18 Nov
Erfahrungsbericht von Franzi D.

University of California, Santa Barbara

Stadt: Santa Barbara
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Statistik, VWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 03/2010 bis 09/2010

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Das letzte Sommersemester, d.h. von März bis September 2010, studierte ich in Kalifornien an der University of California, Santa Barbara (UCSB) mit Unterstützung des DAAD. In Vorbereitung auf meine Stipendienzeit war jedoch zunächst vielerlei zu erledigen. Darunter gehören nicht nur die Vorbereitung auf den TOEFL, das Buchen eines Fluges, sondern auch die Visumsbeschaffung und die Frage, wo ich denn während meines Auslandsaufenthalts überhaupt wohnen möchte.

Die meiste Zeit der Vorbereitung habe ich sicherlich für den TOEFL-Test und die Visumsbeschaffung benötigt. Da an meiner Hochschule nämlich leider kein TOEFL-Vorbereitungskurs angeboten wird, habe ich mir ein mehrere hundert Seiten dickes Lehrbuch für den TOEFL gekauft und mich da alleine durchgearbeitet. Und das mit Erfolg, sodass ich, obwohl ich in den letzten 3 Jahre nahezu kaum mit der englischen Sprache in Kontakt kam, die für die Bewerbung an der UCSB notwendige Punktzahl ohne Probleme erreicht habe. Auch bei der Visumsbeschaffung habe ich mir sicherlich wesentlich mehr Stress im Vorfeld gemacht, als es wahrscheinlich nötig gewesen wäre. Ich habe mir im Dezember für die Visumsbeantragung einen Termin Ende Januar für das Konsulat in Berlin geben lassen. Und dann sehr viel Zeit damit verbracht alle notwendigen Unterlagen zusammen zu suchen sowie mich im Internet über das bevorstehende Interview mit dem Konsulatsbeamten zu informieren. Schließlich habe ich nahezu keine dieser Belege für die Visumsbeantragung benötigt; dennoch würde ich niemandem empfehlen die gewünschten Nachweise nicht mit zu führen. Als ich nämlich am Ende meines Auslandsaufenthaltes, d.h. nach Beendigung meines Studiums, für zwei Tage nach Kanada gereist bin, wollte man mich zunächst nicht wieder in die USA einreisen lassen, da mein Visum mit der Ausreise nach Kanada - nachdem ich bereits mit meinem Studium an der UCSB fertig war - trotz der eigentlichen 30 Tage-Frist (die ich mich ohne Ausreise nach Kanada noch hätte in den USA nach Beendigung des Studiums aufhalten können) abgelaufen war. In diesem Moment hätte ich gerne die bereits für das F1-Visums im Januar zusammengestellten Belege dabei gehabt, was natürlich nicht der Fall war. Nach einer Stunde Interview im „Department for Homeland Security“ an der Grenze zu Kanada, ließ man mich dann doch mit einem Touristen-Visum noch für meine letzten zwei Tage wieder zurück in die USA. Wie sich herausstellte, hätte ich nichts im Vorfeld tun können, um dieser besonderen Einreise vorzubeugen; zumal die Ausreise aus der USA an einem Samstag früh über eine Fähre erfolgte, wo kein amerikanischer Grenzbeamter auffindbar war.

