Materialwissen­schaft im Ausland studieren

Textilien, die Bakterien abtöten, durchsichtiger Beton oder Implantate, die Knochenbrüche schneller heilen lassen: Was nach Science Fiction klingt, ist längst Realität. Verantwortlich für die Entwicklung dieser Produkte sind Materialwissenschaftler und Werkstoffingenieure. Sie erforschen die Struktur von Kunststoffen, Metallen und anderen Materialien bis ins kleinste Detail. Sie versuchen, diese dann so zu verändern, dass unerwünschte Eigenschaften wegfallen oder neue Eigenschaften hinzukommen. Mit den so entstehenden neuen Materialien und Werkstoffen schaffen sie die Grundlage für Innovationen. Diese erleichtern unser Leben und tragen zur Lösung aktueller Probleme in Bereichen wie Umweltschutz oder Medizin bei.

Das Studium Materialwissenschaft im Überblick

Mit neuesten dreidimensionalen Drucktechniken experimentieren? Ein Auslandsstudium der Materialwissenschaft macht es möglich.

In Deutschland gibt es verschiedene Möglichkeiten, Materialwissenschaft und Werkstofftechnik zu studieren. Auf der einen Seite gibt es eigenständige Studiengänge. Auf der anderen Seite gibt es die Möglichkeit, sich im Rahmen eines Chemie- oder Maschinenbaustudiums auf diesen Bereich zu spezialisieren. Die Hochschulen bieten zum Teil auch Studiengänge an, die sich auf einen Teilbereich der Materialwissenschaft, wie Nanotechnologie oder Kunststofftechnik, konzentrieren.

Auch wenn die Fächer Materialwissenschaft und Werkstofftechnik eng miteinander verzahnt sind, gibt es doch gerade in Hinblick auf die Herangehensweise Unterschiede. Die Materialwissenschaft als naturwissenschaftliche Disziplin befasst sich stärker mit dem Aufbau und den Eigenschaften der verschiedenen Materialien. Die Werkstofftechnik hingegen ist eher ingenieurwissenschaftlich ausgerichtet: Hier stehen die Einsatzmöglichkeiten und das Verhalten der Materialien im Rahmen ihrer Anwendung im Vordergrund.

Bachelorstudium Materialwissenschaft

Für beide Studienfächer gilt, dass sich die Studieninhalte zum einen aus den klassischen Naturwissenschaften wie Physik, Chemie und Biologie zusammensetzen. Zum anderen spielen Inhalte aus den Ingenieurwissenschaften, wie Mechanik und Werkstoffkunde, eine Rolle. Am Anfang ihres Bachelorstudiums bekommen die Studierenden dementsprechend naturwissenschaftliche und mathematische Grundlagen vermittelt. Dazu kommen auch ingenieurwissenschaftliche Fächer wie Thermodynamik oder Mikrostruktursimulation. In den spezifisch materialwissenschaftlichen Kursen lernen die Studierenden den Aufbau verschiedener Materialien bis ins kleinste Atom kennen.

Masterstudium Materialwissenschaft

Forschung und Innovation spielt innerhalb der Materialwissenschaft eine herausragende Rolle. Dass sich ein Großteil der Bachelorabsolventen für ein weiterführendes Masterstudium und vielfach sogar für eine Promotion entscheidet, verwundert daher nicht. In der Regel ist das Masterstudium trotz des hohen Forschungsanteils anwendungsbezogener als das Bachelorstudium und die Studierenden verbringen einen Großteil ihrer Zeit im Labor.

Materialwissenschaft studieren: Voraussetzungen

Studieninteressierte sollten in jedem Fall großes Interesse an Naturwissenschaften mitbringen und Freude an der „Tüftelei“ im Labor haben. Darüber hinaus sind technisches und mathematisches Verständnis sowie grundlegende Englischkenntnisse Voraussetzung für ein erfolgreiches Studium.


Das Fach Materialwissenschaft im Ausland

Auch im Ausland gewinnt die Materialwissenschaft immer mehr an Bedeutung. Das spiegelt sich nicht zuletzt in dem breiten Angebot an grundständigen und weiterführenden Studiengängen im Bereich der Materials Science und des Materials Engineering wider.

Mehr noch als in Deutschland bildeten sich in den letzten Jahren speziell in anglophonen Ländern Studiengänge heraus, die Teildisziplinen der Materialwissenschaft sind. Hervorzuheben ist hier beispielsweise der Bereich des Forensic Engineering. Hier geht es darum, die Ursachen für Materialermüdung oder - verschleiss zu ergründen und so zukünftigen Schäden und Unfällen vorzubeugen. Viele Studienangebote gibt es zudem in dem spannenden, wenngleich umstrittenen Bereichen der Nanoscience und Nanotechnology. Diese Fächer beschäftigen sich mit der Erforschung kleinster Strukturen und ihrer Nutzbarmachung für die verschiedensten Materialien und Industrien.

Ein Auslandssemester oder auch ein komplettes im Ausland absolviertes Studium ist für angehende Materialwissenschaftler in vielerlei Hinsicht gewinnbringend. Neben den Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung und zur Verbesserung der Sprachkenntnisse, gibt es hierfür auch eine Reihe fachlicher Argumente. Ein Auslandsstudium hilft dabei, das eigene Fach aus anderer Perspektive zu betrachten. Für rohstoffreiche Länder wie Australien und Kanada stehen in der Forschung ganz andere Fragen im Vordergrund als für Länder mit weniger Rohstoffvorkommen. Wie bereits erwähnt, gibt es im Ausland Studiengänge, die deutsche Hochschulen nicht anbieten. Gerade für Masterstudenten und Promovenden bietet sich im Ausland die Möglichkeit, ein zu den eigenen Interessen besonders passendes Forschungsprojekt zu finden.


Berufsaussichten für Materialwissenschaftler

Fast alle großen deutschen Industrien sind von den Innovationen im Bereich Materialwissenschaft und Werkzeugtechnik abhängig. Sie gehören damit zu den Schlüsseltechnologien Deutschlands - entsprechend gut sind die Berufsaussichten und Einstiegsgehälter in diesem Bereich. Viele Absolventen arbeiten in den Entwicklungsabteilungen großer Industrieunternehmen gleich welcher Branche.

Sie stehen nicht nur im Labor, um neue Materialien und Werkstoffe zu entwickeln, sondern sind auch an der Konzipierung neuer Geräte und Maschinen beteiligt. Außerdem arbeiten sie in den Bereichen Qualitätssicherung und -management. Im Bereich Umwelttechnik wirken Materialwissenschaftler beispielsweise an der Nutzbarmachung erneuerbarer Energien mit.

Doch nicht alle Materialwissenschaftler arbeiten in der Industrie. Im Patentwesen sind Materialwissenschaftler beispielsweise dafür zuständig, neue Materialien zu registrieren und mitsamt ihren Eigenschaften in Patentdatenbanken einzupflegen. Eine relativ große Zahl von Absolventen entscheidet sich auch für eine wissenschaftliche Karriere an der Hochschule oder einer anderen Forschungseinrichtung.

Bei der Materialwissenschaft handelt es sich um eine global bedeutende Disziplin und das Arbeiten in internationalen Teams ist zunehmend die Regel. Wer schon während seines Studiums Auslandserfahrung sammeln möchte, der sollte über ein Auslandsstudium nachdenken. Ein oder mehrere Semester in einem anderen Land vermitteln nicht nur neue fachliche Ansätze, sondern verbessern auch interkulturelle Kompetenzen und Fremdsprachenkenntnisse.