9 Jan
Erfahrungsbericht von Carolin W.

Brock University

Hochschule: Brock University
Stadt: St. Catharines
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Literaturwissenschaften, Anglistik / Amerikanistik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2011 bis 12/2011

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich habe im Zeitraum September bis Dezember 2011 ein Auslandssemester an der Brock University in Kanada absolviert und muss sagen: es war ein voller Erfolg.

Über einen entfernten Bekannten hatte ich von College Contact gehört und beschloss, mich dort einfach mal unverbindlich zu informieren. Da ich gerne nach Kanada wollte, versorgte mich College Contact mit Informationen über diverse kanadische Universitäten. Aufgrund der bisheringen Erfahrungsberichte und der zentralen Lage entschied ich mich für die Brock University. Ich wollte gerne auch durchs Land reisen und in der Umgebung gibt es einfach viele Städte und Orte, die man sich anschauen kann (Niagara Falls, Toronto, Montreal,...) . Wer allerdings auf Bären, Elche und wilde Natur aus ist, ist wahrscheinlich mit dem Westen Kanadas besser beraten. Landschaftlich war ich von der Umgebung etwas enttäuscht, man darf also nicht zu viel erwarten.

Der Bewerbungsvorgang verlief reibungslos. Die Mitarbeiter von College Contact standen jeder Zeit für Fragen zur Verfügung und haben alle wichtigen Informationen bereit gestellt. Für Die Bewerbung braucht man ein Motivationsschreiben, aber keinen TOEFL test. Nach Erhalt der Zusage setze sich das International Office der Brock mit mir in Verbindung und es wurde eine Gruppe auf Facebook gegründet, wo man schon vorab andere Austauschstudenten kennen lernen konnte.

Als sehr hilfreich stellte sich für mich das sog. „Guide Program“ der Brock University heraus. Dabei bekommt man bei Interesse einen Studenten zugewiesen, mit dem man schon vorher Kontakt aufnehmen kann und der/die einem bei allen Fragen zur Verfügung steht. Mein „Brock buddy“ war sehr nett und hat mir schon vor meiner Ankunft und auch vor Ort bei der Wohnungssuche geholfen. Wir haben das ganze Semester über viel zusammen unternommen und über ihn habe ich auch viele Kanadier kennen gelernt.

Was die Wohnungssuche angeht empfehle ich, vor Ort zu suchen. Man kann sich die zimmer einfach selbst ansehen und es sind auch viele Angebote vorhanden. Ich fand schließlich ein Zimmer direkt am Pen Center, was sich als totaler Glücksfall herausstellte. Die Busanbindung von dort aus ist für St. Catharines sehr gut und man kann jeder Zeit einkaufen gehen, was von unschätzbarem Wert ist. Das Bus System lässt nämlich insgesamt leider zu wünschen übrig. Die Busse fahren nicht allzu oft und gerade abends fahren sie z.T. gar nicht mehr. Dafür sind die Busfahrer ausgesprochen freundlich. Zum Ausgehen gibt es downtown einige Clubs, die auch recht gut sind, auch wenn die Musik überall die gleiche ist (Top 40).

Die Uni selbst hat mir sehr gut gefallen. Es handelt sich um einen Campus, wo alles an einem Ort und schnell zu finden ist. Die Gebäude sehen neu aus und sind in gutem Zustand. Alle sind sehr hilfsbereit. Auf dem Campus gibt es auch ein Fitnessstudio, ein Schwimmbad und einen Club (Isaaac's), wo man immer Donnerstags feiern kann. Die Bibliothek ist immer gut besucht, da es immer etwas zu tun gibt, aber ich konnte immer einen Platz finden. Im Erdgeschoss gibt es ein Cafe und Getränke und snacks am Arbeitsplatz sind erlaubt. Etwas nervig war, dass ich z.T. Probleme mit der Internetverbindung hatte, die immer wieder abgebrochen ist, aber ich gehe mal davon aus, dass es sich dabei eher um ein vorübergehendes Problem gehandelt hat.

