19 Feb
Erfahrungsbericht von Jana U.

Brock University

Hochschule: Brock University
Stadt: St. Catharines
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Psychologie
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2013 bis 12/2013

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Bewerbungsprozess

Zum Bewerbungsprozess kann ich leider nicht sonderlich viel sagen. Das ist bei mir alles etwas blöd gelaufen, da ich zunächst an der Uni in Vancouver Island studieren wollte. Ich habe mich dort auch über College Contact beworben und es ist auch grundsätzlich kein Problem eine Zusage zu erhalten. Leider konnte die Uni in Vancouver mir dann aber keine Garantie für Plätze in den für mich wichtigen Psychologiekursen geben und ich musste mich dann etwas "Holter-die-Polter" für eine andere Uni entscheiden oder zu Hause bleiben. Meine Wahl fiel letzten Endes auf Brock wegen ihrer guten Lage - und das hat sich dann auch so bewahrheitet. Der Rest der Bewerbung lief dann recht reibungslos und schnell.

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So liebe Psychologen - es scheint ein besonderer Fluch auf uns zu lasten. Studenten anderer Fachrichtungen können hier denke ich relativ relaxt, quer rüberlesen - das, was ich jetzt beschreiben werde, ist glaub ich, auch spezifisch für Psychologie und nicht allgemein auf die Kurswahl übertragbar.
Ich persönlich studierte zur Zeit meines Auslandsaufenthalts Psychologie im 5. Semester. Das heißt, ich war von meiner Uni her etwas beschränkt in meiner Kurswahl und musste spezielle Kombinationen von Fächern bekommen, um mir das in Deutschland anrechnen zu lassen. Nun ist es aber leider so, dass die Brock-ianer ihre Fächer zeitlich vor den internationalen Studenten belegen können. Das Ganze geht über ein Online System und nach dem Motto "Wer zuerst kommt, malt zuerst". Somit war Stress eigentlich schon vorprogrammiert. Als ich meine Fächer wählen konnte, waren leider schon ziemlich viele Kurse belegt und ich konnte mich nur noch auf die Warteliste schreiben lassen. Da alle neuen Fächerwahlen aber auch immer mit meiner Auslandskoordinatorin in Deutschland abgesprochen werden mussten, war es für mich ein wirklich unangenehmer und anstrengender Prozess. Im Endeffekt hatte ich einfach Glück und bin in einen Kurs nachgerutscht, den ich brauchte um meine Anrechnung zu bekommen. Das System ist leider ziemlich unflexibel und man kann da auch "persönlich nichts dran ändern".
Mein Tipp: Legt euch von Anfang an ein großes Repertoire an Möglichkeiten an und besprecht die noch vor Freigabe des Systems alle mit eurem Koordinator, damit ihr später möglich flexibel seid in eurer Kurswahl. Und dann seid schnell und wählt am ersten Tag eurer Freischaltung.
Falls sich eine Lecture von Kurs A und ein Seminar von Kurs B überschneiden sollten, aber nichts anderes frei ist - sowas könnt ihr ruhig lassen und die Verschiebung in ein anderes Seminar dann vor Ort mit euren Prof klären. Das ist meist gar kein Problem.


Meine Kurse waren:

  • Psychology of Aging bei Lindsey (Nachnamen hab ich vergessen): Vom Anforderungsniveau her sehr einfach zu schaffen und Lindsey ist eine sehr junge, super nette Dozentin. Der Inhalt der Vorlesung ist insofern deprimierend, weil man nochmal schön vor Augen geführt bekommt, wie stark dein Geist und Körper abbaut wenn man älter wird - aber trotzdem zu empfehlen ;)
  • Conflict and Development bei Zopito Marini: Mr. Marini ist an für sich ein sehr sympatischer Mann. Aber ich fand ihn ziemlich wirr in seinen Ausführungen, konnte ihm schlecht folgen und sein Kurs ist sehr arbeitsaufwändig. Ein Plus war allerdings, dass eine der beiden Lectures "online" war - und ich somit weniger anwesenheitspflichtige Kurse hatte. Das ist ziemlich praktisch für kleine (Wochenend-)Ausflüge.
  • Communication for Organizations bei Coreen: Solider Kurs, nicht allzu spannend aber auch nicht schlecht. Die Lehrerin ist nett, bewertet aber auch relativ streng. Habe viel über den Sprachgebrauch gelernt.

