7 Jan
Erfahrungsbericht von Christian M.

California State University San Marcos


Stadt: San Marcos (CA)
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2010 bis 12/2010

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Zu allererst sei erwähnt, dass ich jedem, der sich für ein Semester an der Cal State San Marcos entschieden hat, rate, sich auf keinen Fall mit dem Ablegen einer Englischprüfung (TOEFL oder IELTS) vorab Geld und Zeit rauben zu lassen. Der Eignungstest in der ersten Woche ist wirklich nicht der Rede wert und wohl hauptsächlich darauf ausgelegt, die asiatischen Studenten, deren Englisch teilweise nicht mal Grundschulniveau hat und die ca. 95% der ALCI-Studenten ausmachen, einordnen zu können.

Aber alles der Reihe nach. Meine Erfahrungen beziehen sich auf das Fall Semester 2010. Die Cal State San Marcos ist eine recht junge Uni und für amerikanische Verhältnisse mit mittlerweile gut 10.000 Studenten recht klein. Dementsprechend neu und in gutem Zustand sind die Gebäude und das Equipment. Fußlahm sollte man auf keinen Fall sein, denn es gibt eine Menge Treppen zu besteigen auf dem Campus, wenn man von A nach B kommen will.
Die Stadt San Marcos fällt in den USA wohl in die Kategorie „Kleinstadt“. Eine Kleinstadt mit 80.000 Einwohnern. Allerdings sollte man sich bewusst machen, dass Südkalifornien und San Diego County ein riesiges Konglomerat von Menschen und Straßen ist. D.h. dass man, egal wo man hinfährt, immer Häuser und Straßen um sich hat. Würde es keine Beschilderung geben, die einem mitteilt, dass mit dem Schild das Gebiet einer weiteren Stadt beginnt, man würde nicht merken, dass man soeben eine andere Stadt verlassen hat.
In San Marcos an sich gibt es nicht viel zu tun, außer von einem Fast Food Lokal zum nächsten zu rennen. Außerdem gibt es noch ein Kino und einige kleine Kneipen. San Marcos ist keine klassische Studentenstadt. Es ist deshalb ratsam, sich entweder ein Auto anzuschaffen oder schnell jemanden kennen zu lernen, der einen fahrbaren Untersatz sein eigen nennt. Alternativ gibt es Busse und den Sprinter, eine Bahn, die Richtung Küste und zurück gondelt, die ihrem Namen aber nicht gerecht wird. In den Abendstunden helfen aber auch die nicht mehr, um irgendwo hinzukommen. Generell fährt in San Marcos niemand mit dem Bus, wenn er denn nicht unbedingt muss.
Ich habe San Marcos und Umgebung als eine sehr sichere Gegend empfunden und bin auch öfter mal des Nächtens allein nach Hause gelaufen.

Zur Wohnsituation: Es besteht die Möglichkeit, in den Dorms der Uni unterzukommen. Die Zimmer sind allerdings vergleichsweise teuer für das, was man geboten bekommt. Entscheidet man sich für ein Zimmer in den Dorms, muss man obendrein die komplette Zeit im Voraus zahlen. Ich hatte mich entschieden, bei einer Gastfamilie zu leben. Dafür habe ich die Hilfe einer Homestay Agency in Anspruch genommen (www.homestayservices.com), wobei es mir wichtig war, so nahe wie möglich zur Uni zu wohnen. Außerdem entledigte ich mich damit des Problems, wie ich vom Flughafen nach San Marcos komme, weil auch ein Abholservice von Seiten der Homestay Agency angeboten wird (Achtung, gilt nur für den Flughafen San Diego, nicht Los Angeles!). Ich hatte sieben oder acht Wohnmöglichkeiten zur Auswahl und habe mich für die am nächsten zur Uni gelegene entschieden. An dieser Stelle möchte ich jedem raten, die Entfernungen vor Ort nicht zu unterschätzen! Wer kein Auto hat sollte wirklich schauen, dass er nah zur Uni wohnt (als Anhaltspunkt: Ich habe in der Avenida Ortega gewohnt und habe gut 15 Mins zu Fuß gebraucht). Wer sich für ein Fahrrad entscheidet, dem sei gesagt, dass die Gegend ungemein bergig ist, auch wenn es auf Google Street View nicht so aussieht. ;)

