Kurswahl im Auslands­semester in Kanada

In Kanada gibt es bezüglich der Kurswahl für Semesterstudenten kein einheitliches Vorgehen, jede Hochschule hat hierfür ihre eigenen Abläufe. Anders als es beispielsweise an vielen US-amerikanischen Hochschulen üblich ist, müssen die Semesterstudenten in Kanada jedoch im Normalfall keine Kurse „crashen“, sondern die Kurswahl erfolgt bereits vor Beginn des Auslandssemesters noch von Deutschland aus.

Dies bietet den Vorteil, dass ihr in der Regel noch vor eurer Abreise zum Auslandssemester in Kanada wisst, ob ihr eure Wunschkurse belegen könnt. So könnt ihr notfalls auch noch einmal mit eurer Heimathochschule bezüglich weiterer belegbarer Kurse Rücksprache halten, wenn ihr nicht in allen euren Wunschkursen einen Platz bekommen habt.

Nichtsdestotrotz solltet ihr euch möglichst schon im Vorfeld eurer Bewerbung für das Studium in Kanada darüber informieren, wann und wie ihr eure Kurse für euer geplantes Auslandssemester wählen könnt. Denn bei einigen kanadischen Universitäten und Colleges ist es üblich, dass bereits in der Bewerbung die gewünschten Kurse angegeben werden müssen, so dass ihr bis dahin schon die Anrechenbarkeit eurer Wunschkurse mit der Heimathochschule abgeklärt haben solltet. Andere Hochschulen wiederum fordern euch zur Kurswahl auf, sobald ihr die Zusage erhalten habt.

Die wichtigsten Schritte zur Kurswahl in Kanada

Die Kurswahl im Auslandssemester in Kanada sollte mit der Heimathochschule abgesprochen werden.

Generell gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst! Eine frühzeitige Bewerbung lohnt sich zwar immer, aber in Kanada erst recht, denn hier wählen die Studenten ihre Lehrveranstaltungen im Frühjahr bereits für das komplette akademische Jahr. Es lohnt sich also, das Auslandssemester in Kanada so früh wie möglich zu planen. Dies gilt insbesondere, wenn ihr das Winter Semester von Januar bis Mai in Kanada verbringen wollt - denn auch hier beginnt die Kurswahl bereits im Frühjahr/Frühsommer des Vorjahres, so dass einige Kurse bereits voll sein können, wenn ihr euch später im Jahr bewerbt.

Folgende Aspekte gilt es bei der Kurswahl für ein Auslandssemester in Kanada vor und nach Semesterbeginn zu beachten:

1. Anzahl der Credits im Auslandssemester Kanada

Bevor ihr eure Auswahl an Kursen trefft, solltet ihr abklären, ob ihr dazu verpflichtet seid, während eures Auslandssemesters eine bestimmte Anzahl an Credits zu erwerben. Dies ist oftmals der Fall, wenn der Auslandsaufenthalt fest im Lehrplan eurer Hochschule integriert ist und/oder diese ein sogenanntes „Learning Agreement“ verlangt. Auch wer Auslands-BAföG bekommt, muss im Regelfall eine bestimmte Anzahl an Credits erwerben, die er sich - zumindest theoretisch - für das Studium in Deutschland anrechnen lassen kann.

2. Kursauswahl checken

Die meisten Semesterprogramme in Kanada sind so gestaltet, dass internationale Studierende ihre Kurse fach- und semesterübergreifend auswählen können. Allerdings können je nach Universität einzelne Kurse oder auch komplette Fachbereiche, wie zum Beispiel Jura oder Medizin, ausschließlich Studenten vorbehalten sein, die ihr komplettes Studium an der jeweiligen Hochschule absolvieren.