Doch nicht nur am Ende meines Auslandsaufenthaltes musste ich erfahren, dass Kleinigkeiten manchmal unvorhergesehene Probleme mit sich bringen können. Schon als ich mich an der UCSB für einen Platz für das Frühjahrsquartal bewerben wollte, hatte ich mit einigen Hürden zu kämpfen. Die UCSB verlangt, dass ich nachweisen kann, ausreichend finanzielle Mittel für den gewünschten Studienzeitraum zur Verfügung zu haben. Da die UCSB unter den internationalen Studenten sehr begehrt ist, ist es auch nicht möglich auf die Stipendienzusage zu warten, denn dann sind bereits alle Plätze vergeben. Folglich musste ich eine Bank finden, die mir auf Englisch bestätigt, dass ich einen bestimmt Betrag in US-Dollar auf meinem Konto habe. Weil ich jedoch in Deutschland lebe, habe ich natürlich kein Konto auf dem US-Dollar liegen. Zudem weigerten sich zwei Banken, bei denen ich ein Konto führe, solche Schreiben auf Englisch aufzusetzen. Meine dritte Bank antwortete mir bis heute nicht, obwohl ich dort persönlich die mir dafür von der UCSB ausgehändigten Unterlagen eingereicht habe. Schließlich fragte ich in meiner Familie, wer bei anderen Banken ein Konto hat, und für mich bürgen würde. Bei einer vierten Bank stellte sich heraus, dass sie dafür einen Notar benötigen würde und das ganze dann mindestens vier Wochen dauert. In der Zwischenzeit wurde ich jedoch von der Organisation College-Contact, über die die gesamte Kommunikation zwischen mir und der UCSB vor dem Auslandsaufenthalt ablief, darauf hingewiesen, dass nur noch sehr wenige Plätze zur Verfügung stehen und ich doch schnellstmöglich meine Unterlagen einschicken sollte. In dem Wissen, dass nur vollständige Bewerbungen berücksichtigt werden, waren mir jedoch die Hände gebunden. Schließlich war die Deutsche Bank der Retter in der Not. Innerhalb von anderthalb Wochen erhielt ich das entsprechende Schriftstück. Leider waren bereits seit drei Tagen alle Plätze an der UCSB vergeben, sodass ich nur noch auf einen Wartelistenplatz kam. Obwohl mir College-Contact nicht sehr viele Hoffnungen gemacht hatte, bin ich bereits 3 Wochen später, das war dann Mitte Oktober, nachgerückt. Mit dem Einschreiben als internationaler Student sind auch gewisse Gebühren verbunden, wie beispielsweise das Bezahlen der an der UCSB obligatorischen Krankenversicherung, die der DAAD später für mich übernommen hat und ich glücklicherweise nie einsetzen brauchte.

College-Contact hat sich nicht nur um die Kommunikation mit der UCSB gekümmert, sondern auch den Kontakt zur WISE Foundation, einer Organisation, welche Gastfamilien vermittelt, hergestellt. Da das Wintersemester 2009/10 für mich generell schon sehr stressig war, wollte ich mich nicht noch von Deutschland aus um ein WG-Zimmer in Santa Barbara kümmern, sodass ich dieses Angebot dankend annahm und mich um eine Gastfamilie beworben habe. Außerdem hat eine Gastfamilie noch weitere Vorteile: ich erfuhr das amerikanische Familienleben hautnah; ich hatte immer jemanden, den ich um Rat fragen konnte und brauchte mich auch nie um alltägliche Dinge wie Abendessen Kochen oder Einkaufen zu kümmern, sodass ich mehr Zeit hatte, um mich auf mein Studium zu konzentrieren und Land und Leute kennen zu lernen.

In Vorbereitung auf mein Auslandsaufenthalt musste ich natürlich auch einen Flug buchen und mir Gedanken über den Gepäckversand machen. Ich habe meinen Flug erst im Januar gebucht, da ich zu Weihnachten erst die Stipendienzusage vom DAAD erhalten habe und somit erst sichergestellt war, dass ich ausreichend finanzielle Mittel für zwei Quartale UCSB-Studium zu Verfügung hatte. Schließlich fand ich das günstigste Angebot bei der Lufthansa und das umfasste sowohl den Hin- als auch den Rückflug. Die Lufthansa erlaubt für diese Strecke neben dem Handgepäck (ein kleiner Rollkoffer, Laptop-Tasche und Handtasche/Rucksack) ein weiteres, bis zu 23-kg schweres Gepäckstück. Für jeden weiteren Koffer (max. 23kg) bezahlt man dann 50$. Ich hatte bereits auf dem Hinweg einen großen Koffer und ein für das Handgepäck zu schweren, wenn auch kleinen, Rollkoffer. Da jedoch mein erster Flug von Berlin nach München, der mich zu dem interkontinentalen Flug von München nach Los Angeles bringen sollte, wegen einer zwischenzeitlichen Schließung des Münchener Flughafens aufgrund der zu eisigen Witterung gestrichen wurde, musste ich eine Maschine eher nehmen, die selber in jeden Moment mit dem Boarding - bereits zu diesem Zeitpunkt mit 40 Minuten Verspätung - abschließen sollte. Dies hatte zur Folge, dass ich zwar gerade so noch nach München gekommen bin, aber vergessen wurde, dass ich Übergepäck habe. Eine große Verabschiedung war in dieser Eile natürlich auch nicht mehr möglich. Schließlich bin ich ca. 15 Stunden später im 28°C warmen Los Angeles angekommen.

