Riga Stradins University

Hallo,

ich studiere nun seit Ende August an der Riga Stradins University. Wie wahrscheinlich die meisten, die nach Riga kommen, wusste ich nicht genau, was mich erwarten wird, auch wenn ich durch Studenten aus höheren Semestern, durch die super Unterstützung von College Contact und die Internetseite der RSU schon so einiges an Informationen besaß.

Die ersten zwei Wochen habe ich in Cinnamon Sally Hostel in der Nähe der Altstadt gewohnt und das war auch ganz gut so, weil man so viele andere Studenten kennenlernen - und sich in Ruhe nach Wohnungen umschauen konnte. Ich kann das Cinnamon Sally für die Anfangszeit also nur weiterempfehlen, auch wenn es dort nur Mehrbettzimmer gibt, so lernt man immerhin schnell viele Leute kennen. Insgesamt habe ich mich dann auch recht schnell in Riga eingelebt und das erste Semester ist im Nu vergangen.
Die Orientierungswoche der RSU sollte man auf keinen Fall verpassen, man lernt dabei viele Leute kennen, bekommt einen bessern Eindruck von Riga und man kann die Zeit genießen, bevor die Uni so richtig beginnt.

Das Studium ist verschulter als in Deutschland, wir haben Unterricht in Kleingruppen und gerade am Anfang habe ich mich doch sehr an die Schulzeit erinnert gefühlt. Der Vorteil am verschulten System ist meiner Meinung nach, dass man sowohl seine Study Group (meist bestehend aus ca. 7-10 Studenten) als auch die Professoren sehr gut kennt und alles ein bisschen persönlicher zugeht, als wenn 400 Leute in derselben Vorlesung sitzen. Wir schreiben in Anatomie wöchentlich Tests und auch während des Semesters gibt es mehrere Kolloquien. Das finde ich persönlich alles ganz gut, weil man so immer am Lernen dran bleiben muss und am Ende nicht so sehr von der Menge des Stoffes überwältigt werden kann. Viel Wert wird an der RSU im ersten Semester vor allem auf Anatomie und Molekularbiologie gelegt und dann gibt es natürlich noch zahlreiche andere Fächer wie Chemie, Physik, Latein, Lettisch, Medical History, First Aid usw.
Man gewöhnt sich relativ schnell an den etwas verschulten Unterricht und an die Eigenheiten der Uni und auch an das Englisch der Professoren, was oft nicht perfekt, aber trotzdem meist verständlich ist, auch wenn man früher kein Ass im Englischunterricht war.

Rigas Altstadt ist schön und hat so einiges zu bieten. Es gibt tolle Cafés und Restaurants und abends kann man gut weggehen. Auch die Taxifahrten sind recht billig, sodass man nachts schnell und sicher nach Hause kommt. Tolle WGs und Wohnungen findet man in Riga auch schnell und die Verkehrsanbindungen aus der Stadt zum Anatomikum und zur Uni sind sehr gut. Bei den Wohnungen sollte man allerdings darauf achten, dass es schwer sein kann sehr große Wohnungen im Winter (der hier echt kalt ist!) warm zu halten und auch generell läuft das mit den Mietverträgen, der Kaution usw. manchmal ein bisschen anders ab, als wir es in Deutschland gewohnt sind, aber irgendwann findet man immer etwas passendes und wie gesagt, schöne Wohnungen gibt es in Riga genug. Man sollte ruhig ein bisschen länger suchen und nicht unbedingt das erstbeste Angebot annehmen, weil die Makler in Riga mittlerweile sehr gut verstanden haben, dass die Studenten oft bereit sind viel zu viel zu zahlen, da sie verzweifelt nach Zimmern suchen.
Sobald man die Stadt verlässt und zum Beispiel in Richtung Strand oder Flughafen fährt, merkt man doch recht schnell, dass man im „Osten“ ist und am Rande von Riga sieht man teilweise noch sehr einfach gebaute Häuser und viel Armut und auch an Betrunkenen mangelt es nicht.
Die Letten sind eher etwas verschlossen und man muss sich erst mal ein bisschen an den Umgang gewöhnen, aber gerade die jüngeren Leute sind oft sehr bemüht Lettland von seiner schönen Seite zu zeigen und auch das Englisch vieler Letten ist sehr gut. Man kann sich beim Einkauf usw. immer irgendwie verständigen und das teilweise sogar auf Deutsch. Mit einer positiven Einstellung und ein wenig Geduld lässt es sich in Riga ganz gut leben, finde ich.
Die Supermärkte haben auch einige deutsche Produkte, bei Rimi zum Beispiel kann man gut einkaufen, es mangelt zwar am leckeren deutschen Brot ohne Kümmel und für Vegetarier ist das Angebot auch noch nicht so groß, aber abgesehen davon kriegt man hier (fast) alles.

Ich bin froh über die Entscheidung nach Riga gegangen zu sein, man lernt schnell viele neue Leute kennen, es gibt einen großen Zusammenhalt unter den Studenten, weil wir alle in der gleichen Situation stecken und die Uni macht meistens Spaß, auch wenn man den Lernstoff nicht unterschätzen darf. Und die Erfahrungen, die man durch ein Auslandsstudium macht, können, denke ich, nie schaden.

Viele Grüße aus Riga und vielleicht schon bis bald,
Johanna