17 Feb
Erfahrungsbericht von Jochen S.

California State University Long Beach

Stadt: Long Beach
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Alternative Medizin, Informatik, Elektrotechnik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2009 bis 11/2009

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Flug & Ankunft:

Ich habe meinen Flug ½ Jahr vorher bei Lufthansa gebucht. Der Flug war deshalb relativ günstig. Man sollte sich also rechtzeitig darum kümmern. 14 Stunden nach Abflug in Frankfurt landete der Flieger am LAX in Los Angeles. Da ich keine Unterkunft gebucht hatte und mein Zimmer im Wohnheim erst in 10 Tagen beziehbar war, war dies das erste was ich in Angriff nahm. Ohne Zweifel ist der LAX ein riesiger Flughafen und ich kam mir erstmal ziemlich verloren vor. Nach kurzer Orientierung fand ich die sog. „Courtesy Phones“. Diese befinden sich in nahezu jedem Terminal. Über diese Telefone kann man kostenlos Hotels / Hostels buchen. Ich hab mich im „Backpackers Hostel“ (Century Blvd.) einquartiert. Man wird auch vom kostenlosen Shuttleservice des Hostels am Flughafen abgeholt (allerdings erwartet der Fahrer durchaus ein Trinkgeld). Das „Backpackers Hostel“ bietet hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis. 4-Bett-Zimmer 29$ incl. Frühstück (Muffin, Kaffee), Abendessen (kleines Buffet) und Internet (eigener Laptop). Abzuraten ist von den 10- oder 20-Bett Zimmern. Nicht sehr hygienisch und hohe Diebstahlgefahr. Zu empfehlen ist, bereits vor Ankunft über Hostels.com zu buchen, da die Preise dann noch günstiger sind. Die Verbindung über öffentliche Verkehrsmittel vom Hostel in LA zur CSULB nach Long Beach ist zwar gegeben, aber äußert schlecht. Zudem muss man mit dem Bus durch einige unsichere Gegenden fahren, was zwar eine echte Erfahrung ist, auf die man aber auch verzichten kann.

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Unter der Vorstellung ähnliche Verhältnisse wie in einem deutschen Studentenwohnheim vorzufinden, fiel meine Entscheidung für das „On Campus Housing“. Bereits in den ersten Tagen war allerdings klar, dass es sich hierbei um zwei unterschiedliche Welten handelt.
Im Wohnheim gilt striktes Alkoholverbot, unabhängig vom Alter. Das heißt nicht das dort kein Alkohol getrunken wird, aber die Konsequenzen sind ziemlich drastisch, wird man dabei erwischt. Eine Kneipe, wie in vielen deutschen Wohnheimen vorhanden, gibt es nicht. Es gibt zwar Aufenthaltsräume, die aber hauptsächlich als Lernbereich oder für Versammlungen genutzt werden. Ein offizielles Partyleben, wie z.B. Wohnheimpartys, gibt es nicht.
Der Hauptgrund dafür ist, dass das Durchschnittsalter in den Wohnheimen zwischen 18 und 21 liegt. Das Wohnheim ist für viele die Übergangsphase zwischen dem Auszug bei den Eltern und dem eigenen Appartement. Die Freiheiten wie man sie als 25 jähriger Deutscher gewohnt ist, sind sehr stark eingeschränkt. Die Uni legt hier sehr viel Wert auf Sicherheit und Ordnung. Alle Türen sind über ein elektronisches Codeschloss gesichert, dass nur mit der gültigen ID-Karte geöffnet werden kann. Die Türen sind übrigens immer verschlossen. Dazu kommt, dass die ID-Karten der männlichen Bewohner nur für den Gebäudeteil, in dem die männlichen Studenten untergebracht sind, funktioniert. Sprich man kann sich nicht frei bewegen. Teilweise entsteht schon der Eindruck, man befindet sich in einem Gefängnis. Für Ruhe und Ordnung in den Nachtstunden sorgen Fußstreifen der Campus-Polizei.
Daneben sind die Kosten für das Campus-Housing definitiv überzogen. Für ein Semester muss man mit ca. 5000$ rechnen. Die Unterkünfte sind noch dazu alt und sehr klein. Besitzt man noch ein Auto, muss mit weiteren Kosten für die Parkgebühren gerechnet werden.
Neben all diesen Nachteilen hat das Leben auf dem Campus aber auch entscheidende Vorteile.
Die Uni ist zu Fuß in 5-10 Minuten zu erreichen. Fitnessstudio ist ebenfalls nur 5 Minuten entfernt. Ein großer Vorteil ergibt sich durch die Verpflegung in den Dinning-Halls. Dort wird je nach Meal-Plan Frühstück, Mittag- und Abendessen angeboten und zwar „all you can eat“. Inklusive Getränke. Es gibt neben typischen amerikanischen Gerichten eine Salat-, Italian- und Asian-Bar. Dazu gibt es immer wieder spezielle Themenabende (z.B. French-Night, Christmas-Dinner, Thanksgiving-Dinner usw.). Die Qualität ist hervorragend!
Das beste am Campus-Housing ist aber das direkte Zusammenleben mit den amkerikanischen Studenten. Das Netzwerk das man sich hier aufbauen und Kontakte die man dort schließen kann ist wohl unbezahlbar. Zudem muss man sich um Dinge wie Möbel, Internet oder Strom nicht kümmern.
Die Anbindung der Uni durch das öffentliche Verkehrsnetz ist ausreichend. Es fahren in Abständen von ca. 20 Minuten regelmäßig kostenlos nutzbare Busse in alle Richtungen. Allerdings muss man hierfür natürlich mehr Zeit einrechnen als mit einem eigenem Auto. Ein Trip nach Downtown LA dauert ca. 1 ½ Stunden (einfach).