Entscheidet man sich für ein Auslandssemester in San Marcos, ist man nicht direkt an der Uni immatrikuliert, sondern man besucht auf dem Papier das American Language and Culture Institute (ALCI) der Cal State. Man ist quasi ein Sprachstudent. Die Einführungswoche beginnt mit dem anfangs erwähnten English Placement Test. Wer einigermaßen Schulenglisch kann, sollte den Test problemlos bestehen. Besteht man den Test in der höchsten Kategorie (Level 106), qualifiziert man sich dafür, theoretisch alle Kurse, die die Uni anbietet, über das Open University Program belegen zu können. Je schlechter man in dem Test abschneidet, desto eingeschränkter ist man in der Kurswahl. Außerdem muss man dann obendrein noch Englischkurse des ALCI belegen. Aber wie erwähnt, der Test ist nicht schwer. Ausnahmslos alle Studenten aus Europa haben Level 106 erreicht.
Die Kurse der Uni sind für Undergraduates in die Kategorien 100, 200, 300 und 400 eingeteilt. Interessant für jemanden, der seine Kurse in Deutschland anrechnen lassen will, sind wohl nur die 300er und 400er Kurse. Die 100er und 200er Kurse sind teilweise das, was man in Deutschland in der Oberstufe macht.
Wie ich schrieb, kann man theoretisch alle Kurse belegen. Da man aber offiziell ein ALCI-Student ist, muss man die Kurse in den ersten beiden Wochen „crashen“. D.h. dass man bei der ersten Veranstaltung des Semesters beim Prof vorstellig wird und ihn fragt, ob man den Kurs belegen darf. Ich hatte keine Probleme, in meine Kurse zu kommen. Auch wenn die Kurse offiziell schon voll sind, nehmen die Profs eigentlich immer noch Leute auf. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert, sich vorab zu informieren, welche Kurse man belegen möchte und dann die Professoren direkt per Mail zu kontaktieren. Ich habe das gut 4-5 Wochen vor Semesterbeginn gemacht und alle haben positiv geantwortet. Mit diesem Wissen in der Hinterhand ist es auch einfacher dem ALCI-Staff klarzumachen, dass man bestimmte Kurse belegen will und auch schon eine Zusage hat. Man sollte sich auf keinen Fall von ihnen sagen lassen, was man belegen darf und was nicht (gesetzt den Fall, man hat den Englischtest uneingeschränkt bestanden). Schlussendlich entscheidet immer der Prof, wer in den Kurs darf und wer nicht!

Alle meine Kurse waren 400er Kurse (Consumer Behavior, Marketing Research, Human Resource Management). Als International Student muss man mindestens 12 Units belegen. 300er Kurse haben in der Regel 3 Units, 400er Kurse 4 Units. Dementsprechend stellt man sich seinen Plan zusammen. Wer nun denkt, dass drei Kurse für ein Semester ein Witz sind, dem sei gesagt, dass man sich ganz schnell vom deutschen Studentendenken verabschieden sollte. Ich habe mich bei den Kursen irgendwie in meine Schulzeit zurückversetzt gefühlt. Das heißt Anwesenheitskontrolle, Hausaufgaben und Referate im Überfluss. 15 Assignments, 19 Quizzes, 7 Exams, 4 Papers, 3 Referate. Für drei Kurse. Klingt eine Menge, ist es auch. Allerdings ist da doch mehr Quantität statt Qualität gefragt (zumindest aus der Sicht eines Studenten einer deutschen Hochschule). Das Niveau des Lehrinhalts s ist meiner Meinung nach deutlich niedriger als an deutschen Unis.
Ein Unterschied zum deutschen Studentenleben ist auch, dass sich die Kurse an Textbooks klammern, die man parallel zu den Kursen lesen muss und die dann in (online) Multiple Choice Quizzes abgefragt werden. Bescheuert, muss man aber durch (wobei ich nicht wirklich viel gelesen habe, aber trotzdem ganz OK durchgekommen bin). Ärgerlich auch hier die hohen Preise für die Bücher. Man sollte auf keinen Fall die Bücher vor Ort erwerben, sondern lieber im Internet nach billigeren Varianten suchen. Ich habe z.B. statt $150 nur $50 bezahlt, weil ich die International Edition eines Buches gekauft habe, die komplett denselben Inhalt hat, aber mit einem anderen Cover ausgestattet ist und eben als „International Edition“ gelabeled wurde.

