Saint Marys University
Da ich für mein Anglistik Studium in Bochum laut Studienordnung mindestens 6 Wochen im englischsprachigen Ausland gewesen sein muss, habe ich mich schon früh im Studium mit den verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten eines Auslandsaufenthaltes beschäftigt. Über eine Messe an der Uni Bochum bin ich auf die Organisation College-Contact gestoßen, die mir hilfreiche Informationen über ein Studium im Ausland vermittelt hat. Schnell wurde mir klar, dass ich nicht nur 6 Wochen, sondern ein Semester im Ausland verbringen möchte, um die Sprache des Landes zu lernen.
Für Kanada habe ich mich entschieden, weil die Studiengebühren zwar auch hier sehr hoch sind, aber trotzdem günstiger als in anderen englischsprachigen Ländern, wie in den USA oder England. Anfangs hatte ich leichte Bedenken wegen der Bewerbung an der Saint Mary's University, die sich aber nach ein paar Anrufen bei College-Contact schnell legten. Die Betreuung der Organisation hat mir wirklich sehr geholfen, da ich vom ersten Tag meiner Planung bis zu meiner Abreise vom Team unterstützt worden bin. Ich glaube, dass diese Unterstützung vor allem wichtig ist, weil man die Planung eines Auslandsaufenthaltes anfangs vielleicht etwas unterschätzt. Ich selbst zum Beispiel habe mir vorher über Dinge, wie eine Auslandskrankenversicherung, etwas zu wenig Gedanken gemacht, bin aber durch College-Contact immer wieder auf wichtige Dinge aufmerksam gemacht worden, sodass alles reibungslos geklappt hat.
Nützlich war die Hilfestellung durch College-Contact auch bezüglich der Kurswahl an der Saint Mary's University, die vorab von Deutschland aus erfolgt. Ich bekam eine genaue Anleitung, wann und wie ich mich online für die Kurse zuerst freischalten und dann anmelden konnte. Ich habe in Halifax drei Kurse belegt, einen im Bereich Linguistik und zwei im Bereich kanadische Literatur. Probleme, in die Kurse hineinzukommen, hatte ich nicht, wohingegen Wirtschaftskurse an der Uni sehr begehrt sind, wie ich von anderen deutschen Studenten gehört habe.
Die Anzahl von drei Kursen würde ich weiter empfehlen, da man damit zwar ausgelastet ist, aber trotzdem noch genug Zeit hat, sich die Gegend anzuschauen und sich mit Leuten zu treffen. Inhaltlich haben mir alle drei Kurse gut gefallen. Da die Kurse an der Uni meist zwei Mal pro Woche statt finden, haben die Dozenten mehr Zeit auch auf jeweilige Hintergründe einzugehen. So zum Beispiel habe ich in einem Kurs, „Canadian Literature after 1920“, auch sehr viel über die Geschichte Kanadas und speziell auch Nova Scotias gelernt. Mein Linguistikkurs „Language, Culture and Society“ hat mir sehr gefallen, weil er anders aufgebaut war als die anderen Kurse. Es wurden keine Klausuren geschrieben. Stattdessen haben wir viele kleinere Aufgaben bearbeitet und Essays geschrieben, die dann am Ende alle in die Note eingingen. Meine Dozenten waren sehr hilfsbereit und interessiert. Da ich die einzige Deutsche in allen meinen Kursen war, wurde ich oft nach meiner Meinung zu bestimmten Themen gefragt, da die Dozenten davon ausgingen, dass ich als Europäer anders über viele Dinge denke (Es könnte sein, dass dies aber an meinen Kursen lag und in anderen, zB wirtschaftlichen Kursen nicht so ist).
