16 Jun
Erfahrungsbericht von Jan K.

Brock University

Hochschule: Brock University
Stadt: St. Catharines
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Biowissenschaften
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 12/2011 bis 04/2012

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Hey Leute,

hier ein kleiner Erfahrungsbericht von meinem Auslandssemester in Kanada. Ich habe dort für 4 Monate an der Brock University in St. Catharines (oder St.Kitts wie es die Einheimischen nennen) gewohnt.

Zuallererst kann ich sagen, dass es sich auf jeden Fall sehr gelohnt hat und ich dort viel Spaß hatte. Der einzige große Kritikpunkt sind die hohen Kosten. Dafür erlebt man aber auch viel, lernt viele Leute kennen und lernt einiges. Sowohl für die Uni als auch fürs Leben.

Ich war eigentlich nie jemand, den es groß weg gezogen hat von zu Hause. Freunde von mir haben schon früher an Schüleraustäuschen und Auslandsjahren nach der Schule teil genommen. Es hat mich aber nie so interessiert für längere Zeit in ein anderes Land zu gehen.

Für mein Studium, Biowissenschaften auf Bachelor, hielt ich ein Auslandssemester aber dann doch für sinnvoll. Als dann noch eine gute Freundin und Kommilitonin von mir die Idee hatte nach Kanada zu gehen, fand ich die Idee super und entschied mich sie zu begleiten. (Unter „Sabine W.“ findet ihr ihren Erfahrungsbericht.) Ich bin sehr froh, dieses Auslandssemester gemacht zu haben und kann nur jedem dazu raten, der Interesse daran und ca.8000€ übrig hat.

Jetzt zu den Einzelheiten:

Vorbereitung

Hier geht ein großer Dank an „college contact“, die einem in allem Unterstützen und den Papierkram auf einem Minimum halten. Auch wenn man Fragen hat, antworten sie in der Regel spätestens nach einem Tag per Mail.

Einschreiben an der Brock war einfach und klappte sehr schnell. Ich habe mich erst im Juni wirklich darum gekümmert und das Semester ging Anfang Januar los.
Was viel mehr Arbeit und Zeit erfordert ist das Auslands-Bafög. Hier sollte man sich wirklich spätestens 9 Monate anfangen drum zu kümmern, weil man dauernd irgendwelche Formulare nachreichen muss. Auch ein kleiner Tipp: Selbst wenn man ein Schreiben erhält, auf dem steht, dass alle Formulare abgegeben wurden, man aber schon länger nichts mehr vom Bafög-Amt gehört hat -> Anrufen!!! Es fehlt dann meistens doch noch irgendwas.

Gegebenenfalls sollte man auch 2 Monate vorher einen internationalen Führerschein beantragen, wenn man schon weiß, dass man dort mit einem Mietauto ein paar Reisen unternehmen möchte. Allerdings gilt der deutsche Führerschein auch für die ersten 3 Monate einfach so.

Visum braucht man als Student nicht, wenn man nicht länger als 6 Monate in Kanada leben möchte.
Flugtickets sollte man auch möglichst früh buchen. Dabei ist Hin-und-Rückflug meistens billiger als ein einzelner Flug. Bei Lufthansa aber kann man sich aber zum Beispiel auf den Rückflug für eine kleine Gebühr eine Umbuchungsoption holen.

Damit fehlt nur noch die Wohnung in St.Kitts.

Schon Fernweh bekommen?

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Ursprünglich wollte ich ein Wohnheim auf dem Campus ziehen, da ich dachte, dass es rein organisatorisch viel einfacher wäre. Durch eine Verkettung glücklicher Umstände habe ich dann aber doch ein Zimmer in einer WG bekommen und daher off-campus gewohnt. Ich glaube, das war so mit das Beste was mir passieren konnte.

Ich habe für mein Zimmer 530$ gezahlt aber hätte im Wohnheim 850$ zahlen müssen. Das sind 300$ Unterschied pro Monat! So habe ich für das ganze Semester knapp 1000€ sparen können dadurch. Dann, da muss man halt Glück haben, hatte ich super nette Mitbewohner mit denen man viel Spaß haben konnte. Freies Kochen und Hauspartys waren in der WG auch kein Problem.