In der Regel stellen die kanadischen Hochschulen einen Kurskatalog, an dem ihr euch orientieren könnt, online. Wer eine bestimmte Anzahl an Credits benötigt, muss sicherstellen, dass die Wunschkurse den Anforderungen der Heimathochschule entsprechen und benötigt dazu die jeweiligen Kursbeschreibungen (Course Outlines oder Syllabi). Diese stellen die kanadischen Hochschulen entweder ebenfalls online zur Verfügung oder es gibt einen Kurskoordinator (Academic Advisor), bei dem ihr sie anfordern könnt. Bei College-Contact-Partnerhochschulen übernehmen wir dies gern für euch.

Wer nur für ein Semester in Kanada studiert, sollte außerdem darauf achten, dass es sich bei den Kursen nicht um „Full-Year Courses“ handelt. Diese Kurse gehen über das gesamte akademische Jahr und können nicht für ein einzelnes Semester belegt werden.

3. Nachweisen von Vorkennt­nissen

Es gibt Kurse, für deren Besuch die Studenten gewisse Vorkenntnisse nachweisen müssen, die sie in anderen Kursen erworben haben. Erst wenn der jeweilige Professor überprüft hat, ob der Student die geforderten Voraussetzungen erfüllt, kann die Freischaltung für diesen Kurs erfolgen. Das dauert natürlich länger als die Freischaltung für Kurse, die keine Vorkenntnisse verlangen. Jede Hochschule ist hier unterschiedlich streng, aber generell solltet ihr davon ausgehen, die notwendigen Vorkenntnisse nachweisen zu müssen. Natürlich könnt ihr nicht exakt dieselben Kurse belegt haben wie die einheimischen Studenten, weil euer Studium in Deutschland anders aufgebaut ist oder innerhalb der Kurse unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden, aber die belegten Kurse sollten zumindest inhaltlich vergleichbar sein.

4. Alternativ­kurse wählen und Kontingent aus­schöpfen

Wählt für jeden eurer Wunschkurse für das Auslandssemester in Kanada möglichst mindestens einen Alternativkurs, auf den ihr gegebenenfalls ausweichen könnt. Bei einem Auslandssemester ist immer auch ein wenig Flexibilität gefragt. In Kanada haben die für ein komplettes Bachelor- oder Masterstudium immatrikulierten Studenten meist Vorrang und es gibt natürlich immer Kurse, die besonders beliebt oder aus anderen Gründen extrem stark nachgefragt sind. Manchmal sind es gerade die Ausweichkurse, die einen positiv überraschen und sehr viel spannender sind, als erwartet.

Die Hochschulen in Kanada berechnen die Studiengebühren für die Semesterprogramme unterschiedlich: Die Studenten bezahlen entweder pro Credit/Kurs oder aber es gibt eine so genannte „Flat Fee“, die eine bestimmte Anzahl von Kursen (meist vier oder fünf) abdeckt.

Im letzteren Fall solltet ihr das Kontingent voll ausschöpfen und gegebenenfalls die Möglichkeit nutzen, einen Kurs außerhalb des eigenen Fachbereichs zu belegen, auch wenn ihr von eurer Heimathochschule aus nur weniger Kurse belegen „müsst“.

Nutzt außerdem die Gelegenheit, das Land auch in akademischer Hinsicht besser kennenzulernen und belegt landesspezifische Kurse!

5. (Vorläufigen) Stundenplan erstellen

Auf den Webseiten der kanadischen Hochschulen findet ihr in der Regel ebenfalls Stunden- oder Zeitpläne (Time Table, Class Schedule), auf denen ersichtlich ist, wann und wo die jeweiligen Kurse stattfinden werden. Auf dieser Grundlage könnt ihr euren (vorläufigen) Stundenplan erstellen und euch einen Überblick darüber verschaffen, ob sich die gewünschten Kurse eventuell überschneiden. Einige unserer Partnerhochschulen wie beispielsweise die Capilano University nehmen euch diese Arbeit sogar ab und erstellen euch euren Stundenplan aufgrund der angegebenen Wunschkurse beziehungsweise weisen auf Überschneidungen und Alternativen hin.

Sollte der Stundenplan für das von euch gewählte Semester zum Zeitpunkt eurer Kurswahl noch nicht veröffentlicht worden sein, könnt ihr euch zunächst einmal am Kursangebot des selben Semesters im Vorjahr orientieren, da sich das Kursangebot oftmals nur geringfügig unterscheidet.