Fazit:

Trotz der Vorteile des Campus-Housing würde ich mich nicht mehr dafür entscheiden. Die Einschränkungen die damit verbunden sind, wären für mich nicht mehr vertretbar. Ich würde mich stattdessen für das Off-Campushousing in den Oakwood-Appartments entscheiden. Vorteil ist die direkte Nähe zum Strand, große Appartements, eine Anlage mit Pool, Tennisplätzen und Fitnessstudio sowie Anschluss an das Partyleben.


Kurse:

Während meines Semesters belegte ich zwei Engineering- und zahlreiche Sportkurse. Die Qualität der Engineering-Kurse (Power Electronics, Web Design) war eher mäßig. Zumindest Power Electronics war unstrukturiert und der Prof. machte meistens einen unvorbereiteten Eindruck. Die Vorlesungen waren äußert einfach. Fachlich konnte ich keine Vorteile daraus ziehen. Die Vorlesungsräume sind zudem ziemlich alt (diese Aussage kann ich natürlich nur für die Räume treffen in denen ich auch war). Die Sportkurse waren dagegen alle hervorragend. Die Bücher für die Vorlesungen sind ziemlich teuer. Da es keine Skripten gibt, kommt man um den Kauf nicht herum. Man kann die Bücher zwar am Ende des Semesters wieder verkaufen, aber für das Geld was man dafür noch bekommen würde, behält man sie leichter (der Bookstore der Uni bot mir für ein nahezu unbenutztes Buch 10$, bei einem Neupreis von 90$).

