7 Feb
Erfahrungsbericht von Jennifer H.

California State University Fullerton

Stadt: Fullerton
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Anglistik / Amerikanistik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2013 bis 12/2013

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Mein Auslandssemester, welches für meinen Studiengang (Internationales Informationsmanagement) im 5. Semester vorgesehen ist, habe ich an der California State University Fullerton verbracht. Nachdem ich mir die Partneruniversitäten meiner Uni angeschaut hatte, stand für mich schnell fest, dass ich mir selbständig einen Studienplatz in den Vereinigten Staaten suchen würde, da mich keiner der aufgelisteten Standorte wirklich begeisterte und wenn man sich dann eh schon mal für ein halbes Jahr von seinen Liebsten trennt und in die weite Welt hinauszieht, darf man auch ruhig mal ein wenig anspruchsvoll sein. Amerika hat mich schon lange fasziniert und ich habe mich während meiner Urlaube an der Ostküste stets willkommen und außerordentlich wohl gefühlt, da die Amis ja bekanntlich sehr offen und herzlich sind. Nachdem ich mir einige Universitäten in Florida angeschaut hatte und Informationen über die dortigen (horrenden) Studiengebühren einholte, sah ich mein Vorhaben schon fast scheitern, bis ich übers Internet auf die Seite von College Contact stieß. Dort fand ich einige Unis im sonnigen Kalifornien, die mir sofort zusagten und auf den ersten Blick glücklicherweise auch bezahlbar schienen. Ich entschied mich für die CSUF, da sie ein weites Spektrum an American Studies und Communications Kursen anbot, mit knapp 5.900$ eine der günstigsten Unis war und Fullerton zwar nicht besonders groß ist, aber sehr zentral in Kalifornien liegt.

Bei der Organisation nimmt College Contact einem eine ganze Menge Arbeit ab und steht mit Rat und Tat zur Seite, ohne Geld dafür zu verlangen. Einziger Wehmutstropfen war, dass mein Kurswahlformular nie in Fullerton angekommen ist, sodass ich am Anfang ganz ohne Kurse dastand. Somit hieß es dann für mich „Kurse crashen“ und das kann ziemlich anstrengend sein, da man vor Ort dann nur noch eine begrenze Auswahl an Kursen hat, weil ein Großteil bereits voll ist, was dann wiederum die im voraus geklärten Fragen zur Anrechenbarkeit neu aufwirft. Ich suchte mir also die Kurse raus, in denen noch Restplätze frei waren und fand mich dann nach Unterrichtsschluss mit erstaunlich vielen Leidensgenossen beim Professor ein und hoffte, noch die Unterschrift von ihm zu bekommen. Diese musste ich dann zunächst zum zuständigen Department bringen, wo ich mir eine zweite Unterschrift abholen musste, mit derer ich dann endlich zum International Student Service dackeln konnte, in der Hoffnung, dass mittlerweile nicht schon andere schneller waren, denn die Unterschriften alleine sagen noch nicht endgültig aus, ob man den Kurs nun bekommt oder nicht. Von den Kursen aus dem Bereich Communications habe ich im Endeffekt nicht einen einzigen bekommen (ihr belegt im Regelfall vier Kurse während des Semesters, die je knapp 2,5-3 Stunden Präsenzzeiten haben), dafür habe ich mich dann neben zwei American Studies Kursen noch in zwei Filmkurse einschreiben lassen. Hier eine kurze Übersicht:
RTVF 361, American TV: Ich liebe amerikanische TV-Serien und hatte große Hoffnungen in diesen Kurs gesetzt. Leider haben wir uns größtenteils mit Serien auseinandergesetzt, die vor meiner Zeit schon wieder abgesetzt wurden. Der Arbeitsaufwand war recht hoch, jede Wochen standen circa 80 Seiten an Readings an, zu denen es hin und wieder Tests gab und darüber hinaus insgesamt fünf Haikus angefertigt werden mussten. Dazu kam dann noch ein Projekt und zwei Klausuren.
AMST 318, Hollywood and America: Klingt spannend, war es aber leider nicht. Den Großteil des Kurses verbrachten wir damit alte Filme wie Chaplins The Immigrant anzuschauen und dann durften wir auch fast wieder gehen, ohne uns wirklich mit dem Gesehenen auseinanderzusetzen. Glücklicherweise bekamen wir ein Midterm und Final Review Sheet, auf dem die Professorin uns je knapp 40 Begriffe, beispielsweise Filmtitel, nannte, sowie sechs Essay Questions, von denen dann eine bestimmte Anzahl in der Klausur drankamen. Hätten wir die Fragen nicht im vorhinein bekommen, wären wir vermutlich aufgeschmissen gewesen, da sie auf einmal wollte, dass wir ihr die kulturelle und historische Relevanz der Filme im Gesamtzusammenhang erläutern; das war nie ein Thema im Unterricht.
RTVF 271, American Film 1: Professor Sheehan ist klasse! Sie selbst ist so motiviert, dass das einfach überspringt und darüber hinaus sehr enthusiastisch bezüglich des Kursthemas, auch wenn die Kursinhalte nicht ganz meinen Geschmack getroffen haben, hat sie doch das Beste draus gemacht. American Film 1 behandelt die frühe Filmgeschichte, von den Anfängen bis 1945, man schaut sich also sehr viele, oft noch stumme, Filme an und analysiert diese unter Bezugnahme auf die amerikanische Geschichte. Hier musste jede Woche zu den Readings ein Blogpost erstellt werden, es gab alle zwei Wochen Quizzes, ein Projekt und zwei Klausuren. Alles in allem ein mittelschwerer Kurs, bei dem man ohne Anstrengung ein B und mit ein wenig Arbeitsaufwand auch locker ein A bekommen kann.
AMST 300, Introduction to American Popular Culture: Mein absoluter Lieblingskurs. Brande Jackson war unser Lecturer und man hat sofort gemerkt, dass sie genau weiß wovon sie redet. Wir haben Artefakte der Populärkultur aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und analysiert. Dazu zählten unter anderem Superbowl-Commercials, Filmtrailer und gesellschaftskritische Serien wie Southpark. Brande hat ihren Unterricht immer sehr humorvoll gestaltet und im Endeffekt ist dies der Kurs, in dem ich am meisten gelernt habe. Hier standen zwei Paper und zwei Klausuren an. Darüber hinaus gab es Anwesenheits- und Mitarbeitspunkte. Trotz der lockeren Atmosphäre während des Unterrichts ist sie sehr anspruchsvoll und kein Freund von Multiple Choice, sondern legte großen Wert auf Formulierungen und Grammatik. Hier musste man sich schon ganzschön ins Zeug legen, um ein A zu bekommen, dennoch lege ich jedem, der nach Fullerton geht, diesen Kurs besonders ans Herz!
Allgemein würde ich euch raten, falls es euch ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten verschlägt, stets vor der Kurswahl einmal bei ratemyprofessor.com vorbeizuschauen, da gibt’s sowohl Auskunft über die Professoren selbst, wie auch über die von ihnen verlangten Prüfungsleistungen.

