University of Essex
Im Winter 2011 habe ich ein Auslandssemester an der University of Essex absolviert. Der Bewerbungsprozess war relativ einfach, einerseits aufgrund der Unterstützung von College Contact, andererseits aber auch aufgrund der vergleichsweise geringen Anforderungen von Seiten der Universität.
In Essex dauert das Wintertrimester nur knapp zwölf Wochen, von Anfang Oktober bis Mitte Dezember. Dies ist von Vorteil, wenn man zusätzlich ein Pflichtpraktikum zu absolvieren hat, weil man hierfür dann anschließend genügend Zeit hat. Ein Nachteil dieses kurzen Zeitraums ist jedoch, dass man kein Auslands-BAföG erhalten kann, weil dazu eine Mindestaufenthaltsdauer von zwölf Wochen vorgeschrieben ist.
Besonders gut hat mir gefallen, dass Studenten im ersten Jahr die Möglichkeit haben, auf dem Campus zu leben. Dadurch wird der Campus zu einer Art Kleinstadt, auf der man alles Lebensnotwendige erwerben kann. Es gibt einen 24-hour Shop mit Lebensmitteln, eine kleine Einkaufs-Mall, eine Post, einige Cafés sowie Restaurants in verschiedenen Preisklassen. Es gibt sogar ein Theater auf dem Campusgelände, das ich zwei Mal besucht habe und das wirklich gute Stücke aufführt. Auslandsstudenten habe die Möglichkeit, auf dem Campus zu wohnen. Ich habe in einem der Häuser gewohnt, wo man ein eigenes kleines Bad an sein Zimmer angeschlossen hat, was wirklich von Vorteil ist. Die Küche habe ich mir mit fünf anderen geteilt und obwohl diese einmal in der Woche geputzt wird, war sie meistens ausgesprochen schmutzig, daher auch die Empfehlung ein Zimmer mit eigenem Bad zu nehmen.
Außerdem würde ich empfehlen, ein von der Universität angebotenes arrival package zu nehmen, was Bettzeug und eine erste Küchenausstattung enthält und somit die Ankunft sehr erleichtert (ich hatte zwar Bettwäsche dabei, aber kein Bettzeug und folglich war die erste Nacht ziemlich kalt).
Von Anfang an wurde ich von der Universität gut unterstützt. So wurde zum Beispiel ein Transfer vom Flughafen zum Campus angeboten und bei meiner Ankunft auf dem Campus half man mir meinen Schlüssel zu bekommen und mein Zimmer zu finden. Man wird bei der Wahl der Kurse unterstützt und beraten und auch sonst gibt es reichlich Personal, das einen bei jedem Problem unterstützt.
Für Auslandsstudenten wurden im Winter zwei kostenlose, von der Uni organisierte Ausflüge angeboten. Ich nahm an dem Ausflug nach Cambridge teil, der sehr empfehlenswert ist. Wir bekamen eine Stadtführung, hatten aber ansonsten sehr viel Zeit, uns die Stadt selbst anzusehen. Auch sonst gibt es im Umkreis der Uni sehr viele Ausflugsmöglichkeiten. Ich fuhr zweimal mit dem Bus ans Meer nach Clacton. Die Busfahrt dauert ca. 45 Minuten und kostet am Wochenende hin und zurück nur um die 3 Pfund und auch nach London kommt man, wenn man im Voraus bucht ausgesprochen günstig. Ein Zug von Colchester nach London braucht je ca. 45 bis 60 Minuten und daher kann man ohne Weiteres einen Tagesausflug dorthin unternehmen und somit teure Übernachtungskosten vermeiden.
Auch die Vorlesungen in Essex waren gut. Insgesamt ist das System ein bisschen verschulter als an meiner deutschen Universität, was aber als Auslandsstudent von Vorteil ist, da man so auch mehr an die Hand genommen wird. Ich studiere European Studies und habe zwei Seminare zu Politikwissenschaft, eines zu Kulturwissenschaft und einen Englischkurs belegt. Das Niveau meiner Politikseminare war im Vergleich zu meiner deutschen Uni eher niedriger, allerdings muss man am Ende des Trimesters, wenn man nur ein Trimester in England ist, sowohl einen Essay von 2 500 bis 3 000 Wörtern schreiben als auch eine Klausur, was dann doch sehr zeitintensiv ist. Zudem ist die Benotung in Politikwissenschaft relativ streng. Meine beiden Vorlesungen waren inhaltlich sehr interessant und mir gefiel die Aufteilung in lecture und class, was bedeutet, dass man eine Stunde Vorlesung in der Woche hat aber auch eine Stunde “Unterricht” in kleinen Gruppen in denen viel vertieft und diskutiert wird.
Meine kulturwissenschaftliche Vorlesung hatte den Titel “French Cinema and Culture” und war ausgesprochen gut, da meine Dozentin Französin war und der gesamte Unterricht auf Französisch gehalten wurde.
Meine vierte Veranstaltung “English writing skills” war vom Niveau her nicht sehr anspruchsvoll, aber da die Klassen klein waren und die Lehrerin sich sehr viel Zeit für jeden Einzelnen nahm, hatte ich dennoch die Möglichkeit, meinen wissenschaftlichen Schreibstil in Englisch zu verbessern und der Kurs war sehr hilfreich im Hinblick auf das Verfassen der Essays am Ende des Trimesters.
Das Nachtleben in Essex hat einiges zu bieten. Einerseits kann man auf dem Campus weggehen, wo es zwei Pubs und einen Club gibt und immer was los ist. Hier bekommt man auch die die berühmten “Essex-girls” zu Gesicht. Man kann aber auch in Colchester gut weggehen, wo es zahlreiche Pubs und Clubs gibt und für jeden Geschmack etwas zu finden ist.
Zusammenfassend war mein Auslandssemester eine unglaubliche Erfahrung und ich kann Essex nur empfehlen.