California State University East Bay
Bereits vor dem Beginn meines Studiums wusste ich, dass ich einen Teil meiner Studienzeit gerne im Ausland verbringen würde. Als ich mich im August 2007 an den Hochschulen Ulm/Neu-Ulm im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen eingeschrieben habe, stand für mich also bereits fest, dass es zumindest ein Mal im Laufe meines Studiums ins Ausland gehen wird. Es blieb also nur noch zu klären wann es endlich so weit sein sollte. In den ersten Wochen meines dritten Semesters - also bereits ein Jahr vor geplantem Auslandsaufenthalt und nach Abschluss des Vordiploms - habe ich dann mit den Vorbreitungen begonnen und den TOEFL Test absolviert, der neben dem IELTS Test an allen Gasthochschulen anerkannt beziehungsweise oft auch vorausgesetzt wird. Nachdem diese Hürde genommen war, ging es daran eine geeignete Gasthochschule zu finden. Neben der Qualität der Schule spielten hierbei auch besonders die Länder, und die Möglichkeiten zum Reisen vor Ort eine entscheidende Rolle für mich. Nach ausgiebiger Nachforschung und einigen Gesprächen mit ehemaligen Studenten die bereits dort waren, fiel die Wahl für mich auf die California State University East Bay in Hayward. Nicht nur hatte der Campus als Teil des California State University Komplexes einen guten Ruf, sondern auch die hervorragende Lage im Einzugsgebiet der Millionenstadt San Francisco machte die CSUEB zu meinem Favoriten. Weitere Entscheidungsgrundlagen waren für mich ganz klar die Kosten für „Tuition and Housing“ (Studiengebühr und Wohnheim), welche an der CSUEB damals deutlich unter denen vergleichbarer Universitäten des CSU-Verbandes lagen sowie die Tatsache, dass über den Vermittlungsdienst CollegeContact.com nicht nur Freunde/Kommilitonen meiner Heimathochschule, sondern jeder beliebigen Fachhochschule oder Universität diese Gasthochschule besuchen konnten.
Nachdem die Wahl also getroffen war ging es auch relativ rasch weiter mit der Organisation des Aufenthalts. Zuerst musste ich mir einen neuen Reisepass zulegen, da mein alter den neuen Anforderungen von biometrischen Daten nicht gerecht werden konnte. Anschließend musste ich diverse Dokumente zur Bewerbung an der Gasthochschule ausfüllen. Hierzu war es unter anderem auch notwendig Bescheinigungen über ausreichend finanzielle Mittel vorzulegen. Besondere Unterstützung erfuhr ich in dieser Zeit von den Mitarbeitern des Vermittlungsdienstes CollegeContact.com, die einem stets hilfsbereit und sehr geduldig zur Seite standen. Nachdem die Bewerbungsunterlagen vollständig waren, wurden diese an die Gasthochschule übermittelt und es hieß abwarten auf die Zusage und das DS2019 beziehungsweise I-20 Dokument, welches zum Studium an der ausländischen Hochschule und der Beantragung des F-1 Studentenvisums berechtigt.
Nach wenigen Wochen kam dann die offizielle Zusage mitsamt dem begehrten Dokument. Hiernach konnte ich endlich einen Termin bei der US Botschaft in München vereinbaren, um dort persönlich vorzusprechen und mich um ein F-1 Studentenvisum zu bewerben. Die Vereinbarung eines Termins empfiehlt sich über das Internet zu tätigen, da die Telefonhotline enorm teuer ist; des Weiteren können einige erforderliche Dokumente direkt online ausgefüllt werden. Wichtig ist nach der Vereinbarung des Termins sofort die so genannte SEVIS Gebühr zu bezahlen, da die Vorlage einer Zahlungsbestätigung dieser erforderlich ist auf der Botschaft.
