23 Mär
Erfahrungsbericht von Fabian H.

Brock University

Hochschule: Brock University
Stadt: St. Catharines
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2014 bis 12/2014

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

1. Bewerbungsprozess

Auch ich konnte keinen Platz an einer interessanten Partneruniversität meiner Hochschule ergattern und habe mich deswegen entschieden, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Nach kurzer Internetrecherche bin ich bei College Contact gelandet und habe mich durch die verschiedenen Länder und Unis geklickt. Meine Vorauswahl habe ich relativ schnell getroffen, da ich entweder in ein spanisch- oder englischsprachiges Land gehen wollte. Entschieden habe ich mich dann für Kanada, weil mich das Land einfach am meisten gereizt hat. 

Bei den Unis war es schwieriger eine Auswahl zu treffen. Die Entscheidung für die Brock fiel dann letztlich wegen der tollen Lage am Lake Ontario und in der Niagara Region und den tollen Erfahrungsberichten. 

Ich habe mich Anfang Januar entschieden, dann alle nötigen Dokumente, Unterschriften und Formulare gesammelt und meine Bewerbung dann Ende Januar abgeschickt. Knapp drei Wochen später kam die E-Mail aus Kanada mit der Zusage. Unterm Strich ein extrem reibungsloser Ablauf und die Mitarbeiter bei College Contact beantworten wirklich jede Frage und helfen, wo sie nur können. Eine bessere Betreuung und Mithilfe kann man sich kaum wünschen!

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Die Brock University liegt etwas außerhalb von St. Catharines auf einer Anhöhe, dem sogenannten Niagara Escarpment. Neben den ganzen Hörsälen, Seminarräumen, Bib, usw. gibt es ein paar Restaurants (McDonalds, Tim Hortons, Subway und noch viele andere) und natürlich auch die Sporteinrichtungen, die in jedem Erfahrungsbericht zur Brock vorkommen. Alles ist relativ modern und die Technik in den Räumen ist auf dem neuesten Stand. Da könnte sich die eine oder andere Bildungseinrichtung in Deutschland eine Scheibe abschneiden.

Ich habe drei Kurse belegt: Labour Economics, Organizational Behaviour und Introduction to wines. Labour Ecomomics ist super, der Prof kann gut erklären, die Prüfungen sind nicht zu schwierig, es waren nur ca. 40-50 Leute im Kurs und man erfährt wirklich viel über den kanadischen Arbeitsmarkt, die demographische Verteilung etc. Wer aus seinen Mikro- und Makrokursen zumindest die Basics mitgenommen hat, dürfte damit keine Probleme haben. Introduction to wines fand ich auch gut, aber es ist wesentlich mehr Arbeit als man vermuten würde. Wer da ein A mit nach Hause nehmen möchte und nicht Vorerfahrung als Sommelier oder sowas mitbringt, muss sich wirklich ranhalten. Organizational Behaviour würde ich nicht nochmal wählen. Der Stoff bestand zum Großteil aus Herumgelabere und die Praxisbeispiele haben mich auch nicht wirklich umgehauen. Ist natürlich rein meine subjektive Meinung. Mag sein, dass das bei Anderen ganz anders war.

Einen kleinen Tipp habe ich noch: Vermeidet es, am ersten Tag des Semesters eure Student-ID zu holen. Ich musste über eine Stunde dafür anstehen. Das Büro, das die Karten erstellt hatte auch die Tage vorher (auch am Wochenende) geöffnet. Einfach die Mails lesen, die auf eurem Brock-E-Mail-Account auflaufen, da steht sowas drin!


3. St. Catharines

St. Catharines ist keine Metropole, das ist ja bekannt. Aber man kann es da schon auch aushalten und mir persönlich hat es in den 4 Monaten eigentlich an nichts gefehlt.

Klar das Busnetz ist suboptimal, ich war auch jedes Mal fast 45 Minuten zur Uni unterwegs, aber ich finde, da gibt es Schlimmeres. Bei den Taxiunternehmen (die werdet ihr brauchen) habe ich sowohl BrockQtaxi als auch St. Catharines Taxi ausprobiert und beide waren ok. Für den Flughafentransfer ist sowieso Niagara Airbus die wohl gängigste und auch beste Methode.