Glücklicherweise hatte mein Vati gerade dort beruflich zu tun und konnte mich daher vom Flughafen abholen. Zwei Tage später lieferte er mich dann bei meiner Gastfamilie in Goleta ab. Goleta ist ein Ort, der sich gleich an Santa Barbara anschließt und sogar näher an der Universität liegt als Santa Barbara selbst. Außerdem wohnte die Gastfamilie ganz in der Nähe der meisten Einkaufsmöglichkeiten, Banken - und somit den überlebenswichtigen Geldautomaten – sowie der Postfiliale . Auch das Kino und der Strand waren nur wenige Geh-Minuten entfernt. Wie ich später erfahren durfte, wohnten die meisten bei Gastfamilien untergebrachten Studenten in dieser Gegend.

Die anderen internationalen Studenten, die auch zum Frühjahrsquartal an die UCSB gekommen sind, lernte ich dann bei einer Orientierungsveranstaltung kennen. Es handelte sich hierbei um ca. 75 Studenten, wobei man bis auf eine Italienerin, einer Südkoreanerin und einer Schweizerin, nur auf Deutsche traf. Auf dieser Orientierungsveranstaltung wird einem dann neben weiteren organisatorischen Dingen erklärt, wie man sich noch für bestimmte Kurse anzumelden hat. Ich durfte dann beispielsweise feststellen, dass es für manche Wirtschaftsveranstaltungen Lotterien gibt, da die regulären UCSB-Studenten Vorrang haben und dann nicht mehr ausreichend Plätze für die internationalen Studenten zur Verfügung stehen. Schließlich musste ich erfahren, dass es - zumindest in diesem Quartal – gar keine zufällige Auslosung gab, wie angekündigt wurde, sondern einfach die ersten, die vor dem entsprechenden Büro mit der entsprechenden Unterschrift vom Dozenten standen, in den Kurs aufgenommen wurden. Ich gehörte dabei natürlich nicht zu einer der Glücklichen, was für mich jedoch nicht allzu schlimm war, da ich einen anderen Wirtschaftskurs besuchen konnte, der offensichtlich weniger begehrt war. Wie sich aber später zeigen sollte, mein Lieblingskurs an der UCSB wurde. Aufgrund der geringen Beliebtheit an Ökonometrie nahmen an diesem Kurs (ECON 140A) nur 16 Studenten teil, die am Ende des Quartals zu einem richtig netten „Klassenverband“ zusammengewachsen sind. Für diesen Kurs haben wir dann in Gruppen Projekte erarbeitet und uns auch zusammen in der Bibliothek auf die Zwischen- und Endprüfungen vorbereitet.

In meinem ersten Quartal an der UCSB habe ich jedoch auch die zwei Kurse Regression Analysis (PSTAT 126) und Introduction to Mathematical Finance (PSTAT 170) am Departement für Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik (PSTAT-Departement) besucht. Bei der Orientierungsveranstaltung musste ich ebenfalls erfahren, dass die Kursanmeldung für Kurse an diesem Departement auch anders verlaufen und somit mit der bereits im Januar eingeschickten, vorläufigen Kurswahl, die – wie ich bis zu diesem Zeitpunkt vermutete – aufgrund des nicht erhaltenen negativen Feedbacks unproblematisch vollzogen sein sollte, nichts passiert ist. Für mich hieß das nun, dass ich mit meinen englischen Modulbeschreibungen über die für die jeweiligen Veranstaltungen vorausgesetzten Kurse und meinem Transcript zu der zuständigen Person im PSTAT-Departement gehen musste, um sie darum zu bitten, dass ich die entsprechenden Kurse besuchen dürfe. Das verlief dann glücklicherweise äußerst unproblematisch, sodass ich meine drei 4-Credit-Kurse und somit die für das Visum nötigen 12 Credits zusammen hatte. Zu erwähnen ist an dieser Stelle auch, dass man in den regulären Quartalen, d.h. Herbst, Winter und Frühjahr, die Möglichkeit hat bis zu zwei Wochen an mehr Veranstaltungen teilzunehmen, um sich dann für die drei geeignetsten zu entscheiden (sofern dafür ausreichend freie Plätze zur Verfügung stehen). Es besteht zudem in dieser Zeit die Möglichkeit sich für Kurse an-und wieder abzumelden, wobei jede Anmeldung immer bedeutet, dass man den Kurs erst einmal bezahlen muss.

