1 Feb
Erfahrungsbericht von Alexander S.

Brock University

Hochschule: Brock University
Stadt: St. Catharines
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2012 bis 12/2012

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Bewerbungsverfahren:

Nachdem ich keinen Platz über eine unserer Partneruniversitäten bekommen hatte, musste ich mir im Januar 2012 so langsam aber sicher mal überlegen, wie ich mein festes Vorhaben, im 5. Semester ein Auslandssemester zu machen, realisieren kann.
Nachdem kurzem googeln lief mir College Contact über den Weg. Als Ziele haben sich schnell Kanada und Australien herauskristallisiert. Die States haben mich damals noch nicht so gejuckt, ein englischsprachiges Land sollte es schon sein und England war mir nicht weit genug weg. Nach langem hin und her zwischen Kanada und Australien sprang am Ende Kanada, Brock University heraus. Schlussendlich waren lediglich St.Marys University, Halifax (CA) und die Griffith University, Brisbane(AUS) übrig. Für Brock und gegen St.Marys sprach: 1) Relative Nähe zur Ostküste und vielen attraktiven Städten 2) Die vielfältige Region ansich mit einer Weltstadt Toronto 3) einer südlichen Lage auf der Höhe von Rom sowie die umliegenden Great Lakes, die gerade in den Augustwochen richtiges Urlaubsflair produzierten. 4) Das enorme Kursangebot selbst im VWL-Bereich.
Für Brock und gegen Griffith sprach vor allem der Kostenfaktor, Australien hätte mich wohl noch einige Dollars mehr gekostet, was für mich neben dem schlechteres Kursangebot in Brisbane letzten Endes den Ausschlag gegeben hat

Das Bewerbungsverfahren über CC ist wirklich idiotensicher, Unterlagen anfordern, Unterlagenkatalog, den man von CC für jede Uni bekommt, feinsäuberlich abarbeiten und schwups liegt die Bestätigung auf dem Tisch. Für die Brock brauchte man btw. keinen TOEFL, das war für mich aber weniger ausschlaggebend. Die CC Beratung ist top, meine nervigen Anrufe und Mails wurden immer gerne und freundlich beantwortet.

Schon Fernweh bekommen?

Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!

Weitere Erfahrungsberichte Kostenlose Beratung


Verglichen mit Ingolstädter Verhältnissen war die Lage relativ komfortabel und vor allem günstig. Als study-abroad Student ist man zumeist gezwungen, Off-Campus zu wohnen, was angesichts den doch eher bescheidenen und dazu schweineteuren Wohnheimen fast nur Vorteile hat. Über das Brock Portal kann man sich vor der Anreise bereits viele Kontakte besorgen und ggf. schon Besichtigungstermine ausmachen. Ich kam am 22. August an, die meisten Angebote waren fast nur noch im Keller, aber ich hatte noch Glück und hatte eine gemütliche Bleibe mit 5 weiteren Studenten, 2 Deutschen und 3 Kanadiern im Erdgeschoss gefunden. Die Preise waren umgerechnet in etwa so wie in Ingolstadt, wobei Ingolstadt auf gutdeutsch gesagt hacketeuer ist.
Wenn ihr euer Englisch verbessern wollt, solltet ihr wohl deutsche Mitbewohner eher meiden, ansonsten hört man die ulkigsten Geschichten von kanadischen Mitbewohnern, ich habe Tag für Tag die komischsten Dinge und ständiges Entertainment genießen dürfen/ müssen.


Uni:

Die Brock ist nicht so groß wie ich mir das gedacht habe, unsere Fakultät in Ingolstadt ist extern und fasst nur ca. 800 Studenten, der Weg von A nach B beträgt bei uns max. 3 Minuten, an der Brock musste ich aber auch nicht mehr als 10-15 vom einen bis zum anderen Ende einplanen. Die Ausstattung mit Sportmöglichkeiten ist gigantisch, 3 Sporthallten, mehrere Fitnesscenter, eine große Schwimmhalle, mehrere Outdoor-Fußball-und Tennisplätze und vieles mehr. Die Bibliothek zwecks Bücherausleihe im deutschen Sinne gibt es nicht, man muss sich alle Lehrbücher kaufen, ich war bei gemütlichen 350$ für 3 Bücher. Die Ausstattung der meisten Räume ist schon sehr gut und die Klassen sehr klein, wobei natürlich immer entscheidend ist, was man selbst gewohnt ist.
Die Kurse fand ich im VWL und Statistik Bereich relativ einfach, bei weitem nicht so quantitativ und beileibe nicht so theorielastig, wo immer es geht wurden bei mir praktische Beispiele eingestreut. Das einzige woran man sich schnell gewöhnen muss ist der konstante, geradezu schulmäßige Arbeitsaufwand, bei dem alle 3-4 Wochen ein Teilexam oder ein Paper zu schreiben ist. Wenn man sich daran schnell gewöhnt, steht guten Noten nicht mehr viel im Wege, sofern man diese nicht nur angerechnet, sondern auch umgerechnet bekommt.
Die Dozenten freuen sich übrigens immer auf deutsche Austauschstudenten, die heben nämlich immer den Schnitt und sind die Klassenbesten, das hätte ich in dem Maße vorher auch nicht gedacht.

Den absoluten Knallerkurs habe ich nach 3 Wochen durch einen Kumpel entdeckt, nämlich „Introduction to Wines“. Hierbei bekommt man theoretisches Wissen über Weine an die Hand und darf dieses Wissen dann auch gleich in einer Übung beim praktischen Probieren auf die Probe stellen. Ich hatte schon seit geraumer ein gewisses Weininteresse, aber was ich in diesem Kurs bzgl. Wein gelernt habe, hat mich selbst überrascht, man ist am Ende des Kurses in der Lage, zu fast jedem Essen den richtigen Wein wie die Faust aufs Auge zu treffen.
Das Ganze ist deshalb möglich, weil die Niagara Region die größte und wohl auch beste Weinregion in Kanada ist und es dementsprechend ein Weinwissenschafts-Department gibt. Hierzu ist zu sagen, dass die kanadischen Weine zwar gut sind, aber mit den alten Europäischen Weinen wohl nicht ganz mitkommen.


Leben:

Was das Leben angeht, scheiden sich vermutlich die Geister an dieser Stelle, aber ich schildere einfach mal meine ausschließlich persönlichen Eindrücke. Das größte Problem ist das teure Leben in jeglicher Hinsicht, ansonsten lebt es sich in dieser Region eigentlich ganz gut, sobald man sich mal an das Leben akklimatisiert hat.
Preise:
2l Milch 4$, 1,5l O-Saft 3$, 10 Scheiben Wurst 4-5$ , eine Flasche Sky 26$, der billigste Wein geht bei 10$ los.
Kurz gesagt: Lebensmittel und die meisten anderen Dinge, die ein Student so braucht, kosten im Schnitt umgerechnet das 1,5-2fache( bei einem Wechselkurs von 1,30), Ausnahme bilden hier Burger, Pommes, Cola und manch andere Dinge, ohne die ein Kanadier im amerikanisch-angehauchten Ontario nicht leben kann.
In Clubs kosten Shots/Bier in St.Catharines selbst bis zu 6$, in Montreal oder Toronto ist man schnell bei 10$ angelangt.
Das teure Leben ist für mich auch das einzige Manko an Kanada, das natürlich meine durchschnittliche Bewertung auch in den Keller zieht.


Party (in St.Catharines/Brock University):

Clubs und Bars machen mit Ausnahme von French Canada und Vancouver um 2 Uhr dicht, ab spätestens halb 3 muss man sich eine Afterhour suchen, daran gewöhnt man sich aber schneller als man denkt. Zu Preisen hab ich bereits einiges gesagt, alles etwas teurer, die Clubs in St.Catharines gehen noch, allerdings wird man es nach dem zehnten Mal auch iwann Leid, da am Ende des Tages doch nur 2-3 übrig bleiben, die halbwegs anständig sind. (Für unsere Clique war das Cache, Barracuda und mit Abstrichen Red Hot Chilli Peppers)
Dazu waren wir gerade am Anfang oft im Isaacs, das ist die Bar/Disco direkt an der Uni, allerdings kann man hier nur Donnerstags hin.
Meines Erachtens können die Kanadier sich partytechnisch noch einiges von unseren Partys abschauen, aber das kommt auch immer auf die eigene Partyneigung und Partyerfahrung an.
Das Kanadische Bier ist meiner Meinung nach mit Ausnahme des Bieres im Merchant’Ale house ungenießbar, aber natürlich sind auch europäische Biere erschreckend teuer.
Die Frauen laufen abends doch recht freizügig rum, aber daran gewöhnt man sich doch relativ schnell ;)


