Griffith College Dublin
Bewerbungsphase & Organisation:
Anfang 2008 habe ich begonnen, mich um ein Auslandssemester als Free Mover zu kümmern. Als Ort stand Irland, genauer Dublin schon fest. Nur welche Uni sollte es sein? Und an wen wendet man sich als Free Mover?
Zum Glück bin ich im Internet auf die Seite von college-contact gekommen. Die Mitarbeiterinnen haben umgehend meine 1000 Fragen beantwortet und mir für einen Semesteraufenthalt zum Griffith College geraten. Auch beim Ausfüllen der Bewerbungsunterlagen standen sie mir mit Rat und Tat zur Seite (vielen Dank noch mal auf diesem Wege!).
Nachdem ich alle Unterlagen zusammen hatte, habe ich diese an college-contact geschickt und sie haben die Unterlagen nach Dublin weitergeleitet. Nun ging das große Warten los. Denn obwohl ich meine Bewerbung Anfang Februar losgeschickt habe, hat es bis Mai gedauert, bis ich erst nach Nachfrage meine Bestätigung bekam. Nun musste ich die Studiengebühren (seltsamerweise 3100 statt 2800 Euro, wohl wegen einer Krankenversicherung, nähere Informationen habe ich leider nicht bekommen) überweisen. Dazu konnte ich meine Kurswahl einreichen. Auch hier war college-contact wieder sehr hilfreich und hat mir die nötigen Kursbeschreibungen geschickt.
Das Griffith College hat sich jedoch auch mit der Kursbestätigung wieder Zeit gelassen – nach ganzen zwei Monaten hatte ich diese erst – nicht mal einen Monat vor Abflug nach Irland, was ganz schön knapp war, da ich mit meinen Lehrstühlen in Deutschland noch über die Anrechnung reden musste.
Vor Ort war die Organisation dann nicht besser: Als ich mit ein paar Bewerbern zu dem von College-Contact genannten Zeitpunkt am Griffith College war, haben wir erst mal eine Stunde damit verbracht, die für uns zuständige Person zu suchen. Nachdem wir den Koordinator des International Office gefunden haben, war er ganz erstaunt, uns zu sehen: er hatte erst in der Folgewoche mit uns gerechnet…Trotz der Überraschung hat er uns spontan die Uni gezeigt und ist mit uns in den nächsten Tagen ein paar organisatorische Sachen durchgegangen.
Die richtigen Einführungstage waren in der folgenden Woche – und meiner Meinung nach recht sinnlos. Die meisten Sachen, z.B. eine Rede des Präsidenten, wie gefährlich Part-time work neben dem Studium ist, und eine Stadt-Ralley, kann man sich getrost schenken. Die Tage waren doch eher für „richtige“ Erstsemester gedacht, und nicht für Leute, die schon 2 Jahre und mehr studieren.
Schon Fernweh bekommen?
Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!
Nachdem ich nach langen Warten endlich die Bestätigung mit den fünf Kursen, die ich machen konnte, erhalten habe, musste ich feststellen, dass nur 2 davon auf meiner Wunschliste standen, die anderen drei hat das College einfach dazu geschrieben. Nach mehreren Mails wurde dann erklärt, dass die Kurse keinesfalls endgültig seien, und vieles vor Ort geklärt werden könne.
Meine endgültige Kurswahl habe ich dann auch erst in Dublin vorgenommen. Der Koordinator vom International Office war mit der ganzen Organisation etwas überfordert, wusste zum Teil nicht, welche Kurse in welchem Semester angeboten wurde (um fair zu bleiben: es war sein erstes Jahr als Koordinator), aber schlussendlich konnte ich doch vier von meinen fünf Wunschkursen wählen. Der fünfte Kurs ist daran gescheitert, dass es viele Stundenüberschneidungen gab, da ich Kurse aus verschiedenen Programmen (Graduate Business School, Hospitality Management, Bachelor Business) gewählt habe.