Nachdem ich mir dann sicher sein konnte, welche Kurse ich im Frühjahrsquartal besuchen werde, mussten die Lehrbücher gekauft werden; denn in vielen Kursen ist man, vor allem, wenn man die englische Fachsprache noch nicht 100-prozentig beherrscht, ohne Buch aufgeschmissen. Mit dem textbook ist das Erlernen der unbekannten Vokabeln nämlich wesentlich einfacher, da man so nicht nur vom Hören auf die Schreibweise schließen muss. Außerdem dienten die Vorlesungen bei den von mir besuchten PSTAT-Kursen eher dem tieferen Verständnis des Lehrbuchs und nicht anders herum. Gewöhnlich waren jede Woche Hausaufgaben aus dem Lehrbuch zu lösen, die dann bewertet wurden und so mit in die Abschlussnote eingerechnet wurden. Außerdem wurden auch immer die Kapitel angegeben, welche man bis zur nächsten Vorlesung gelesen haben sollte. Tat man dies, konnte man der Vorlesung gut folgen. Andernfalls, wirkte die Vorlesung gerne auch mal wie eine lose Sammlung unzusammenhängenden Stoffes, da teilweise nur die Kernaussagen aufgegriffen und näher erläutert wurden. Ich empfand diese Art des Lernens als äußerst positiv, da man nicht nur gezwungen war, den Stoff selber durchzuarbeiten, sondern auch aufgrund des Vertiefens und des ausführlichen Eingehens auf Fragen während der Vorlesungen sein Wissen viel besser festigte. Dazu trugen natürlich auch in einigen Kursen zusätzliche Tests, die mehrfach innerhalb der 10 Vorlesungswochen geschrieben wurden und ebenfalls in die Endbewertung eingingen, bei. Auch mindestens eine Zwischenprüfung, genannt midterm, machte einen gewissen Anteil an der Endnote jedes Kurses aus. Um sich gut auf die ganzen Kontrollen, Tests und Hausaufgaben vorzubereiten wurden auch für jede Veranstaltung, d.h. sowohl für die Übung als auch für die Vorlesung jedes Kurses, Sprechstunden mindestens einmal die Woche von den Dozenten angeboten. Diese wurden auch gut besucht und waren sehr hilfreich zur Vorbereitung auf die genannten Leistungen. Folglich beschäftigt man sich im Laufe der Vorlesungszeit viel ausführlicher mit dem gesamten Lerninhalt, sodass höchstwahrscheinlich der gelernte Stoff nicht nur länger „hängenbleibt“, sondern es auch einfacher bzw. viel schneller möglich war, sich auf die Endprüfungen, den sogenannten finals, vorzubereiten. Diese finals fanden nämlich – für mich sehr ungewohnt – alle innerhalb einer Woche statt. In dieser final week scheint es, als wären alle 20.000 Studenten entweder in der Bibliothek oder gerade mitten in einer Prüfung. Der restliche Campus ist nämlich wie leer gefegt und die Bibliothek ist überfüllt. Eine sehr interessante Lernatmosphäre!