Auf dem Campus muss man nämlich mit dem Alkoholkonsum teilweise schon vorsichtig sein. In der Regel stört es die Studenten dort nicht, aber Pech hat man, wenn man mit einem strengen Don (studentischer Wohnheim-Aufpasser) zusammen wohnt. Auch muss man in den meisten Wohnheime „Meal-plans“ kaufen. Das heißt, man ist gezwungen völlig überteuert und anscheinend auch nicht von der besten Qualität jeden Tag in der Mensa seine 3 Mahlzeiten einzunehmen.

Vorteile fürs Wohnheim sind, dass man halt direkt an der Uni ist und für viele Partys nicht erst irgendwo hinfahren muss. Außer halt später nach Downtown. Auch kann man mal eben zu Fuß zum Fitnessstudio gehen oder trifft sich sehr spontan mit anderen Studenten. Wenn man off-campus wohnt, muss man halt jedes Mal einen Bus nehmen.

Dafür ist der Platz aber stark begrenzt in den Wohnheimen und die Wohnqualität lässt teilweise sehr zu wünschen übrig. Meistens muss man sich auch komplett neu einrichten, da weder Bettzeug noch Geschirr von der Uni gestellt werden. Ein weiterer Nachteil ist, dass man normal spätestens einen Tag nach seiner letzten Klausur aus dem Zimmer raus muss. Obwohl ich auch gehört habe, dass es möglicherweise Ausnahmeregelungen gibt für internationale Studenten.

Alles in allem bin ich deshalb sehr froh off-campus gewohnt zu haben. Als Wohngegend sind Orte zwischen dem Pen Center, der Brock und Downtown zu empfehlen, die eine Busverbindung haben. Einfach mal nach Bus und St.Catharines googeln und sich dort die Karte anschauen.

Wie man an gute Wohnungen off-campus kommt, weiß ich nicht so genau, da ich einfach viel Glück hatte bei meiner Wohnungssuche. Auf „http://stcatharines.kijiji.ca“ findet man glaube ich immer wieder WG’s. (Und auch ansonsten ziemlich viel nützlichen Krimskrams.) Allerdings sperrt die Seite alle ausländischen E-Mailadressen. Deswegen dort nur mit eurer „student_hundertausend@brock.ca“ schreiben.


Uni

Zur Uni selber kann ich nur sagen, dass sie mir im Großen und Ganzen ziemlich gut gefallen hat. Zum Studieren kann ich halt nur für den Fachbereich Bio und da auch nur für die von mir belegten Kurse sprechen. 3P50 „Molecular Genetics“ war der schlechteste Kurs den ich jemals besucht habe. Der Prof benutzt seit 10 Jahren vermutlich dieselben Overhead-Folien und hält um 8 Uhr morgens jeden Dienstag und Donnerstag die langweiligste Vorlesung überhaupt. Von den Multiple-choice Klausuren und halbherzigen Quizzen mal abgesehen. Der zugehörige Praktikumsteil haut es auch nicht wirklich raus. An 4 Kurstagen, von denen man nur an 3 was macht, lernt man so gut wie nichts.
Leider musste ich den Kurs belegen, um mir hier in Deutschland einen anderen Kurs zu ersetzten. Aber für so etwas 1.500$ pro Kurs und Semester zu bezahlen ist schon krass.

4P28 „Developmental Neuroscience“ hingegen war ein Viertjahres-Kurs, der schon ein recht hohes Niveau forderte. Er bestand aus einem Seminar mit ca.20 Studenten, die alle sehr motiviert waren. Für jede Woche waren Paper zu lesen und jeder musste einmal eine 30-minütige Präsentation halten. Wie erwähnt, war der Kurs recht fordernd hat aber auch gerade deshalb viel Spaß gemacht und ich habe einiges gelernt.

3P90 „Investigative Neuroscience“ war hingegen der beste Kurs meiner studentischen Laufbahn bisher. Er bestand aus einem Labor-Part und einer zugehörigen Vorlesung. Er war immer spannend und wir wurden so gut wie komplett frei an die Versuche gelassen, konnten eigene Ideen einbringen und durften viel ausprobieren. Aber auch gerade Tutoren und der Professor haben diesen Kurs so unterhaltsam gemacht. Dort habe ich wohl auch das meiste Wissen gelernt in Kanada. Wer sich für Neuro und Bio interessiert, dem ist dieser Kurs auf jeden Fall zu empfehlen.