Bei der Kurswahl muss man auf alle Fälle beachten, ob man die nötigen Voraussetzungen mitbringt. Möchte man Kurse aus höheren Jahren (z.B. letztes Bachelor-Jahr) belegen, muss man Grundlagen nachweisen können. Will man also Beispielsweise Finanzierung machen, muss man vorher schon 1-2 Kurse in Rechnungswesen in Deutschland gemacht haben.
Kurse:
Das Kursangebot des Griffith College, was BWL Fächer angeht, ist recht umfangreich. Im Semesterprogramm kann man wählen aus Kursen der Studiengänge Accounting and Finance, Business und Hospitality Management, bei entsprechenden Voraussetzungen auch aus Kursen der Graduate Business School.
Die Kursgrößen sind insgesamt sehr überschaubar: Einer meiner Kurse hatte etwa 70 Studenten, die anderen lagen bei ca. 25. Dies hat den Vorteil, dass man sich bei Fragen immer an den Dozenten wenden kann, den Nachteil, dass man sich im Unterricht beteiligen muss, was die meisten BWLer aus Deutschland nicht gewohnt sein werden.
Kursniveau, Dozenten und Kommilitonen
Das Kursniveau ist sehr vom Dozenten abhängig. Zwei meiner Fächer waren deutlich leichter als in Deutschland, vor allem war der Stoffumfang geringer und das Tempo langsamer. Die anderen beiden Fächer waren vom Niveau her etwa vergleichbar mit dem meiner Mannheimer Uni.
Insgesamt darf man den Arbeitsaufwand jedoch nicht unterschätzen. Zum einen musste ich jeden Tag an der Uni sein, weil ich pro Fach in der Regel 5 Wochenstunden hatte. Zum anderen ist die Belastung unter dem Semester mit den Assignments recht hoch. Dies ist man als Deutscher BWLer meist nicht gewohnt.
Die Dozenten waren alle sehr nett und jederzeit hilfsbereit und für Fragen offen. Die meisten haben auch qualitativ sehr gute Vorlesungen gehalten, sowohl unter didaktischen als auch unter fachlichen Gesichtspunkten. Mit einem Dozenten hatte ich allerdings Pech – er hatte zum einen ein sehr schlechtes Unterrichtstempo (bei leichten Themen war er sehr langsam, durch die schwierigen ist er ohne Erklärungen durchgehetzt), zum anderen hat er uns gewisse Sachen einfach falsch erklärt (Bps.: Dead Weight Loss = Wenn Pharmaunternehmen in Forschung investieren und wissen, dass manche Medikamente nie auf den Markt kommen). Falschen Stoff zu lehren finde ich schon sehr bedenklich – aber zum Glück war das die Ausnahme, die anderen Dozenten waren wirklich sehr gut.
Meine Kommilitonen haben mich sehr offen aufgenommen. Die wenigstens Studenten in meinen Kursen waren Iren, nur etwa 1-2 pro Kurs. Sehr viele kamen aus Asien, vorwiegend Südkorea, Indien und China, viele Frankreich oder Spanien, einige aus den USA oder aus Brasilien. Somit wussten sie, wie man sich neu in einem fremden Land fühlt, und haben mich sofort in die Gruppe integriert.
Prüfungen:
Ich hatte in all meinen Fächern ein Assignment (Hausarbeit) abzugeben und musste am Ende des Semester einen Test schreiben. Meine Assignments waren alle „individual“, aber es gibt durchaus auch Group-Assignments.
Insgesamt waren sowohl Assignments als auch Abschluss-Tests sehr gut machbar und fair, mit meinen bisherigen Noten bin ich zufrieden.
Was meine Tests angeht, war das College übrigens sehr entgegenkommend: Da ich im Januar in Deutschland ein Praktikum machen musste, konnte ich alle Tests vorziehen. Die Dozenten haben sich ohne Ausnahme die Mühe gemacht, für mich und ein paar weitere „early leaver“ einen extra Klausur aufzusetzen.
