28 Feb
Erfahrungsbericht von Anna Lena H.

University of Essex

Hochschule: University of Essex
Stadt: Colchester
Land: Großbritannien
Kontinent: Europa
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 10/2011 bis 12/2011

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Erfahrungsbericht : University of Essex

Im Frühjahr 2011 habe ich mich für ein Auslandssemester an der University of Essex in England entschieden, da ich dieses nahtlos in mein Bachelorstudium in Deutschland integrieren konnte. Das Herbsttrimester in England ist kürzer als ein deutsches Semester, daher habe ich drei Monate (Oktober bis Dezember) in England verbracht und konnte nach meiner Rückkehr sogar noch Klausuren an meiner Heimatuniversität schreiben.

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Die gesamte Bewerbung lief über College Contact und verlief ausgesprochen reibungslos und zügig. Alle notwendigen Unterlagen wurden mir von der Universität in England über College Contact zugesandt und alle Fragen meinerseits wurden noch am selben Tag (oder sogar binnen weniger Stunden) beantwortet, sowohl vom freundlichen College Contact Team als auch vom Study Abroad Office vor Ort. Die Zusage aus England kam schließlich ziemlich bald nachdem ich die Bewerbung abgeschickt hatte, so dass noch jede Menge Zeit zur Vorbereitung blieb. Kurz vor Semesterbeginn kam zudem ein Starterpaket mit vielen Infos und Tipps aus England an.


Anreise/Ankunft

Bevor das Trimester an der University of Essex begann, habe ich die Gelegenheit genutzt und schon ein paar Tage in London verbracht. Die Flugverbindungen von Deutschland aus dorthin sind wirklich gut und vor allem relativ günstig (z.B. mit Germanwings oder Ryanair nach Stansted). Der Flughafen Stansted liegt quasi auf halben Wege zwischen London und Colchester, außerdem gibt es für ca. zehn Euro regelmäßige Busverbindungen vom Flughafen direkt zur Universität. Ich habe mich direkt von London Liverpool Street Station aus mit dem Zug auf den Weg nach Colchester gemacht und war innerhalb von 50 Minuten dort. Am Bahnhof wurde am Anreisetag zwar ein Shuttleservice von der Uni angeboten, da der bereitgestellte Bus schon voll war und wir nicht warten wollten, haben wir einen normalen Linienbus genommen. Das war überhaupt kein Problem, weil die Students Union jemanden am Bahnhof bereitgestellt hatte, der uns alle Fragen beantworten konnte.

An der Uni angekommen herrschte auf den ersten Blick ein totales Durcheinander, da viele Studenten am gleichen Tag mit viel Gepäck ankamen und sich, ähnlich wie ich, nicht auskannten. Auch hier waren die Posten der Students Union wieder eine große Hilfe, so dass es kein Problem war das Accommodation Office zu finden, um den Schlüssel für mein Zimmer zu bekommen. Da man weder Küchenutensilien noch Bettdecke etc. gestellt bekommt, hatte ich vorher von Deutschland aus ein Grundset an Gebrauchsgegenständen (Teller, Besteck, Töpfe, Bettzeug, Handtücher...) für ca. 90 Euro online bestellt. Das stellte sich als sehr hilfreich heraus, denn während alle anderen in den ersten Tagen nur halb ausgestattet waren und sich alles einzeln kaufen mussten, stand bei meinem Einzug schon das komplette Paket in meinem Zimmer bereit.


Unterkunft

Ich habe mich für ein Zimmer im Wohnheim auf dem Campus entschieden, da das wirklich die günstigste und einfachste Variante ist. Mein Zimmer befand sich also in den North Towers direkt auf dem Unigelände, zwei Minuten Fußweg von den zentralen Squares entfernt. Ich hatte etwa zehn Quadratmeter mit Schreibtisch, Schrank und Bett in einer reinen Mädchen-WG. Die meisten Flats waren gemischt, aber es gibt die Möglichkeit, anzugeben, dass man nur mit Frauen bzw. Männern zusammenwohnen möchte. Die riesige Küche sowie zwei Duschen und drei WCs haben wir uns mit 14 Leuten geteilt. Richtig wohnlich war das nicht, aber wenn man sich ein bisschen eingerichtet hat, lässt es sich aushalten. Geputzt wurde zweimal wöchentlich von Putzfrauen, und auch um den Müll brauchten wir uns nicht zu kümmern, für sein Zimmer hingegen ist jeder selbst verantwortlich.
Da Fresher (Erstsemester) und Internationale bei der Vergabe der Zimmer in den Wohnheimen auf dem Campus bevorzugt werden, setzte sich unsere Flat sehr international (vor allem aus Chinesinnen und Bruneianerinnen) zusammen. Wirklich schade fand ich, dass sich diese meist auf ihren Muttersprachen unterhielten, weshalb ich froh war, dass ich noch zwei deutsche Mitbewohnerinnen hatte. Die meisten anderen Flats waren allerdings bunt gemischt, weshalb ich mein Englisch ausreichend trainieren konnte.

