7 Feb
Erfahrungsbericht von Benjamin S.

Saint Marys University

Stadt: Halifax
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Astronomie
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2011 bis 12/2011

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich habe von August bis Dezember 2011 ein Auslandssemester in Kanada absolviert. Insgesamt dauert ein Semester dort vier Monate, wobei der letzte Monat jedoch vorlesungsfrei gehalten wird, da während dieser Zeit die Abschlussexamen stattfinden. Die Universität meiner Wahl war die Saint Mary’s University (SMU) in Halifax (Provinz Nova Scotia, an der Atlantikküste) in Kanada. Hier in Deutschland studiere ich Physik (Master of Science), daher habe ich auch für mein Auslandssemester grundsätzlich naturwissenschaftlich orientierte Kurse gesucht. An der SMU habe ich meinen Schwerpunkt im Bereich Astronomie mit zwei Kursen gelegt. Ein weiterer Kurs war im Fachbereich Physik (drei Kurse sind das Minimum für Vollzeitstudenten) angesiedelt.

Die Idee für ein Auslandssemester in Kanada kam mir bereits während des Bachelorstudiums. Doch zu der Zeit habe ich mich grundsätzlich und auch fachspezifisch noch nicht für ein Semester im Ausland bereit gefühlt. Zu Beginn des Masterstudiums habe ich dann mit der Planung (etwa neun Monate vor geplantem Start in Kanada) begonnen. Meine Motivation war vielfältiger Natur. Zunächst ist Kanada ein Land, das ich sehr bewundere und schon immer einmal sehen wollte. Dazu kommt auch, dass ich eine andere Sprache und Kultur einmal richtig erleben wollte. So etwas kann man nicht aus Büchern lernen. Als Student bekommt man einiges an Unterstützung bei der Planung und Durchführung eines Auslandssemesters. Daher wollte ich dieses unbedingt noch vor Beendigung meines Masterstudiums absolvieren. Ich habe mir zum einen eine Vertiefung meines Fachwissens und Erweiterung meines Horizontes und zum anderen eine signifikante Verbesserung meiner Englischkenntnisse davon versprochen.

Ich habe lange im Internet nach eventuellen Instanzen, welche bei der Organisation helfen können gesucht und bin dann auf College Contact (CC) gestoßen. Diese Seite hilft bei der Wahl der Universität, bei der Kontaktaufnahme mit dieser und auch bei vielen weiteren organisatorischen Dingen. Der Service ist für den Studenten vollkommen kostenlos. Im außereuropäischen Ausland staunt man bei einem Blick auf die Studiengebühren der Universitäten auch nicht schlecht. Nun habe ich alle kanadischen Partneruniversitäten von CC im Hinblick auf Kurswahl, Zulassungsbestimmungen und auch den anfallenden Studiengebühren untersucht. Diese lagen grundsätzlich für Kanada bei 5000$ aufwärts pro Semester. Die SMU in Halifax hingegen nimmt die Gebühren pro Kurs (1100$). So konnte ich selbst festlegen, was ich finanziell zu stemmen in der Lage war. Auch ein TOEFL Test war für diese Universität nicht notwendig (das war kein Kriterium für mich, jedoch hat es die Organisation weiter vereinfacht).Für einen Aufenthalt in Kanada kürzer als sechs Monate ist kein Visum notwendig.

Die Wohnungssuche in Kanada hat sich als eher schwierig herausgestellt. Aufgrund meiner Erfahrungen in Deutschland wollte ich lieber in einer WG in der Stadt dort wohnen und habe auch einige Angebote von der SMU diesbezüglich erhalten. Jedoch stellte sich nach einigen Emails schnell heraus, dass die meisten Angebote Studenten für mindestens ein Jahr suchen und sich für sie der Stress bei nur vier Monaten Aufenthalt nicht lohnen würde. Zusätzlich wäre ich verpflichtet gewesen einen Nachmieter zu finden. So habe ich mich entschieden, mich für ein Zimmer auf dem Campus der SMU zu bewerben. Da ich vorher eine WG gesucht habe, kam meine Bewerbung relativ spät und ich musste am Nachrückverfahren teilnehmen. Jedoch habe ich schließlich ein Zimmer für vier Monate in einer der Residenzen bekommen. Mit 2900$ für diese Zeit war dies jedoch noch erheblich teurer als selbstorganisiert in der Stadt zu wohnen.

