19 Feb
Erfahrungsbericht von Elena H.

Riga Stradins University

Stadt: Riga
Land: Lettland
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Humanmedizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 09/2013 bis 11/2019

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Hallo ihr lieben Studieninteressierten,
ich bin Elena (22) und jetzt im zweiten Semester Medizin an der Riga Stradins University.
Zunächst möchte ich euch über die Bewerbung erzählen. Wenn man sich bei College Contact mal ansieht, was man da alles einreichen muss, hat man ja schon kaum Lust mehr. Aber ich habe für den Kram intensiv 1,5 Wochen gebraucht, bis ich alles zusammenhatte.
An der RSU ist es so, dass die NICHT erst alle Bewerbungen annehmen und dann auswählen, sondern schon unter den ersten Bewerbern Plätze vergeben. So werden die Chancen natürlich immer „schlechter“, je länger man wartet. Aber für die Leute, die ihr Abizeugnis erst später bekommen: Das ist jetzt kein Beinbruch. Ich hab viele im Semester, die auch unter den letzten Bewerbungseingängen waren und trotzdem reinkamen.
Ich bin der Überzeugung, dass das Motivationsschreiben das A und O ist. Hier sollte nicht nur runtergerattert werden, wie toll man eigentlich ist, sondern spezifisch auch auf die Uni eingegangen werden. Was interessiert euch an der RSU, an Riga und warum sollten sie genau dich wählen. Ich habe fast 2 Seiten geschrieben. Erzählt, was ihr bereits gemacht habt, warum ihr Medizin studieren wollt und warum genau an der RSU.
Zum Thema Englisch: Wer keine 1 oder 2 auf dem Zeugnis hat, muss ja einen Englischtest (TOEFL,...) machen. Bei mir war das so, dass ich eine drei auf dem Zeugnis hatte und der nächste Englischtest erst 4 Wochen später war. Ich hab super Panik geschoben (weil ich unter den ersten Bewerbern sein wollte), aber mit Heike Kutzler ausgemacht, dass ich meine Bewerbung einschicke und den Test nachschicke. So habe ich das dann auch gemacht und siehe da- ich wurde komplett ohne Test angenommen. Aber da ich mir mit dem Motivationsschreiben so viel Mühe gegeben habe und es in super Englisch verfasst war, haben sie über die eine drei hinweggesehen.
Ich hab meine Zusage nach 5 Wochen circa bekommen.

Dann hieß es Planung für Riga! Was nehme ich mit? Ich bin mit zwei riesigen Koffern geflogen und hab zu Hause Umzugskartons gepackt, die mir meine Mutter geschickt hat (Ich glaube 15kg 20 Euro bei der Post). Dort hab ich auch ein paar Habseligkeiten (Kissen und Deko und so einen Kram) gepackt, weil ich mein Zimmer ein wenig heimisch einrichten wollte und nicht alles neu kaufen wollte.
Ich bin dann am 26.8. mit meiner Mutter nach Riga geflogen, um mir die Stadt noch ein wenig anzusehen. Es war noch Hochsommer und wunderbar warm und ich war ganz begeistert. Dann ging die Orientationweek los. Dort lernt man seine study group kennen und die Uni organisiert irgendwelche Veranstaltungen, die auch ganz nett sind. Letztlich bestand die gesamte Woche nur aus Feiern. Wir waren abends immer weg in Bars oder Clubs und haben und tagsüber in der Stadt rumgetrieben und schon erste Erledigungen wie Kontoeröffnung (easy und schnell. Meine Empfehlung: swedbank) und Handykarte („bite“ ist das beste und billigste) kaufen gemacht.

Die Stadt ist unheimlich lebendig und man kann irre viel unternehmen. Hier gibt es nette Cafes für den Nachmittag, sehr viele (und teilweise sehr billige (z.B. das ezitis migla (heiß übersetzt Igel im Nebel), dort gibt es ein Bier für 1,70€) Bars und Clubs. Konzerte im Sommer- also es ist immer was los!
Zudem ist man in 20-30 min in Jurmala, das ist der Strand. Traum!

