universität selber und zum anderen das Anatomikum, in welchem die Anatomie, Zellbiologie und Histologie gelehrt werden. Die Uni liegt ein bisschen außerhalb, auf der anderen Seite des Flusses. Für westliche Verhältnisse wirkt das Gebäude, auf den ersten Blick, etwas skurril, doch durch die Freundlichkeit der Universitätsmitarbeiter findet man sich bald sehr gut zurecht und sollte sich nicht einschüchtern lassen.
Ein bisschen gewöhnungsbedürftig fand ich, dass dort natürlich überwiegend lettisch gesprochen wird. Will man also seine Jacke an der Garderobe abgeben, Essen in der Mensa bestellen oder braucht man irgendwelche Informationen von Infoschalter, Office oder Library, muss man sich darauf einstellen, sich mit Händen und Füßen zu verständigen. [Da das Problem aber auch im normalen Alltag besteht, z.B. im Supermarkt etc., gewöhnt man sich schnell daran und weiß sich bald zu helfen.]
Das international Office bzw. Dean´s Office sowie auch die Professoren sprechen natürlich englisch.
Das Studium selber, ist, meiner Meinung nach, sehr gut aufgebaut und strukturiert. Man ist in kleine Gruppen, von max.12 Studenten, eingeteilt. Dadurch entsteht eine gute, effektive Lernatmosphäre und das Verhältnis von Student und Professor ist wesentlich persönlicher als an deutschen Universitäten. Durch die wöchentlichen Tests in den meisten Fächern, hat man zwar immer viel zu Lernen und es stellt sich kaum mal eine Lernpause ein, dafür bleibt man aber am Ball und hat am Ende des Semesters, wenn man denn immer gewissenhaft für diese Tests gelernt hat, nicht mehr so viel für die Exams zu lernen, sondern eigentlich nur zu wiederholen.
Das gleiche gilt für die „Colloquien“, von denen man 2-3 pro Fach pro Semester schreibt. Dies sind größere bzw. umfassendere Tests. Dazu ist wichtig zu wissen, dass man diese maximal 1x wiederholen kann, jedoch bestehen muss, um zum Endexam zugelassen zu werden. Schafft man das, oder das Abschlussexamen nicht, hat man den Kurs nicht bestanden. Seit diesem Jahr gibt es an der Uni eine neue Regelung, dass man mit einem nicht bestandenen Kurs, nicht ins nächste Semester versetzt wird! Man müsste also den einen Kurs –alleine- im nächsten Semester machen. (Keine Angst, wenn man sich ein bisschen einteilt und gewissenhaft lernt, kann man allen Anforderungen gerecht werden und die Kurse gut meistern!)
Neben dem Lernen bietet Riga natürlich auch alles an „Freizeitangebot“, was es in den deutschen Städten auch gibt: Eine wunderschöne Altstadt mit vielen Pubs und Bars, große Clubs zum Feiern, Shoppingmalls und Jurmala, eine nicht weitentfernte Stadt mit Strand direkt an der Ostsee. Obwohl man an der Diskrepanz zwischen arm und reich deutlich merkt, dass Riga unter der Wirtschaftskrise gelitten hat, macht die Stadt auf mich einen sehr jungen und dynamischen Eindruck.
Mir persönlich gefällt es in Riga sehr gut. Ich bin froh, dass ich mich für diese Möglichkeit entschieden habe und meinem Traum vom Medizinstudium nachgehen kann.