Vancouver Island University

Bevor ich mich näher den einzelnen Punkten widme, eins vorab: Ein Auslandssemester an der Vancouver Island University ist zwar enorm kostspielig, aber ein absolutes Erlebnis, welches meiner Meinung nach jeden Penny wert war. Man lernt viele nette Leute kennen, sieht viel von der Natur und sammelt wertvolle Erfahrungen an einer ausländischen Universität.

Bewerbungsprozess

Nachdem ich mich zu spät für ein Austauschprogramm an meiner Heimathochschule interessiert habe, blieb mir nur noch die Option, als Freemover ins Ausland zu gehen. Das hieß für mich im ersten Moment: Alles alleine organisieren, höhere Kosten und keine Sicherheit, dass die Kurse überhaupt anerkannt werden. Jedoch wurde mir schnell geraten, mich bei Agenturen beraten und mir unter die Arme greifen zu lassen. Gesagt, getan, und so landete ich bei College Contact. Von Anfang an hatte ich das Gefühl, durch eine persönliche Ansprechpartnerin gut beraten zu werden und so wich meinem anfänglichen „Oh Gott, wie kriege ich das alles hin?!“ einem „Ach, geht doch eigentlich voll klar!“. Nachdem ich mir durch Gespräche und Erfahrungsberichte ein Bild von den infrage kommenden Universitäten gemacht hatte, fiel die Wahl recht schnell auf Kanada und dort auf die Universitäten VIU und SFU in Halifax. Zur engeren Auswahl erfragte College Contact die genaueren Kursbeschreibungen beider Universitäten und stellte mir diese zur Verfügung, bis meine endgültige Wahl auf die Vancouver Island University in Nanaimo fiel. Die Bewerbung lief problemlos über College Contact, welche meine Daten vor der finalen Abgabe an die Universität nochmals durchcheckten und dann weiterreichten. Ein paar Wochen später erhielt ich einen „Offer letter“ der Universität und konnte diesen durch die Überweisung der Studiengebühren annehmen. Das Letzte, was ich vor der Abreise tun musste, war die Wahl meiner Kurse, welche ich mit meiner Heimatuniversität vorher abklären konnte. Ein Visum brauchte ich nicht zu beantragen, da man dies als Deutscher erst benötigt, wenn man länger als 6 Monate in Kanada bleiben möchte (wurde anscheinend kürzlich geändert, also informieren!).

Anreise

Nach Nanaimo kann man auf zwei Möglichkeiten anreisen: Entweder man fliegt direkt ab Vancouver mit dem Flugzeug weiter zum etwas außerhalb gelegenen Flughafen von Nanaimo oder man landet in Vancouver und nimmt die Fähre. Ich persönlich habe mich für Letzteres entschieden, da es zum einen kostengünstiger war und ich zum anderen noch ein bisschen Vancouver erkunden konnte. Vom Flughafen nach Downtown zu den ganzen Hotels / Hostels benötigt man ca. 25 Minuten mit der Bahn (4$) und ab Downtown zur Fähre nach Horseshoe Bay nochmals 45 min (2,75$). Die Fähre fährt durchschnittlich alle zwei Stunden nach Nanaimo, benötigt 1:40 Stunde und kostet 17$.

Unterkunftssuche

Ich habe mich schon sehr früh gegen ein Zimmer in der Residence entschieden, da ich sie für überteuert hielt und in einigen Erfahrungsberichten gelesen habe, dass es teilweise sehr laut sein soll. Ich reiste ca. 2 Wochen vor Semesterbeginn an und wollte mir vor Ort ein Zimmer suchen, welches fußläufig zur Uni entfernt ist und woran man sich auch im Nachhinein gerne zurück erinnert. Über craigslist, kijiji oder die Uniwebsite lassen sich sehr viele Angebote vergleichen und nach nicht einmal zwei Tagen habe ich mein Zimmer in einer 4er WG gefunden: 15-20 Gehminuten zur Uni, 600$ Miete (eher teuer), dafür komplett neu möbliert inkl. großem Aufenthaltsraum, Küche und Balkon mit Sicht auf Nanaimo, das Meer und an guten Tagen sogar bis nach Vancouver. Ich würde es im Nachhinein genauso wieder machen, da es unter anderem folgende Vorteile gegenüber einer Zimmersuche von zuhause aus hat: Man lernt die Vermieter und WG-Mitbewohner vorher kennen, man kann sich ein Bild der Lage machen (es gibt auch unschöne Ecken in Nanaimo), in echt sieht alles anders aus als auf Bildern.

