9 Nov 2015
Live aus Bristol

College-Contact-Stipendiatin Lisa Schmuck im Interview

Lisa vor einem der Reise-Highlights ihres Auslandssemesters in Großbritannien: Das sagenumwobene Stonehenge.

Klappe, die erste! Und .... Action! Seit Beginn ihres Auslandsstudiums an der University of Bristol fühlt sich College Contact-Stipendiatin Lisa Schmuck wie im Film. Nicht nur Bristol selbst fühlt sich wie eine einzige Filmkulisse aus einem Historienfilm an, sondern sogar in ihrem Wohnheim, einem ehemaligen Herrenhaus, wurde Drehmaterial für die britische Serie „Sherlock“ aufgenommen.

Wieso ein Auslandssemester in Großbritannien die beste Entscheidung für die Anglistik- und Germanistikstudentin war und welche Drehschauplätze noch in ihrem Terminkalender stehen, berichtete Lisa uns live aus Bristol.

College Contact:
Good afternoon! Bist du denn schon richtig im British Way of Life angekommen? Und hat dich etwas an der britischen Mentalität sehr überrascht?

Lisa Schmuck:
Hach, ich bin so verliebt in Bristol! Ich wohne hier in einer 8er-WG mit 6 einheimischen Erstsemestern und einem Zweitsemester. Deswegen ist mein unmittelbares Umfeld auch britisch und ich bin total drin. Vorher hatte ich als Klischee gehört, wie hilfsbereit alle sind. Das kann ich nur bestätigen. Ich war gerade mal so eben aus dem Bus ausgestiegen und auf meinem Weg zur Unterkunft, da hatten mir schon drei Leute Hilfe angeboten. Die sind alle unheimlich nett und höflich!

College Contact:
Jetzt zu deinem Wohnheim. Es gibt ja auch einige Bilder in deinem Blog darüber. Beschreib mir doch mal: Wie ist es denn so, in Goldney Hall zu leben?

"Es sieht aus wie im Bilderbuch."

Was ein Auslandssemester in Großbritannien unvergesslich mach?: Die vielen leckeren Süßigkeiten und Desserts. Einmal Scones und Clotted Cream, bitte!

Lisa Schmuck:
So unglaublich schön! Es sieht aus wie im Bilderbuch. Bevor es ein Wohnheim wurde, war Goldney Hall glaube ich ein Herrenhaus. In jedem Wohnblock gibt es vier Wohneinheiten. Wir teilen uns eine große Küche und zweieinhalb Badezimmer. Was wir auch noch benutzen können, sind die riesengroße Parkanlage und der Wintergarten, die Orangerie. Die wird auch öfter mal für Seminare, Hochzeiten oder Filmarbeiten genutzt und ich gehe da manchmal zum Yoga hin.

Goldney Hall hat auch eine Bar, an der es an mehreren Abenden die Woche ein Pub Quiz oder Spieleabende gibt und wo jetzt gerade eine Halloweenparty war. Man kann sich auch vor Partys dort treffen und dann gemeinsam hingehen. Die Students‘ Union organisiert hier viele Partys und Festivals und – leider erst im Sommer – einen großen Ball. Da bin ich ja nicht mehr da.

Auf den Fotos in meinem Blog sind dann noch die unteren Etagen von Goldney Hall zu sehen, die wir als Aufenthaltsräume nutzen können. Mit alten Ohrensesseln, Büchern und goldenen Bilderrahmen - genauso, wie man sich England vorstellt. Goldney Hall wurde auch für die Dreharbeiten der dritten Staffel von Sherlock verwendet. Ich habe das erst rausgefunden, nachdem ich mich beworben hatte. Da habe ich also einen guten Riecher gehabt!

College Contact:
Du wohnst ja komplett mit Muttersprachlern im Wohnheim – wie schwer ist es dir gefallen, am Anfang mit allen ins Gespräch zu kommen?

Lisa Schmuck:
Als ich angekommen bin, hatte ich meine Hemmungen schon soweit abgebaut, dass ich einfach daraus los geredet habe. Natürlich denkt man sich immer: „Das klingt jetzt komisch.“ Aber wenn ich mir zu viele Gedanken darüber mache, komme ich ja gar nicht ins Reden. Meine Mitbewohner behaupten, sie verstehen mich immer gut. Also ich löchere die schon ständig mit irgendwelchen Fragen, über Namen, die ich nicht kenne oder verstehe. Aber so vom Verständnis her ist es überhaupt kein Problem. Das hatte ich mir sogar schwerer vorgestellt.

College Contact:
Wie waren denn dann deine ersten Wochen an der Uni?