Das Leben in den Towers hat Vor- und Nachteile. Dadurch, dass immer etwas los ist, lernt man wirklich viele Leute kennen und findet immer was zu tun. Es ist erstaunlich, dass es wirklich jeden Abend irgendwo eine (Küchen-)Party gibt. Genau das ist zugleich auch der größte Nachteil, wenn man etwas lärmempfindlich ist: Die Türen und Fenster sind so dünn, dass man immer weiß, wo gerade eine Party steigt. Mit Ohropax ausgerüstet war das ganze aber nicht so ein großes Problem für mich.


Campusleben/Freizeit

Auf dem Campus findet generell das gesamte studentische Leben statt, man findet alles was man braucht: Ein Cafés, Bistros, Restaurants, Bars, drei (!) Diskotheken, ein kleiner Supermarkt, sowie die Bibliothek, eine Poststelle, ein Buchladen und vieles mehr. Für größere (und günstigere) Einkäufe muss man aber den Weg zum Tesco Superstore auf sich nehmen, der eine Busstation bzw. 20 Minuten Fußweg entfernt ist. Für die Wäsche findet man kleine Waschsalons auf dem Campus.
Partytechnisch lässt die Uni wirklich keine Wünsche offen, von Montags bis Samstags gibt es jeden Tag Parties, egal ob privat, in den Diskotheken oder in der SU Bar. Vor allem die Vorliebe der Engländer für Mottoparties und Verkleidungen hat mir zahlreiche witzige Abende beschert. Daher muss man in sein Budget auch (für deutsche Verhältnisse relativ hohe) Preise für Eintritt und Getränke einplanen.

Wirklich sehr zu empfehlen ist der Beitritt bei einer der unzähligen Societies, die am Semesterbeginn auf einer großen Messe vorgestellt werden. Von Bogenschießen über Theater, Klettern, Poledance oder Lacrosse ist alles dabei. Ich habe mit der Volleyballsociety sogar an mehreren Wettkämpfen gegen andere Unis aus ganz England teilgenommen. Besonders gut ist auch das brandneue Fitnessstudio direkt bei den Sportanlagen auf dem Campus.

Die Innenstadt von Colchester selbst liegt ein gutes Stück von der Universität entfernt und ist am einfachsten mit eine ca. 20-minütigen Busfahrt zu erreichen. Dort kann man gut shoppen oder essen gehen und sich eine typisch englische Stadt anschauen. Wir haben außerdem die Angebote des Kinos, der Rollschuhbahn oder des örtlichen Museums im Castle mit dem wunderschönen Stadtpark wahrgenommen. Ein ganz besonderes Erlebnis ist es auch, mal in der Stadt feiern zu gehen und dort die Engländer in Aktion zu erleben.

Zu guter Letzt bieten sich natürlich viele Ausflüge nach London an. Dort gibt es so viele sehenswerte Dinge, dass es keinen Sinn machen würde, sie hier aufzuzählen. Nur so viel: Ab 14 Euro pro Person bekommt man ein One-Day-Travelticket für Hin- und Rückfahrt von Colchester sowie die U-Bahn in London. Abgesehen von London gibt es für Study Abroad Students kostenlose Ausflüge nach Cambridge und Canterbury, außerdem haben wir mit der Travelling Society Bath und Stonehenge besucht. Wer ein richtig englisches Seebad erleben möchte, sollte sich seinen Ausflug in das nahe gelegene Clacton-on-Sea nicht entgehen lassen! Leider hat ein Trimester gar nicht so viele Wochenenden wie es Ausflugsmöglichkeiten gibt...