Zur Uni gehören noch ein sehr kostengünstiges Fitnessstudio und gratis Schwimmbad.

Was ich im Vergleich zu meiner deutschen Uni sehr gut fand war, dass es dort Clubs gibt. Diese Clubs bilden sich aus Studenten, die sich zu einem bestimmten Thema treffen und deswegen von der Uni gefördert werden. So kann man auch leicht in Kontakt mit Kanadiern kommen.
Von Sport-Clubs (Fußball, Joggen) über Thematische (Philosophie, Filme, Musik) über Freizeit-Clubs (Online-Games, Fotografie) gab es dort alles Mögliche.


St.Kitts

Ein verschlafenes kleines Städtchen, das eigentlich nur von seinen Studenten lebt. So kam es mir zumindest vor.

Zum Einkaufen empfiehlt sich das Pen Center. Dort gibt es eigentlich alles was man braucht. Und im Dollarama auch für wenig Geld.

Feiern lässt es sich am Besten in Downtown. Dann gibt es noch das Moos’n’Goose und das Isaacs. Das Isaacs ist tagsüber Mensa und abends Campuseigene Disko. Aber das findet ihr schon alles selber raus, wenn ihr erst mal dort seid.


Reisen

In meiner Zeit in Kanada bin ich natürlich auch viel rumgereist, wenn man schon mal die Möglichkeit hat. Reiseziele waren Niagara Falls, Toronto, Montreal, Ottawa, Quebec City, der Algonquin-Park und NewYork. Wenn ihr euch dafür interessiert, schaut ihr aber am besten mal in meinen Blog den ich in Kanada geführt habe. (http://janzoid.wordpress.com/)

Zum Reisen selber kann ich sagen, dass man sich am besten Zimmer in Hostels mietet. Die sind günstig und auch die Qualität ist meistens in Ordnung. Fürs Reisen selber kauft man rechtzeitig vorher Online Bustickets von Megabus. Mit etwas Glück und Freiheit in der Reisezeit kann man dort manchmal Tickets für 1$ abstauben. Aber auch wenn nicht sind die Buspreise sehr akzeptabel. In manchen Bussen gibt es auch gratis W-Lan und Strom. (Hauptsächlich bei Megabus.) Coach Canada und Greyhound sind noch zwei andere Busunternehmen, die aber teilweise etwas teurer sein können und auch nicht immer die neuesten Busse besitzen.


Geld

Für den Kanadaaufenthalt empfiehlt sich auf jeden Fall eine Kreditkarte. Mit der kann man überall bezahlen oder sich an Geldautomaten Bargeld abheben. Bei der DKB gibt es kostenlose Visa-Karten ohne mindest Jahresumsatz oder Grundgebühren. Mit der kann man im Ausland auch kostenlos Geld an Bankautomaten abheben.

An sich ist in Kanada vieles teurer als in Deutschland. Gerade frisches Gemüse und Milchprodukte. Auch Alkohol kostet teilweise einfach viermal so viel wie hier. Bei anderen Dingen ist der Unterschied nicht so krass.

Alles in allem kann so ein Semester mit Uni, Mieten, Leben, Reisen und Freizeit locker 8000€ kosten. Darüber sollte man sich auf jeden Fall im Klaren sein.

Aber es lohnt sich. Man lernt viele neue Leute kennen und kann superviel Spaß dort haben. Allein die Kanadier sind schon so freundlich und offen, dass man sich sofort wohl fühlt.

Mehr will ich aber auch gar nicht schreiben, da jeder ja auch seine eigenen Erfahrungen machen sollte. Wenn noch Fragen gezielt an mich bestehen, kann college contact die bestimmt weiterleiten.

Zum Abschluss möchte ich nur nochmal wiederholen, dass ich sehr froh bin, dieses Auslandssemester in St.Kitts gemacht zu haben!

Viele Grüße und habt Spaß,
Jan