Nach der final week folgte eine Woche Ferien und das Sommerquartal begann. Das Sommerquartal ist vor allem organisatorisch vollkommen anders aufgebaut. Es umfasst nicht zehn Vorlesungswochen und eine final week, sondern ist unterteilt in zwei sechswöchige Vorlesungs-Sessions A und B bzw. vier weitere unterschiedlich lange Sessions (C, D, E und F). Ich habe mich dann dafür entschieden wieder drei Kurse im Umfang von je vier Credit-Points zu besuchen. Der erste Kurse (ECON 135) fand die ersten drei Wochen von Session A statt, und war folglich sehr intensiv. Außer der Tatsache, dass nun eine gesamte zehnwöchige Vorlesung inklusive der in die Bewertung eingegangenen Hausaufgaben sowie der midterms und das abschließende final exam innerhalb von 18 Tagen absolviert werden musste, unterschied sich dieser Kurs nicht nennenswert von den Veranstaltungen im Frühjahrsquartal. (Die 18 Tage entstehen dadurch, dass der Kurs immer täglich von Montag bis Donnerstag stattfand, wobei am letzten Donnerstag die Abschlussprüfung geschrieben wurde.) Der zweite Kurs war eine Art universitätsinternes Praktikum (PSTAT 199), welche die gesamte Session A überdauern sollte. Da es sich hier jedoch um ein independent studies handelte, konnte ich mir die Zeit so einteilen, dass ich die meiste Arbeit dafür erst nach Abschluss des Kurses ECON 135 erledigen musste. Ganz zur Verwunderung meines Betreuers, konnte ich in der kurzen Zeit (3 Wochen) ein sehr gutes Paper und zugehöriges Matlab-Programm abliefern, sodass dieser mir trotz zwischenzeitlicher Empfehlung, zu der Bewertungsoption passed/not passed zu wechseln mit der Begründung, er könne sich nicht vorstellen, dass ich in der Kürze der Zeit eine bessere Note als ein „B-“ erreiche, mich schließlich doch mit einem „A“ für das gesamte Projekt bewertete. Erwähnenswert ist an dieser Stelle auch, dass es nicht so einfach war, den Kurs independent studies zu besuchen. Denn es wird dafür vorausgesetzt, dass man nicht nur einen Betreuer findet, sondern auch, dass man mindestens schon ein Semester an dem jeweiligen Departement studiert hat und im besten Fall auch sogar schon mehrere Kurse besucht hat (In meinem Fall waren es die zwei Kurse PSTAT 126 und PSTAT 170.), wobei es natürlich auch wünschenswert ist, dass einer dieser Vorlesungen von dem Betreuer des Projekts gelesen wurde. Der Betreuer meiner Arbeit war Adam Tashman, welcher im Frühjahr die Einführung in die Finanzmathematik gehalten hatte. Adam Tashman war, wie die meisten Dozenten an der UCSB, den Studenten sehr aufgeschlossen und versuchte ihnen an allen Stellen zu helfen. So stellte er beispielsweise Umfragen ins Internet, an denen wir anonym zum Verständnis des Vorlesungsstoffes mitmachen konnten. Die Fragen wurden dann in der folgenden Vorlesung ausgewertet und auf Missverständnisse etc. sehr ausführlich eingegangen. Diese Lernhilfe hat uns Studenten sehr viel Spaß gemacht.