Der Besuch der Botschaft verlief dann letztendlich reibungslos, und bereits am Tag nach meinem Termin war mein Reisepass mit meinem F-1 Visum in der Post. Nun galt es dann noch eine vernünftige Krankenversicherung abzuschließen, wobei ich mich hier - nach erneuter, ausgiebiger Recherche - für die Langzeit-Auslandskrankenversicherung der MLP Finanzberatung entschied, welche speziell für Studenten im Ausland angeboten wird; Vorteil im Gegensatz zu anderen Auslandsversicherungen: Unglaublich günstig. Ein paar Monate vor geplanter Abreise hatte ich mir dann noch schnell einen günstigen Flug organisiert und eigentlich waren die Vorbereitungen damit soweit beendet: Ich hatte die Zusage der CSUEB inklusive Wohnheim, ein Studentenvisum, eine Krankenversicherung und einen Flug - es konnte losgehen!
Aufenthalt und Studium
Am 5. September 2009 war es also soweit und das Abenteuer „Studieren im Ausland“ konnte beginnen. Zusammen mit einem Kommilitonen ging es von München nach San Francisco und von dort nach Denver, Colorado, wo wir uns einen Mietwagen nahmen um uns in einem zweiwöchigen Roadtrip erstmal einen Eindruck von diesem Land zu machen. Am 21. September war es dann soweit und wir erreichten nach etwas mehr als 5000 Kilometern endlich den Campus der CSU East Bay in den Hügeln über Hayward mit einem wunderschönen Blick über die San Francisco Bay. Nach kurzer Zeit der Eingewöhnung fanden wir uns schnell sehr gut zurecht und auch Kontakt zu anderen Studenten jeglicher Nationalität war schnell geknüpft. Die Entscheidung im Wohnheim zu wohnen hat sich hier als absolut richtig herausgestellt, da man viel schneller Kontakte zu anderen Studierenden aufbauen konnte.
Nachdem wir vor der Anreise etwas im Zweifel waren über die Gastfreundschaft und Freundlichkeit der Amerikaner, wurden wir hier bald eines besseren belehrt. Die amerikanischen Studenten haben uns absolut offen und herzlich empfangen und besonders zu Beginn standen auch sie gerne mit Rat und Hilfe zur Seite. Was uns bereits nach wenigen Tagen auffiel, waren die meist großen Distanzen, die zurückzulegen waren um zum Beispiel einzukaufen. Hierfür musste man entweder in Kauf nehmen recht lange mit dem Bus unterwegs zu sein oder sich eben ein oft nicht ganz billiges Auto anschaffen.
Wenige Tage nach unserer Ankunft begannen dann auch die Vorlesungen an der Universität. Wir wurden in einer Einführungsveranstaltung darüber informiert, dass aufgrund der vorherrschenden Finanzkrise einige Vorlesungen ersatzlos gestrichen wurden. Besonders betroffen war hierbei das Economics/Business-Department. Es wurden daher nahezu alle Economics-Vorlesungen gestrichen. Grundlegendes Problem ist, dass das California State University System stark abhängig ist von staatlichen Mitteln und der Staat Kalifornien war beziehungsweise ist praktisch pleite. Natürlich war auch ich davon betroffen und so galt es zunächst schnellstmöglich Ersatz für die gestrichenen Vorlesungen zu finden. Mit der Hilfe unserer Betreuer im hiesigen International Office war dies jedoch nicht wirklich ein Problem und bald konnte es losgehen mit dem Studium.
Die Vorlesungen waren zunächst etwas ungewohnt, da die Vorgehensweise der Professoren doch ganz unterschiedlich war zu dem was wir Studenten aus Deutschland kannten. Es gab zum Beispiel keine Skripte, dafür arbeitete aber jeder Professor mit mindestens einem Fachbuch, welches man um dem Unterricht folgen zu können, auch erwerben musste. Zudem wurde von den Professoren meistens sehr viel Eigenarbeit außerhalb der Vorlesungen erwartet. Dies beinhaltete nicht nur viel selbst in den Büchern nachzulesen, sondern vielmehr auch eine Menge an Hausaufgaben in Form von Papers, Essays und Präsentationen. Außerdem schrieben wir teilweise bis zu vier Klausuren pro Fach in diesem Semester. Nachdem besonders das Lesen und Schreiben, aufgrund der Sprache, anfangs noch Probleme machte und auch sehr viel Zeitaufwand mit sich brachte, kann ich nach diesem Semester deutliche Verbesserung meiner Fähigkeiten in diesen Bereichen feststellen. Ich bin daher der Ansicht, dass diese Art des Studiums besonders für Austauschstudenten sehr wertvoll ist; man wird zwar stark gefordert aber man kann bei entsprechendem Engagement sehr gute Erfolge für sich verbuchen.