Studium und Kurse

An der VIU besuchte ich vier Kurse des MBA. Anders als in Deutschland haben die Studenten hier eine Art Stundenplan und bekommen ihre Kurse pro Semester vorgegeben. Die Studenten sind, anders als hierzulande, in Klassen (Sections) von 30-40 Personen aufgeteilt und absolvieren ihr komplettes Studium in dieser Section. Als Auslandssemesterstudent kann man seine Kurse hingegen frei wählen und kann sich so zwischen verschiedenen Semestern sowie den unterschiedlichen Sections seinen Stundenplan zusammenbasteln. Ich besuchte die folgenden Masterkurse:

• MBA 500 - The Effective Manager (Semester A, viel allgemeines Gerede, kein wirklich neues Wissen, dafür mittelmäßiger Aufwand)
• MBA 502 - Establishing the Global Index (Semester A, recht interessant, da viele Sachen der Weltwirtschaft untersucht werden, wenig Aufwand während des Semesters, viel am Ende)
• MBA 540 - International Human Resource Management (Semester C1, interessant, verschiedene Aspekte von IHRM kennenzulernen, extrem hoher Aufwand, dafür nur halbes Semester)
• MBA 565J - Project Management (Semester C1, fast nur Auswendiglernen eines Buches, wöchentliche Tests, allerdings trotzdem halbwegs interessant, falls man PM mag, hoher Aufwand, da nur halbes Semester)

Insgesamt ist der Lernaufwand sehr viel höher durch viele Gruppenarbeiten, Abgaben und Präsentationen, allerdings ist das Niveau deutlich unter dem deutschen anzusiedeln. Die Beziehung zu den Professoren ist auch anders als in Deutschland, da man alle mit dem Vornamen anspricht und durch die kleinen Kurse schnell eine persönliche Verbindung hergestellt werden kann.

Betreuung vor Ort

Die Universität bietet eine enorm gute Betreuung und sehr viele Aktivitäten für Studenten an. Für alle Angelegenheiten, sowohl schulisch- als auch anderer Natur, wie beispielsweise eine gescheiterte Wohnungssuche, findet man hier Rat oder wird an die entsprechende Adresse weitergeleitet.

Auf dem Campusgelände befindet sich außerdem eine große Turnhalle mit angrenzendem Fitness- und Squashraum, welche von Studenten kostenfrei genutzt werden kann. Das Team der Gym organisiert eine Fußball-, Volleyball- oder Basketballliga für Studenten, in denen wöchentlich abends gespielt wird. Darüber hinaus werden zahlreiche Ausflüge zum Surfen, Wandern, Skifahren oder Schnorcheln angeboten, welche eine hervorragende Möglichkeit bieten, die Insel sehr kostengünstig zu erkunden.

Freizeit- und Ausflugsmöglichkeiten

Nanaimo und Vancouver Island bieten sehr viele Freizeitmöglichkeiten an. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert, sich Auszeiten zu nehmen und die Gegend zu erkunden, denn das ist nun einmal ein großer Teil einer Auslandserfahrung. In Nanaimo selbst gibt es neben einigen Bars und Diskotheken, die allerdings eher klein und beschaulich sind, mit Protection Island eine kleine Insel einige hundert Meter entfernt vor der Stadt mit einem schwimmenden Pub, von wo aus man einen sehr schönen Blick auf Nanaimo und die Berge hat. Eine kleine Fähre bringt die Gäste stündlich hin und wieder zurück.

Auf Vancouver Island kann man neben Wandern auch an der Westküste surfen oder im Winter auf Mt. Washington Skifahren gehen. Ein ganz großer Tipp: Informiert euch frühzeitig über die von der Uni veranstalteten Ausflüge, da diese schnell ausgebucht sind.

Auch Vancouver und sein Umland bieten enorm viele Möglichkeiten für Ausflüge, so waren wir beispielsweise in Whistler zum Skifahren, in Seattle oder bei einem NHL-Spiel der Vancouver Canucks.

Dos and Don´ts

Dos:

• unternehmt so viel ihr könnt!
• besucht Protection Island
• fliegt mit dem Wasserflugzeug nach Vancouver
• besucht ein NHL-Spiel
• unternehmt so viele Ausflüge mit der Uni wie möglich
• nehmt an einer Liga in der Uni teil, auch wenn ihr kein Team habt und den Sport nicht könnt ► man lernt viele Leute kennen

Don´ts:

• hängt nicht zu viel zu Hause rum
• Uni ist zwar der Hauptgrund für ein Auslandssemester, aber vergesst nicht, dass ihr was erleben wollt