Auf dem Campus gibt es eine sehr gut ausgestattete Bibliothek, ein Starbucks, einen Buchladen, einen University-Store, in dem man universitätseigene Klamotten erwerben kann, eine (überteuerte) Cafeteria und einen kleinen Supermarkt. Unweit des Campus’ befindet sich ein großer Supermarkt und weitere Gelegenheiten zur fettigen Nahrungsaufnahme.
Außerdem hat die Uni ein eigenes Gym. Normalerweise muss man als ALCI-Student eine Gebühr von ca. $80 Dollar pro Semester zahlen, um es nutzen zu können. Man kann dies aber umgehen, wenn man sich 1.) erst anmeldet, wenn man offiziell für alle Kurse zugelassen ist und damit im System der Uni vorhanden ist und 2.) in den Abendstunden vorbei schaut, um sich das erste mal anzumelden, da in der Zeit wohl der Chef nicht mehr da ist und niemand weitere Fragen stellt. So habe ich mein Geld gespart, nachdem ich beim ersten Versuch nach der Kohle gefragt wurde und dankend abgelehnt hatte. ;)

Zum Uni-Leben sei noch gesagt, dass man auf jeden Fall im Global Office vorbei schauen sollte. Dort trifft man auf eine Menge anderer internationaler Studenten, die nicht über das ALCI in San Marcos sind. Und es gibt öfter mal ein paar Snacks und Kaffee für lau. Mit dem ALCI werdet ihr erfahrungsgemäß nach der ersten Woche nicht mehr viel zu tun haben.

Von San Marcos aus kommt man recht gut an alle interessanten Orte in Südkalifornien (wenn man denn motorisiert ist). Am Strand von Oceanside ist man in gut 20 Minuten, in Downtown San Diego in 50 Minuten und in Los Angeles, je nach Verkehrslage, in 1,5-2 Stunden. Nach Las Vegas braucht man ca. 5-6 Stunden. Besonders San Diego ist am Wochenende für abendliche Unternehmungen mit seinen vielen Clubs und Bars sehr zu empfehlen. Viele Clubs verlangen aber eine nicht unbedingt preiswerte Cover Charge. Um die $25 können dabei schon mal drauf gehen, nur um in die Lokalität rein zu kommen. Wer nicht ganz so weit fahren will und nicht so viel zahlen möchte, findet auch in Encinitas und Carlsbad ein anständiges Nachtleben vor. Was man wissen sollte: Alle Lokalitäten machen um Punkt 1:30 Uhr die Schotten dicht und Alkohol auf offener Straße ist strengstens verboten. Auch im Auto darf kein Alkohol offen mitgeführt werden.
Auf jeden Fall sollte man einmal am Laguna Beach gewesen sein, der als einer der schönsten Strände in Kalifornien gilt.

Auch wenn es in Kalifornien nicht wirklich Winter wird, sollte man sich ein paar wärmere Sachen einpacken. Ab Mitte/Ende November wird es doch merklich kühler, wenn die Sonne untergegangen ist.

Ein monetärer Tipp: Die Deutsche Bank ist Partnerbank der Bank of America, die man an jeder Ecke findet und an der man gebührenfrei Geld abholen kann, wenn man Kunde der Deutschen Bank ist.

Kurz zum Bewerbungsprozess: Viel Papierkram, aber grundsätzlich gilt: Wer den Spaß bezahlen kann, der darf mitmachen. ;) Man sollte sich rechtzeitig um ein Visum bemühen und sich hier auf keinen Fall von den ganzen Horrorgeschichten im Internet abschrecken lassen. Das s.g. „Interview“ dauert ca. 3 Mins. Bei Fragen im Bewerbungsprozess, die zwangsweise Aufkommen, hat mir College-Contact immer umgehend Auskunft erteilt. Danke dafür!

Rückblickend bereue ich auf keinen Fall, dass ich mich für San Marcos entschieden habe. Wenn man keine Probleme damit hat, an einer Uni zu studieren, die keinen klassischen Campus hat sondern eher eine Commuter-Uni ist, ist San Marcos uneingeschränkt zu empfehlen. Außerdem trifft man an der Cal State San Marcos auf vergleichsweise wenig deutsche Mitbürger. Von anderen Unis in Kalifornien habe ich wahre Horrorgeschichten über die Masse an deutschen Studenten gehört. Nicht, dass ich was gegen deutsche Studenten hätte, aber um von meinen Landsleuten umgeben zu sein, muss ich nicht über 9.000 km weit reisen. ;)