7 Jul
Erfahrungsbericht von Christopher G.

Riga Stradins University

Stadt: Riga
Land: Lettland
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Humanmedizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 01/2011 bis 12/2016

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Medizinstudium in Riga, Lettland, wer jetzt nicht genau weiß, wo Lettland eigentlich liegt, der muss sich sicher nicht schämen, ihr werdet es sicher rausfinden!
Ich habe gerade mein 1. Semester an der Riga Stradins University beendet, welches sicherlich mit Höhen und Tiefen verbunden war.
Zuerst einmal muss gesagt werden, dass dieses Studium eine super Möglichkeit ist, die Wartezeit in Deutschland zu überbrücken und dafür bin ich sicherlich auch sehr dankbar.

Zur Unterkunft:

Ich bin am 22.1.2010 nach Riga geflogen, ohne mir vorher die Stadt oder das Land genauer anzusehen, was aber sicher nicht verkehrt ist. Natürlich lag Schnee und es war ziemlich kalt. Wie die meisten anderen habe ich zuerst im Green Apple, dem Studentenhotel gelebt. Das Hotel, welches eigentlich das Hotel Latvia ist, das Green Apple ist nur eine Etage, liegt mit im Herzen der Altstadt, zentraler geht es kaum. Die Zimmer variieren sehr stark, ich hatte viel Glück, wurde im 4. Stock untergebracht und mein Zimmer war einigermaßen geräumig. Viele andere hatten aber auch recht kleine und hässliche Räume. Das sollte einen zu Beginn aber nicht wirklich stören, verbringt man doch die ersten Wochen kaum in seinem Zimmer, sondern eher irgendwo in Rigas zahlreichen Kneipen. Das Hotel hat sich nach und nach immer wieder irgendwelche komischen Dinge einfallen lassen, um einem das Leben schwer zu machen: die Zimmer müssen selbst gereinigt werden, die Abrechnungen sorgfältig überprüft werden, weil bei so gut wie jeder Monatsrechnung Fehler gibt. Insgesamt würde wohl jeder deutsche Hotelbetreiber die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber für die erste Zeit lässt es sich dort sehr gut aushalten und man lernt schnell seine Kommilitonen kennen. Ich würde das Hotel also für den Anfang wieder empfehlen

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Die RSU ist eine, im Vergleich zu deutschen Hochschulen, sehr kleine Universität, etwas außerhalb des Zentrums. Die Gegend, in der die Universität steht, ist wirklich nicht schön, was auch für das Unigebäude zutrifft. Die Uni hat eine sehr schöne Eingangshalle und Außenbereich, viele Fachräume, z.B. die Chemie oder Biologie sind aber wirklich renovierungsbedürftig. Im Endeffekt ist das nicht wirklich schlimm, an meinem Gymnasium gab es ähnliche Zustände. Das nötige Arbeitsmaterial, z.B. Mikroskope etc., sind aber vorhanden und nicht beanstandungswürdig. Die Vorlesungen finden in einem schönen großen Vorlesungsraum statt. Es gibt 3 Kantinen, die sich hauptsächlich preislich unterscheiden. Die Verpflegung dort ist in Ordnung, sicher nicht mit dem Standard in deutschen Universitäten zu vergleichen, aber für den Hunger zwischendurch ausreichend. Unterrichtet wird hauptsächlich in Kleingruppen, bis auf die Vorlesungen, was wirklich ein gutes System ist. Insgesamt muss man sagen, dass sich die meisten Dozenten und Professoren wirklich bemühen den Ansprüchen der internationalen Studenten gerecht zu werden, aber auch hier gibt es natürlich Ausnahmen. Am lernintensivsten sind sicherlich Anatomie, mit wöchentlichen Testaten und Molekularbiologie. Man muss sich darauf einstellen, dass man während des Semesters viele Klausuren schreibt ( 3 Molekularbiologie und 2 in Anatomie), was ein kontinuierliches Lernen voraussetzt, dafür hat man es dann bestenfalls für die Abschlussexamen etwas einfacher, da man ja schon im Semester sehr fleißig war ;) . Ein paar Kurse finden außerhalb der eigentlichen Universität statt, so wird Anatomie, beispielsweise, im sogenannten Anatomikum unterrichtet, welches sich in unmittelbarer Nähe zur Altstadt befindet, dort findet auch Zellbiologie satt. Das Anatomikum ist ein „altes“, charmantes Gebäude, welches auf Grund seiner Ausstellungsstücke aber auch manchmal an ein Gruselkabinett erinnert. Die Universität besitzt auch ein sogenanntes „student council“- eine Studentenvertretung, die wirklich für die Studenten da ist, falls es mal Probleme gibt. Der Stundenplan im 1. Semester ist, wie auch nicht anders zu erwarten, relativ vollgepackt und gerade zum Ende des Semesters hat man nochmal mehr als alle Hände voll zu tun, der Lernaufwand ist wirklich groß, wie auch nicht anders zu erwarten. Gut ist jedoch, dass besonders in Anatomie erstmals langsam begonnen wird, was den Lernumfang betrifft, damit man sich ein wenig einfinden kann und zu Beginn noch ein wenig Zeit hat die Stadt zu erkunden.