Im Gegensatz zu Deutschland muss man sich an der Brock (und ich denke auch an andern kanadischen Unis) auf einen höheren Workload einstellen. Ich habe 3 Kurse belegt (das machen die meisten internationalen Studenten, kanadische belegen normalerweise 5) und das hat mir auch gereicht. Man hat ständig sogenannte Assignments (das waren bei mir i.d.R. Essays und Paper), dazu midterm exams in der Mitte des Semesters und final exams, die zu unterschiedlichen Prozentpunkten zählen und aus denen sich hinterher die Endnote ergibt. Das heißt, man hat eigentlich immer was zu tun und gerade in der zweiten Hälfte des Semesters war ich auch am Wochenende in der Bibliothek. Das ist etwas schade, da einem nicht viel Zeit für längere Unternehmungen bleibt. Wer wirklich ein bisschen reisen will, sollte das wie ich vor Beginn des Semesters oder für hinterher einplanen.

Mit meinen Kursen selbst war ich insgesamt sehr zufrieden. Ich habe Veranstaltungen aus dem Bereich „English language and literature“ belegt. Besonders gefallen hat mir der Kurs „Reporting and News Writing for Mass media“, in dem man z.B. Zeitungsartikel schreibt und Leute interviewt. Der Dozent, ein Journalist, war sehr nett, es gab interessante Diskussionen und einen Kurs wie diesen gibt es an meiner Universität nicht. Darüber hinaus habe ich „Speculatie Fiction“ belegt, ganz interessant, aber viel Arbeitsaufwand, und „Young people's literature until 1914“. Letzteres hat viel Spaß gemacht und der Kurs war bei allen sehr beliebt, auch wenn dort viel Wert auf formvollendetes Essay-writing gelegt wurde, was für mich dann doch eher ungewohnt war.

Was die Kosten angeht ist Kanada leider recht teuer. Lebensmittel kosten mehr als in Deutschland, allerdings sind die Portionen auch größer. Da die Busse oft ungünstig oder gar nicht mehr fahren, ist man gerade abends immer aufs Taxi angewiesen. Alkohol ist teuer und nicht im Supermarkt zu kaufen. Es gibt den „Beer Store“ für alle möglichen Biergetränke (Nähe Pen Center) und für alles andere den „LCBO“. Sehr teuer sind leider auch die Bücher für die Kurse. Die Bibliothek hat so gut wie keine Textbooks, d.h. Man muss alles selber kaufen und selbst wenn man gebrauchte Bücher ergattert sind die Preise noch recht saftig. Ich habe ca. 200 Dollar ausgegeben und hatte damit noch Glück. Es gibt Bücher, die allein schon 150 Dollar kosten.

St. Catharines selbst ist nicht besonders groß. Für Einkaufsmöglichkeiten geht man üblicherweise ins Pen Center (Shopping Mall) und zum feiern downtown. Toronto ist mit dem Bus ca. 1 ½ Stunden entfernt und die Busse dorthin fahren auch regelmäßig mehrmals am Tag. Eine Fahrt kostet ca. 15 dollar, wenn man die Rückfahrt gleich mit dazu kauft ist es insgesamt günstiger. Kauft man die Karten direkt am Terminal und nicht online, sind die Tickets 2 Monate lang gültig, egal zu welcher Zeit und an welchem Tag. Toronto ist meiner Meinung nach eine sehr schöne Stadt und ein Besuch dort lohnt sich immer.

Insgesamt war mein Auslandssemester eine tolle Erfahrung und ich bin froh, dass ich mich für Brock entschieden habe. Ich habe viele neue Leute aus ganz verschiedenen Ländern kennengelernt und viel über andere Kulturen und Sichtweisen gelernt. Darüber hinaus war es mir aber auch wichtig, auch Kanadier kennenzulernen, und das war überraschend einfach. Meine Mitbewohnerinnen waren alle Kanadier und haben mich überall hin mitgenommen und ihren Freunden vorgestellt. Die Kanadier sind meiner Meinung nach auch sehr offen und auch in meinen Kursen habe ich sofort Anschluss gefunden, obwohl ich dort die einzige Austauschstudentin war. Ich kann so ein Auslandssemester wirklich sehr empfehlen und wäre gern noch länger geblieben.