Studium

Vorweg muss gesagt werden, dass es offensichtlich sehr unüblich ist, nur ein Auslandssemester zu absolvieren. Die meisten Study Abroad Students bleiben für ein ganzes Jahr, und so waren es vor Allem Deutsche die nur für drei Monate dort waren. Ich vermute, dass das Angebot, nur das Herbstsemester an der University of Essex zu verbringen, ziemlich neu ist, da es hier und da ein paar Dinge gab, die noch nicht hundertprozentig durchgeplant waren. Das reguläre Jahr an der University of Essex sieht so aus, dass man entweder Ganzjahreskurse oder Herbst- bzw. Frühlingskurse belegt und dann alle Klausuren im Sommersemester schreibt. Wir hingegen haben unsere Klausuren in der letzten Woche des Trimesters Mitte Dezember geschrieben. Daher ergaben sich ein paar Probleme: Zusätzlich zu den einzureichenden Essays mussten wir gleichzeitig für die Klausuren lernen, die Vorlesungen gingen teilweise bis zum Tag der Klausur und systembedingt tauchte mein Name nie auf den Anwesenheitslisten der Tutorien und Classes auf.

Ich habe zwar mehr für die Uni getan, als ich es für ein Auslandssemester erwartet hätte, aber das lag vor allem an meinem persönlichen Anspruch, gute Noten zu erreichen. Im Vergleich zu deutschen Unis haben wir dennoch nur einen Bruchteil des Stoffes durchgenommen und auch der inhaltliche Schwierigkeitsgrad ist in den meisten Fällen geringer. Insgesamt konnten wir vier Herbstkurse belegen, in denen jeweils eine Hausarbeit (meist 40% der Endnote) und eine Abschlussklausur verlangt wurde. Mir wurden alle Kurse an meiner Heimatuniversität anerkannt, so dass ich 24 Credits in den drei Monaten erbracht habe. Leider wurden mir die Noten nicht angerechnet, diese waren nämlich, obwohl ich zwischendurch Zweifel aufgrund der erklärten hohen Ansprüche hatte, wirklich sehr zufriedenstellend. Hier meine belegten Kurse:

  • Organisational Behaviour (2nd Year)
  • Business Ethics (3rd Year)
  • Brand Management (3rd Year)
  • Environmental Economics (3rd Year)

Insgesamt war die Betreuung vor Ort sehr gut, denn das Study Abroad Office hat wirklich jede Frage zügig beantwortet, die Orientierungswoche bot viele Informationsveranstaltungen und auch Hilfe bezüglich der Unterkunft wurden direkt im Accommodation Office geboten.


Dos & Don’ts

  • Nicht gleich verzweifeln, wenn man die verschiedenen, starken internationalen Akzente (bei Kommilitonen oder Dozenten) nicht versteht – alles eine Frage der Übung!
  • Besorgt euch rechtzeitig nach der Zusage eine Kreditkarte (oder jemanden der euch seine nutzen lässt) - alles was online bezahlt wird (Studiengebühren, Wohnheimmiete etc.) geht nur über Kreditkarte! Hilfreich ist auch ein für Studenten kostenloses Konto bei der Deutschen Bank, denn dann kann man auf dem Campus gebührenfrei bei Barclays Bargeld abheben
  • Selber Kochen (spart Geld und ist gesünder als das Essen des durchschnittlichen englischen Studenten)!
  • Unbedingt die Englische Küche ausprobieren (natürlich Fish’n’Chips, Bangers & Mash, Full English Breakfast, Cornish Pasties...)!
  • Zimmer in den Towers? Ohropax nicht vergessen!
  • Mindestens einer Society beitreten: Man lernt viele Leute kennen und hat meist auch noch zusätzliches Programm durch die regelmäßigen Socials
  • Mittwochs auf jeden Fall mit der jeweiligen Sportsociety verkleidet auf die SportsFed gehen!
  • Es am besten gleich einsehen, dass die langen Readinglists einfach nicht realistisch sind (trotzdem regelmäßig die wichtigsten Texte lesen, denn kurz vor den Essayabgaben und Klausuren wird die Zeit knapp)
  • Die freie Zeit am Anfang des Semesters für Ausflüge nutzen!

Abschließend kann ich sagen, dass ich sehr zufrieden mit meiner Wahl bin. England ist ein großartiges, interessantes Land mit wirklich netten, ausgeschlossenen Menschen (Einheimische und auch Besucher). Alles ist viel internationaler als an deutschen Unis und auch das Leben auf einer Campusuniversität ist eine komplett neue Erfahrung. Ich habe keine Probleme gehabt, inhaltlich oder sprachlich mit den anderen Studenten mitzuhalten und vor allem die Essays waren eine gute Übung in Hinblick auf meine Bachelorarbeit. Das wichtigste ist meiner Meinung nach allerdings, dass man eine echt gute Zeit hat, viele Leute aus allen Ecken der Welt kennenlernt und viel von England sehen kann.