17 Feb
Erfahrungsbericht von Anna P.

Riga Stradins University

Stadt: Riga
Land: Lettland
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Medizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 09/2011 bis 08/2017

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Medizin studieren wollte ich eigentlich schon immer. Worüber ich mir aber nie wirklich im klaren war, war was das bedeuten würde. Natürlich weiß man schon irgendwoher, dass es kein leichtes studium ist, aber ich hatte keine konkrete vorstellung davon, worauf ich mich da eingelassen hatte. Natürlich habe ich vor dem studium in riga praktika gemacht, mich informiert usw, schließlich fasst man den entschluss, medizin zu studieren, auch nicht einfach so. Ich stand also kurz nach dem abi und war mir sicher, dass ich medizin studieren würde. Mit meinem schnitt von 2,1 war ich im grunde genommen zufrieden, mir war jedoch klar, dass es für einen studienplatz in deutschland nicht reichen würde.

Durch einen glücklichen zufall habe ich dann erfahren, dass es die möglichkeit gibt, medizin in riga zu studieren, und im gleichen zug, dass ich mich an college contact wenden kann. Das habe ich dann auch getan. Nach einem anruf bei college contact bekam ich alle notwendigen unterlagen für meine bewerbung per email zugeschickt. Nach einer scheinbar endlosen prozedur an sammelei von arztberichten, zeugnisübersetzungen, kopien, empfehlungsschreiben, motivationschreiben und passbildern war meine bewerbung nach etwa 2 wochen fertig, sodass ich sie an college contact senden konnte. Ich war ziemlich gespannt darauf, ob ich einen platz bekommen würde und fand es daher schon erleichternd von college contact zu hören, dass mit meiner bewerbung alles in ordnung war. Nach nicht allzu langer zeit erhlielt ich dann auch eine email mit der bestätigung, dass ich meinen studienplatz in riga sicher hatte.

Ich habe mich gefreut, als ich den platz bekommen hatte, aber nach dem ersten semester kann ich für mich persönlich sagen, dass mir alles zu schnell ging. Die entscheidung, medizin zu studieren, war keine falsche, aber nach dem abitur hätte ich mir zeit für mich nehmen sollen, evtl. ein auslandsjahr, oder zumindest das pflichtpraktikum von 2 monaten absolvieren sollen, da ich dieses jetzt in den ferien machen muss, und ich schon jetzt nicht so recht weiß, wo mir der kopf steht. Außerdem machte mir nicht nur das studium selbst, sondern auch die neue umgebung, und der ganze „lebenswandel“ sehr zu schaffen.

In riga angekommen erwartete mich zunächst eine gute zeit. Es war sommer, ich lernte schnell leute kennen, die ansprechpartner in der uni waren immer sehr hilfsbereit. Ich hatte glück mit meinen professoren, die im allgemeinen sehr freundlich waren und auch etwas deutsch sprachen. Das anfängliche heimweh überbrückte ich mit vielen dingen, die eher zweitrangig waren, nur nicht mit lernen. Wir fuhren nach jurmala an den strand, gingen in restaurants und bars in der altstadt, die wirklich schön ist. Zunächst war das auch nicht nicht dramatisch, da das studium zurückblickend relativ langsam ins rollen kam, und den studenten eine gewisse eingewöhnungsphase einräumte.

Was den lernstoff und die ansprüche an die studenten anging, wurden wir auch zunächst noch geschont. Mir persönlich viel es jedoch trotzdem sehr schwer, ins lernen reinzukommen, das heißt, sich wirklich hinzusetzen, und einfach zu lernen. Zu meiner eigenen verteidigung muss ich sagen, dass ich die ersten 2 monate in lettland in einem hotelzimmer wohnte, da es mehr als kompliziert war, in riga eine passende wohnung zu finden.

Was den studienort angeht bin ich jedoch froh, dass ich in riga „gelandet“ bin, da dort der zusammenhalt unter den studenten wirklich gut ist und lettland ein schönes land ist. Im hotel fand ich dann nicht wirklich zu einer arbeitsathmosphäre. Das hotel war nur einige minuten von der uni entfernt, ich ging am anfang noch zu jeder vorlesung, später größtenteils zu pflichtvorlesungen. Ich merkte schnell, in welche Fächer ich mehr, und in welche fächer ich weniger zeit investieren musste, um durch das studium zu kommen. Für am wichtigsten halte ich molekularbiologie und anatomie, da der lernstoff in diesen beiden fächern unmöglich nachträglich aufzuholen ist. Andere fächer wie lettisch, latein oder Zellbiologie sind natürlich nicht unwichtig, aber mit etwas aufmerksamkeit im unterricht ohne nächtliche lernstunden zu meistern.

Die zeit verging rasend schnell, und ich kam aus meinem lerntrott nicht raus, was mir später mehr stress bereitete, als zunächst gedacht. Anatomie zum beispiel ist ein interessantes fach, aber auch nur so lang, wie man es versteht und kontinuierlich lernt. Ab einem bestimmten zeitpunkt wurde die masse an lernstoff so groß, dass das verpasste kaum noch aufzuholen war. Und das nicht nur in einem fach. Ich erinnere mich an die erste anatomiestunde, nach der wir 2 wirbel bis zur nächsten woche auswendig lernen sollten. Ich fühlte mich völig überfordert und muss rückblickend sagen, dass das bezüglich des lernpensums noch „schöne zeiten“ waren.

Nachdem ich durch einige wichtige klausur durchgefallen war und sie dann nachschreiben mussten, andere klausuren hinzukamen und die zeit immer knapper wurde, kam wieder die verzweiflung, aber vor allem heimweh ins spiel. Ich musste lernen, mich auf freunde in riga zu verlassen, und es fiel mir schwer, wieder motivation zu finden, da ich bei -30 grad im winter auch noch krank wurde. Nachdem ich nun alle examen bestanden habe und einige tage zu hause verbracht habe, freue ich mich auf das 2. semester, was ich aber anders als das 1. angehen werde.

Mir ist klar geworden, dass ich diese studium wirklich will, und dass ich mit etwas mehr diszplin alles leichter überstehe. Ich weiß jetzt, dass ich, während andere arbeiten, lernen muss, weil das studium sonst nicht zu schaffen ist. Ich „wusste“ das von anfang an, aber erst jetzt weiß ich es wirklich. Ich bin froh, dass ich diese erfahrung für mich gemacht habe, da ich jetzt weiß, was ich in Zukunft besser machen kann.