Insgesamt waren alle Kurse im Verlgeich zu meiner deutschen Uni ziemlich einfach und mit wenig Lernaufwand verbunden. Man hat aber mehr kontinuierliche Assignments und muss öfters auch mal unter der Woche Papers schreiben. Aber das ist alles echt machbar.


Unterkunftssuche

Das, was ich jetzt schreiben werde, steht auch schon in den vielen anderen Berichten. Ich würde mal sagen, nehmt euch die Tipps aus den Beiträgen zu Herzen. Ich persönlich bin 2 Wochen vorher angereist, habe in der Zeit gecouchsurft (sehr zu empfehlen! Direkte Anbindung an die Kanadier, lustige Erfahrung und man erspart sich den Weg zum Hostel in Niagara) und mir vor Ort eine Wohnung gesucht.

  1. Sucht euch auf keinen Fall eine Unterkunft vorab übers Internet. Man muss sehr stark auf die Busanbindung achten und das ist von zu Hause aus nicht überschaubar. Falls ihr aus irgendwelchen Gründen unbedingt von Deutschland aus eine Wohnung suchen müsst, macht es hier: Glenridge Ave, Glendale Ave, alles was per Fuß innerhalb von 5 Minuten ums Pen Centre liegt (ein hoch auf Google Maps!), und in manchen Fällen "right off St. Davids". Dort habe ich gewohnt und musste "nur" 5x abends von Brock aus nach Hause laufen weil kein Bus mehr fuhr. Das beinhaltete dann 30 minütige, romantische Fußmärsche an der Hauptstraße entlang. Aber bei gutem Wetter und guter Unterhaltung oder Musik auch kein Beinbruch. Von Downtown würde ich abraten. Achso und macht euch über das Angebot keine Sorgen. Zumindest im Wintersemester standen da noch nach Beginn des Studiums sehr viele "Room For Rent" Schilder in den Gärten rum. Und je näher es zum Schulstart kommt, desto verzweifelter werden die Landlords und desto eher lassen die einen auch nur für 4 Monate rein, um keinen Mietausatz zu haben. Preislich liegt das ganze etwa bei +/- 450 Dollar.
     
  2. Sucht euch etwas Off-Campus. Klar, mehrere International Students aus den anderen Ländern leben auch On-Campus und dort steigen auch öfters die Pre-Drink Parties. Aber da kommt man, auch wenn man von außerhalb kommt, gut hin. Es führen wortwörtlich alle Busse zur Brock und davon auch wieder weg. Das Leben on-campus sieht aber so aus, dass ihr meist in 4er WGs mit 17 oder 18 jährigen wohnt, die das erste Mal von zu Hause weg sind und jetzt Freiheitsluft schnuppern. Dann gibt es da die "Dons", die so etwas wie die Babysitter sind und auch schon um 21 Uhr bei etwas gehobener Lautstärke vor deiner Tür stehen und deine Gäste mehr oder minder freundlich bitten zu gehen. Somit sind die Pre-Drink Partys dann auch des öfteren nach "Off Campus" verlegt worden. Dann gibt es, glaub ich, noch mind. 2x im Semester eine Woche wo man Noten für die Ordnung im Zimmer oder der Wohnung bekommt. Also für uns war das alles etwas befremdlich, aus dem einfachen Grunde dass die meisten so um 21+ Jahre als waren und schon seit mehren Jahren unabhängig vom Elternhaus gewohnt haben. Nichtsdesto trotz hat natürlich so ein Leben On-Campus den sagenhaften Vorteil, dass man nach einer durchgezechten Nacht aus dem Bett fallen und in die Lecture kriechen kann - und nachher innerhalb von 2 Minuten den gleichen Weg zurück geht. Ich persönlich kenne aber niemanden, dem das aber tatsächlich mal gelungen ist. Meistens war das Bett dann doch zu verlockend :)