Gewohnt habe ich in einer „Senior Suite“ im Studentenwohnheim (Vanier Residence) der Uni. Ich hatte diese Unterkunftsmöglichkeit gewählt, da ich schon vor dem Antritt meines Aufenthaltes in Kanada die Sicherheit haben wollte, gut untergebracht zu sein und nicht erst vor Ort eine Wohnung suchen wollte. Generell würde ich sagen, dass diese Unterkunft Vor- und Nachteile hat. Einerseits ist zu sagen, dass die Unterbringung im Wohnheim sehr teuer ist (ca. 2700 $ pro Semester ohne Verpflegung) und einem dafür relativ wenig geboten wird. Mit mir haben zwei weitere Mädchen in der „senior suite“ gewohnt. Zusammen haben wir uns ein Bad und eine Küche geteilt. Die Küche war leider sehr spärlich eingerichtet und so mussten wir Geschirr, einen Topf und eine Pfanne und alles andere, was man so in einer Küche braucht selber kaufen. Ebenso sind die Zimmer teilweise sehr klein und nur mit dem Nötigsten ausgestattet. Ein Punkt, der mich und meine Mitbewohnerinnen aber am meisten gestört hat, war, dass die Heizung oftmals ausfiel oder nur kaltes Wasser zum Duschen zur Verfügung stand. Etwas schade war auch, dass ich (wie viele andere Deutsche, die über College-Contact an die Saint Mary's University gekommen sind) nur mit Deutschen zusammen gewohnt habe. Das hat mich am Anfang sehr gestört, da ich nach Kanada gekommen war, um mein Englisch zu verbessern. Im Nachhinein aber sehe ich es auch als Vorteil, dass ich mich zwei deutschen Mädchen zusammen gewohnt habe, da ich so immer jemanden hatte, der aus dem gleichen Kulturkreis wie ich kommt und der mich somit verstanden hat, wenn ich mit Gewohnheiten der Kanadier angeeckt bin.
Gut gefallen hat mir an der Unterbringung im Wohnheim, dass man auf dem Campus gewohnt hat und nicht einmal das Gebäude verlassen musste, um zu seinen Vorlesungen zu gehen. Außerdem hatte man im Wohnheim immer viele Leute um sich, die man besuchen konnte und mit denen man viel Spaß hatte. Mir hat das sehr geholfen. Während des gesamten Zeit hatte ich kein Heimweh. Außerdem hatte das Wohnen an der Uni den Vorteil, dass ich nie nachts alleine nach Hause gehen musste, weil meine Freunde auch im Wohnheim untergebracht waren und so den selben Heimweg hatten.
Am Wochenende kann man in Halifax in zahlreiche Discos gehen, die mir aber auf Grund der Musik (R'n'B, Hip-Hop, Charts) nicht so zu sagten. Dafür haben mir die vielen Kneipen und Bars „Downtown Halifax“ sehr gut gefallen. Zum Shoppen bietet sich die Halifax Shopping Mall (15-20 Minuten mit dem Bus) oder die Mic Mac Mall in Dartmouth (40 Minuten mit dem Bus) an. Im Sommer (auch an schönen Tagen im Frühling oder Herbst) ist es in den „Public Gardens“ Downtown (5 Minuten von der Uni) oder im „Point Pleasent Park“ (5 Minuten von der Uni, direkt am Meer) sehr schön.
Während meiner Zeit in Halifax habe ich mir sowohl Nova Scotia als auch die nähere Umgebung an der Ostküste angeschaut. In Nova Scotia hat mir vor allem Cape Breton mit seinem Indian Summer im Oktober sehr gut gefallen. Die Insel bietet eine tolle Landschaft und sehr nette Leute. Ich habe dort im „Broadwater Inn“ geschlafen, welches wohl die schönste kleine Pension ist, die ich je gesehen habe. Für einen 4-Tages-Trip habe ich mit drei weiteren Leuten ein Auto gemietet und wir haben die Ostküste Kanadas erkundet. Unsere Tour: St. John (New Brunswick), Quebec City (Quebec), Montreal (Quebec). Ich kann es nur weiterempfehlen, sich diese Städte anzuschauen, wenn man schon mal an der Ostküste ist, auch wenn ich beim nächsten Mal mehr Zeit einplanen würde.
Insgesamt bin ich sehr glücklich, wenn ich an meine Zeit in Kanada zurückdenke und wünsche allen, die auch nach Halifax möchten, eine tolle Zeit dort. Genießt es.