Die Stadt selber hat trotz der leicht baufälligen Innenstadt (ich hab’s mir schlimmer vorgestellt als es in Wahrheit ist) auch ihre schönen Seiten. Absolut sehenswert sind die DeCew Falls an der Morningstar Mill. Am besten hingehen, solange das Wetter trocken und warm ist, sonst kann die Wanderung schnell ungemütlich werden. Ein bisschen Zeit sollte man auch einplanen. Von der Brock bis zur Morningstar Mill ist man zu Fuß 20-30 min. unterwegs, aber dann muss man noch einige Zeit den Fluss entlanglaufen, um überhaupt an eine Stelle zu kommen, an der man in die Schlucht runtersteigen kann. Aber der Moment, wenn man hinter dem Wasserfall steht und hindurch schaut ist die Mühe meiner Meinung nach definitiv wert!

Auch Port Dalhousie ist ganz nett, allerdings wurde mir davon abgeraten im Lake Ontario zu baden. Der soll wohl eine ziemliche Industriekloake sein...

Ansonsten findet man in St. Catharines eigentlich alles, was man braucht. Das Pen Centre gibt einiges her, da kann man auch mal die eine oder andere Stunde totschlagen.


4. Unterkunft

Anders als die meisten Anderen habe ich nicht in einer WG gewohnt, sondern war bei einer Gastfamilie, die mir über die Uni bzw. das „English Learning Program“ vermittelt wurde. Leider konnte ich nicht schon, wie empfohlen, 2-3 Wochen vor Anfang des Semesters hinfliegen, sondern erst vier Tage vorher. Deswegen wollte ich dann das Risiko, mir vor Ort was zu suchen, nicht eingehen.

Die Entscheidung habe ich aber zu keiner Zeit bereut, weil meine Gasteltern einfach super nett waren. Ich hatte zwar einen etwas längeren Weg zu Uni, dafür aber für alles zwei Ansprechpartner, die mir bei allen Problemen geholfen haben. Ins Familienleben wurde ich dann auch gleich nach meiner Ankunft integriert und ich war bei einigen Geburtstagen, Grillpartys, Spiele- und Filmeabenden, sonstigen Ausflügen und auch bei einem traditionellen Thanksgiving-Dinner dabei, was wahnsinnig gut war, um die Kultur zu erleben. Außerdem wird man dadurch gezwungen, auch außerhalb der Uni Englisch zu reden. Deutsch konnte in meiner Gastfamilie nämlich keiner. Aber auch das war kein Problem, sondern eher ein Vorteil in meinen Augen.

Ich kann nur sagen, dass ich mit meiner Entscheidung glücklich war. Ich kann aber auch jeden verstehen, der lieber in einer WG mit anderen Studenten wohnt. Im Zweifel ist da halt einfach mehr los. Grundsätzlich kann man da nur allen anderen Erfahrungsberichten recht geben: Am Pen Centre und zwischen Uni und der Innenstadt ist die Lage wohl am besten.


5. Freizeit und Reisen

Ich war vor meinem Auslandssemester noch nie in Nordamerika und wollte deswegen so viel, wie möglich reisen. St. Catharines liegt dafür wirklich extrem günstig mit Sehenswürdigkeiten direkt vor der Haustür. An den Niagarafällen war ich insgesamt 6 oder 7 Mal, in Toronto auch 5 oder 6 Mal (Ankunft und Abreise nicht mitgerechnet). Nach Niagara Falls fährt ein Bus von der Uni weg, den man mit dem Studentenausweis der Brock kostenlos nutzen kann und nach Toronto bin ich mehrmals mit Megabus gefahren. Außerdem bietet das International Centre einige Ausflüge an, bei denen man auch viele andere Studenten kennenlernt. 