Die Stadt Riga:

Riga ist wirklich eine sehr schöne Stadt, zumindest, was seinen historischen Kern betrifft. Die Altstadt wimmelt nur so von schönen Gebäuden, die alle eine Geschichte zu erzählen haben. Besonders am Anfang ist es sehr spannend die Stadt zu erkunden. Besonders das Nachtleben hat in Riga einiges zu bieten, neben diversen, verschiedensten Kneipen (von der allseits beliebten Kiwi-Bar, bis hin zum alternativen Leningrad), gibt es auch einige Discotheken, es ist für jeden was geboten. Die Getränkepreise sind vergleichbar mit Deutschland, je nachdem wohin man geht. Die Stadt ist sehr sicher, was vor allem an dem sehr hohen Polizeiaufgebot in der Altstadt liegt. Riga bietet, vor allem für Frauen, viele Shopping- und Einkaufsmöglichkeiten. Die Lebensmittelpreise sind in etwa mit den deutschen vergleichbar, teilweise aber auch ein wenig teurer, da die meisten Produkte importiert werden. Es ist wirklich nicht schwer eine Wohnung zu finden, Riga bietet einen sehr großen und vielfältigen Wohnungsmarkt, was vor allem daran liegt, dass es sich der „normale Lette“ kaum leisten kann in der Altstadt zu leben. Für uns internationale Studenten sind die Wohnungen aber verhältnismäßig günstig. Man sollte nur ein wenig drauf achten, dass man sich nicht von dem Vermieter übers Ohr hauen lässt, besonders was Nebenkosten betrifft. Viele Wohnungen sind neu renoviert und wirklich schön. Die Stadt hat, abhängig von der Jahreszeit, zwei Gesichter: der Winter ist wirklich lang und höllisch kalt, Temperaturen bis -20°C machen einem das Leben manchmal wirklich nicht einfach. Besonders in den Wintermonaten Januar und Februar, ist die Stadt mehr oder weniger verlassen und nur eine besorgniserregende Kälte begleitet einen auf dem täglichen Weg zur Uni. Im „Sommer“ jedoch, blüht die Stadt wirklich auf, man kann sich vor Touristen, hauptsächlich betrunkene Engländer, kaum retten und die Stadt platzt aus allen Nähten. Jede noch so kleine Bar hat einen Außenbereich und die Stadt wird reichlich bepflanzt, was vor allem an der lettischen Affinität zu Blumen liegt. Im Sommer ist die Stadt wirklich wunderschön und belebt. Im Juni hatten wir Temperaturen oberhalb der 30°C, was zum Lernen nicht wirklich ideal ist, aber man sollte sich nicht beschweren.


Die Sprache:

In der Universität wird ausschließlich Englisch gesprochen, auch in den Kleingruppen, die immer gut gemischt sind. Auch wenn man kein native speaker ist, muss man sich keine Sorgen machen, man kann seine Sprachkenntnisse schnell verbessern, auf Grund der internationalen Gemeinschaft. Auch in den Vorlesungen und Kursen kommt man schnell zurecht, die Professoren sprechen auch kein perfektes Englisch und haben meist Verständnis, wenn man mal nicht die perfekte, fachspezifische Formulierung verwendet. Innerhalb der Stadt kommt man mit Englisch wunderbar weiter, besonders die jungen Letten sprechen, überraschenderweise, sehr gutes Englisch und das sollte man nutzen, um die lokale Bevölkerung kennenzulernen, sehr interessant! In der Uni hat man auch Lettisch als Pflichtfach, wobei die meisten Lettisch- Dozenten Verständnis dafür haben, dass die Lernzeit meist nicht für ihr Fach verwendet wird ;-) . Lettisch ist nicht ganz einfach zu lernen, da es natürlich kaum Lehrbücher gibt und eine ausgereifte Didaktik, wie zum Beispiel in den Schulfächern Französisch oder Spanisch, fehlt. Trotzdem sind die Lettisch stunden gut erträglich und bieten eine gute Abwechslung zu Anatomie und co.


Fazit:

Das Studium der Humanmedizin an der Riga Stradins University, ist wirklich eine Erfahrung, hat man sich erst mal eingelebt und ein bisschen an die neuen Umstände gewöhnt, ist alles nur noch halb so schlimm und man verlebt eine tolle Zeit. Um die Wartezeit zu umgehen, gibt es kaum eine bessere Lösung. Riga ist wirklich eine aufregende Stadt und die netten ein lustiges Völkchen. Man ist nicht alleine, es gibt einen sehr guten Zusammenhalt zwischen den Studenten und gute Kommunikation mit den älteren Semestern, alle sitzen im gleichen Boot und so eine Situation findet man sicherlich nicht an den großen staatlichen Unis in Deutschland. Also, ab nach Riga!