7 Jul
Erfahrungsbericht von A. B.

Riga Stradins University

Stadt: Riga
Land: Lettland
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Humanmedizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 01/2011 bis 12/2016

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Mitten im Kalten Winter wird bereits auf dem Weg vom Flughafen klar, dass ich hier in Riga auf eine andere Welt treffe. Das Grau in Grau der lettischen Hauptstadt Riga erschließt sich mir sogleich. Doch die Altstadt glänzt auch im Winter mit ihrem „östlichen Charm“ und setzt sich so von den kommunistisch geprägten Vororten ab.

Eindrücke….

Es ist kalt und alles ziemlich aufregend. Zum Glück war ich schon öfters für eine längere Zeit alleine im Ausland, habe mich vorab gut bei College Contact (Danke nochmals an Annika Uhlig, die stets unterstützend und hilfsbereit war) und Maris Ginter informiert. Weiter habe ich bereits Kontakt mit einem zukünftigen Studienkollegen aufgenommen - so bin ich auch nicht ganz auf mich alleine gestellt. Seine Mutter, die fließend Russisch spricht, hilft uns anfangs bei der Organisation sämtlicher wichtiger Angelegenheiten. Zudem hatte mein „Buddy“, Julia, bereits ein paar Tage vor meiner Abreise Kontakt mit mir aufgenommen und war die ersten Tage für jede Frage offen und bei Problemen sofort zur Stelle. Hilfreich war ferner, dass sich ein Großteil der angehenden Erstsemester schon über eine Online-Community organisiert hatte. Nützliche Informationen wurden so ausgetauscht, Erfahrungen und Tipps eingestellt und nicht zuletzt hatten sich einige für den Anfang im „Green Apple“ eingemietet. Der 3. Stock des „Hotel Riga“, einem alt-ehrwürdigen Hotel im Zentrum der Stadt, wurde so vom ersten Tag an zum gemeinsamen Treffpunkt. Das war eine gute Möglichkeit, um alle zukünftigen näher kennenzulernen und es hat unser Semester in gewisser Weise sehr zusammengeschweißt. Das Green Apple war für diese erste „Orientierungszeit“ ganz Ok, nur wird dort - wie überall in Lettland – auch nach dem Motto vorgegangen: zunehmend weniger Leistung erbringen, aber mehr Geld dafür zu verlangen! Aufgrund einiger Veränderungen im Green Apple in den letzten Wochen und vielen nervenaufreibenden Diskussionen mit der Geschäftsführung ist es definitiv nicht mehr zu empfehlen. Die Lage mitten in der Altstadt ist zwar toll, aber ansonsten….Außerdem gibt es mehrere Hostels in der Innenstadt und es ist zu befürworten sich bei der Buchung mit zukünftigen Kommilitonen abzusprechen.

Auf Wohnungssuche sollte man sich erst vor Ort begeben. Riga bietet im Gegensatz zu Deutschland das Privileg, dass man sich aussuchen kann, mit wem man wohnen möchte und die Mieten sind selbst mitten in der Stadt noch etwas günstiger als in Deutschland (dafür ist die Lebenshaltung oftmals etwas teurer). Suchen kann man im Internet, über Kontakte zu höheren Semestern oder mit Hilfe einer Agentur – aber Achtung: normalerweise zahlt der spätere Mieter keine Kommission, sobald der Vermieter oder Makler aber weiß, dass man Ausländer ist, sind die Preise höher und oft wird Kommission berechnet.

Wir haben uns Wohnungen, Zimmer und Bruchbuden angeschaut. Die Qualitäts- und Preisunterschiede sind nicht zu verachten. Empfehlenswert ist es sich lieber etwas länger mit der „Mitbewohnerkonstellation“ Zeit zu lassen. Ferner wohnen manche das ganze Semester über im
Hostel – ist Gewöhnungssache, nur, die dortigen ERASMUS-Studenten sind stetig am Feiern und das ist nicht einfach, wenn man lernen sollte. Meine zukünftigen Mitbewohner und ich waren sehr unentschlossen und haben viel abgesagt. Diese Tatsache hat sich am Ende aber gelohnt, da wir eine tolle Wohnung mitten in der Stadt für einen guten Preis ergattert haben.