In der Reading Week habe ich eine kleine Rundreise durch die Städte der US-Ostküste unternommen. Die Strecken zwischen den Städten bin ich mit Megabus gefahren. Zuerst war ich in New York bei Freunden und ganz ehrlich: Wer da noch nicht war, sollte sich diese Chance auf gar keinen Fall entgehen lassen. Ich weiß nicht, ob es wirklich die tollste Stadt der Welt ist, wie Viele sagen, aber beeindruckend ist sie auf jeden Fall. Hier gibt es so viel zu sehen, dass man sich entscheiden muss, was man überhaupt alles machen möchte. Danach ging es nach Philadelphia, wo ich im Apple Hostel übernachtet habe. Das Hostel kann ich empfehlen, die Atmosphäre war sehr gemütlich. Außer dem historischen Viertel mit der Independence Hall gibt’s in Philly nicht so wirklich viel zu sehen. Die Treppen vor dem Kunstmuseum, die aus den Rocky Filmen bekannt sind, kann man sich noch anschauen und das Rathaus ist auch ganz nett. Für die Stadt braucht man eigentlich nicht mehr als einen Tag, für New York sollte man allerdings meiner Meinung nach mindestens drei einplanen. Auch Washington hat massig Attraktionen. Klar das Weiße Haus und die National Mall sind Pflichtprogramm. Entlang der National Mall sind auch viele Museen, für die man keine Eintrittsgebühr bezahlen muss. Ich war allerdings nur im Museum of American History, das war ganz nett. Was man auch anschauen kann, ist der Militärfriedhof Arlington. Mit der U-Bahn ist der Friedhof relativ gut zu erreichen und man hat einen schönen Blick auf die Stadt. Die letzte Station für mich war Boston. Die Stadt hat mir auch sehr gut gefallen. Harvard und das M.I.T., der Fenway Park, das Massachusetts State House, der Freedom Trail und die gemütliche Innenstadt sind ganz schön. Außerdem war ich noch im Boston Tea Party Museum, auch wenn ich eigentlich gar keinen Tee mag...

Aber auch in Kanada gibt es massenweise Zeug zu sehen. Ich war beispielsweise noch im Algonquin Park, in Ottawa, Montréal, Kingston und Québec. Kann ich alles nur empfehlen. Kingston ist nicht sehr spektakulär, aber das kann man eventuell mal auf der Durchreise mit anschauen. Besonders viel gibt‘s da nicht zu sehen, aber wer im Sommer oder im Frühherbst kommt, kann eine Bootsfahrt durch die 1000 Islands machen. Das soll angeblich ganz schön sein. Ottawa als Hauptstadt bietet natürlich auch einiges. Ich habe aber alles, was ich sehen wollte (Peace Tower, Parlament, Canadian museum of history, etc.) innerhalb von einem Tag geschafft. In Montréal sollte man dagegen mehr Zeit einplanen. Der Blick vom Mont Royal bei Tag, aber auch bei Nacht, die Altstadt, das Olympiastadion sind nur die wichtigsten Punkte. Québec City schafft man auch in einem Tag. Die Stadt ist relativ übersichtlich. Besonders empfehlen kann ich die Montonmercy Falls im Winter! Allerdings ist Québec die einzige Stadt, die vergleichsweise schwer zu erreichen ist. Ich bin mit VIA Rail (einer der kanadischen Bahngesellschaften) hingefahren. Das ist aber nicht ganz billig. Zum Algonquin Park braucht man eigentlich nicht mehr viel sagen. Wer die Gelegenheit hat, hinzukommen, was praktisch nur mit Mietwagen möglich ist, sollte sie auf jeden Fall nutzen! Außerdem sollte man die Falls Illumination und das Feuerwerk, sowie den Sonnenaufgang über den Niagarafällen anschauen. 
Einen letzten Tipp für die Finanzen habe ich noch: Ich habe die kostenlose VISA Karte der Consorsbank (früher Cortal Consors) genutzt. Mit der kann man kostenlos an allen VISA Automaten Geld abheben, wie z.B. an den ATM’s von Scotiabank an der Brock, aber gleichzeitig auch ohne Aufpreis bargeldlos bezahlen, was mit den meisten Karten der Konkurrenz nicht geht. Die DKB verlangt dafür beispielsweise eine Gebühr. Das fand ich ganz praktisch, besonders beim Reisen.


6. Fazit

Unterm Strich kann ich ein Auslandssemester allgemein und die Brock ganz speziell nur empfehlen. Ich hatte definitiv eine tolle Zeit und würde mich jederzeit wieder so entscheiden!