Selbstverständlich haben wir unsere Zeit hier aber auch ausgiebig zum Reisen und für diverse Freizeitaktivitäten genutzt. Es sei jedem Studenten, der hier nach Hayward oder in die Gegend um San Francisco kommt wärmstens empfohlen, sich Karten für die Footballspiele oder Baseballspiele zu holen. Die Stimmung ist grandios und es ist einfach ein tolles Gefühl mit tausenden anderen die Teams anzufeuern. Auch die Spiele der Basketballteams sind stets einen Besuch wert und überhaupt sind diese drei Sportarten für die Amerikaner das Größte. Hayward ist ansonsten sehr zentral gelegen und wir haben viele Wochenenden auch mit Kurztrips verbracht. Highlights hierbei waren mit Sicherheit der Yosemite National Park, Kings Canyon, die größten Bäume der Welt im Sequoia National Park sowie Aufenthalte in der City San Francisco, LA und Santa Monica, San Diego, Santa Barbara und Santa Cruz. Zur Großstadt San Francisco bleibt noch anzumerken, dass diese für mich - nachdem ich inzwischen sowohl an der Ostküste der Vereinigten Staaten als auch an der Westküste alle größeren Städte besucht und gesehen habe - definitiv die schönste, kulturellste, entspannteste, beeindruckendste und lebhafteste Großstadt ist. Diese Einschätzung klingt etwas überhoben, wurde mir aber von sehr vielen Studenten und anderen Travelern bestätigt.
Neben dem Studium hatte das Reisen in „gods own country“ - wie viele dieses wundervolle Land nennen - natürlich oberste Priorität. Dies kann ich übrigens jedem Austauschstudenten, der plant in den Staaten zu studieren nur wärmstens empfehlen. Demnach erwarteten mich nachdem das Fall Quarter 2009 am 15. Dezember bereits vorbei war noch unglaubliche zweieinhalb Monate an Reisezeit, die es zu füllen galt. Natürlich hätte ich auch noch ein zweites Quarter anhängen können um weitere Kurse zu belegen aber hier muss eben jeder seine eigenen Prioritäten setzen - Ich war mir meiner durchaus bewusst: Zuerst ein zehntägiger Roadtrip entlang des Highway 101 an der Küste Californiens, dann ein zweieinhalbwöchiger Trip auf die hawaiianischen Inseln, dann ein vierwöchiger 20.000km (!) Roadtrip quer durch die grandiosen Nationalparks und Naturwunder des mittleren Westens der USA und am Ende dann eine Woche Miami, Florida mit Stränden, dem Superbowl, einem Spaceshuttle-Start, den Florida-Keys und Everglades und am Ende einem 200$ Kurztrip nach Jamaica.
Insgesamt kann ich nach diesem Semester überzeugt sagen, dass meine Entscheidung für dieses Vorhaben absolut richtig war. Die Universität ist absolut hervorragend in vielerlei Hinsicht und das Wohnheim der optimale Ort zu wohnen für internationale Studenten. Ich habe eine Unmenge an neuen Erfahrungen sammeln können, die ich als sehr wertvoll erachte und die ich nicht mehr missen möchte. Ebenfalls bin ich mir bereits jetzt sicher, dass dieses Auslandssemester im Laufe meines Studiums sicher nicht das Letzte gewesen sein wird. Meiner Ansicht nach sollten bei solch einem Vorhaben neben dem Studium im Ausland all die anderen Erfahrungen und Eindrücke von anderen Menschen und Kulturen, die einem unglaublich den Horizont erweitern können als mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar als wichtiger betrachtet werden.
Ich hoffe nun, meine Eindrücke dieser sechs Monate einigermaßen gut umrissen und lesbar dargestellt zu haben. Natürlich aber lässt sich nicht alles Erlebte hier auf sechs Seiten Text schildern und zusammenfassen. Wenn demnach irgendein Leser dieses Erfahrungsberichtes neugierig geworden ist und weitere Informationen bezüglich des Studiums in Amerika beziehungsweise an der CSU East Bay haben möchte, stelle ich mich hierfür gerne zur Verfügung.