Mein größter Kritikpunkt betrifft den Einschreibungsprozess für die Kurse. Zunächst muss man sich für eine Vielzahl von Alternativkursen umschauen, da die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist, das viele Kurse bereits vollständig belegt sind. Anschließend besorgt man sich im ALI-Office offizielle Einschreibungsdokumente, die dann den Professoren der einzelnen Kurse persönlich vorgelegt und von diesen unterzeichnet werden müssen. Ist der gewünschte Kurs bereits belegt, besteht zwar die Möglichkeit noch mit dem Prof. zu verhandeln, die Wahrscheinlichkeit als ausländischer Student allerdings noch einen Platz zu ergattern ist eher gering. Der nächste Weg, nachdem man die Unterschrift des Profs erhalten hat, führt zum sog. Chairman des Fachbereichs. Hier lässt man sich dann die zweite Unterschrift geben. Evtl. muss man auch hier wieder um die Aufnahme in den Kurs verhandeln. Anschließend müssen die Kursformulare zur Registrierungsstelle gebracht werden, wo dann letztendlich die tatsächliche Einschreibung erfolgt. Da der Campus sehr groß ist und man sich in der Regel eine Vielzahl an Kursen bestätigen lässt, weil nie gewiss ist ob man für den einen o. anderen Kurszugelassen wird, sind die ersten beiden Wochen der blanke Horror. Man hetzt von einem Gebäude zum nächsten, kämpft mit den Professoren und Formalien. Als ausländischer Student der über das „Open University“ Programm teilnimmt wird man für das Geld, das man bezahlt, durch diesen Prozess unglaublich schikaniert. Die amerikanischen Studenten schreiben sich hingegen mit höchster Priorität bequem online in die Kurse ein.


Mobilität:

Wie oben schon erwähnt, können Studenten die öffentlichen Verkehrsmittel (Busse) in Long Beach kostenlos nutzen. Dieses Angebot ist wirklich hervorragend, insbesondere wenn man über kein Auto verfügt. Allerdings muss entsprechend Zeit für einen Trip eingerechnet werden. Ein Fahrrad empfiehlt sich auf jeden Fall. Ich hab mir in den ersten Wochen ein gebrauchtes Rennrad über „craigslist.org“ besorgt. Bei craigslist sollte man allerdings sehr vorsichtig sein, da hier auch sehr viel Schrott verkauft wird.
Ein Auto ist nicht unbedingt notwendig, aber es macht das Leben in Kalifornien soviel einfacher. Ich hatte keins, was ich mit Sicherheit nie mehr machen würde. Man sollte nicht den Fehler machen und die Entfernungen in Kalifornien mit denen in Deutschland verwechseln. Mal schnell mit dem Fahrrad zum Einkaufen fahren oder zum Strand ist nicht so einfach – das sind oftmals mehrere Meilen. Besonders wenn man zum Surfen an den Strand will. Der nächste brauchbare Surfspot liegt in Sunset Beach. Dafür braucht man ein Auto. Will man zum Surfer´s Pardies nach Huntington Beach sowieso.
Man kann sich natürlich auch Autos bei den zahlreichen „car rentals“ leihen, aber auf die Dauer ist der Kauf eines Gebrauchtwagens doch billiger. In Kalifornien ist der deutsche Führerschein anerkannt. Man braucht keinen Internationalen.


Travel & Sightseeing:

Wer an der CSULB studiert, hat einen ziemlich guten Ausgangspunkt dafür. Las Vegas liegt ca. 4 Autostunden entfernt und sollte unbedingt besucht werden. San Diego mit seinen zahlreichen Stränden ist auch zu empfehlen und ca. 2 Autostunden entfernt. San Francisco liegt zwar schon etwas weiter entfernt (9 Autostunden), ist aber auch zu empfehlen. Hier sollte man unbedingt den Pacific Coast Highway entlang fahren. Die Landschaft und Natur die man hier zu sehen bekommt ist unbezahlbar.
Los Angeles selbst ist natürlich direkt vor der Haustür. Für Taucher empfiehlt sich Catalina Island, eine Insel direkt vor Los Angeles. Es werden dort etliche Tauchtrips angeboten.


Fazit:

Die Erfahrungen die mir mein Auslandssemester an der CSULB gebracht hat, überwiegen bei weitem die damit verbundenen Kosten und Unannehmlichkeiten. Die Engineering-Kurse konnten mich nicht überzeugen, dafür umso mehr die Sportkurse, welche mit Sicherheit einen Großteil der Kosten wert sind. Was das Partyleben angeht, kann ich der Uni und Long Beach allerdings kein gutes Zeugnis ausstellen.