Essen:

Gerade Ontario ist doch aufgrund der Nähe zu den US etwas amerikanisch angehaucht, das fällt speziell bei der Essensvielfalt auf. Burger, Pommes und anderes Fast-Food gibt es an jeder Ecke, aber einen wirklichen Asiaten zu finden, dessen Credo nicht nur: je fettiger desto besser lautet, ist wirklich eine Herausforderung. Die durchschnittliche Pizza in Kanada ist ebenfalls etwas fettiger und im Schnitt eine Etage mehr Käse drauf. Passable Restaurants sind schon vorhanden, aber auch etwas teurer und auch nicht wirklich feinschmeckerisch orientiert, es sei denn man bewegt sich im Bereich 25$ und mehr. Wer sich also einen Gourmet bezeichnet, muss für das Essen doch noch weitaus tiefer in die Tasche greifen.


Reisen:

Das ist mitunter wohl das, was für mich den Kanada Aufenthalt so unglaublich gemacht hat. Man hat eine enorme Reiseziel-Vielfalt, Toronto ist 2h entfernt, Strände der Great Lakes 15 Minuten(Lake Ontario) oder 90 Min(Chrystal Beach, Lake Erie, sehr empfehlenswert!) , NYC ist mit dem Auto in 8h oder gut eine Flugstunde entfernt. Im Umkreis von gut 1,5 Flugstunden befinden sich zudem French Canada, Washingtion, Chicago oder Boston. Weitläufige Kanadische Nationalparks sind in gut 5h mit dem Auto zu erreichen, ein absolutes Muss, ich ärger mich bis heute, dass ich das nicht mehr in meinen Reiseplan bekommen habe. Vancouver ist 4,5 h Stunden Flug zu erreichen und der absolute Hammer, gerade wenn man es noch einrichten kann, am Vancouver Hausberg beim Nachtskilauf die Aussicht auf Vancouver zu genießen, in Whistler die Olympia Abfahrt herunterzufahren oder eine Hundeschlittenfahrt zu machen.


Fazit:

Meine Zeit an unserer Fakultät in Ingolstadt war bis dato schon unglaublich klasse, aber Kanada und die vielen verschiedenen Reisen haben dem Ganzen nochmal die Krone aufgesetzt. Die Kanadier sind so offen und hilfsbereit, am ersten Tag habe ich bereits mit einem Radverleiher ein Bierchen getrunken und er hat mir ein Bike umsonst gegeben. Die Landlords holen dich bei der Wohnungssuche natürlich ab und bringen dich wieder zurück, alles selbstverständlich. Zudem trifft man auf seinen Reisen, an der Uni und auf dem ganzen Kontinent die unterschiedlichsten Leute aus den unterschiedlichsten Nationen. Kleidungstechnisch haben die Kanadier/Amerikaner vielleicht noch etwas aufzuholen, aber jeden Tag lernt man aufs Neue die eigene Heimat zu schätzen.
Der Director des IO sagte anfangs, dass man erst nach längerer Abstinenz seine eigene Heimat zu schätzen lernt. Damit hat er absolut recht, nichtsdestotrotz waren die Monate grandios. Am meisten vermisse ich eigentlich diese Extreme in Kanada, das weite wunderschöne Land, die Weltstädte, die Leute, die Partys in NYC , Chicago oder Montreal.

Macht es und seht selbst, aber plant gerade für die Reisen genügend finanziellen Puffer ein. Ich würde jederzeit wieder an die Brock gehen, auch wenn St.Catharines selbst teilweise etwas zu klein war. Dafür haben die Reisen, die Weinregion, die Great Lakes und die vielen neuen verschiedenen Leute das mehr als wett gemacht.
Vermutlich gibt es nicht viele Regionen auf der Welt, wo man so viel Vielfalt und Extreme auf einmal geboten bekommt.