In diesem Fall solltet ihr jedoch damit rechnen, dass ihr eure Kurswahl unter Umständen noch einmal aktualisieren müsst, wenn der endgültige Stundenplan veröffentlicht wird.

6. Registrieren

Sobald die Hochschulen geprüft haben, ob die Belegung der Wunschkurse möglich ist, könnt ihr euch vielfach bereits für die Kurse registrieren. Der genaue Registrierungsbeginn ist von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich - manchmal beginnt die Registrierung bereits im April, an anderen Hochschulen erst im Juli oder August.

Die Registrierung erfolgt dann entweder über ein Onlinesystem oder aber direkt über die Hochschule, beispielsweise über das International Office oder einen Kurskoordinator innerhalb der Fakultät. Sobald ihr euch registriert habt, zahlt ihr auch die jeweiligen Studiengebühren.

Keine Panik, wenn es nicht direkt im ersten Anlauf mit euren Wunschkursen klappt! Werden die nötigen fachlichen Voraussetzungen nicht erfüllt, schlägt die kanadische Hochschule oft Alternativkurse vor. Ist der Kurs bereits voll, kann es sich dennoch lohnen, euch auf die Warteliste setzen zu lassen, denn viele Studenten registrieren sich sicherheitshalber erstmal für mehr Kurse als sie tatsächlich belegen wollen, so dass später häufig wieder Plätze für Nachrücker freiwerden.

7. Add and Drop Period

Bevor ihr euch endgültig für eure Kurse entscheidet, solltet ihr während der Add & Drop Period in verschiedene Kurse "hineinschnuppern".

In den ersten zwei Wochen des Semesters gibt es an kanadischen Hochschulen eine sogenannte Add & Drop Period. In dieser Zeit ist es in der Regel problemlos möglich, die gewählten Kurse abzuwählen und gegebenenfalls neue zu wählen. Während dieser Phase besteht die Möglichkeit, doch noch in einen Kurs zu kommen, der ursprünglich belegt war und in dem nun noch kurzfristig Plätze frei geworden sind. Es kann sich also lohnen, am Ball zu bleiben. Hier noch einige Tipps:

1. In alle Kurse „hineinschnuppern“

Nutzt die Möglichkeit der Add & Drop Period, um vielleicht doch noch in einen Wunschkurs zu kommen oder einen Kurs abzuwählen / zu wechseln, wenn ihr merkt, dass der Kurs möglichweise doch nicht euren Erwartungen entspricht. Manchmal gefällt einem am Ende der Alternativkurs besser als der eigentliche Wunschkurs. Macht euch also ein Bild von allen für euch infrage kommenden Veranstaltungen.

2. Wichtig: Kurs regulär abwählen

Kurse, für die ihr nach der Add & Drop Period noch registriert seid, müssen definitiv bezahlt werden, auch dann, wenn ihr sie nicht mehr besucht. Es reicht also nicht aus, euch beim Dozenten abzumelden oder einfach nicht mehr hinzugehen, sondern ihr müsst Kurse, die ihr doch nicht belegen wollt, auch formal abwählen.

Falls ihr euch später im Semester überlegt, einen Kurs nicht mehr weiter besuchen zu wollen, solltet ihr beachten, dass es an den meisten Universitäten einen festen Zeitpunkt im Semester gibt, bis zu dem ihr euch von einem (bereits bezahlten) Kurs abmelden könnt, ohne dass dieser am Ende des Semesters als „Nicht bestanden“ auf eurem Transcript auftaucht.

Es lohnt sich also, die Fristen genau im Auge zu behalten!

3. Nutzt die Supports der Unis!

Viele kanadische Hochschulen haben einen hervorragenden Service, wenn es um die Unterstützung der internationalen Studierenden geht. Scheut euch nicht und wendet euch an die Servicestellen vor Ort, wenn ihr Fragen und Probleme bezüglich eurer Kurswahl im Auslandssemester in Kanada habt.