Der dritte Kurs, für den ich mich im Sommer eingeschrieben habe, unterscheidet sich ganz wesentlich von allen anderen bisher aufgeführten Veranstaltungen. Es handelt sich hierbei nämlich nicht um einen academic course, sondern um einen extention course. Die academic Kurse, d.h. die Kurse, die zum regulären Lehrprogramm der UCSB gehören, und auch noch zu meinem Studiengang gepasst haben und zudem auch angeboten wurden, waren nämlich bereits von den regulären UCSB-Studenten gefüllt. Das größte Problem an meinen Wunschvorlesungen waren jedoch Zeitüberschneidungen mit anderen Vorlesungen, d.h. zwei weitere Vorlesungen, die mich interessierten, überschnitten sich mit ECON 135, oder sie wurden aus Geldmangel des Staates Kalifornien dieses Jahr nicht angeboten. Außerdem werden im Sommer generell weniger Kurse angeboten als in den gewöhnlichen Quartalen, da dieses Quartal meist als Semesterferien für Praktika oder ähnliches von den Studenten genutzt wird und somit nur von den Studenten, die noch Kurse nachmachen müssen oder zusätzliche Kurse besuchen wollen, um damit andere, schlechtere, ausbessern zu können, wahrgenommen. Schließlich habe ich mich, um auch noch mindestens einen Kurs in Session B zu besuchen (Die academic Kurse im Sommer habe ich nur in Session A besucht und somit nur Session A bezahlt.), für ein weiteres Programm an der UCSB angemeldet, um einen solchen extention course besuchen zu können. Die Veranstaltung Portfolio und Investment Management fand an einem 45 Auto-Minuten entfernteren Teil des UCSB Campus in Ventura statt und war – nach den Erzählungen von anderen deutschen Studenten, die ebenfalls extention Kurse besucht haben – der wohl aufwändigste Kurs, der dieses Programm zu bieten hat. Sechs Tests, mehrere bewertete Hausaufgabe, ein take home midterm und ein über drei Stunden dauerndes final belegen dies. Denn in der Regel haben diese extention Kurse den Ruf, mit Volkshochschulen vergleichbar zu sein und keine Ansprüche an die Studenten zu stellen, sodass oft ein kurzes, zu großen Teilen aus dem Internet „zusammenkopiertes“ Schriftstück als final gewertet wird und manchmal noch unkontrolliert mit einem A bewertet wird. Wie bereits erwähnt, hatte ich sehr viel Glück mit meinem Kurs und auch dem Dozenten. Da ich bisher eher volkswirtschaftliche Kurse als wirtschaftswissenschaftliche Vertiefung in meinem Studium gewählt habe, erschien mir dieser Kurs als ein sehr guter Einblick ins Portfolio und Investment Management, vor allem in Hinblick auf die amerikanische Wirtschaft. Der Dozent verstand es äußerst gut, aktuelle und auch historisch bekannte Beispiele in die Vorlesung einzubinden und damit das notwendige Wissen zu vermitteln.

Generell ist zu dem Unterschied zwischen dem Sommerquartal und den drei anderen Quartalen noch zu erwähnen, dass im Sommer wesentlich weniger internationale Studenten an der UCSB waren. Das hatte zur Folge, dass es nicht nur keine Warteliste für die internationalen Studenten gab, sondern wir uns alle sehr schnell kennen lernten.
Wie bereits angemerkt, ist bezüglich des Niveaus der Kurse sehr zu unterscheiden, ob es sich um einen extention oder einen academic Kurs handelt, was jedoch nicht bedeuten soll, dass jeder extention Kurs schlecht und jeder academic Kurs gut ist. Vor allem der Unterschied zwischen den Fachbereichen ist mir auch aufgefallen. So sind beispielsweise die wirtschaftswissenschaftlichen Veranstaltungen vom wissenschaftlichen Niveau sehr gut vergleichbar mit dem an meiner Heimatuniversität, wohingegen auch aufgrund der methodischen Unterschiede starke Differenzen bei den mathematischen Kursen deutlich wurden. So waren beispielsweise die Übungsaufgaben in den PSTAT-Kursen wesentlich einfacher lösbar als an meiner Heimatuniversität, dafür wurden sie ja aber auch in die Bewertung der Endnote einbezogen und sollten nicht durch stundenlanges Probieren und Überlegen zum zusätzlichen Bearbeiten des Sachgebietes dienen.

Besonders positiv möchte ich an dieser Stelle auch hervorheben, dass die Veranstaltungen an der UCSB wesentlich anwendungsbezogener sind, als an meiner Heimatuniversität. Im Detail heißt dies, dass wir Projektarbeiten mit aktuellen Daten aus selbst-recherchierten Datenbanken durchführten oder in einem anderen Kurs ein ehemaliger UCSB-Student für eine Stunde erzählte, was er nun arbeitet und wie dies mit dem von uns besuchten Kurs zusammenhängt, sodass wir direkt erkennen konnten, wo dieses hier erlernte Wissen in der Realität genutzt und angewendet wird. Prinzipiell wurde viel stärker auf aktuelle Daten in der Lehre und die Anwendungsmöglichkeit von der Forschung und dem Erlernten eingegangen. Mir gefiel diese Art des Lernens sehr. Dies spiegelte sich dann auch in meinen Noten wieder, sodass ich sogar mehrfach die besten midterms, finals und Projekte geschrieben habe.