Der Vorteil der Residenz ist natürlich, dass man wahnsinnig nahe am Studentenleben ist und sozial perfekt eingebunden wird und Anschluss findet. Zudem sind natürlich auch die Wege zu den Vorlesungen nur minutenlang. Von daher war ich grundsätzlich mit der Möglichkeit auf dem Campus zu wohnen zufrieden. Eine Krankenversicherung habe ich zuvor in Deutschland (etwa 150€ für die gesamte Zeit) abgeschlossen. Mit einer Bestätigung dieser wurde man bei der SMU von der Pflichtkrankenversicherung (von 900$!) befreit. Dies ist also eine absolut empfehlenswerte Vorgehensweise. Spezielle Impfungen für Kanada sind nicht notwendig, es reicht auf dem aktuellen Deutschen Standard zu sein.

Zur Finanzierung ist zu sagen, dass ich in großen Teilen auf das Auslandsbafög gesetzt habe. Zwar wird das nur monatlich ausgezahlt, man muss also die gesamten Studiengebühren und die Kosten für das Wohnheim vorstrecken, aber das Bafög deckt einen großen Teil der Studiengebühren, eine Reisekostenbeteiligung und auch einen Großteil der monatlichen Lebenshaltungskosten ab. Damit war der Großteil der Kosten abgedeckt, auch wenn ich erst vor Ort in Kanada wissen konnte wie hoch die Lebenshaltungskosten wirklich sind. Lebensmittel sind dort erheblich teurer (z.B. 2$ für 1L Milch). Dies relativiert sich durch die höheren Löhne in Kanada, jedoch hat man davon als Student leider nichts. Alles in allem war es aber doch gut möglich sich dort gesund und preisbewusst zu ernähren.

Mein Alltag an der SMU hat sich nicht deutlich von dem in Deutschland unterschieden. Morgens um 10 musste ich in den Vorlesungen sitzen, nachmittags und abends Aufgaben erledigen und lernen. Grundsätzlich war das System an der SMU aber eher verschult. Es mussten wöchentlich Aufgaben abgegeben werden, deren Bewertung einen guten Teil der Abschlussnote ausgemacht hat. Dies hat den Vorteil dass die Abschlussprüfungen nicht mehr die gesamte Note ausmachen und nicht so ein großer Druck erzeugt wird. Allerdings habe ich es als Nachteil empfunden, stetig gezwungen zu sein für alle Fächer die Aufgaben rechtzeitig fertig haben zu müssen und mich nicht mal für eine Woche auf ein Fach konzentrieren zu können. Mitten im Semester gab es Zwischenprüfungen, die Midterms. Die waren besonders hart, da man neben dem normalen Vorlesungsbetrieb eigentlich kaum Zeit hatte speziell für diese zu lernen. An der SMU Astronomie zu studieren hat einen besonderen Vorteil. Die Universität verfügt über ein eigenes Observatorium, das den Studenten zugänglich gemacht ist. So konnte ich dort an mehreren Projekten arbeiten und auch einige Nächte dort einfach nur die Sterne und Planeten beobachten.

Meine schönsten Erlebnisse während meiner Zeit in Kanada waren die Wochenendtrips durch Nova Scotia. Dort gibt es eine wunderschöne Landschaft, unzählige Seen und sehr viel unberührte Natur. Vom International Center der SMU wurden auch viele kleine Trips organisiert und es wurde ein tolles Klima zwischen den internationalen Studenten geschaffen. Wir waren schon nach wenigen Wochen zu Freunden zusammengewachsen, da wir so viel miteinander erlebt haben. Obwohl ich zuvor viele Jahre Englisch in der Schule gelernt habe, hatte ich in den ersten Wochen doch noch Probleme die Muttersprachler zu verstehen und deutlich in angemessener Geschwindigkeit zu sprechen. Doch auch das hat sich sehr schnell geändert und am Ende der Zeit konnte ich problemlos alle verstehen und mich in Gespräche einbringen. Die Fähigkeit eine Sprache zu meistern entwickelt sich also rasend schnell wenn man gezwungen ist sie tagtäglich zu verwenden.

Grundsätzlich kann ich jedem das Erlebnis eines Auslandssemesters nur empfehlen. Man bekommt einen völlig anderen Blick auf sein Heimatland, man sieht einen neuen Teil der Welt und erlebt eine neue Kultur. Das alles waren einzigartige Erfahrungen für mich und hat die Zeit in Kanada zu einer der schönsten meines Lebens gemacht.