Das Zentrum von Riga teilt sich in einen alten und einen neuen Teil auf. Das alte Stadtzentrum bezaubert durch seine zahllosen Jugendstilgebäude, ist stets sauber und eigentlich habe ich mich weder tagsüber noch nachts unsicher gefühlt. Im Stadtkern ist es wie in jeder größeren Stadt in Deutschland auch: Fastfood-Filialen, Einkaufsläden, Restaurants – das vermittelt irgendwie ein Gefühl von „Heimat“. Angenehm ist, dass alle Geschäfte 7 Tage die Woche oft bis 21.30 Uhr geöffnet sind. Außerhalb des Stadtkerns allerdings modern massenhaft Gebäude vor sich hin, die von einer weniger glanzvollen Vergangenheit erzählen. Im Winter wirken Land und Leute sehr trist. Es wird nicht richtig hell, es ist kalt und anfangs sicherlich gewöhnungsbedürftig.

Wie bei zahllosen anderen Dingen während des Medizinstudiums muss hier das Motto gelten: nur nicht aufgeben, es wird schon irgendwie werden! Mit den ersten Sonnenstrahlen hebt sich die Stimmung dann merklich, überall blüht und grünt es, die Parks werden wunderschön angelegt und bei den Männern scheinen die Hormone verrückt zu spielen :-) - bei den vielen heißen Frauen!

Einige Menschen in Riga sprechen Deutsch. Lettisch ist zwar offiziell Amtssprache, Russisch aber nach wie vor dominierend. Die jüngeren Letten können meist Englisch und so kommt man gut zurecht. Durch die große Anzahl deutscher Kommilitonen ist der Kontakt zu Einheimischen sowieso recht gering. Manchmal finde ich es wirklich schade, dass wir überwiegend Deutsch reden und selbst Englisch wenig gebraucht wird.

Als ich das erste Mal mit meinen Mitstudenten im „Double Coffee“ gesessen bin, habe ich mich schon gewundert. Es gab tatsächlich eine freie WLAN-Verbindung. Aber nach einigen Monaten in Lettland weiß ich jetzt: hier kann man fast überall im Internet surfen und zwar meist ohne zu zahlen. Da ist Deutschland wirklich Jahre zurück.

Das Miteinander wurde von Anfang an groß geschrieben und ich habe in Riga wirkliche Freunde gefunden, ohne die es dort nur halb so nett wäre und die ich echt nicht missen möchte. Es gibt ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl unter den internationalen Studenten, was ich toll finde – das regelmäßige Lernen, die Lebenssituation usw. schweißen zusammen. Teilweise nervt das viele Lernen zwar, mitunter deswegen, weil es so kaum Gelegenheit gibt, Kontakte zu Einheimischen aufzubauen. Man lebt immerhin in der größten Stadt Lettlands, hat aber eigentlich nur mit zehn bis dreißig Menschen Kontakt. Es gibt Tage, an denen man sich deswegen schon einsam fühlen kann.

Es gibt viel Sehenswertes und Unternehmungspotential in Riga, so dass Studenten diesbezüglich voll auf ihre Kosten kommen können. Riga blüht in den letzten Jahren zu einem regelrechten Kaleidoskop an Kneipen, Clubs, Theatern, Diskos, Kultur, Musik und Ausstellungen auf. Feiern ist rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche möglich und man bekommt schnell ein Gespür
dafür, wo es empfehlenswert ist. Dort trifft man fast immer Kommilitonen und die gemeinsamen Partys sind legendär. Während des Semesters bleibt dafür zwar recht wenig Zeit, aber ab und an, lässt es sich schon genießen. Eine kleine Auszeit im Park oder eine Fahrt zum Ostseestrand nach Jurmala sind einfach gut für die Seele und das braucht jeder Mal!