Die Assignments sollte man vom Umfang nicht unterschätzen: meine hatten meist 3000 Wörter – klingt nicht viel, aber man ist schnell bei 15 Seiten.
Ausstattung:
Ohne große Umschweife: Die Ausstattung am Griffith College ist einfach schlecht. Die Räumlichkeiten sind nicht schön, viele Kurse finden in im Winter kalten und provisorischen Containern statt. Die Bibliothek ist sehr schwach bestückt und dazu sehr klein. Schon zu Beginn des Semesters sind die meisten Plätze voll belegt, gegen Ende des Semesters hat man kaum eine Chance auf einen Platz.
Fast noch schlimmer steht es um die PC-Ausstattung: das halbe Dutzend PCs in der Bibliothek darf man maximal 30 Minuten nutzen, die ca. 20-30 PCs im Computerraum maximal für 120 Minuten. Dies hat auch einen Grund, denn die PCs sind sehr gefragt, zu Hochzeiten hat man fast keine Chance, an einen zu kommen.
Was Drucker angeht ist die Ausstattung okay – jedoch ist drucken sehr teuer: man muss eine Kopierkarte kaufen, die über 3 Euro für 50 Seiten kostet.
Die kleine Mensa, die das College hat, ist gemütlich, aber sehr teuer. Ein Mittagessen kostet 5-6 Euro – mehr als das doppelter deutscher Mensa-Preise. Selbst Croissants, etc. holt man günstiger beim Shop gegenüber.
Sprache:
Die Dubliner sprechen mit unverkennbar irischem Akzent (das „u“ wird als „u“ ausgesprochen, z.B. in much, nicht als „a“, ein richtiges „th“ existiert nicht), aber man gewöhnt sich schnell daran und hat in der Regel keine Probleme sie zu verstehen. Somit war es für mich nicht schwer, meinen Dozenten zu folgen. Problematischer ist zum Teil die Kommunikation mit den Kommilitonen – viele hatten einen so starken Akzent und ein schwaches Englisch, dass ich sie kaum verstanden habe.
Wohnen und Leben in Dublin:
Irland, und vor allem Dublin, ist in den letzten Jahren wirtschaftlich enorm gewachsen. Das schlägt sich in den Wohnungspreisen nieder. Es ist keine Seltenheit, eine 20qm Wohnung für 850 Euro zu finden. Geht man etwas weg vom Stadtzentrum und sucht sich ein Zimmer in einer WG kommt man jedoch auch günstiger. Mit 500-600 Euro im Monat muss man jedoch schon kalkulieren.
Man kann auch ein Zimmer in den Halls am Griffith College nehmen. Dies kostet soweit ich weiß 3000 Euro im Semester. Der Vorteil: man lebt direkt auf dem Campus. Der Nachteil: man teilt die Schlafzimmer meist mit jemandem, den man nicht kennt.
Für die Wohnungssuche kann ich die Homepage daft.ie empfehlen. Hier findet man minütlich neue Anzeigen. Wohnungen gehen schnell weg, also ruft man am besten gleich den Vermieter an. Meist kann man das Zimmer am selben Tag noch besichtigen und häufig am nächsten Tag schon einziehen. Die Kaution (meist eine Monatsmiete) sollte man bar bei sich haben, denn wer zuerst die Kaution zahlt, hat die Wohnung.
Dublin als Stadt ist recht hektisch und unorganisiert. Es gibt nur 2 Straßenbahnlinien, die untereinander aber nicht verbunden sind. Das Bussystem ist mehr als nur chaotisch, auf Fahrpläne sollte man sich unter keinen Umständen verlassen. Am besten, man geht zu Fuß, was auch gut machbar ist, da in der Innenstadt alles sehr zentral liegt und diese vom GCD gut erreichbar ist (ca. 20 Minuten zu Fuß).