Lisa Schmuck:
Die erste Woche war hier die Orientierungswoche. Wir hatten am Montag erstmal eine Orientierung für alle Study-Abroad-Studenten. Da waren wir über 200 Leute. Das International Office, also David und Rachel, haben abends noch ein Pub gemietet und tagsüber hatten wir eine Uniführung. Es war total nett, da hat man super viele Leute kennengelernt!

Ich hatte das Glück, dass mein Wohnheim auch da total aktiv ist. Alle sagen, ich habe das beste Wohnheim abbekommen, und ich glaube, das stimmt auch. Es wurden total viele Sachen für uns organisiert: Schnitzeljagd, Workshops, Pub Crawls und mehr. Mit der Uni ging es dann in der zweiten Woche erst los.

Um von der Uni abzuschalten bietet Bristol schöne Parkanlagen als auch tolle Museen und Cafes.

College Contact:
Was ist dir denn an Unterschieden im Vergleich zu den Unikursen in Deutschland aufgefallen?

Lisa Schmuck:
Erstmal habe ich viel, viel weniger Kurse. Ich habe drei Seminare, das sind 6 Stunden Unterricht pro Woche. Dadurch habe ich nur an 3 Tagen überhaupt jeweils 2 Stunden lang Uni. Ich habe am Anfang gewitzelt, wieviel Freizeit ich deswegen doch haben würde. Aber das stimmt natürlich nicht. Gerade für meinen Englischkurs habe ich sehr viel zu lesen. Aber es ist im Grunde ganz schön. Vom Arbeitsaufwand her ist es ähnlich wie zuhause. Vielleicht minimal geringer.

College Contact:
Der Leseaufwand in den Kursen ist also hoch - was genau macht ihr denn in den Kursen?

Lisa Schmuck:
Also, mein Lieblingskurs heißt „Science and Contemporary Literature“ und wir lesen jede Woche entweder einen Roman oder ein Drama. Wir haben bisher unter anderem „Never let me go“ von Kazuo Ishiguro, „Haroun and the Sea of Stories“ von Salman Rushdie und „White Teeth“ von Zadie Smith gelesen - und ich habe noch einen großen Stapel Bücher hier rumliegen. Plus noch Essays oder theoretische Texte dazu.

Das ist so der Standard. Das müssen wir vorbereiten und die zwei Stunden Seminar sind im Grunde nur Diskussionen mit kurzen Gruppenphasen. Wir stellen dann nochmal unsere Ergebnisse vor, aber es ist eher wie ein Gespräch.

"Es ist einfach so schön, jetzt in live zu sehen, was ich an der Uni gelernt habe."

Anziehungspunkt für Kunst- und Musikszene Europas: In Bristol gibt es neben der berühmten Altstadt, auch coole Szeneviertel.

College Contact:
Was hast du mit deinem Semesterstipendium von College Contact denn bisher schon so gemacht?

Lisa Schmuck:
Natürlich decke ich zum einen ein paar der laufenden Kosten damit, aber ich bin auch voll im Reisefieber. Ich habe jetzt gerade Reading Week, da sollte ich eigentlich lesen und Essays schreiben, aber ich möchte auch noch ein bisschen die Gegend erkunden. Nächste Woche will ich einen Ausflug nach Cambridge machen, dann würde ich gerne noch nach Gloucester und Oxford. Wir haben mit der WG noch überlegt, nach Clevedon zu fahren. Da gibt es auch so einen schönen Pier. Witzigerweise wurden dort Teile der Verfilmung von „Never let me go“ gedreht. Da muss ich da ja im Grunde hin, da führt gar kein Weg daran vorbei. Ich klappere hier also die Drehschauplätze ab.

College Contact:
Was waren deine schönsten Reiseziele bisher?

Lisa Schmuck:
Stonehenge war auf jeden Fall ein Highlight. Das gilt auch für Bath. Es ist einfach so schön, jetzt in live zu sehen, was ich an der Uni gelernt habe. Im letzten Semester hatte ich an der Uni British History als Kurs und da haben wir auch ganz viel über Architektur gelernt, einmal quer durch die Geschichte. Generell einfach hier durch Bristol zu laufen, ist so, als würde man überall an einem Stück Geschichte vorbeilaufen. Ich bin total begeistert. Ich kann auch nur jedem ein Auslandssemester hier empfehlen und bin total froh, dass ich mich dafür entschieden habe. Beste Entscheidung!

College Contact wünscht Lisa noch weitere bezaubernde Monate in Bristol. Magische Momente wird sie sicherlich schon bei ihrem nächstem Besuch eines Filmsets erleben: den Harry Potter Film Studios.