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Mein erster Eindruck von der Universität, die ein Stück außerhalb des Stadtzentrums liegt, war eher ernüchternd. Im Winter wirkt das Unigebäude ein Bisschen abschreckend, vor allem, wenn man wie ich deutsche Hochschulverhältnisse gewöhnt ist.
Erst mal Ruhe bewahren: Alles kann besser werden!
Mit Hilfe der Mitarbeiter des Internationalen Studentenbüros der RSU, die sehr gut Englisch und teilweise Deutsch sprechen, werden gleich anfangs alle notwendigen Unterlagen organisiert und man bekommt eine erste Orientierung. Zusätzlich steht Julia (mein „Buddy“) stetig mit Rat und Tat zur Seite und der Austausch mit Kommilitonen motiviert.
So gewöhnt man sich schnell an den Studentenalltag dort und sobald es wärmer wird, wirkt das Gebäude gar nicht mehr so schlimm. Vorlesungen finden nicht nur im Hauptgebäude statt, sondern auch in anderen Gebäuden und anderen Orten im Bezirk von Riga – keine Angst – eigentlich fährt man selten alleine Straßenbahn oder Bus und am Ende sind doch immer alle irgendwann angekommen. Die Vorlesungen sollten eigentlich alle in Englisch sein, jedoch wurde schnell klar, dass nicht jeder Professor der englischen Sprache wirklich mächtig ist. Die betreffenden Fächer hat trotzdem jeder bestanden. Sogar Chemie beim „Vorzeige-Wissenschaftler“ der RSU ist machbar.
Anstrengend ist nur, dass viel Wissen selbst erarbeitet werden sollte und es manchmal schwierig ist, Personen zu finden, denen man fachliche Fragen stellen kann. Ein Bisschen stört mich zudem das verschulte System in Lettland – aber wie heißt es so schön: „andere Länder, andere Sitten.“

Außerdem kann ich aus Erfahrung von meinem Erststudium in Deutschland sagen, dass man zurück in Deutschland erst merken wird, auf welche Weise man vom Studium in Lettland profitiert hat. Die Selbstständigkeit, das Durchhaltevermögen, das Wälzen von Themenkatalogen, die die Lernziele beschreiben, Literaturrecherche, Respekt vor den Professoren oder bei Prüfungen im Anzug zu erscheinen, ist für uns nun selbstverständlich, in Deutschland aber schon anders!


Zu den Kosten…..

Manchmal frage ich mich dann schon, wofür ich so viel Geld für Studiengebühren bezahle. Die Antwort: im Vergleich zu Deutschland findet Einiges in Kleingruppenunterricht statt und das Verhältnis zu den Professoren ist enger. Überfüllte Hörsäle und anonyme Vorlesungen gibt es hier nicht.

Eine „wirkliche“ Bibliothek wie wir es in deutschen Universitäten gewöhnt sind, hat die RSU nicht, dafür aber die University of Latvia. Allerdings sind die meisten Bücher in russischer Sprache und
somit weniger nützlich. Es fallen also zusätzliche Kosten für Literatur an, die nicht unerheblich sind. Vorab sollte man sich einen guten Anatomie-Atlas mit lateinischer Nomenklatur und ein verständliches Biologiebuch besorgen. Weitere Bücher können entweder in Riga besorgt oder bestellt werden. Die Literaturempfehlungen der RSU sind nicht für jeden Studenten geeignet und eventuell kommt man mit anderen Büchern besser zu recht. Meistens wird sowieso gemeinsam gelernt und so die Literatur gegenseitig ergänzt.


Achtung!

In Lettland wurden in jüngster Zeit Änderungen im Curriculum für Medizinstudenten eingeführt. Diese Änderungen haben zur Folge, dass zwar das Studium als Ganzes in Deutschland und EU-weit anerkannt ist, die äquivalente Anerkennung des Physikums in Deutschland aber schwierig wird. Jeder, der nun anfängt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass ein Wechsel nach Deutschland schwierig wird und nur mit erheblichem Aufwand / ggf. Einklagen, noch möglich ist. Unser Jahrgang hat es mit viel Energie und Nervenaufwand geschafft, die nun nötigen Zusatzkurse zur äquivalenten Anerkennung des Physikums in Deutschland als Fächer extra unterrichtet zu bekommen. Dadurch entstehen zusätzliche Kosten, die nicht mit den Studiengebühren gedeckt sind!


Zum Ende….

Juhu, endlich Sommer und dann kein Ersti mehr! Das Semester verging wie im Fluge und ich war schneller mitten drin im Medizinstudium, als ich erwartet habe. Aller Anfang ist schwer – nur nicht entmutigen lassen und versuchen stets Ruhe zu bewahren! Amplius – Weiter!