Falls man doch mal bei schlechtem Wetter Bus fährt, ist es wichtig das Geld möglichst passend in Münzen zu haben: Scheine nimmt der Busfahrer nicht und auch Wechselgeld bekommt man nicht – nur einen Bon, den man bei der Buszentrale einlösen kann.
Was das Einkaufen angeht, sind die deutschen Discounter Aldi und Lidl sehr im Kommen. Hier ist das Essen für irische Verhältnisse recht günstig, und man findet auch ein paar gewohnte Produkte wieder. Ansonsten kann ich Dunnes und Tesco empfehlen – wenn man die Hausmarken kauft hat man auch hier vernünftige Preise.
Dunnes ist außerdem für Wohnungseinrichtung zu empfehlen – falls man noch einen Topf, Besteck und ähnliches benötigt.
Die Menschen in Irland sind übrigens – wenn auch oft unorganisiert – die freundlichsten, die ich je kennen gelernt habe. Fast immer begegnen sie einem mit einem Lächeln, packt man auf der Straße eine Map aus, wird man oft gefragt, wo man hin wolle und sie zeigen einem den Weg. Auch beim Weggehen im Pub ist die Stimmung unschlagbar.
Das irische Wetter ist besser als sein Ruf. Es regnet bei weitem nicht ständig. Allerdings ist es sehr wechselhaft – scheint gerade noch die Sonne, kann man in 20 Minuten den heftigsten Regenguss haben. Also nie ohne Schirm aus dem Haus gehen!
Dazu ist es meist sehr windig, man sieht nicht selten Schirme in Mülleimern an der Straße. Also am besten einen möglichst stabilen Schirm kaufen!
Ausflüge:
Reisen ist so ziemlich das einzige, was verhältnismäßig günstig in Irland ist.
Mit der Dart, einer Art Regionalbahn, kann man viele malerische Küstenstädte nördlich und südlich von Dublin bereisen. Zu empfehlen ist hier Howth, Malahide, Bray und Wicklow. Die Fahrten dauern nicht lang (20-60 Minuten) und eignen sich sehr gut für einen kleinen Tagesausflug.
Größere Ausflüge kann man mit Bus Eireann (www.buseireann.ie) preisgünstig machen. In ca. 3 Stunden ist man – dank der überschaubaren Größe Irlands – praktisch überall.
Es gibt viele schöne Ziele für Wochendausflüge.
Ich habe ein Wochenende in Belfast verbracht, mir hier einen Tag die Stadt angeschaut und einen Tag eine Tour die Nordostküste entlang gemacht zum Giant’s Causeway, was ich sehr empfehlen kann.
Ein anderes Wochenende war ich im Südwesten und habe den Ring of Kerry und den Killarney Nationalpark gesehen – Landschaftlich Traumhaft.
Natürlich gibt es noch viele weitere Ausflugsziele, aber alle aufzuzählen würde den Rahmen sprengen!
Weggehend von Irland sind Flüge nach London sehr preiswert, sodass auch da ein Ausflug günstig und lohnend ist.
Fazit:
Mein halbes Jahr in Irland hat sich auf alle Fälle gelohnt. Landschaftlich ist die Insel traumhaft und die Menschen sind unschlagbar freundlich.
Jedoch muss man sich organisatorisch auf einiges gefasst machen – auch wenn die Mitarbeiter vom Griffith College sehr hilfsbereit sind, braucht man Nerven und Geduld, bis die Kurswahl steht. Auch darf man nicht damit rechnen, viel Kontakt mit Iren zu bekommen, da die meisten Studenten selbst Ausländer sind.
Egal, in welches Land ihr euch bewerbt, college-contact kann ich sehr weiter empfehlen. Ich bin sicher auch eure Fragen werden so schnell und informativ beantwortet, wie es bei mir der Fall war.