An die Letten muss man sich im Allgemeinen etwas gewöhnen. Die ältere Generation ist teilweise verschwiegen und unfreundlich. Wir wurden schon einige Male in der Tram pampig angemacht, dass wir zu laut seien oder auf der Straße angerempelt. Aber wie gesagt, daran muss man sich gewöhnen.

Viele fragen sich bestimmt- wie finde ich eine Wohnung/WG? Ich habe damals in der College Contact Facebook Gruppe ein WG Angebot gesehen und das klang so nett, dass ich da einfach blind eingezogen bin in der ersten Studienwoche. Das kann natürlich gründlich in die Hose gehen. Grundsätzlich haben sich in der O-week die Leute zusammengetan und ziemlich schnell, ziemlich schöne Wohnungen gefunden.
Ich würde mich zunächst ins Hostel (Ich war im 6er Zimmer im Cinnamon Sally für eine Woche und das war wirklich grandios! ) einmieten und dann vor Ort gucken. Das ist recht unkompliziert und nicht wie in den deutschen Großstädten.
Die Mieten sind hier unterschiedlich. Da muss man ein bisschen aufpassen, denn man bekommt jeden Monat eine Heizabrechnung, die im Winter gut nochmal die Kaltmiete sein kann. Ich zahle jetzt mit allem 285 Euro Fixpreis. Also mehr als 300 Euro muss man hier nicht ausgeben, wenn man ein bisschen drauf achtet.

Allgemein zu den Kosten, mal abgesehen von den Studiengebühren, ist es in etwa so teuer wie in Deutschland. Drogerieartikel sind z.B. viel teurer, weil sie vom Rossmann aus Deutschland kommen. Essen ist ungefähr gleich.

So jetzt zum wichtigsten Teil: das Studium.
Es ist so aufgebaut, dass man in study groups eingeteilt wird und mit der eigentlich den ganzen Tag verbringt. Es gibt Vorlesungen, die meist nicht anwesenheitspflichtig sind und auch oft unnötig, weil man die Hälfte nicht versteht und in den classes nochmal aufarbeitet. Ich arbeite den Stoff der Vorlesungen immer zu Hause durch. In der study group geht man in die sogenannten classes, wo man in kleinen Gruppen (ca 10) lernt und Unterricht hat. Es gibt im ersten Semester die Fächer Cell Biology, Molecular Biology and Genetics, Anatomy (mit Sezieren), Latin, Latvian (Lettisch), Physics, Chemistry und Philosophy. Kleine Fächer wie History of Medicine und ein Wahlfach (ich hatte Mental Health) gibt es auch.
Ende des ersten Semesters hatten wir drei große Examen: Anatomie, Cell Bio und Molecular Bio. Die anderen Fächer werden mit Arbeiten oder Tests abgeschlossen.
In Anatomie habe ich jede Woche einen Test geschrieben, den man 10 min davor immer verflucht hat, aber irre nützlich ist, weil man einfach am Stoff bleibt.
Also am lernintensivsten sind Anatomie und Molecular Biology, da muss man wirklich am Ball bleiben. Latein war für mich, die NIE Latein hatte, kein Problem. Lettisch ist meiner Meinung nach eine nicht leichte Sprache, aber an sich gut zu schaffen.
Wer Angst davor hat, auf Englisch zu studieren - kein Stress! Man versteht alles super und hat das schnell drin!

Alles in Allem fühle ich mich hier irre wohl! Ich habe hier tolle Leute kennengelernt, die das gleich Ziel haben wie ich! Es macht wirklich Spaß und ich bereue es nicht, so weit weg von zu Hause zu sein.

Ich hoffe ich konnte euch ein wenig von Riga erzählen und bei eurer Entscheidung helfen.

Alles Liebe
Elena