Zur allgemeinen Info: Es ist nicht so wie in Deutschland, dass sich die WG Bewohner die "Neuen" aussuchen. Man macht das alles über den Landlord. Der zeigt dir das Haus, meistens sind die anderen Mitbewohner noch gar nicht aus den Ferien wieder da, du sagst "nehm ich/nehm ich nicht" und dann wird der Vertrag unterschrieben. Möblierte Zimmer sind gut zu finden. Das mit den Mitbewohnern ist dann eher so Glückssache.


Die Busse

Leider muss ich die Busse echt noch einmal speziell erwähnen. Ihr seid nämlich sehr stark auf diese angewiesen, wenn ihr kein Auto habt - und dafür ist das System reichlich gewöhnungsbedürftig bzw. einfach schlecht ;). Am Wochenende und abends fährt oft ab einer bestimmten Uhrzeit und auf bestimmten Strecken einfach nichts mehr und dann muss man entweder laufen oder sich ein (teures) Taxi holen. Es ist also wirklich von Vorteil, auf einer der großen Straßen oder am Pen Centre zu wohnen (s.o.). Auf jeden Fall ist es sinnvoll, sich dort niederzulassen, wo mindestens 2 Busse vorbeikommen und wo man auch nicht umsteigen muss, um zur Brock zu gelangen. Einen Busfahrplan findet ihr auf www.yourbus.com. Wie ich finde, ist die Seite unübersichtlich aufgebaut, ich habe immer Google Maps benutzt, um zu schauen, welcher Bus wann kommt, ist aber auch nicht immer zuverlässig. Zu den Haltestellen ist vielleicht noch zu sagen: Meistens steht da nur ein Pöller mit einem Busschild drauf. Ist sehr gut zu übersehen. Das ist dann aber tatsächlich eine Haltestelle. Es steht da auch kein Name, sondern die Haltestelle heißt wie die Straßen die sich da grade kreuzen. Außerdem hängen auch keine Buspläne aus - also müsst ihr entweder vorher nachschauen oder beten, dass einer kommt ;) - Wie ihr seht, ist es ein wirklich gewöhnungsbedürftiges Bussystem. Die meisten Busse fangen auch erst mit dem Start der Uni wieder an regelmäßig zu fahren. Ich habe die zwei Wochen Wohnungssuche sehr stark an meiner Kondition gearbeitet und bin alles zu Fuß abgelaufen. So lernt man aber die Stadt gut kennen ;) Aber eine kleine Ermutigung: Die Busfahrer sind fast alle unheimlich freundlich, begrüßen dich nett und wünschen dir einen schönen Tag, wenn du aussteigst. So seinen Morgen zu beginnen, hat schon was :)


Das Leben

So das hier ist der spaßige Teil. Ich persönlich und alle die ich so kannte,fanden das Semester im großen und ganzen ziemlich bombastisch. Ja es ist eine kleinere Stadt mit teils ramschigen Ecken, ja die Busverbindungen sind wirklich sehr mies teilweise, ja die Taxis sind teuer, genauso das Essen und Trinken... aber wenn man das alles irgendwie gut wegstecken kann und offen für neue Leute seid, werdet ihr eine affengeile Zeit an der Brock haben.
Das Unileben ist so, dass man eigentlich auch so an der Brock rumhängt, obwohl man an dem Tag keine Kurse hat. Da sind alle deine Freunde, das Fitnesstudio, die Turnhallen und das schöne Schwimmbad. Es gibt viele Angebote von Clubs denen man beitreten kann, oder man steigt in die Intermural Mural Sport League ein und spielt gegen andere Teams Volleyball, Fußball, Rugby oder auch Hockey, wenn man möchte. In die Varsity Teams kommt man als International eher nicht, vor allem wenn man nur ein Semester bleibt. Feiertechnisch gibt es am Wochenende in Downtown 3-4 Läden wo immer alle hingehen. Mittwochs ist Moose&Goose night. Donnerstags Kahunaville (K-Ville) am Pen Centre oder Issacs am Brock Campus. Natürlich ist das feiertechnisch nicht zu vergleichen mit einer deutschen Großstadt, auf der anderen Seite sieht man immer wieder bekannte Gesichter und das hat auch was für sich. Außerdem wissen Kanadier, wie man feiert. Bis 2 Uhr. Dann ist Zapfenstreich. Am Anfang ist das etwas gewöhnungsbedürftig, aber dann fängt man halt früher an. Spaß haben werdet ihr so oder so. Immerhin lebt St. Catharines von seinen jungen Studenten. In den Bussen werdet ihr kaum wen Anderes sehen.


