22 Jul
Erfahrungsbericht von Carina B.

Riga Stradins University

Stadt: Riga
Land: Lettland
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Medizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 01/2011 bis 12/2016

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Hallo liebe Leser,

ich bin Carina, zwanzig Jahre alt, habe das erste Semester Medizin an der Riga Stradins University abgeschlossen und würde euch nun gerne von meinen Erfahrungen berichten.

Vor einem guten halben Jahr, Mitte Dezember 2010, erfuhr ich, dass es geklappt hatte und ich nun bald mein Medizinstudium an der Riga Stradins University würde aufnehmen können. Natürlich war ich erst mal total aus dem Häuschen und auch richtig aufgeregt, denn das hieß, dass ich wohl nach Lettland würde umsiedeln müssen.

Ende Januar also stand ich dann auf gepackten Koffern und stürzte mich ins Abenteuer!

Ich flog eine Woche vor dem offiziellen Studienbeginn hin. In dieser Woche lernte ich zuerst meine mir von der Uni zugewiesene Mentorin kennen (eine richtig richtig freundliche Lettin, zu der ich immer noch Kontakt habe!) sowie ein paar weitere Kommilitonen und nicht zuletzt standen die von der Uni organisierten Orientierungstage an. Inklusive Stadtführung, Uniführung, Ansprache, etc. eine ganz gute Sache zum Einfinden. Danach ging es schon bald mit dem richtigen Studium los.

Riga als Stadt an sich ist ganz hübsch, es gibt sehr viele gepflegte Parkanlagen, eine nette kleine Altstadt und viele alte Gebäude mit geschwungenen Bögen, Toren, etc..

Der Februar war bis jetzt der kälteste Monat, den ich dort erlebt habe, im Juni waren es dann aber auch mal bis zu 30 Grad und man konnte im Bikini am Strand liegen. Allgemein kam es mir so vor, als würde es insgesamt aber viel weniger regnen als in Deutschland.

Wir begannen im Sommersemester (Ende Januar bis Mitte Juni) mit über 80 neuen Studenten aus vielen verschiedenen Ländern. Mit dabei sind Schweden, Norweger, Finnen, Spanier, Portugiesen, eine Niederländerin und eine Belgierin und last but not least natürlich auch Deutsche. Der Unterricht findet in Englisch statt.

Meine Fächer im ersten Semester waren: Molecular Biology, Anatomy, Physics, Chemistry, Latin, Latvian, Intercultural Relations, Legislation, Ethics, Cell biology und First aid. Zu den größeren Fächern (Biology, Anatomy, Chemistry) finden jeweils einmal in der Woche Vorlesungen statt, die allerdings keine Pflichtveranstaltungen sind. Ansonsten gibt es immer Unterricht in Kleingruppen. In meiner Gruppe waren wir zehn Leute, das fand ich super! In anderen Gruppe dagegen sind so weit ich weiß allerdings bis zu 15 Leute. Bei dem Unterricht in Kleingruppen gibt es eine Anwesenheitspflicht und es finden auch regelmäßig Tests oder Colloquien statt. Für diese hat man übrigens nur zwei Versuche! Mit Lernen geht aber irgendwie fast alles.

Die meisten Fächer werden in der Uni unterrichtet, First Aid findet im Krankenhaus statt und Anatomy und Cell Biology im sogenannten Anatomicum. Dort kann man sich zum Üben der Anatomy auch menschliche Knochen ausleihen und das hilft oft mehr als ein Anatomieatlas.

Der Unterricht beginnt durchschnittlich um 9, manchmal auch früher oder später und kann bis 18 Uhr gehen. Dazwischen hat man dann aber meistens ein paar Stunden Pause und es ist auch nicht jede Tag so lange Uni.

Die Universität hat auch eine eigene Bibliothek. Dort kann man Bücher ausleihen, kostenlos das Internet benutzen und gegen ein wenig Geld auch etwas ausdrucken und kopieren.
Briefe, die man mit der lettischen Post nach Deutschland schickt, kommen innerhalb weniger Tage an, bei Päckchen kann es etwas länger dauern. Päckchen oder Pakete die von Deutschland aus nach Lettland verschickt werden brauchen meiner Erfahrung nach aber noch länger, z.T. über eine Woche.

Am Anfang habe ich noch im Hostel Green Apple gewohnt, auf die Dauer wäre das für mich allerdings nichts. Mittlerweile wohne ich mit zwei Kommilitonen in einer netten Wohnung 10 Minuten Fußweg vom Zentrum entfernt und keine 15 Minuten Busfahrt zur Uni.

Freizeit und Ausflugsmöglichkeiten gibt es viele: Zum Weggehen gibt es einige Bars und Discos. Man muss aber dazu sagen, dass im Sommer in der gesamten Altstadt viel mehr los ist als im Winter. Im Sommer kann man tatsächlich mal ein paar deutschsprechende Urlauber treffen. Ansonsten ist auch das Meer nicht weit entfernt, ca. zwanzig Minuten Zugfahrt von Rigas Bahnhof aus, ist man in Jurmala, einer kleinen Stadt direkt an der Ostsee. Auch hier gilt: Touris sind nur im Sommer da, im Winter ist der ganze Strand und das Meer so weit man sehen kann eingefroren und man kann sogar drauf laufen. Die Uni hatte weiterhin noch einen Ausflug nach Tallinn geplant, an dem ich teilgenommen habe und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich ungefähr 20 Minuten außerhalb Rigas Paintball gespielt. Es gibt auch einige Museen und gute Restaurants in der Stadt. Außerdem gibt es ein Kino mit englischen Filmen und mehrere Shoppingcenter. Und Fitnessstudios gibt es eine ganze Menge!

Am Ende des Semesters standen dann die Endexamen an und es war wirklich nicht ohne was man dafür können musste.Trotzdem war alles irgendwie machbar, wenngleich die Zeit vor den Examen auf jeden Fall die stressigste ist.

Ab und zu habe ich natürlich auch mal Heimweh, dennoch habe ich meine Entscheidung bis heute nicht bereut und bin ganz glücklich dort drüben. Außerdem habe ich viele neue Freunde gewonnen, müsste in Deutschland mittlerweile sechs Jahre auf einen Studienplatz warten und ein Wechsel in die Heimat in einem späteren Semester ist keine unmögliche Sache.

Fazit: Traut euch!