Mit knapp 32.000 Studenten ist die Cal State Fullerton auf jeden Fall das, was man sich unter einer typisch amerikanischen Universität vorstellt. Der Campus ist riesig und man kommt sich am Anfang doch recht orientierungslos vor, aber man gewöhnt sich schnell ein. Ich hatte mich mit einer hildesheimer Kommilitonin dazu entschlossen, auf dem Campus in den dortigen Apartments zu leben, da es Viererapartments waren und wir hofften, so schon mal erste Kontakte knüpfen zu können. Leider haben wir mit unseren Mitbewohner absolut Pech gehabt und waren entsetzt wie unordentlich, unhygienisch und rücksichtslos Menschen doch sein können. Es kann natürlich auch anders laufen, aber wir hatten halt wirklich den „Zonk“ gezogen. Das ganze war ein teurer Fehler, denn wir zahlten für unsere winzigen Zimmerchen gut 1200€ im Monat. Das einzig positive an dem On-Campus Housing war die Mensa. Wir hatten 112 Essen in unserer Miete mit inbegriffen und die Auswahl war riesig. Es gab stets frisches Obst und Salate und Stationen an denen einem das Essen frisch zubereitet wurde. Und da frische Lebensmittel in Amerika ziemlich teuer sind, milderte das unsere Enttäuschung über die Wohnsituation ein wenig. Von dem was ich von anderen Internationals gehört habe, müsst ihr aber auch außerhalb des Campus schon mit mindestens 600€ Miete plus Nebenkosten, Essen, Möbeln und Internet- und Telefonanschluss rechnen. Dazu kommt, dass ihr euch nach Möglichkeit um ein Auto kümmern solltet, denn Fullerton liegt einfach ziemlich abgeschnitten vom Rest der Welt und öffentliche Verkehrsmittel sind kaum vorhanden. Es gibt war Busse, für die bekommt ihr auch einen kostenlosen Semesterpass, aber die sind alles andere als zuverlässig und es passiert schon mal dass man über eine Stunde auf seinen Bus wartet.
Alles in allem ist ein Auslandssemester in Amerika auf jeden Fall empfehlenswert, da es euch besonders sprachlich um einiges weiter bringt. Die Anrechnung der Kurse stellte auch kein Problem dar. Seid euch allerdings der Kosten bewusst, die da auf euch zukommen, denn die sind echt nicht ohne.