Freizeit- und Ausflugsmöglichkeiten

Wie schon oben erwähnt ist St. Catharines ein toller Ausgangsort für Reisen. Alle großen Städte, bis auf Vancouver, sind von dort aus bereisbar. Dasselbe gilt für die Städte an der Ostküste Amerikas. Das meiste wird mit Megabus/Coach Canada/Greyhound Bussen erledigt. Dazu kauft ihr im Internet einfach Tickets auf den entsprechenden Seiten von St. Catharines nach Toronto (Dauer 1 1/2 Stunden - ein Katzensprung nach kanadischen Verhältnissen) und von Toronto geht es leicht überall hin. Außerdem ist es bei schönem (Herbst-)Wetter zu empfehlen, sich mit einer Gruppe von Leuten ein Auto zu mieten und ein Wochenende im schönen Algonquinpark zu verbringen. Da lernt ihr dann auch kennen was "Indian Summer" bedeutet. Passt nur auf, dass ihr das nicht bei "Enterprise rent a car" macht wenn ihr unter 24/25 (?) Jahre alt seid. Das könnte zu Problemen führen.
Wenn ihr in St. Catharines was Schönes sehen wollt - dann krakselt die DeCew Falls entlang und schwimmt unter dem kleinen Wasserfall. Oder fahrt nach Port Delhousie und holt euch ein bisschen Strandfeeling am See. Es gibt auch eine Reading Week im Semester, da könnt ihr auch größere Touren planen oder eure Eltern oder Freunde einladen. Außerdem gibt es vor den Final Exams eine vorlesungsfreie Zeit. Sobald ihr eure genauen Daten habt, sammelt euch ein paar Freunde zusammen und plant vielleicht eine "Lernwoche" in Miami Beach. Die Flüge dahin sind, wenn früh gebucht, echt nicht teuer und es ist ein schöner Wechsel vom kalten, schneebedecken St. Catharines in das warme, sommerliche Miami zu kommen. Die Niagarafälle muss ich, glaube ich, nicht explizit erwähnen, oder? Mein persönliches Highlight war es, dort den Sonnenaufgang zu erleben. Wirklich - quält euch dafür mal einen Tag früh aus dem Bett! Es lohnt sich!


Fazit

Do it! Ich habe keine Ahnung, wie die anderen Städte in Kanada sind. Höchstwahrscheinlich ist es im Endeffekt sowieso egal, wo man hingeht - wenn man die richtigen Leute trifft, ist es überall geil. Aber ich würde Brock immer an alle weiterempfehlen. Aber falls ihr zwischen Kanada und Amerika schwankt: Die Kanadier sind wirklich in ihrer freundlichen Lebensweise unschlagbar. Es macht unheimlich Spaß in so einem tollen Land zu wohnen, wo einfach die Gesamtatmosphäre stimmt. Schon einfach deswegen wird man in Kanada glücklich - und Brock tut sein Übriges :)


Hilfreiche Seiten

Wohnungssuche: http://stcatharines.kijiji.ca
Fernbusse: www.megabus.ca / www.coachcanada.ca / www.greyhound.ca
Perönlicher allg. Uni Account: www.my.brocku.ca
Seite mit den eigenen Kursen: www.lms.brocku.ca