Auch wenn bei mir die Kurswahl nun schließlich doch recht gut funktioniert hat, muss dass nicht immer so sein, zumal man vieles zu beachten hat. Beispielsweise werden im sogenannten general catalog zwar alle Kurse aufgelistet, die die UCSB anbietet, aber zum einen bezieht sich dieser auf das gesamte Studienjahr, das heißt, auf alle Quartale, und viele Kurse werden nur einmal im Jahr angeboten. Hinzukommt, dass einige Veranstaltungen aufeinander aufbauen, was man an einem Buchstaben A, B oder C am Ende der Kursnummer erkennt. Auch, wenn der A-Kurs nicht unter den Voraussetzungen für den B-Kurs (mit der gleichen davor stehenden Nummer) aufgelistet ist, wird es vermutlich schwierig ohne einen gleichwertigen Kurs an der Heimatuniversität besucht zu haben, den gewünschten B-Kurs zu besuchen. Problematisch ist dies vor allem, wenn man nicht zum Herbstquartal an der UCSB studiert, weil häufig die A-Kurse im Herbst, die B-Kurse im Winter und die darauf aufbauenden C-Kurse im Frühjahr angeboten werden. Hierbei ist dann auch zu beachten, dass bei uns in Deutschland ja in der Regel ein Semestersystem herrscht, sodass eine solche Veranstaltung wohl eher in zwei statt in drei Teile aufgespalten ist und es schwierig ist, dass man die Voraussetzungen abdeckt oder nicht schon die Hälfte von dem Kurs, den man besuchen möchte, gehört hat. Meine Empfehlung ist es daher, so früh im Studium wie möglich dieses Auslandsstudium einzubauen. Somit kann man noch ausreichend Kurse besuchen, die entweder kaum Voraussetzungen verlangen oder sich zumindest nicht allzu stark mit bereits bekannten Lerninhalten überschneiden. Denn auch dies waren Gründe, warum einige interessant klingende Kurse nicht für mich in Frage kamen.

An der UCSB gibt es aber nicht nur ein großes Angebot an akademischen Kursen. Auch viele Sportarten kann man hier erlernen. Im sogenannten recreation center befindet sich neben den üblichen Sportgeräten und den Fußball-, Basketball- und Tennisplätzen auch eine Schwimmhalle und eine Kletterwand. Ich selber wollte zunächst das Surfen erlernen. Da der Kurs jedoch zeitgleich zu einer PSTAT-Vorlesung stattfand, habe ich mich dann doch dagegen und für meine ersten Golferfahrungen entschieden; denn der Golfkurs passte wesentlich besser in meinen Stundenplan und machte auch sehr viel Spaß. Natürlich stellte die UCSB auch die gesamte Ausrüstung. Da jedoch auch das Angebot der Sportkurse im Sommer geringer ausfällt, wurde Surfen und Golfen im Sommer nicht mehr angeboten. Dafür lernte ich aber Surfer kennen, die mir ihr Surfbrett ausleihten und mir Hilfestellung bei meinen ersten Surfversuchen gaben. Diese Surferfahrungen wurden dann noch zu einem ganz besonderen Erlebnis als wir einmal von einer Delfinschule umzingelt wurden. Diese Delfine sprangen um uns herum und tauchten unter uns und unseren Surfbrettern durch. Und ein anderes Mal schwamm eine Robben hinter mir her, was mir dann jedoch eher Angst als Freude bereitete.

Außerdem eignet sich diese Region Kaliforniens aber nicht nur zum Surfen und Delfine beobachten, sondern auch zum Whale Watching. Insgesamt vier verschiedene Wal- bzw. Delfinarten habe ich während meines USA-Aufenthalts gesehen: Grauwale im Frühling, Buckel- und Blauwale im Sommer sowie Orcas im Herbst. Neben der Fauna ist auch auch die Flora, und damit meine ich ganz besonders die Mammutbäume im nördlicheren Kalifornien und die Regenwälder im Olympic Nationalpark im Staate Washington, zu bewundern. Außerdem nutzte ich nämlich die verbleibende Zeit, vor allem am Ende meines USA-Aufenthalts, zum Reisen und bestaunte die wunderschönen Landschaften und Nationalparks in Kalifornien, aber auch in Utah, Arizona und Washington, sodass ich schließlich erholt vom Urlaub kurz vor Beginn des neuen Wintersemesters wieder nach Deutschland zurückkehrte.